wheely
14.04.2002, 16:22 |
Israel: Weitere Eskalation im Falle von Powells Scheitern Thread gesperrt |
Jerusalem (dpa) - Der Außenminister der mächtigsten Nation der Erde eilte durch ein Spalier israelischer Panzer und Panzerwagen zum Verhandlungsort. Ohne anzuhalten fuhren die Fahrzeuge der US- Vermittler am Sonntagmorgen direkt in das zum Teil zerstörte Hauptquartier Jassir Arafats in Ramallah, wo Colin Powell dann drei Stunden mit dem Palästinenserführer verhandelte - verzweifelt bemüht, das vorzeitige Scheitern seiner Vermittlungsbemühungen zu verhindern.
Doch die Chancen, dass die von einem palästinensischen Selbstmordanschlag am Freitag überschattete Friedensinitiative Powells doch noch zur Entspannung im Nahen Osten führt, wurden von allen Beobachtern als äußerst gering eingeschätzt. «Selten hat es ein so wichtiges Treffen gegeben, bei dem die Erwartungen so niedrig waren», warnte die Tageszeitung «Maariv» am Sonntag. Denn Powell versuche, «beiden Führern etwas zu verkaufen, an dem sie nicht interessiert sind». Powell, der nun «zwischen allen Stühlen» sitze, versuche «zu retten, was nicht mehr zu retten ist».
Die Ausgangslage für eine Entspannung im blutigen Konflikt konnte für Washingtons Chefdiplomaten nicht ungünstiger sein. Schon vor seiner Ankunft machte Ministerpräsident Ariel Scharon deutlich, dass sich Israel nicht - wie von Washington gewünscht - «unverzüglich» aus den besetzten Städten im Westjordanland zurückziehen werde. Doch die Palästinenser machen nach wie vor Israels Rückzug zur unverzichtbaren Voraussetzung für eine Waffenruhe. Der Terroranschlag am Freitag komplizierte Powells Bemühungen weiter. Erst als Arafat unter Druck der USA sich zur Verurteilung des Blutbads aufraffte, konnte Powell seine Vermittlung überhaupt fortsetzen.
Was bisher aus Powells Gesprächen mit Scharon und Arafat bekannt wurde, weckt nicht gerade die Hoffnung auf wirkliche Fortschritte bei seinem Vermittlungsversuch. So lehnte Scharon den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe zur Kontrolle einer Waffenruhe vehement ab. Wenn die USA dies erzwingen wollten, werde er, Scharon, Neuwahlen ausschreiben, soll er Powell gedroht haben. Aus Wahlen aber würde der rechtsgerichtete Ex-General deutlich gestärkt hervorgehen. Eine nur aus US-amerikanischen CIA-Beamten und Diplomaten gebildete Beobachtergruppe wiederum wäre «für die Palästinenser inakzeptabel», warnte der frühere Sprecher des US-Außenministeriums, James Rubin.
Powells Vorschlag einer internationalen Konferenz über die Zukunft der Palästinenser nach dem Vorbild der Konferenz von Madrid 1991 wurde am Sonntag von palästinensischer Seite zurückgewiesen. «Die Israelis erwarten von uns, dass wir ihnen (mit einer Waffenruhe) Sicherheit geben, damit dann eine Konferenz jahrelang über unser angestammtes Recht auf Freiheit und Unabhängigkeit verhandelt», wies der Medienberater Arafats, Michael Tarasi, die Idee zurück. «Israel», so der in den USA geborene Tarasi, «will nicht ohne Sicherheit verhandeln, aber die Palästinenser werden nicht ohne ihre Freiheit verhandeln», warnte er.
Angesichts der völlig verfahrenen Lage werde Powell schon «ein bisher unbekanntes Kaninchen aus seinem Hut ziehen müssen», um doch noch eine Waffenruhe zu vermitteln, schrieben israelische Zeitungen am Sonntag. Powell könne inzwischen bestenfalls mit einer «leichten Entspannung» zwischen den Konfliktparteien rechnen, bevor er am Dienstag abreise. Denn selbst, wenn Arafat eine Waffenruhe trotz der israelischen Besatzung befehlen würde, kann er diese vermutlich nicht mehr durchsetzen. Zu stark sind die Zerstörungen, die Israels Armee an seinem Sicherheitsapparat inzwischen angerichtet hat.
