Wal Buchenberg
05.07.2002, 13:25 |
Warum der Goldpreis nicht unter 300/305 USD fallen wird Thread gesperrt |
Mit Derivaten und Short-Positionen kenne ich mich Null aus, was ich zum Thema beitragen kann, sind nur Überlegungen zur inneren Logik des Goldpreises als Krisenthermometer.
Die umgekehrte Korrelation Goldpreis und Vertrauen in Währungsstabilität ist unbestritten und wird auch von den Notenbankern keineswegs bestritten, sondern praktisch anerkannt, indem sie den Goldpreis zu drücken versuchen, um das Vertrauen in die Währungsstabilität zu halten oder zu heben.
Meine Frage ist also: Wie tief muss der Goldpreis fallen, um als Krisenthermometer neutralisiert zu sein. Antwort: Er muss überhaupt nicht fallen, er darf nur nicht steigen.
Anfang des Jahres war jedoch der Goldpreis so deutlich über das Niveau der letzten Jahre gestiegen, dass immer mehr Leute auf Gold aufmerksam wurden.
Ich vermute, dass damals die Intervention der Notenbanken zu spät und mit zu geringen Mitteln einsetzte. Die Notenbanker wurden gewissermaßen auf dem falschen Fuß erwischt.
Inzwischen zeigt die Goldpreistendenz wieder nach unten. Der Fehler der ersten Jahreshälfte soll also repariert werden.
Der „Fehler“ ist repariert, wenn der Goldpreis zum Niveau der letzten Jahre zurückgekehrt ist, also bei 300 USD.
Von diesem Niveau aus den Preis noch tiefer zu drücken, wäre völlig kontraproduktiv für die Notenbanken, sie würden ihr Tafelsilber zu billig verschleudern. Die Interventionskosten wären zu hoch. Jede Marktintervention hat eine Schmerzgrenze, wo der Schaden, den die Intervention für die Beteiligten anrichtet, größer wird, als der Schaden, den die Intervention verhindern will. Ein Goldpreis unter 300 USD würde die Goldkäufer anlocken wie faules Fleisch die Fliegen.
Würden die gesamten Goldbestände der Notenbanken zu einem Preis von 300 USD auf den Markt geworfen, dann würden rund 20 Handelstage an der New Yorker Börse ausreichen, um dieses Notenbank-Gold aufzukaufen.
Die Goldintervention Ende der 60er Jahre wurden jedoch schon aufgegeben, als die beteiligten Notenbanken innerhalb eines Jahres ein Achtel ihrer Goldbestände auf den Markt geworfen hatten. Die damalige „Schmerzgrenze“ der Notenbanken wäre also schon in der Größenordnung von 2,5 Handelstagen der New Yorker Börse erreicht.
Was eine drohende Deflation angeht, so ist allgemeine oder partielle Deflation ein deutliches Krisensignal und wirkt daher auf den Goldpreis steigernd. Die Deflation in Japan der letzten Jahre hat dazu geführt, dass die Japaner Gold kauften wie nie zuvor.
Welches Szenario ist also in der nächsten Zeit zu erwarten?
Ich denke, dass bei dem jetzigen Goldpreis plus/minus 310 USD wieder ein labiles Gleichgewicht erreicht ist, bei dem die Goldnachfrage der langfristig denkenden Goldkäufer (Gold als Krisenvorsorge) mit dem Goldangebot der Notenbanken in etwa im Gleichgewicht ist.
Dieses Gleichgewicht wird sich nur durch tiefgreifende Änderungen der Situation ändern: Zum Beispiel würde eine dauerhafte Steigerung der Aktienkurse (so unwahrscheinlich sie auch ist), bewirken, dass die Nachfrage nach Gold zurückgeht, was die Notenbanken veranlasst, ihre Goldzufuhr zu reduzieren. Der Goldpreis würde sich nicht wesentlich ändern.
Anders ist das mit einkommenden Nachrichten eines Bankrotts in Brasilien oder einer akuten Kriegsgefahr. Dann würde der Goldpreis sofort explodieren. Teils, weil die Nachfrage nach Gold dann auch von kurzfristig denkenden Anlegern kommt (Gold als gewinnbringende Geldanlage), teils, weil die Aufmerksamkeit der Notenbanken dann auf ihr Krisenmanagement gerichtet ist und sie erst wieder neue Kalkulationen anstellen müssen, was an Katastrophen ins Haus steht.
Resümee: Niemand sollte sich Hoffnung auf einen unter 300 USD sinkenden Goldpreis machen. Der Preis wird sich - was die Intervention der Notenbanken angeht - in absehbarer Zeit kaum nach oben oder unten bewegen. Dieses labile Gleichgewicht wird nur durch einschneidende Meldungen aus der Weltpolitik bzw. der Weltwirtschaft aufgehoben.
