Für den Sportökonomen Gert Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sind die Pläne für staatliche Bürgschaft für Vereine der Fußball-Bundesliga Ausdruck einer ungesunden Situation im deutschen Profi-Fußball."Bei einem gesunden Geschäft sind keine staatlichen Bankbürgschaften notwendig", sagte DIW-Forschungsdirektor Wagner am Donnerstag in einem Reuters-Interview.
Sprecher der Bundesregierung und der nordrhein-westfälischen Landesregierung hatten zuvor bestätigt, dass über eine öffentliche Bürgschaft von bis zu 200 Millionen Euro gesprochen wird, um bei einem Zusammenbruch der Mediengruppe Kirch den Konkurs von Bundesliga-Vereinen zu verhindern. Kirch ist im Besitz der Fernsehrechte für die Fußball-Bundesliga und damit ein wesentlicher Finanzier der Vereine.
"Wenn Bank-Bürgschaften notwendig sind, um Kredite abzusichern, deutet das darauf hin, dass die Bundesligavereine zu hohe Kosten haben", sagte Wagner. Die Vereine zahlten"irrsinnig hohe Gehälter", die nur durch die Fernsehgelder zu finanzieren seien."Es gibt in der Fußball-Bundesliga ein grundsätzliches Kostenproblem", formulierte Wagner. Offenbar erwarteten die Banken nun, dass künftig nicht mehr so hohe Fernsehgelder an die Vereine flössen, weshalb sie öffentliche Bürgschaften als Absicherung verlangten.
Allerdings wertet Wagner öffentliche Bürgschaften als die bessere Alternative gegenüber einer Übernahme der bei Kirch liegenden Fernsehrechte durch das öffentlich-rechtliche Fernsehen."Gemessen an der Alternative, dass die ARD aus Gebührenzahlereinnahmen schlicht und einfach die Fernsehrechte übernimmt, ist die Bankbürgeschaft immer noch die Sache, die vorzuziehen ist", sagte der Wirtschaftsforscher. Eine solche Übernahme der Fernsehrechte durch das öffentlich-rechtliche Fernsehen wäre grundsätzlich falsch. Es sei nicht einzusehen, wenn alle Gebührenzahler den Spaß einer, wenn auch großen Gruppe, nämlich der Fußball Begeisterten, mit ihren Gebühren mitfinanzieren müssten, zumal das auch privat finanzierbar sei.
Da sei eine öffentliche Bürgschaft das bessere Modell."Wenn es gut geht, werden dem Steuerzahler damit (den Bürgschaften) keine Kosten entstehen, aber es gibt natürlich ein Risiko", gab Wagner zu bedenken. Gäbe es dieses Risiko nicht, würden die Banken die Kredite auch ohne Bürgschaft geben. Zur Bedeutung von Leo Kirch für die Finanzierung des Bundesliga-Fußballs sagte der Forscher:"Faktisch hat er Geld gegeben, das von keinem anderen zu bekommen war in dieser Größenordnung." Kirch sei insofern fast eine Art Mäzen des deutschen Profi-Fußballs gewesen.
<center>
<HR>
</center> |