Falls Powells Mission jedoch komplett scheitere, sei eine weitere Eskalation der Lage fast schon unvermeidlich, warnen israelische Experten. «Washington muss dann bereit sein, eine Ausweitung der Armee-Operationen einschließlich Libanons zu akzeptieren», schrieb der Politikwissenschaftler Gerald Steinberg am Sonntag, «und zwar nicht nur, um israelisches Leben zu schützen, sondern im Kampf gegen den unmenschlichen Terrorismus, den die Bush-Regierung ausmerzen will.»
eigener Kommentar:
was soll ein von allen Dingen abgeschnittener Arafat denn bewirken? Hier wird nur darauf hingearbeitet und die Welt vorbereitet für eine weitere Eskalation des Konflikts auch in andere Länder. Wer kann diesen Wahnsinn noch stoppen?
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Euklid
14.04.2002, 17:37
@ wheely
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Re: Israel: Weitere Eskalation im Falle von Powells Scheitern |
Ich fühle mich an 1914 stark erinnert!
Auch damals hat ein serbischer Terrorist das Thronfolgepaar ermordet.
Hat aber der anschließende Krieg, (eigentlich fast zwei) das Eintreten von Deutschland für Ã-sterreich - Ungarn,diese fürchterliche Diplomatie gerechtfertigt.
Ja damals wurde Deutschland die Schuld zugewiesen obwohl es nur die Bündnisverpflichtungen gegenüber Ã-sterreich wahrgenommen hat.
Haben wir nichts daraus gelernt?
Lohnt es sich wegen Terroristen offizielle Kriege gegen Völker zu führen?
Ich meine nein!
Ich fürchte Israel ist nicht wirklich friedenswillig und will seine militärische Stärke jetzt im Nahen Osten ausspielen.
Die Terroristenmanie der USA kam Israel wie gerufen.
Unter diesem Deckmantel läßt sich jetzt richtig Musik machen.
Leute das wird heiter werden und vielleicht ist am Ende die USA genauso gelackmeiert wie damals Deutschland.
Noch immer sind Russen und Chinesen sich nicht fremd und der Islam absolut contra Amerika.
Ich kann nur wiederholen:Europa laß die Finger aus diesem Unternehmen.
Das schmutzige Spiel sollen andere spielen.
Warum hat man nur damals den Passus daß die Bundeswehr nur zu Einsätzen im eigenen Land und Verteidigungszwecken benutzt werden darf so leichtfertig gestrichen.?
Es bestand keinerlei Veranlassung dies so übereilt zu tun!
Wir sollten uns raushalten!
Die EU sollte Israel keinerlei Waffen mehr liefern.
Man braucht alles andere um Terroristen umzulegen aber am wenigsten das Militär.
Gruß EUKLID
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wheely
14.04.2002, 18:42
@ Euklid
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Re: Israel: Weitere Eskalation im Falle von Powells Scheitern |
>Ich fürchte Israel ist nicht wirklich friedenswillig und will seine militärische Stärke jetzt im Nahen Osten ausspielen.
Ich denke, man muß in deinem Satz"Israel" durch Scharon einschl. der Ultraorthodoxen setzen. Gerade Scharon hat - seiner Meinung nach - noch Rechnungen mit Arafat offen, das ist seine private Fehde für die sein ganzes Volk büßen muß
Gruß
wheely
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Euklid
14.04.2002, 19:11
@ wheely
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Re: Israel: Weitere Eskalation im Falle von Powells Scheitern |
>>Ich fürchte Israel ist nicht wirklich friedenswillig und will seine militärische Stärke jetzt im Nahen Osten ausspielen.
>Ich denke, man muß in deinem Satz"Israel" durch Scharon einschl. der Ultraorthodoxen setzen. Gerade Scharon hat - seiner Meinung nach - noch Rechnungen mit Arafat offen, das ist seine private Fehde für die sein ganzes Volk büßen muß
>Gruß
>wheely
Selbstverständlich wheely!
Du hast natürlich Recht und das passiert schon mal obwohl ich mich immer bemühe das klipp und klar auseinander zu halten!
Klar nicht das israelische Volk sondern der Mörder Sharon müßte in dem Satz stehen.
