Elliott-Waves
09.03.2002, 13:12 |
@ALLE: Zu den Geschehnissen der letzten zwei Wochen Thread gesperrt |
1. Das Ziegenproblem
Am 25.02. brachte ein unscheinbares Posting, eine Denkaufgabe der Wahrscheinlichkeitsrechnung, das Forum eine Woche lang auf Hochtouren. Einige beteiligten sich nicht daran und empfanden die etwa 1.000 Postings - die meisten, die je zu einem Thema am Stück geschrieben wurden - als nutzlose Zeitverschwendung. Ich fand diese Episode sowohl wegen der reinen Aufgabe (die aber aus meiner Sicht sehr schnell geklärt wurde), vor allem aber wegen der Dynamik, die sich entwickelte, sehr interessant. Ein Kommunikationsforscher hätte sicher auch seine Freude daran gehabt.
Leider haben die Ziegen, die auch in andere Foren übergeschwappt sind, einiges an Scherben hinterlassen. Mir ist bis heute unverständlich, wie ein rein mathematisches Problem, auf das es eine eindeutige Antwort gibt, so viele Missverständnisse und Aggressionen auslösen konnte. Wie viel schwieriger muss es dann bei nicht so eindeutigen Problem sein...?
Zu den Scherben: dottore hat dem Forum"für immer" den Rücken gekehrt. Nachvollziehen kann ich es nicht, denn er scheint immer noch die"2/3-Chance-beim-Wechseln" für falsch zu halten und alle, die dies nicht so sehen, für Idioten zu halten. Vielleicht täusche ich mich und die wahren Gründe sind ganz andere, aber ich hoffe, dass eines Tages Gras über der Sache gewachsen sein wird. Jedenfalls hat er eine riesige Lücke hinterlassen, aber auch viele Erkenntnisse bei anderen. Es ist nicht leicht, einen Standpunkt zu revidieren, den man vehement vertreten hat. Oldy wollte auch nicht hier seinen Irrtum bei den Ziegen zugeben, sondern lieber in einem anderen Forum.
Galiani hat übrigens das Forum nicht verlassen, er ist zurzeit auf Reisen.
2. Tagung und Treffen
Die Tagung stand offenbar"unter einem schlechten Stern" (vielleicht weiß Amanito mehr?). Sie musste aus verschiedenen Gründen abgesagt werden (u. a. offenbar zu geringes Interesse, hauptsächlich aber wegen meines privaten Umzugs Anfang Mai; mancher wird dies nicht verstehen, aber eine Tagungsvorbereitung ist eine Zeitlang ein full-time-job und ein Umzug ist in meiner persönlichen Situation ebenfalls ein Riesenprojekt).
Ersatzweise haben wir ein reines Forumtreffen vorgeschlagen, für das keine Vorbereitung nötig ist. Nun hat das Hotel Nägler nach Stornierung der Tagung offenbar sofort eine Ersatzveranstaltung zugesagt, sodass kein Zimmer dort zu bekommen ist. Wir suchen also ein neues Hotel (danke für die bisherigen Vorschläge, die wir uns ansehen werden). Das Interesse an einem solchen Treffen scheint sich aber bisher auch sehr in Grenzen zu halten.
3. XSurvivor´s kurzzeitige Sperrung
Ich war (und bin) der Meinung, dass ich XS´s ständigen Wiederholungen lange genug geduldet habe, dass aber irgendwann, nach Monaten, genug sein muss. Andererseits, und deshalb habe ich die Sperrung revidiert, bin ich auf das Feedback von anderen angewiesen. Und die meisten empfanden es wohl als nicht angemessen. Das Forum ist ja nicht für mich da, sondern für die Leser und Schreiber. Ich bitte aber auch zukünftig frühzeitig um Meinungsäußerungen von anderen (gern per eMail).
Mindestens eine große Scherbe hat auch diese Aktion gefordert, die mir sehr leid tut: Gundel´s Abschied.
