<font size="4">Rückgang des Ifo-Indexes nur ´Ausreißer´</font>
Der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts ist im April überraschend gefallen. Ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb sieht in dem Rückgang aber lediglich einen"Ausreißer".
"Tendenziell geht es weiter nach oben", sagte Nerb am Donnerstag in München. Der Rückgang resultiere vor allem aus schlechteren Geschäftserwartungen im Handel. Angesichts des deutlichen Anstiegs im März sei ein kurzzeitiger Dämpfer jedoch normal."Es wäre ein Wunder, wenn es nur nach oben gehen wurde".
Der Index für Westdeutschland sank im April auf 90,5 Punkte von revidiert 91,5 Punkten im März. Damit wurde eine Serie von fünf Anstiegen in Folge unterbrochen. Analysten hatten mit einem leichten Plus auf 92,1 Punkte gerechnet. An den Finanzmärkten gab der Euroleicht nach, die Kurse am Anleihemarkt legten etwas zu. In Ostdeutschland verharrte der Geschäftsklimaindex unverändert mit 100,1 Punkten.
Aufschwung im zweiten Halbjahr
"Wir haben im März einen deutlichen Schub nach oben erlebt", sagte Nerb. Bereits in früheren Zeiten habe es nach einem so deutlichen Anstieg kurzfristig wieder einen Ausreißer nach unten gegeben. Nach wie vor geht das Ifo-Institut von einem Aufschwung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte aus.
Der Index sei ausschließlich wegen des ungünstigeren Geschäftsklimas im Groß- und Einzelhandel gefallen, während die Indikatoren für die Industrie und das Baugewerbe unverändert geblieben seien, teilte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn mit. Trotz des"leichten Dämpfers" sei das Geschäftsklima weiterhin"deutlich günstiger" als in den beiden ersten Monaten 2002. Der aktuelle Rückgang sei dadurch gekennzeichnet, dass sich die Geschäftserwartungen stärker verschlechterten als die Geschäftslage.
Industrie stabilisiert sich
Jörg Krämer, Analyst bei Invesco Asset Management, begründete den deutlich schwächeren Index damit, dass sich die"Erwartungskomponente klar eingetrübt" habe."Dies sollte ein Ausrutscher sein, so dass der steigende Trend weiter intakt bleibt", sagte Krämer. Das würden auch die Aussagen von Ifo-Chef Sinn signalisieren, wonach der Einzel- und Großhandel schwach war, das Kernstück der Wirtschaft - die Industrie - sich aber stabilisiere."Außerdem haben wir in der Vergangenheit schon häufiger Ausreißer des Indexes in die eine oder andere Richtung erlebt", so Krämer.
Der so genannte Geschäftsklimaindex gilt als wichtiger Maßstab dafür, wie die Unternehmen die wirtschaftliche Situation beurteilen. Das Münchener Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ermittelt den Geschäftsklimaindex einmal monatlich aus einer Umfrage unter 7000 Unternehmen in ganz Deutschland.
OECD senkt Prognose für Deutschland
Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland auf 0,7 Prozent im laufenden Jahr nach unten korrigiert. Die OECD war zuletzt noch von einem Prozent ausgegangen. Für 2003 wird mit einer Zuwachsrate von nur noch 2,5 Prozent statt zuvor 2,9 Prozent gerechnet, heißt es in der am Donnerstag in Paris vorgelegten Studie. Der Aufschwung trete im laufenden Jahr mit Verzögerung ein und werde vom Export getragen.
© 2002 Financial Times Deutschland
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