Berlin, 02. Apr (Reuters) - Nach den Brandanschlägen in Belgien und Frankreich haben einige Bundesländer den Schutz jüdischer Einrichtungen verschärft oder die Sicherheitskräfte zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.
Das Innenministerium in Hessen erklärte, auf Grund der aktuellen Ereignisse seien die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal erhöht worden. Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling (SPD) wies die Polizei an, abhängig von der Sicherheitslage die Bewachung jüdischer Einrichtungen zu verstärken. Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein riefen die Polizei zu erhöhter Sensibilität auf. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, äußerte die Befürchtung, dass es auch in Deutschland Angriffe gegen Synagogen geben könnte.
SPIEGEL: JÜDISCHE GEMEINDEN IN SORGE
"Diese Angst herrscht vor in unseren Gemeinden", sagte Spiegel im ZDF. Die jüdische Gemeinde sei in Sorge, dass der Konflikt im Nahen Osten von vielen zum Anlass genommen werden könnte, gegen jüdische Einrichtungen vorzugehen. Spiegels Stellvertreter Michel Friedmann forderte die deutschen Behörden zu einem stärkeren Schutz von Synagogen auf. In der Nacht zum Montag war auf ein jüdisches Gotteshaus in der französischen Hafenstadt Marseille ein Brandanschlag verübt worden. Auch andere jüdische Einrichtungen in Frankreich und Belgien wie Gemeindezentren und jüdische Metzgereien waren angegriffen worden.
Ein Sprecher des Berliner Polizei bestätigte, dass am Ostersonntag zwei amerikanische Juden in Berlin von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen wurden. Dabei habe einer der Angegriffen Verletzungen im Gesicht erlitten, die im Krankenhaus ambulant behandelt werden mussten. Nach Polizeiangaben waren die beiden US-Bürger auf Grund ihrer Kleidung als orthodoxe Juden zu erkennen.
SCHILY: KEINE HINWEISE AUF BEVORSTEHENDE ANSCHLÄGE
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) erklärte, derzeit lägen keine konkreten Hinweise auf Attacken in Deutschland vor. In Berlin, das die größte jüdische Gemeinde in Deutschland beherbergt, wurden in den vergangenen Tagen die Schutzmaßnahmen nach Polizeiangaben nicht erhöht. Die Sicherheitsvorkehrungen vor Synagogen und jüdischen Schulen lägen aber seit den Anschlägen in den USA vom 11. September auf einem relativ hohen Niveau, sagte ein Sprecher. Ähnlich äußerte sich das bayerische Innenministerium. In Hamburger Innenbehörde hieß es, man prüfe ständig die Sicherheitslage und werde dementsprechend reagieren.
SPIEGEL VERTEIDIGT VORGEHEN ISRAELS
Spiegel verteidigte unterdessen das harte Vorgehen Israels in den Palästinenser-Gebieten."Es ist ein Krieg gegen den Terror", sagte Spiegel. Dieser richte sich nicht gegen die palästinensische Bevölkerung. Spiegel verglich indirekt das Vorgehen der israelischen Armee mit den Krieg der USA in Afghanistan. Das, was man Amerika nach den Anschlägen vom 11. September zugebilligt habe, müsse man auch Israel zugestehen.
Israelisches Militär hatte in der Nacht zum Dienstag seinen Feldzug in den Palästinenser-Gebieten ausgeweitet. Nach Vorstößen in die Städte Ramallah, Kalkilja und Tulkarm sowie mehrere Ortschaften im Westjordanland drang die Armee Augenzeugen zufolge am Dienstag auch in Bethlehem und in das nahe gelegene Flüchtlingslager Deheischeh ein.
pfi/kps
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