Gundel, bleib uns bitte erhalten. Deine Beiträge, wenn auch selten, haben - jedenfalls bei mir - immer sehr viel Nachdenken bewirkt.
Ich werde versuchen, mich mehr als bisher aus den eigentlichen Diskussionen raus zu halten (was mir oft schwer fällt), deshalb bin ich aber um so mehr auf Reaktionen anderer angewiesen - wobei Ignorieren eine der Reaktionen sein kann. Ich werde weiterhin persönliche Beleidigungen mit gelben oder roten Karten versehen, und dazu gehören auch Ausdrücke wie"dottore-Sekte" o. ä..
Es waren sehr bewegte und bewegende zwei Wochen
Insgesamt glaube ich, dass das Forum auch diese Krise überstehen wird. Alle, die sich aufgrund der unschönen Entwicklungen der letzten Zeit zurückgezogen haben, bitte ich, wieder aufzutauchen.
Für meine Fehler entschuldige ich mich. Man lernt immer dazu.
<center>
<HR>
</center> |
Popeye
09.03.2002, 13:31
@ Elliott-Waves
|
Re: @ALLE: Zu den Geschehnissen der letzten zwei Wochen |
"Immer" und"nie" - zu große Worte für ein kleines Menschenleben.
Popeye
<center>
<HR>
</center> |
beni
09.03.2002, 13:33
@ Elliott-Waves
|
@Juekue Du machst das super, kompliment und Danke |
Hallo Juekue,
Dass dieses Forum eines der interessantesten im Internet ist, in dem auch ich schon Einiges gelernt habe, istt meiner Meinung nach auch Deiner Moderation zu verdanken. Ich habe schon manche Foren erlebt die von wenigen durch Beleidigungen und Spammen kaputtgemacht wurden und den Bach runtergingen. Ohne"rote Karten" gehts scheinbar manchmal nicht, da würden schnell die"Arschlöcher" und ähnliche Schimpfwörtes hin und her fliegen.
Ich weiss vieviel Arbeit dass ist, so einen Laden im Griff zu behalten.
Ich hoffe doch stark dass Dottore hier her zurückkehrt. Er ist ein äusserst scharfsinniger und gebildeter Kopf, und wenn er seine Standpunkte nicht so leidenschaftlich und hitzig vertreten würde, dann hätten wir nicht so viel von ihm lernen können. Dass er sich beim Ziegenproblem vielleicht etwas verrant hat, hat meinen Respekt jedenfalls nicht gemindert.
Also nochmal Danke und weiter so, Beni
<center>
<HR>
</center> |
Euklid
09.03.2002, 13:51
@ Elliott-Waves
|
Es ist doch so einfach wie dottore denkt oder doch nicht? |
Ich habe von Anfang an darauf hingewiesen daß dieses sogenannte Ziegen-Spiel ein Definitionsproblem beinhaltet.
Und ungeachtet dessen daß jetzt vielleicht die ganze Meute über mich herfallen sollte (was mir aber nichts ausmachen würde) ist die statistische Lösung des Problems eine Pseudo-Lösung.
Für einen normalen Geist ist es leider nicht nachzuvollziehen daß ein Spiel zählen soll in dem es nichts zu gewinnen gibt.Da dies ja aber bei der Auswertung mitgezählt wird ergeben sich rechnerisch die 2/3 Chancen beim Wechsel.Und nur wegen dieser Unsauberkeit des Spielmodus kommt die ganze Choose in dieses Fahrwasser.Uwe hat ja dazu genug Material geschrieben,denn je nach Abwandlung kann man 0 1/3 1/2 2/3 ja sogar 1 erreichen.
Dieses unsaubere Spiel taugt deswegen geradezu Streit zu programmieren.Hättet ihr es tatsächlich gespielt wäre es an den Spielregeln gescheitert wie ja dottore in mehreren Postings provokativ reingestellt hatte.Ich nehme an daß er mit diesen provokativen Spielregeln auf den Kern der Dinge aufmerksam machen wollte und nur keiner reinhören wollte und es nur noch um Rechthaberei ging.
