JLL
09.07.2002, 10:19 |
Papa Bush wird's schon richten. Thread gesperrt |
Da wird heute in geradezu euphorischer Erwartung der Bush-Rede zur"Weißen-Kragen-Kriminalität" entgegengefiebert. Erinnert mich ein wenig an das Warten auf's Christkind.
Was wird sich durch diese Rede ändern bzw. welche Auswirkungen können davon ausgehen?
Die Gratwanderung die George W. zu absolvieren hat, sieht folgendermaßen aus: Zielsetzung ist natürlich klar, Vertrauen zu schaffen, vermutlich durch höhere Strafen für Delinquenten auf diesem Gebiet. Der bloße Umstand, dass der Präsident der USA überhaupt eine Rede zu diesem Thema halten muss ist der kritische Punkt. Er bestätigt wie unsagbar dämlich und letztlich unhaltbar die von den n-tv-Grinsern stets kolportierte Einzelfall-Theorie ist.
Diese Rede wird ein weiterer Versuch sein, eine gigantische Nebelkerze für das hochverehrte Publikum zu entzünden, das in letzter Zeit ja ein wenig beunruhigt zu sein schien.
Konkret dürfte das Publikum zu folgender Gedankenkette verleitet werden:
-> Da gab es in der Vergangenheit ein Problem (läßt sich ja nun wirklich nicht mehr leugnen)
-> das Problem wurde erkannt
-> der Chef hat sich der Sache angenommen
-> er hat alles unternommen, dass sich so etwas nicht mehr wiederholen wird
-> das Publikum darf sich also beruhigt zurücklehnen, denn Papa Bush wird's schon richten
-> KAUFEN!!!
Derweil erscheint mir die folgende Argumentation viel zwingender:
-> Die Bilanzmanipulationen haben ein derartiges Ausmaß angenommen, dass von höchster Stelle Beruhigungspillen verteilt werden müssen
-> Da diese Fälschungen ja bereits in den Büchern stecken, ist die Börse ein unübersehbares Minenfeld geworden. Die veröffentlichten Zahlen sind damit häufig das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden.
-> Da die Manipulation tendenziell nur in eine Richtung ging, ist die Lage deutlich schlechter, als es die ausgewiesenen Zahlen suggerieren.
-> die tatsächlichen und vermuteten Unregelmäßigkeiten müßten in einem Bewertungsabschlag auf Basis der ausgewiesenen Zahlen berücksichtigt werden.
-> die Bewertungen weisen aber selbst auf Basis der geschönten Zahlen historisch einen deutlichen Aufschlag auf.
-> VERKAUFEN!
Ach ja, Katja Dofel schwadronierte heute Morgen mal wieder über die Überlegenheit der US-Wirtschaft und die tolle Produktivität. Es gibt also immer noch genügend Leute, die an die Phantom-Zahlen glauben, zumindest hält sie ihren Namen in Ehren.
Schönen Tag
JLL
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Taktiker
09.07.2002, 10:30
@ JLL
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Man muß das alles satirischer betrachten |
Natürlich wird die Bush-Rede heute gefeiert werden.
Natürlich werden danach die Kurse irre steigen.
Natürlich werden danach alle Bush als den Retter des Marktes, ihrer Anlagegelder,ja, des ganzen Kapitalismus feiern.
Natürlich wird den Bossen heute mit Hand-ab, Giftspritze und Guillottine gedroht werden.
Natürlich wird danach ganz bewußt nur im Nebel gestochert und nichts wirklich passieren. (Es wäre ja zum Totlachen, wenn sich diese miteinander verfitzte Mischpoke selbst schneiden würde)
Man darf sich wirklich nicht allzu sehr drüber erregen. Besser als eine quasi kostenlose Dauersatiresendung begreifen und staunen, wie viele Leute diesen Bauklötzchenspielen richtig voll auf den Leim gehen. Wie naive Kinder werden die Moderatoren von ntv heute abend die Bush-Rede bejubeln und das Anlegervertrauen als fluchs wiederhergestellt erklären, womit sie dann auch gleich die jüngsten Kurssteigerungen begründen werden. Zuschauen und staunen!
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Toby0909
09.07.2002, 10:47
@ JLL
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Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen.... |
wenn nämlich wirklich drakonische Strafen angemeldet werden und die Unternehmenslenker quasi innerhalb einer Galgenfrist dann ihre echten Zahlen auftischen müssten oder aus Angst freiwillig auftischen würden.
