Changer
28.03.2002, 09:10 |
Euro, T€uro, Wirtschaft Thread gesperrt |
Guten Morgen allerseits,
Ich möchte hier gerne meine Beobachtungen kundtun und Eure Meinungen dazu lesen:
Beu Euroeinführung am Anfang des Jahres 2002 wurden die meisten Waren noch in DM UND Euro ausgezeichnet, man hatte also direkte Vergleichsmöglichkeit (in allererster Linie spreche ich hier von Lebensmitteln/Supermärkten/Gaststätten).
Nach einer gewissen Zeit fielen die DM-Auszeichnungen weg und nun fällt mir immer häufiger auf, dass die Produkte plötzlich teurer sind. Anhand von ganz bestimmten Produkten aus dem Bereich der Grundbedürfnisse im Haushalt habe ich Preissteigerungen von ca. 15% errechnet, im Möbelhaus oder im Elektro-/Baumarkt ist es ebenso auffällig.
Sprit ist fast wieder auf dem Höchststand (und keiner mault darüber) und es ist zu beobachten, dass im Gegensatz zu früher, selbiger in den Grosstädten günstiger ist als auf dem Land, wenngleich die Unterschiede gering ausfallen. Früher war Sprit auf dem Land teils deutlich billiger.
Manche Leute berichten gar, dass in Gaststätten der DM Preis jetzt einfach in Euro steht. Das hielt ich bisher immer für stark übertrieben, habe nun aber aus dem Munde von zuverlässigen Leuten ein paar Beispiele erhalten, allerdings speziell Ã-sterreich/Italien.
Nun, wie auch immer, das Geld muss irgendwo her kommen, wie die DM zu Euro umgerechnet wird ist bekannt und jeder weiss, was er am Monatsende auf dem Konto vorfindet. Als Ergebnis bleiben einfach teils massive Preissteigerungen und ich denke mir, dass es genügend Geringverdiener gibt, die damit bereits ein deutliches Problem haben müssten. Sind die alle schon dumm geschwafelt worden oder warum gehen die nicht auf die Barrikaden? Oder Schwarzarbeit, oder was?
Und dann habe ich noch den erwünschten und prognostizierten Wirtschaftsaufschwung im Hinterkopf. Anfang 2001 war man voller Erwartungen, die man dann im Herbst mit ca. 0,7% realisierte. Ein paar Schlauschlau´s sagen seither für Frühjahr/Frühsommer 2002 wieder Wachstumsraten von ~2% voraus. Ich glaube eher, dass es daraus nix wird, wenn alle Leutchen kapiert haben, dass das Leben massiv teurer geworden ist. Zumindest dürften einige Branchen massiv darunter leiden.
Jo, der Kuchen wird immer ungerechter aufgeteilt, für den gleichen Standard müsste man dauernd dicke mehr verdienen als im Vorjahr und das gelingt bestimmt nur Wenigen.
Oft frage ich mich, wie der junge Bubi vom Türken im chromblitzenden -und mit allem versehen was der Tuningshop hergibt- Wägelchen der 30/40KEuro-Klasse die Family spazierenfährt. Alles linke Autos oder hausen diese Leute zu fünft in der 3Zi-Sozialwohnung und futtern nur Semmeln von Penny und blasen ihrem Bubi den Puderzucker in den ****?
(Präventive Anmerkung: der letzte Absatz hat definitiv nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun).
Mal sehen, was ihr so dazu denkt!
Viele Grüsse, CHANGER
P.S.: und dass Euro-Münzen aus verschieden Euro-Ländern nicht in den Automaten der Nachbarländer funktionieren, weil die Fertigungstoleranzen zu unterschiedlich sind, grenzt für mich schon an Ver++schung. Gestern hatte ich 3 Stück 50 Cent Münzen, eine davon war spürbar und sichtbar dicker als die anderen, hab sie einfach dem Bubi an der Kasse gegeben. SERVUS!