Gruß EUKLID
<center>
<HR>
</center> |
JüKü
09.03.2002, 14:01
@ Euklid
|
Re: Es ist doch so einfach wie dottore denkt oder doch nicht? |
>Ich habe von Anfang an darauf hingewiesen daß dieses sogenannte Ziegen-Spiel ein Definitionsproblem beinhaltet.
>Und ungeachtet dessen daß jetzt vielleicht die ganze Meute über mich herfallen sollte (was mir aber nichts ausmachen würde) ist die statistische Lösung des Problems eine Pseudo-Lösung.
>Für einen normalen Geist ist es leider nicht nachzuvollziehen daß ein Spiel zählen soll in dem es nichts zu gewinnen gibt.Da dies ja aber bei der Auswertung mitgezählt wird ergeben sich rechnerisch die 2/3 Chancen beim Wechsel.Und nur wegen dieser Unsauberkeit des Spielmodus kommt die ganze Choose in dieses Fahrwasser.Uwe hat ja dazu genug Material geschrieben,denn je nach Abwandlung kann man 0 1/3 1/2 2/3 ja sogar 1 erreichen.
>Dieses unsaubere Spiel taugt deswegen geradezu Streit zu programmieren.Hättet ihr es tatsächlich gespielt wäre es an den Spielregeln gescheitert wie ja dottore in mehreren Postings provokativ reingestellt hatte.Ich nehme an daß er mit diesen provokativen Spielregeln auf den Kern der Dinge aufmerksam machen wollte und nur keiner reinhören wollte und es nur noch um Rechthaberei ging.
>Gruß EUKLID
Ich vermute auch, dass es ein Verständnis- oder Definitionsproblem war.
Obwohl die ursprüngliche Fragestellung eigentlich eindeutig war.
Am Ende, so auch meine Diskussionen mit Uwe, schien es auf die Frage hinaus zu laufen, wie hoch die Gewinnwahrscheinlichkeit bei einem einzigen Spiel ist. Und selbst Uwe meinte"50 %","denn es gibt nur zwei mögliche Ergebnisse: Gewinn oder Verlust". Unter Wahrscheinlichkeit auch bei einem einzigen Spiel verstehe ich aber etwas anderes, nämlich das, was sich ergibt, wenn man das gleiche Spiel beliebig oft wiederholt. Sonst hätte ein Sechser im Lotto ja auch 50 % Chance (entweder man hat ihn oder nicht).
"Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Ergebnisses" ist nicht das gleiche wie die"Anzahl der möglichen Ergebnisse".
Falls es noch Klärungsbedarf dazu gibt, bitte sehr, aber keine neue Diskussion von vorne.
<center>
<HR>
</center> |
Uwe
09.03.2002, 14:03
@ Euklid
|
Re: Es ist doch so einfach wie dottore denkt... |
«Der ganze Vorgang ist kein einheitliches Spiel, sondern ein bewusst herbei geführtes Steigern von Wahrscheinlichkeiten» (Zitat dottore, in seinem ersten Beitrag zum Thema und genau dies ist der Kern dieses Spieles gewesen.
Die Vielzahl aller anderen, folgenden Beiträge haben dann wohl eher zur Verwirrung als zur Konzentration auf diesen Gedanken beigetragen.
<center>
<HR>
</center> |
R.Deutsch
09.03.2002, 14:24
@ Elliott-Waves
|
Re: welcher Satan hat denn eigentlich die Ziege ins Forum gebracht? owT |
<center>
<HR>
</center>
|
JüKü
09.03.2002, 14:31
@ R.Deutsch
|
Re: welcher Satan hat denn eigentlich die Ziege ins Forum gebracht? |
Das war kein Satan, sondern ein guter Fang, wie du meintest: http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/107648.htm
Meine ich übrigens auch ;-)
<center>
<HR>
</center> |
Popeye
09.03.2002, 14:57
@ R.Deutsch
|
Re: welcher Satan Mea culpa, mea maxima culpa! |
Naiv wie ich war, dachte ich das Thema wäre in 5 Minuten erledigt. Aber ich habe mich schon vielfach entschuldigt und rechtzeitig auf die Folgen (abgeschossene Nase) aufmerksam gemacht.