Sobald der Preis dann nach oben geht, wird er sehr schnell nach oben gehen, weil schon viel Druck auf den Preis ausgeübt worden ist. In so einer Situation werden die Banken sich möglicherweise mit dem Goldverkauf „zieren“. Falls die Notenbanken vor solchen wichtigen Veränderungen Insiderwissen haben, werden sie möglicherweise den Goldverkauf kurzfristig aussetzen.
Gruß Wal, 5.6.2002
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Don
05.07.2002, 13:47
@ Wal Buchenberg
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Re: Warum der Goldpreis nicht unter 300/305 USD fallen wird |
Dass wir uns in einer grösseren Korrektur befinden, wird niemand bestreiten.
Und dass der Haupttrend weiterhin aufwärts ist, auch nicht.
Die Frage ist nur, wann diese Korrektur beendet sein wird.
Eine weitere Frage ist, wie weit die Erholung der Aktienmärkte geht. Zeitlich und der Höhe nach.
Die Elliotter haben darauf Antworten.
J. Hauschild hat davon auch eine Vorstellung. Schön wäre es, wenns so kommt...
<ul> ~ http://cluttercottage.com/</ul>
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le chat
05.07.2002, 14:17
@ Wal Buchenberg
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Re: Warum der Goldpreis nicht unter 300/305 USD fallen wird |
Falls die Notenbanken vor solchen wichtigen Veränderungen Insiderwissen haben, werden sie möglicherweise den Goldverkauf kurzfristig aussetzen.
Hallo Wal,
Das einzige vorauf Du dich verlassen kannst.
Sie werden!!! Sie werden sowohl das Wissen haben und sie werden den Handel stoppen. Das war bei der letzten Hausse auch so.
Da gibt es am Schalter keine Unze mehr! Sorry. Gibts es wieder nächste Woche.
Und ob dann die Spielregeln noch die gleichen sind?
Wer davor nicht drin ist, verpasst wesentlich mehr wie ein zu frühes Engagement an Verlust bringen kann.
Nur wann ist davor? Ich weiss es auch nicht. Ich glaube aber, viel zu früh bin ich nicht. Und ich kann warten. Der Countdown läuft schon.
beste Grüße
le chat
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Hakunamatata42
05.07.2002, 14:28
@ Wal Buchenberg
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Re: Warum der Goldpreis nicht unter 300/305 USD fallen wird |
>Mit Derivaten und Short-Positionen kenne ich mich Null aus, was ich zum Thema beitragen kann, sind nur Überlegungen zur inneren Logik des Goldpreises als Krisenthermometer.
>Die umgekehrte Korrelation Goldpreis und Vertrauen in Währungsstabilität ist unbestritten und wird auch von den Notenbankern keineswegs bestritten, sondern praktisch anerkannt, indem sie den Goldpreis zu drücken versuchen, um das Vertrauen in die Währungsstabilität zu halten oder zu heben.
>Meine Frage ist also: Wie tief muss der Goldpreis fallen, um als Krisenthermometer neutralisiert zu sein. Antwort: Er muss überhaupt nicht fallen, er darf nur nicht steigen.
>Anfang des Jahres war jedoch der Goldpreis so deutlich über das Niveau der letzten Jahre gestiegen, dass immer mehr Leute auf Gold aufmerksam wurden.
>Ich vermute, dass damals die Intervention der Notenbanken zu spät und mit zu geringen Mitteln einsetzte. Die Notenbanker wurden gewissermaßen auf dem falschen Fuß erwischt.
>Inzwischen zeigt die Goldpreistendenz wieder nach unten. Der Fehler der ersten Jahreshälfte soll also repariert werden.
>Der „Fehler“ ist repariert, wenn der Goldpreis zum Niveau der letzten Jahre zurückgekehrt ist, also bei 300 USD.
>Von diesem Niveau aus den Preis noch tiefer zu drücken, wäre völlig kontraproduktiv für die Notenbanken, sie würden ihr Tafelsilber zu billig verschleudern. Die Interventionskosten wären zu hoch. Jede Marktintervention hat eine Schmerzgrenze, wo der Schaden, den die Intervention für die Beteiligten anrichtet, größer wird, als der Schaden, den die Intervention verhindern will. Ein Goldpreis unter 300 USD würde die Goldkäufer anlocken wie faules Fleisch die Fliegen.
