Die Hammermeldung von heute waren für mich die IWF Hilfen für Brasilien und Uruguay. Glaube aufgrund der akuten Lage, kann es unter gewissen Voraussetzungen bereits in diesem Jahr zu einer Zahlungsunfähigkeit von Brasilien kommen. Uruguay, Chile u.ä. haben vielleicht noch etwas Glück.
Das Haushaltsdefizits Brasiliens brauche ich vermutlich hier nicht zur Sprache bringen, es ist kurz gesagt"ein bisserl hoch" (Tschuldigung für den Sarkasmus). Sparmaßnahmen treiben das Volk in die Hände der Opposition wie in Argentinien und die findet aufgrund mangelnden Gehirnschmalzes noch weniger an den Auslandsschulden auszusetzen, da die bösen USA ja sowieso das Geld bzw. die Zinsen nicht brauchen weil sie ja reich genug sind.
Der IWF versucht nun mit Milliardenkrediten, die Lage ein wenig zu entspannen bzw. aufzuschieben. Da ein Knall in Lateinamerika momentan etwas ungelegen käme.
Da ich mich nicht jeden Tag mit den Refinanzierungsmöglichkeiten der Brasilianer beschäftige kann ich den Zeitpunkt des"defaults" nicht abschätzen bzw. habe ich mich in Vergangenheit oft um 1-3 Jahre verschätzt, da es immer wieder genügend Kreditgeber für diese Länder gab.
Kurzfristig sieht es nach einer"vorläufigen" Übertreibung der Märkte nach unten aus. Auslöser wie bekannt der fallende Dollar... brauchen wir nicht nochmal darzulegen.
Was an der heutigen Nachrichtenlage allerdings einmal offen diskutiert wurde ist die kommende Lateinamerikakrise. Zwar gab es in den letzten Wochen immer mal wieder Spekulationen und Prophezeiungen, aber heute kam mal wieder alles zusammen. (US-Defizit spending führt zum Dollarfall, Brasilianische Bonds und Währung fällt...)
Wenn man nicht blind ist, sieht man das Problem relativ schnell, jetzt ist aber Schluss mit der Einfachheit und es muss spekuliert werden wie die Krise abläuft.
1. Nach dem Vorbild Argentiniens geht Brasilien das Geld (bzw. die Dollars aus) alles wird in den nächsten Monaten in die eigene Währung gesteckt werden.
2. Der IWF hilft mit"Kleinstkrediten" aus der Portokasse aus Volumen so alle paar Wochen 1-5 Milliarden US$ und zögert die Lage noch ein wenig raus (wie lange weiss wohl keiner)
3. Es werden sich kurzzeitige Phasen des Optimismus ausbilden. Die aber mehr in den Köpfen der Anleihenhalter und den Regierungen der betreffenden Länder vor sich geht... kennt man ja...
4. Es kommt schließlich zur Zahlungsunfähigkeit der Auslandsschulden (Die Inlandsschulden stellen ja kein Problem dar, da man die Währung abwerten lässt)
5. Nun ist unser Finanzsystem erschüttert und der IWF macht sofort einen Rettungsplan (mit Argentinien??? schließlich warten die schon so lange auf Kredit) mit einem Kreditvolumen von 50-100 Milliarden Dollar um ganz Lateinamerika zu retten (natürlich unter Auflagen je nachdem was man rausholen kann)
6. Diesen Punkt vermag ich nicht so gut einzuschätzen was passiert jetzt???
Gibt es aufgrund der"erstklassigen" Bonität der Kreditgeber wieder Entspannung und die Krise wird noch einmal (wie so oft) überwunden oder kracht es diesmal richtig?
Da meiner Meinung nach die USA und Europa im Vgl. zu Japan noch Spielraum nach oben haben (in der Verschuldung) bzw. nach unten mit den Zinsen, schließlich ist Japan immer noch AA rated. Könnte es eine temporäre Erholungsphase geben, die von Spekulanten genutzt werden kann, solange der Nennwert der betreffenden Anleihen bleibt, sie in Dollar, Yen oder Euro notieren sowie NICHT Callable (d.h. vorzeitig rückzahlbar ala Venezuela...) sind.
Was bleibt ist natürlich das Unbehagen, da man wenn man auf das System vertraut verlassen sein kann. Und wir Spekulanten haben das System seit Ende der WWK 1932 schon ein wenig zu oft in Anspruch genommen.
Man kann es ja auch so machen 1/2 Gold 1/2 Dollaranleihen zu 10-20% von lateinamerikanischen Schuldnern und die Gewissheit, dass der Preisanstieg des einen, den Verlust des anderen 5 mal kompensiert!!!!
Vielleicht kann man das Timing des oben genannten noch perfektionieren, mal schauen.... to be continued...
Nachfolgend noch ein paar News von Bloomberg:
2. Brazil's Currency, Benchmark Bond Decline After Presidential Opinion Poll
Sao Paulo: Brazil's benchmark bond fell, pushing its yield
up to a three-year high, after Moody's Investors Service revised
Brazil's outlook to negative and a new presidential opinion
poll showed the opposition party front-runner maintaining his
lead.
The benchmark 8 percent that matures in 2014 fell 1.88 points
to 61.5 cents offered, according to J.P. Morgan Chase & Co. At
that price, the bond is yielding about 19.02 percent, it highest
since Brazil devalued its currency in January 1999 and has to
raise interest rates to 45 percent to prevent capital outflows.
Brazil's real currency fell 1.6 percent to 2.7575.
Moody's Investors Service revised its ratings outlook on
Brazil to negative from stable for Brazil's B1 foreign-currency
country ceiling for bonds and notes, citing ``negative investor
sentiment.'' A poll from the Ibope Institute, a polling research
company, showed opposition Workers' Party candidate Luiz Inacio
Lula da Silva holding his lead over ruling coalition candidate
Jose Serra, favored by many investors. Brazil's currency and bonds
have tumbled to eight-month lows on concern Lula will win in
October and increase deficit spending, adding to Brazil's $349
billion debt, triple the level of just seven years ago.
``We need a lot of good news to turn this trend around,''
said Nick Field, who manages $300 million in emerging market debt
at WestLB Asset Management in London. ``The whole selling process
is a combination of bad news going from Lula's possibility of
winning the election in the first round to the debt problem.''
3. IMF, Answering `Crisis,' Lends to Uruguay, Brazil
Washington: The International Monetary Fund, warning about
a Latin American ``crisis'' fueled by economic turmoil in Argentina,
approved loans to Brazil and Uruguay totaling $6.3 billion.
The IMF approved a $1.5 billion loan yesterday to Uruguay and
$4.8 billion in credit to Brazil, where tensions about the October
presidential election have pushed down the currency by 16 percent
in the past two months. The World Bank also approved loans
totaling $355 million to sustain Mexico's economic stability by
streamlining its federal tax administration.
``Argentina is a big factor in the IMF initiatives,'' said
John Williamson, a senior fellow at the Institute for
International Economics in Washington. Argentina defaulted on $95
billion in debt in December.
IMF spokesman Thomas Dawson said Argentina's default and the
70 percent decline in its currency this year aren't disrupting the
markets of neighboring countries beyond Uruguay.
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