In tiefer Reue
Popeye
<center>
<HR>
</center> |
Gundel
09.03.2002, 15:32
@ Elliott-Waves
|
Der kleine Hauspsychologe |
Lieber Jürgen,
Schwamm drüber und Respekt vor Deinen Worten. Ich meine: Die direkte Ursache für die Sperrung waren ja nicht etwaige ständige Wiederholungen (dann müssten noch mehr Leute gesperrt werden) auch nicht die nach oben limitierte Zahl von 500 Postings (dann müssten wohl 70% der Stammposter das Feld räumen:-)), sondern, dass es - in diesem Fall - einen Unschuldigen getroffen hat, der m.A.n. auf besonders unverschämte Weise in Form eines Postings provoziert worden ist. Ich kann mir gut denken, was anschließend abgelaufen ist.
Tatsache ist: XSurvivor ist einer von uns und kein Gegner. Er vertritt eine Meinung (schon das allein ist sehr viel wert) und er klärt die Unwissenden unermüdlich auf. Durch eines seiner Bücher habe ich von der Geldproblematik und den damit verbundenen Gefahren überhaupt erstmalig gehört. Dafür bin ich sehr dankbar. Vielleicht war ich deshalb auch überempfindlich. Auch von meiner Seite also SORRY.
Fakt ist auch: Wir alle wissen oder spüren, dass uns wahrscheinlich Übles bevor steht. Dass wir, bevor die"Goldene Friedenszeit" anbricht, erst einmal japsend, verschrammt und verzottelt unter den Millionen von Trümmern des Kartenhauses hervor kriechen müssen, in dem wir alle - ohne Ausnahme - zurzeit leben. Und ob wir anschließend ein Tauschmittel benötigen um unseren Grundbedarf (Nahrung, Wasser, Kleidung, Wärme) zu decken, können wir heute noch nicht wissen. Auch nicht, falls sich ein Tauschmittel als nützlich erweisen sollte, ob es dann aus bunten Zettelchen oder runden Metallchips oder aus Salz bestehen wird. Daher ist die Diskussion um Freigeld, Zins und Goldstandard zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin müßig. (Aber das ist ja Gegenstand dieses Forums, ist mir schon bewußt...)
Da wir nicht wissen, wie wir uns auf die künftigen Ereignisse - falls sie denn stattfinden - vorbereiten können, werden wir ratlos, hilflos, ungeduldig, verzweifelt oder aggressiv. Wir versuchen unser Erspartes und unser Häuschen zu retten und uns auf das kommmende Unbekannte irgendwie vorzubereiten. Was ja schon ein Widerspruch in sich ist.
Wir suchen und vermuten die Schuldigen für das derzeitige Desaster bei den Politikern, bei den Illuminaten, bei den Banken, bei den Vertretern bestimmter Glaubensgemeinschaften, im Zins, in der Staatsverschuldung, im Wachstumszwang, in der Vermehrungsrate des Menschen, in den begrenzten Ressourcen und in den Sternen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Wir - das Volk - hätten durchaus die Macht, unsere ständig lügenden Politiker in die Wüste zu schicken, allerdings mit dem Ergebnis, dass nichts Besseres nachkommt. Wir könnten auch alle einfach den Konsum verweigern oder die Zahlung von Steuern...
Alles graue Theorie, denn faktisch können wir - ohne uns selbst zu schädigen - nicht viel tun. Also warten wir gezwungenermaßen, bis andere diesen ersten Schritt tun. Das könnten z.B. die Großkapitalisten sein, in dem sie gemeinsam und geballt ihr Geld aus den Aktienmärkten ziehen und damit (gezielt?) den Crash auslösen.