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JLL
28.03.2002, 10:50
@ Changer
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Re: Euro, T€uro, Wirtschaft |
Guten Morgen Changer,
die Euro-Einführung ist und bleibt ein Skandal. Der eigentliche Skandal jedoch, dass die gewaltigen Preiserhöhungen praktisch nirgends oder allerhöchstens als Randereignis thematisiert werden. Auch hege ich erheblichen Zweifel an der Richtigkeit unserer amtlichen Preisstatistik, zumindest habe ich ziemliche Schwierigkeiten, diese mit meiner täglichen Realität als Konsument in Übereinstimmung zu bekommen. Wie gesagt, der Skandal ist, dass es offenbar eine Art Selbstzensur der Medien gibt, dieses Thema nicht als das zu behandeln, was es ist: Die größte kalte Enteignungswelle des Volkes und damit wohl auch der größte Wirtschaftsskandal in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine kalte Enteignung, die zudem gegen den stets meßbaren erklärten Willen des Volkes durchgeführt wurde - in welcher Art von Demokratie leben wir eigentlich? Naja, der Sparer hatte noch nie eine Lobby, es genügt, wenn er brav die Staatsschulden abkauft und ansonsten sein dummes Maul hält.
Was der Sache ohnehin die Krone aufsetzt und der Gipfel an Scheinheiligkeit ist, ist das Wehklagen des Einzelhandelsverbandes über Kaufzurückhaltung und Kaufboykott der Konsumenten. Nach einem derart dreisten Griff in die Taschen der Normalbürger, ist es wohl das Minimum an Selbsthilfe, dass die Verbraucher, wenigstens den ärgsten Preistreibern die rote Karte zeigen und sich zurückhalten. In anderen Ländern wären sie brandschatzend durch die Städte gezogen.
Mit revolutionären Grüßen ;-)
JLL
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Taktiker
28.03.2002, 11:34
@ JLL
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Re: Euro, T€uro, Wirtschaft |
>Zweifel an der Richtigkeit unserer amtlichen Preisstatistik
Scheiß auf die Statistik! Die Leute drehen am Ende ihr eigenes Ding und lassen sich nicht dummquatschen. Wer aus dem Osten kommt, kennt das doch bestens. Da gabs auch immer nur Erfolgsmeldungen, aber der Ton der Straße war ganz anders.
> eine Art Selbstzensur der Medien gibt
Auch das wird sich am Ende nicht rechnen. Wer in den Chor der Lügner einstimmt, wird am Ende mitgerichtet. Kennen wir auch aus DDR-Zeiten: allen Seilschaftstheorien zum Trotz ist das Gros der alten DDR-Elite öffentlich denunziert, politisch desillusioniert und wirtschaftlich diskreditiert.
Dasselbe wird das Gros derjenigen treffen, die jetzt ihre Fahne in den Systemwind hängen.
Da hab ich keine Sorge - es ist alles um Dimensionen besser archiviert und dokumentiert als je zuvor. Wer bislang von seinen Taten im Nationalsozialismus oder in der DDR noch gut Spuren verwischen konnte, wird das in der Zukunft nicht mehr können. Die Digitalisierung hat ein gutes Gedächtnis geschaffen und notwendige Authentizität der Belege entsteht da allein schon durch hinreichende Mehrfachspeicherung. Wenn ein Georg Gaffron in Berliner Medien wieder seinen Systemschleim absondert, ist das akribisch für die Zukunft belegt und er wird dieses Menetekel nicht mehr los. Wenn der Wind gedreht hat, werde ich ihm persönlich einen handgeknüpften Strick zusenden.
>...Preistreibern die rote Karte zeigen und sich zurückhalten. In anderen Ländern wären sie brandschatzend durch die Städte gezogen.
Kommt noch. Noch kann sich das Gros der unteren 2/3 der Gesellschaft durch Zweitjobs und Schwarzarbeit über Wasser halten. Es geht noch keinem so schlecht, dass er deswegen einen Supermarkt überfallen müßte wie z.B. in Argentinien gesehen. Die Schwarzarbeit wird weiter explodieren und damit am Ende alles schlimmer, wenn die öffentliche Hand kollabiert.
Selbstverständlich werden wir in wenigen Monaten ein überlaufendes Faß bekommen. Aber die fetten Geldsäcke auch an diesem Board, welche Angst um ihr kleines bisschen Hab und Gut haben, sollen gelassen bleiben. Nach Art des kapitalistischen Hauses werden sich die ärmsten Hunde erstmal gegenseitig den Schädel einschlagen. Es wäre eine echte Emanzipation, wenn man den Zorn erstmalig direkt gegen das Übel der Massen lenken könnte: die Herren und Damen, welche abends in den fetten Villen am Stadtrand sitzen.
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