>Würden die gesamten Goldbestände der Notenbanken zu einem Preis von 300 USD auf den Markt geworfen, dann würden rund 20 Handelstage an der New Yorker Börse ausreichen, um dieses Notenbank-Gold aufzukaufen.
>Die Goldintervention Ende der 60er Jahre wurden jedoch schon aufgegeben, als die beteiligten Notenbanken innerhalb eines Jahres ein Achtel ihrer Goldbestände auf den Markt geworfen hatten. Die damalige „Schmerzgrenze“ der Notenbanken wäre also schon in der Größenordnung von 2,5 Handelstagen der New Yorker Börse erreicht.
>Was eine drohende Deflation angeht, so ist allgemeine oder partielle Deflation ein deutliches Krisensignal und wirkt daher auf den Goldpreis steigernd. Die Deflation in Japan der letzten Jahre hat dazu geführt, dass die Japaner Gold kauften wie nie zuvor.
>Welches Szenario ist also in der nächsten Zeit zu erwarten?
>Ich denke, dass bei dem jetzigen Goldpreis plus/minus 310 USD wieder ein labiles Gleichgewicht erreicht ist, bei dem die Goldnachfrage der langfristig denkenden Goldkäufer (Gold als Krisenvorsorge) mit dem Goldangebot der Notenbanken in etwa im Gleichgewicht ist.
>Dieses Gleichgewicht wird sich nur durch tiefgreifende Änderungen der Situation ändern: Zum Beispiel würde eine dauerhafte Steigerung der Aktienkurse (so unwahrscheinlich sie auch ist), bewirken, dass die Nachfrage nach Gold zurückgeht, was die Notenbanken veranlasst, ihre Goldzufuhr zu reduzieren. Der Goldpreis würde sich nicht wesentlich ändern.
>Anders ist das mit einkommenden Nachrichten eines Bankrotts in Brasilien oder einer akuten Kriegsgefahr. Dann würde der Goldpreis sofort explodieren. Teils, weil die Nachfrage nach Gold dann auch von kurzfristig denkenden Anlegern kommt (Gold als gewinnbringende Geldanlage), teils, weil die Aufmerksamkeit der Notenbanken dann auf ihr Krisenmanagement gerichtet ist und sie erst wieder neue Kalkulationen anstellen müssen, was an Katastrophen ins Haus steht.
>Resümee: Niemand sollte sich Hoffnung auf einen unter 300 USD sinkenden Goldpreis machen. Der Preis wird sich - was die Intervention der Notenbanken angeht - in absehbarer Zeit kaum nach oben oder unten bewegen. Dieses labile Gleichgewicht wird nur durch einschneidende Meldungen aus der Weltpolitik bzw. der Weltwirtschaft aufgehoben.
>Sobald der Preis dann nach oben geht, wird er sehr schnell nach oben gehen, weil schon viel Druck auf den Preis ausgeübt worden ist. In so einer Situation werden die Banken sich möglicherweise mit dem Goldverkauf „zieren“. Falls die Notenbanken vor solchen wichtigen Veränderungen Insiderwissen haben, werden sie möglicherweise den Goldverkauf kurzfristig aussetzen.
>Gruß Wal, 5.6.2002
Vor dem Hintergrund vieler Pressemitteilungen möchte ich dir wiedersprechen.
Ein weiter fallender Goldpreis könnte die Notenbanken Europas dazu bewegen ihre Bestände per Termin zu verkaufen.Es wäre also lukrativ ein paar tonnen auf dem Markt zu hauen um dann alles einzusammeln.
Ich bin kein Hellseher und glaube eigentlich auch nicht das wir nochmal unter 295 fallen.Allerdings wenn ich mir die Statments unserer Herren Welteke und co so reinziehen tu kommt es mir vor als ist alles schon beschlossene Sache.
Die Ammis könnten ihre Währung retten falls sie ihre Goldreserven ausbauen und wir wären zu guterletzt die Dummen gesegnet mit einen Haufen bunten Papiers
Schönen Gruß Haku
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JLL
05.07.2002, 14:29
@ Don
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Re: Bestreitet tatsächlich niemand den Aufwärtstrend beim Gold? |
>Dass wir uns in einer grösseren Korrektur befinden, wird niemand bestreiten.
>Und dass der Haupttrend weiterhin aufwärts ist, auch nicht.