Die andere Möglichkeit: Das erst von horrenden Abgaben belastete, nicht oder falsch informierte, ausgebeutete, dennoch anschließend arbeitslose, schließlich hungernde Volk geht auf die Barrikaden und löst eine blutige Revolution aus wie seinerzeit in Frongreisch.
Was wir keinesfalls tun sollten: Uns über Nichtigkeiten wie Freigeld, Gold, Calls und Puts (was immer das sein mag) und vor allem über die vor den drei Türen sich häufenden Ziegenköttel) zu zerfleischen. Diskutieren, sich austauschen und sich vergnügen ja, denn die Ziegen waren doch was Nettes. Ich habe nur so gestaunt, wie man sich selbst auf diese Weise so ein großes Problem bereiten kann ;-).. Und wo im Internet findet man noch einmal eine Statistik über die Ziegenpreise im langjährigen Mittel:-)
Fazit: Im Moment hocken wir alle im selben Boot und sind gezwungen der Dinge zu harren, die da kommen mögen. Also können wir in der Zwischenzeit auch fröhlich sein....
Allerdings könnte es in der Zukunft durchaus weniger ums nackte Geld als ums nackte Überleben gehen. Dem der Name des Forums dann hoffentlich nicht entgegen steht.
Deshalb: ich bitte um Toleranz in jeder Richtung. Die Antworten der Forumsteilnehmer sind manchmal schon Schiedsgericht genug.
Jetzt sind wir wieder gut, gell...
Grüße von Karin
<center>
<HR>
</center> |
JüKü
09.03.2002, 15:40
@ Gundel
|
Re: Der kleine Hauspsychologe |
Liebe Karin,
da war wieder Mal viel Wahres und Weises dran, was du schriebst.
>Jetzt sind wir wieder gut, gell...
>Grüße von Karin
Ja, simmer widder!
P.S.: Möchtest du jetzt noch dieses unwichtige Zeugs wie Calls und Puts erklärt haben? ;-)
<center>
<HR>
</center> |
Gundel
09.03.2002, 18:19
@ JüKü
|
Calls und puts - oder die Karriere eines Wellenreiters |
>P.S.: Möchtest du jetzt noch dieses unwichtige Zeugs wie Calls und Puts erklärt haben? ;-) [/b]
Hmmm, vielen Dank für das Angebot, Jürgen,
aber lass mich mal überlegen, vielleicht komme ich auch selbst drauf:
call, das könnte was mit nem Callboy zu tun haben und puts..., put put... kommt vielleicht aus dem Französischen: la pute... Also lauter hocherotische Sachen. Und DIE willst Du mir erklären???
Falls die komischen Begriffe jedoch wider Erwarten etwas mit Aktien und der Börse zu tun haben sollten: Ich hab zum Glück leider nicht genug Geld, um mich damit intensiver befassen zu müssen.
Dafür kenne ich aber einen ziemlich nahe stehenden Menschen, dem Calls und Puts und Optionsscheine und was weiß ich noch alles zum Verhängnis - oder sollte man beser sagen, zu einer Staustufe des Lebens geworden sind.
Er, ein erfolgreicher Schiffseigner, fest im Sattel eines mörderisch stressigen, aber durchaus lukrativen Frachtgeschäftes auf den Binnenwasserstraßen Europas, mehrfacher Millionär, und das sogar durch eigener Hände Arbeit, hat, 1998 oder 1999 war es, glaube ich, die Börse für sich entdeckt.
Zuerst hat er für alles Geld, was unbürokratisch flüssig zu machen war, Aktien gekauft. Bunt gemischt, ohne überhaupt zu wissen, was das für Firmen waren. Junge, mutige und fleißige Hoffnungsträger der New Economy jedenfalls. Seine Rechnung ging auf, sein Geld vermehrte sich zusehends - zumindest auf dem Papier. Bald hatte er das ganze Steuerhaus seines ultramodernen, erst zur Hälfte bezahlten, 110 Meter langen und 11 Meter breiten Frachtschiffes mit drei Computern und Satellitenzeugs, mobiler ISDN, einem zusätzlichen Fernseher, auf dem rund um die Uhr N-TV lief, und was weiß ich noch alles, voll gestopft. Das Dach des Roofs (der Wohnungsaufbau im Heck) hatte partiell eine gewisse Ähnlichkeit mit den Aufbauten eines Schiffes der Kriegsmarine.