Gruß EUKLID
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missioe
14.04.2002, 20:11
@ Euklid
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@wheely+euklid |
Hallo,
nach meinem Rechtsverständnis trägt ein Volk die Verantwortung für eine demokratisch(!)gewählte Regierung. Immer alles auf den"Schlächter" Scharon zu schieben ist zu einfach. Von Neuwahlen würde er sogar profitieren(!), also eben nicht einfach"Israel" durch"Scharon" ersetzen.
Die Mehrheit im Volk befürwortet diese Politik und ist somit mitverantwortlich!!
Nicht"klipp und klar auseinander halten" sondern klipp und klar zur Kenntnis nehmen das Israel(Volk und Regierung)für diese Politik verantwortlich ist.
Klingt mies, ist aber leider so.
Guss missioe
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silvereagle
14.04.2002, 20:35
@ missioe
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Re: Sippenhaftung? |
Hi,
ich hatte ebenfalls diese"Rechtsauffassung", bis mir klar wurde, dass dies - aus meiner Sicht - mit dem Individuumsgedanken nicht vereinbar ist. Deshalb: Was ist ein Volk? Jedenfalls kein eigenes Lebewesen, kein"Individuum". Wie kann es dann"Verantwortung tragen"?
Letztlich muss man jede Vereinfachung der Realität (dazu gehört auch die geistige"Schaffung" von"Kollektiven") in Einklang mit konkreten Rechtsfolgen bringen (um in der"juristischen Logik" zu bleiben). Kann also ein beliebiger Israeli für die Taten von Scharon verantwortlich gemacht werden? Regt sich da kein ungutes Gefühl bei Dir?
Gleiches gilt für die"Mehrheit", die Scharon gewählt hat. Der Punkt ist ja, dass in unserer entarteten Demokratie letztlich überhaupt niemand verantwortlich sein soll. Jedenfalls gehen sie Leute wählen, um letztlich eben NICHT selbst verantwortlich zu sein.
Wie gut sie damit fahren, müssen sie selber beurteilen.
Gruß, silvereagle
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missioe
14.04.2002, 21:59
@ silvereagle
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Re: Sippenhaftung? |
>Hi,
>ich hatte ebenfalls diese"Rechtsauffassung", bis mir klar wurde, dass dies - aus meiner Sicht - mit dem Individuumsgedanken nicht vereinbar ist. Deshalb: Was ist ein Volk? Jedenfalls kein eigenes Lebewesen, kein"Individuum". Wie kann es dann"Verantwortung tragen"?
>>sagt man nicht"Im Namen des Volkes"? Bin ich denn als Individuum nicht an internationale, von der Regierung im Auftrag des Volkes geschlossenen, Vertäge gebunden? Wenn ein Volk keine Verantwortung tragen kann darf es nach dieser Auffassung auch keine Verträge abschliessen.
Dann sag ich einfach: Das gilt fürs Volk aber nicht für mich!!
Vereinfacht? Ja, aber statistisch richtig. Ein Volk das diese unglaubliche Politik unterstützt ist nicht besser als Scharon.
Meine grosse Sympathie gilt all den Juden die ihn verachten!
gruss
missioe
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wheely
14.04.2002, 22:00
@ missioe
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Re: @wheely+euklid |
jeder mag sein eigenes Verständnis haben, meins ist nicht so.
Ich habe zB Schröder nicht gewählt, wenn der jetzt irgendeinen"Anti-Terror-Krieg" anfangen würde kannst du dich nicht hinstellen und sagen, das ist deine Regierung, du bist Deutscher, also du und damit"das Volk" genauso schuld wie Schröder.
Das ist für mich verschroben und unakzeptabel.
Dass angeblich so viele Israelis mit Sharons Methoden einverstanden sind entspringt nur ihrer Angst. Wenn du keinen Schritt mehr vors Haus wagen könntest ohne Gefahr zu laufen umzukommen sagst du schnell"ja, weg mit den Leuten".
Das es aber so eskaliert ist, dafür kann dieser einfache Mensch gar nichts, das ist nur auf Sharons Mist gewachsen.
Und jeder, der ihn gewählt hat, hat bestimmt nicht darauf gehofft, dass er so agiert.
Gruß
wheely
Gäbe noch viel mehr dazu zu sagen, leider keine Zeit heute.
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Zardoz
14.04.2002, 22:07
@ missioe
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Na na... |
>Meine grosse Sympathie gilt all den Juden die ihn verachten!
Auch den Kinderschändern? Und denen, die ihn verachten, weil er zu lasch ist?
Nice evening,
Zardoz
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