Ganz so ist es nicht. Vielmehr bestreitet der Mainstream heftigst, dass sich Gold in einem aufwärtsgerichteten Haupttrend befindet. Nach dortiger Lesart sahen wir eine Korrektur im Abwärtstrend. Ein paar besonders origninelle Vertreter dieser Spezies haben sogar schon eine Blase im Gold identifiziert, ein Unterfangen, dass ihnen weder im NEMAX, NASDAQ, DOW und DAX gelang. Damit haben sie zumindest eine echte Finanzinnovation in die Diskussion eingeführt, einen Markt der nahtlos und in kürzester Zeit von einer mehrjährigen Baisse in eine Blase übergegangen ist. Nach der nunmehr geplatzten Blase ist das Gold jetzt natürlich wieder, richtig, im Abwärtstrend.
Auch die EW-Zählung mit einem Kursziel unter 200 USD sieht mir nicht gerade nach einem Aufwärtstrend aus, ja sie überholt den schon pessimistischen Mainstream noch einmal locker.
Nach meiner Beobachtung muß man diejenigen, die von einem echten Aufwärtstrend im Gold ausgehen - und sich offen dazu bekennen - mit der Lupe suchen. Aus dem Bankenbereich sehe ich da eigentlich nur Claus Vogt und der ist allein auf weiter Flur.
Schönen Nachmittag, es ist wieder mal Biergartenwetter
JLL
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Wal Buchenberg
05.07.2002, 15:01
@ Hakunamatata42
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Preise richten sich nicht nach Pressemitteilungen. (owT) |
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Albrecht
05.07.2002, 15:26
@ Wal Buchenberg
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Re: Warum der Goldpreis nicht unter 300/305 USD fallen wird |
Hallo Wal,
die Gefahr, die ich durch einen ständig gedrückten Goldpreis sehe ist die, daß
das Gold vom Westen nach Asien abfließt. Die Asiaten (Inder etc.) kaufen immer in Schwächephasen des Goldpreises.
D.h. sollte diese Goldpreisstrategie, die sowieso langfristig zum Scheitern verurteilt ist, aufrecht erhalten werden, wird das Gold der Notenbanken zum größten Teil nach Asien abfließen.
Wer glaubt, daß das unsere Verantwortlichen erkennen bzw. nicht zulassen würden, dem kann ich nur sagen, daß wir auf die Weitsicht unserer Verantwortlichen nicht zu vertrauen brauchen, die haben ihre Qualität in den 90er Jahren unter Beweis gestellt. Die Quittungen kommen zum großen Teil noch!
Gruß
Albrecht
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patrick
05.07.2002, 16:00
@ le chat
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Re: Warum der Goldpreis nicht unter 300/305 USD fallen wird |
>Falls die Notenbanken vor solchen wichtigen Veränderungen Insiderwissen haben, werden sie möglicherweise den Goldverkauf kurzfristig aussetzen.
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>Hallo Wal,
>Das einzige vorauf Du dich verlassen kannst.
>Sie werden!!! Sie werden sowohl das Wissen haben und sie werden den Handel stoppen. Das war bei der letzten Hausse auch so.
>Da gibt es am Schalter keine Unze mehr! Sorry. Gibts es wieder nächste Woche.
>Und ob dann die Spielregeln noch die gleichen sind? >
>Wer davor nicht drin ist, verpasst wesentlich mehr wie ein zu frühes Engagement an Verlust bringen kann.
>Nur wann ist davor? Ich weiss es auch nicht. Ich glaube aber, viel zu früh bin ich nicht. Und ich kann warten. Der Countdown läuft schon.
in so einer situation ist es fragl. ob man noch rechtseitig von minen in phys. ware umschichten kann bzw. gewinne im top bei 2000 doll /oz noch realisierbar sind.. oder?
slg pat >
>beste Grüße
>le chat
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apoll
06.07.2002, 19:36
@ Albrecht
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Re: Warum der Goldpreis nicht unter 300/305 USD fallen wird |
>Hallo Wal,
>die Gefahr, die ich durch einen ständig gedrückten Goldpreis sehe ist die, daß
>das Gold vom Westen nach Asien abfließt. Die Asiaten (Inder etc.) kaufen immer in Schwächephasen des Goldpreises.
>D.h. sollte diese Goldpreisstrategie, die sowieso langfristig zum Scheitern verurteilt ist, aufrecht erhalten werden, wird das Gold der Notenbanken zum größten Teil nach Asien abfließen.
>Wer glaubt, daß das unsere Verantwortlichen erkennen bzw. nicht zulassen würden, dem kann ich nur sagen, daß wir auf die Weitsicht unserer Verantwortlichen nicht zu vertrauen brauchen, die haben ihre Qualität in den 90er Jahren unter Beweis gestellt. Die Quittungen kommen zum großen Teil noch!
>Gruß
>Albrecht
...stimmt!!! Macht und Gold geht immer Richtung Westen, also von Amerika nach
Asien in´s zukünftige Machtzentrum.
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