Der Schiffer holte sich - während des Fahrens, versteht sich - verschiedene Regionalbörsen auf die drei Bildschirme und nutzte irgendwelche"Wellenbewegungen" fast noch virtuoser wie die Eigendynamik der vielen Bug- und Schraubenwellen in der erstaunlich kompliziert mäandrierenden Fahrrinne des Rheins.
Er callte und puttete und schiffte gleichzeitig.
Bald hatte er ein Mehrfaches der ursprünglichen Millionen auf dem Konto.
Doch das war immer noch viel zu wenig.
Anschließend verkaufte er sein Wohnhaus an Land. Es war eh"unnötig" geworden, da ihm paar Jahre zuvor seine Frau samt der drei Kinder abhanden gekommen war. Und ein Mieter bringt - gemessen an der Rendite aus Aktien - ja kaum etwas ein. Völlig unrentabel. Außerdem nerven Mieter nur mit ihren ständigen Ansprüchen auf intakte Wohnungen.
Für das Geld, DM 700.000.-, hat er - na ratet mal - Aktien und Optionsscheine gekauft. Biotechnologie, Internet-Dienstleistungen und so was. Natürlich auch konventionelle, im DAX notierte Standardwerte, schließlich ist man ja auf Sicherheit bedacht und es wurde in N-TV ausdrücklich empfohlen breit zu streuen.
Dann hat er unter weiterer Beleihung des fünf Millionen Mark teuren Dampfers und des inzwischen prächtig gewachsenen Aktiendepots zusätzliche Kredite aufgenommen, um noch viel mehr Aktien kaufen zu können. Man muß ja was tun für den Lebensabend und wenn es weiter so gut läuft, kann man bald aufhören Schiff zu fahren. Irgendwie hatte er wohl auch die Hoffnung, dass der DAX von 7.000 auf 70.000 und der NEMAX auf mindestens 100.000 steigen würde.
Doch irgendwann sind aus völlig unerklärlichen Gründen die Kurse gefallen.
Die Bank hatte ihm schon bei der Abfassung der Kreditverträge erklärt, dass sie selbst bestimmen werde, wann welche Aktien bei welchen Tiefständen und in welcher Menge verkauft würden. Aber der Kreditnehmer wusste natürlich, dass das eine reine Formsache war, eine überzogene Vorsichtsmaßnahme seitens der Bank, die nach menschlichem Ermessen nie zum Tragen kommen würde. Der Schiffer wusste es viel besser, denn er hatte ja N-TV geschaut: Aktien fallen nicht, Aktien steigen immer. Zumindest langfristig und er hatte sich ohnehin langfristig orientiert. Für seinen wohlverdienten, komfortablen Lebensabend eben.
Doch im Moment stiegen die Aktien eben nicht, im Gegenteil, sie fielen. Die Bank berief sich auf die Kreditverträge und verkaufte sehr viele der Aktien aus seinem Depot, obwohl ER ja noch warten wollte, bis sie wieder steigen würden. Die Geduld und einen langen Atem hätte er gehabt, sagte er.
Aber die Bank hatte da ganz andere Vorstellungen.
Schließlich wollte die Bank ihr Geld zurück, nachdem aus dem Aktiendepot nichts mehr zu holen war. Doch leider hatte der Zockende Schifferling (Actius nauticus) inclusive seines stolzen Schiffchens nicht mal mehr einen winzigen Teil dessen übrig, das sie, die banca germania, ihm einst so überaus großzügig geliehen hatte.
Den Rest kann man sich denken.
