"Arafat ermuntert zum Terror"
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland hat die Hoffnung auf einen Frieden in Nahost noch nicht aufgegeben. In unserem Interview rechtfertigt Paul Spiegel die israelischen Militäraktionen.
DÜSSELDORF. Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat Interview-Äußerungen von Jürgen Möllemann scharf verurteilt. Der FDP-Landesvorsitzende hatte bereits in der vergangenen Woche gegenüber unserer Zeitung den Militäraufmarsch der Israelis als schweren Fehler gebrandmarkt:"Wenn Deutschland besetzt würde, würde ich mich auch mit Gewalt dagegen wehren." Spiegel wirft Möllemann deswegen"moralischen Bankrott" vor. Der Zentralrat der Juden in Deutschland plant am Mittwoch in Frankfurt eine Solidaritätskundgebung für Israel. Herr Spiegel, treibt der Nahe Osten in eine Katastrophe? Es wäre schrecklich, wenn man keine Hoffnung auf Frieden mehr haben könnte. Ich setze meine Hoffnung vor allem auf die USA, ohne deren Vermittlung es wohl nicht zu beiderseitigen Verhandlungen kommen kann. Ich bin zuversichtlich, dass Präsident Bush und Bundesaußenminister Fischer alles unternehmen, um die beiden Parteien an einen Tisch zu holen. Die Vereinten Nationen haben Israel wiederholt aufgefordert, sich aus den besetzten Städten im Westjordanland zurückzuziehen. Wenn man den Äußerungen vor allem des israelischen Ministerpräsidenten Scharon folgt, dann ist ganz klar, dass keine Landnahme auf Dauer geplant ist. Es geht um die Bekämpfung des Terrorismus. Ich bin sicher: Die israelische Armee wird sich zurückziehen, sobald sich ein Erfolg abzeichnet. Es hat aber doch keinen Sinn, wenn sich die Israelis zurückzögen und der Terror wieder von neuem beginnen würde. Nein, der Terror muss beendet werden. Dennoch steht vor allem Israel am Pranger. Der Kampf gegen den Terror ist unverzichtbar. Was würde wohl die deutsche Bevölkerung sagen, wenn unablässig Bombenattentate auf Zivilisten verübt würden? Dann würde die Regierung doch wohl auch aufgefordert, für Sicherheit zu sorgen. Die Strukturen des Terrors müssen zerschlagen werden. Arafat hat dafür nie etwas getan. Erwiesen ist, dass er zwar vor westlichen Kameras gern auf Englisch den Frieden anmahnte, aber Minuten später auf Arabisch seine Landsleute zum Terror ermunterte. Das muss aufhören. Das heißt? Dass Arafat glaubwürdig sein muss, wenn er als Verhandlungspartner anerkannt werden will. Hat er seinen Kredit nicht längst verspielt? Leider ist die Hoffnung, dass er den Terror erfolgreich bekämpft, immer wieder enttäuscht worden. Wie soll es weitergehen? Es muss verhandelt werden. Wie auch immer und mit wem auch immer. Nur wenn man miteinander spricht, schießt man nicht aufeinander. Was hat Israel anzubieten? Israel hat schon weit reichende Konzessionen gemacht. Es war bereit, 97 Prozent des besetzten Landes zurückzugeben und über den Rest - Jerusalem - zu verhandeln. Doch die andere Seite reagierte darauf lediglich mit der Forderung, 3,5 Millionen Palästinenser nach Israel kommen zu lassen. Israel mit seinen fünf Millionen Einwohnern kann das nicht akzeptieren, denn das bedeutete das Ende dieses Staates. Das wäre ja genau so, als wenn all diejenigen, die von Vertriebenen abstammen, auf Zuzug nach Deutschland pochen würden. Deutschland hat nach dem Krieg immerhin 13 Millionen Menschen integriert, weil man das wollte. Die palästinensischen Flüchtlinge dagegen...... leben seit 1948 in Lagern unter menschenunwürdigen Verhältnissen. Die arabischen Staaten tun nichts für ihre Integration. Vielmehr benutzen sie sie zur Hetze gegen Israel. Es liegt auf der Hand, dass in den Lagern der Hass wächst und diese Menschen daher kein Interesse an Frieden haben. Die Israelis aber müssen sich gegen den Terror wehren dürfen. Dieses Recht kann man ihnen nicht verwehren. Voraussetzung für Frieden......ist die Beendigung des Terrors. Außerdem muss ein beiderseitiger Wille vorhanden sein, in Frieden zu leben. Glauben Sie mir, es gibt in Israel keinen größeren Wunsch als den nach Frieden. Könnte es dann einen eigenen Palästinenserstaat geben? Durchaus. Israel ist ja auch bereit dazu. Nur kann die Gründung eines solchen Staates nicht auf Kosten der Sicherheit Israels gehen. Wenn es zwei Staaten geben soll, dann nur mit gesicherten Grenzen. Wäre ein UN-Mandat hilfreich? Ja, sobald die Grenzen feststünden. Derzeit aber nicht. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die UNO in Israel vor jeder Pizzeria, vor jedem Theater oder Einkaufszentrum Wachposten aufstellen wird.
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