Heute schifft Actius nauticus mit einer Jahrzehnte alten, winzigen Kohlen-Peniche allein in Frankreich herum und außerdem nicht selten über die Reling direkt in den Fluss. Manchmal kann er eine Fuhre Mehl von Toulon nach Toul fahren, oder Sand von Cattenom nach Troyes. Vom Erlös kann er 2000 Liter steuervergünstigtes Gasöl kaufen und hat noch was für ein warmes Essen übrig. Dass er früher nicht selten spontan und ungeachtet der Kosten seine Abende im Paradis Latin in Paris verbracht hatte, ist heute nur noch eine matte Erinnerung. An den Kaffee im Aussichtsrestaurant des World-Trade-Centers anlässlich eines Weekend-Trips mit Frau und Kindern vor 6 Jahren kann er sich hingegen noch besser erinnern. Kürzlich hat er dem Präsidenten Bush jun. ein Beileidsschreiben geschickt wegen - ihr wisst schon. George hat aber nicht geantwortet. Na ja, er kommt ja am 23.5. nach Deutschland. Vielleicht ist er zufällig in der Nähe. Man hätte ihm einiges zu sagen.
Schon lange fährt ihm seine Freundin (der es in früheren Zeiten nichts ausgemacht hatte, die in die senkrechten Schleusenwände eingelassenen, algen- und motorölglitschigen Eisenstufen hinauf- oder herunter zu klettern) nicht mehr mit Zug und Taxi auf eine Staustufe hinterher, wenn er - heute 58 - mit seinem verbliebenem Handy, dem einzigen Luxus, nach ihr callt. Und für ein richtiges putchen hat er eh kein Geld und auch keinen Sinn. Darüber hinaus ist er - so hat man den Eindruck - froh, wenn ihn keiner sucht und erst recht keiner findet...
Tja, das sind schon seltsame Karrieren, die die calls und puts so mit sich bringen können...
Nä nä, da kauf ich mir lieber ein paar Ziegen und einen Melkschemel.
Gruß Karin
<center>
<HR>
</center> |
LenzHannover
09.03.2002, 20:28
@ beni
|
@d. die Definition der Randbedingungen war wohl das Problem... |
ich bin zur Zeit mit meiner Mutter auf der Suche nach einer geeigneten Küche und habe das gleiche Problem. Es gibt einen Wasserhahn, welcher aus der Wand kommt und somit gibt es für das Spülbecken recht enge Bedingungen. Ausserdem ist die Küche L-förmig, nur ist das"Kurze" am L nur 1,20 m lang.
Ich habe jetzt im Baumarkt am Computer eine logische Version erstellen lassen,
ans"Kurze" vom L kommt ein Regal und Ende der Diskussion!
2 Wochen Widerspruchsfrist und dann wird bestellt.
Gemeckert wird so oder so.
Die Ziegenfrage habe ich einfach als Definitionsproblem angesehen, mich über die vielen Antworten sehr gewundert und die Diskussion aus Zeitgründen übergangen.
Es hätte mich bestimmt wie meine Küchendiskussion genervt, jeder meint dazu was sagen zu können und tut es auch.
<center>
<HR>
</center> |
Diogenes
09.03.2002, 20:43
@ Popeye
|
Nichts zu bereuen, |
...war äußerst leehrreich und interessant und unterhaltsam obendrein.
Auch wenn es hoch her ging. Besser als Langeweile.
Hast du noch ein Rätsel, mit Schafen vielleicht? ;-)
<center>
<HR>
</center> |
Boyplunger
09.03.2002, 22:17
@ Gundel
|
Zu Callboy's und Callgirls - da hab ich einen...wünsche viel Spaß und allen... |
wieder eine bessere Laune! Vielleicht hat Dottore ja auch bald wieder ausgeschmollt. Wäre ein Jammer wegen so ein paar Ziegen...
Gruß b.
Shareholder-value der Liebe
Gegen die Versorgermentalität an der Gefühlsbörse
Das Shareholder-value-Prinzip: Maximale Rendite bei minimalen Kosten für die Anteilseigner zu erzielen, hat noch lange nicht in allen Lebensbereichen Einzug gehalten. Wie unsinnig wird zum Beispiel immer noch die Liebe betrieben? Bei maximaler Gefühlsverschwendung wird oft nur ein minimaler Ertrag erwirtschaftet.
Dabei ist die Beziehungskiste eindeutig ein Dienstleistungsunternehmen auf Gegenseitigkeit von gewöhnlich zwei Anteilseignern. Das heißt: Zwei Menschen fusionieren und bilden eine house-holding, was zu Synergieeffekten führt. Man ergänzt sich besser als mit sich selber.
Das Unternehmen beginnt meisten damit, daß Gefühle investiert werden. Ob sich dann die Investition überhaupt nur trägt, dafür sind bisher kaum Kriterien entwickelt worden. Zu diesem Zweck soll folgender Fragenkatalog dienen:
Muß das Unternehmen Beziehungskiste nicht nach einigen Jahren erheblich „verschlankt“ und auf die Kernbereiche zurückgeführt werden wie: Regulierung der sensiblen Bereiche, Erzeugung von Bestätigungseffekten sowie Pflege des Produktionsfaktors Wohlbefinden? Streicheleinheiten ohne Zweckbestimmung und Gespräche ohne klare Zielvorgabe sind oft erhebliche Bremsfaktoren, die einen erfolgreichen Betriebsablauf verhindern.
Und wie steht es mit dem Standort Schlafzimmer?
Hat sich hier nicht eine reine Versorgermentalität breitgemacht? Wie steht es mit dem Innovationspotential? Ist man gegenüber den Beziehungskisten seiner Nachbarn überhaupt noch konkurrenzfähig auf dem Markt?
Oder hat der Nachbar nicht schon längst unrentable Unternehmensbereiche abgestoßen, und man selber fährt immer noch gemeinsam in den Urlaub, was oft schon zum Konkurs geführt hat.
Und wie steht es mit neuen Anlagen? Es gibt Marktteilnehmer, die für ihre Tätigkeit freie Anlagen bevorzugen. Sollte hier nicht ein Anlageberater zu Rate gezogen werden? (Dieser Kalauer wird wieder gestrichen, da er nicht zu einer modernen Kosten- Nutzen-Rechnung paßt.)Wirft das Unternehmen genügend Dividende ab? Wobei man Kinder nicht als Dividende rechnen darf, da es sich hier eindeutig um Kostenfaktoren handelt. Dividenden sind kleine Geschenke, die aber den Partner nicht zu allzu großer Passivität verleiten sollten.
Manche Beziehungskiste besteht nicht nur aus zwei Anteilseignern, sondern manchmal aus drei bis vier, wobei es vorkommen kann, daß der eine oder die andere gar keine Kenntnis von dieser Konstellation hat. In diesem Fall handelt es sich um stille Teilhaber, die Genußscheine oder Vorzugsaktien halten, aber kein Simmrecht auf der Jahreshauptversammlung haben. Optionsscheine oder nicht?
Erfahren Marktteilnehmer können auch mit, terminlich festgelegten, Optionen arbeiten. Put oder call?
Ist man zum Beispiel der Meinung, es geht in den nächsten drei Monaten bergab mit dem Beziehungs-Dax, schließt man eine Put-Option ab. Sollte das Erwartete eintreten, läßt man sich eine bestimmte Summe auszahlen. Damit wird der Partner zum Putboy oder Putgirl, ganz im Gegensatz zum Callgirl oder Callboy. Fassen wir zusammen: Shareholder value in der Beziehungskiste heißt, eine maximale Wohlfühl-Rendite für den Anteilseigener zu erzielen. Das heißt: Was stört, muß weg.
Sollte das Ziel nach einiger Zeit nicht erreicht werden, sollte man eine Verlagerung ins Ausland in Erwägung ziehen.
(Helmut Ruge, Süddt. Zeitung )
<center>
<HR>
</center> |