Dann kämen jeden Tag 20 Enrons daher und das wäre es dann gewesen - eigentlich mein persönliches Favoriten-Szenario!
Toby
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Euklid
09.07.2002, 11:19
@ Toby0909
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Re: Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen.... |
>wenn nämlich wirklich drakonische Strafen angemeldet werden und die Unternehmenslenker quasi innerhalb einer Galgenfrist dann ihre echten Zahlen auftischen müssten oder aus Angst freiwillig auftischen würden.
>Dann kämen jeden Tag 20 Enrons daher und das wäre es dann gewesen - eigentlich mein persönliches Favoriten-Szenario!
>Toby
Nein das denke ich nicht denn im Hinterzimmer liegt schon das Gesetz zur Strafbefreiung wenn man die Zahlen nicht öffentlich machen sollte um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.
Man darf diesen Quatsch dann ruhig unterschreiben.
Dies fällt dann am Schluß alles unter die Notstandsgesetzgebung zur Rettung des Vertrauens der Anleger.
Wenns kracht spielt das sowieso keine Rolle mehr.
Und ist der Ruf erst ruiniert dann trickst man völlig ungeniert.
In der USA trickst man bei Firmen und beim Staat in Europa wahrscheinlich nur bei den Staatsbilanzen und weniger bei den Firmen.
Holzmann,Babcock dürften eher Einzelfääle bleiben denn das Bilanzierungsrecht ist bei uns doch strenger als bei den Phantasiebilanzierungen der Amerikaner.
Das schließt bei uns natürlich noch einige größere Pleiten nicht aus.
Angeblich soll Voicestream in den USA nur 10% des von Ron Sommer ermittelten und bezahlten Wertes haben.
Das nenne ich Verschleuderung von Volksvermögen oder war da vielleicht politisch etwas daß man mußte????
Gruß EUKLID
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Euklid
09.07.2002, 11:24
@ Taktiker
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Re: Man muß das alles satirischer betrachten |
>Natürlich wird die Bush-Rede heute gefeiert werden.
>Natürlich werden danach die Kurse irre steigen.
>Natürlich werden danach alle Bush als den Retter des Marktes, ihrer Anlagegelder,ja, des ganzen Kapitalismus feiern.
>Natürlich wird den Bossen heute mit Hand-ab, Giftspritze und Guillottine gedroht werden.
>Natürlich wird danach ganz bewußt nur im Nebel gestochert und nichts wirklich passieren. (Es wäre ja zum Totlachen, wenn sich diese miteinander verfitzte Mischpoke selbst schneiden würde)
>Man darf sich wirklich nicht allzu sehr drüber erregen. Besser als eine quasi kostenlose Dauersatiresendung begreifen und staunen, wie viele Leute diesen Bauklötzchenspielen richtig voll auf den Leim gehen. Wie naive Kinder werden die Moderatoren von ntv heute abend die Bush-Rede bejubeln und das Anlegervertrauen als fluchs wiederhergestellt erklären, womit sie dann auch gleich die jüngsten Kurssteigerungen begründen werden. Zuschauen und staunen!
Wir werden sehen was passiert.
Ein explosives Steigen ist meiner Ansicht nach nicht zu erwarten denn höchstens Lemminge greifen wieder zu und erhöhen die Kurse und anschließend wird der finale Sell off kommen.
Die großen Kaitalanleger wollen Cash sehen und deswegen wird auch der nächste Aufwärtsgang völlig überraschend durch alle Linien nach unten durchbrechen.
Aber ohne Crash sondern wie mit der Salami.
Immer eine Fingerkuppe weniger.
Wer diese jetzt auf den Tisch legt ist schon selbst schuld.
Unter diesen Umständen ist der ganze Kram noch völlig überteuert.
Gruß EUKLID
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Oldy
09.07.2002, 17:58
@ Euklid
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Re: Der Schuss könnte auch nach hinten losgehen.... |
>Nein das denke ich nicht denn im Hinterzimmer liegt schon das Gesetz zur Strafbefreiung wenn man die Zahlen nicht öffentlich machen sollte um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.
>Man darf diesen Quatsch dann ruhig unterschreiben.
>Dies fällt dann am Schluß alles unter die Notstandsgesetzgebung zur Rettung des Vertrauens der Anleger.
>Wenns kracht spielt das sowieso keine Rolle mehr.
>Und ist der Ruf erst ruiniert dann trickst man völlig ungeniert.
>In der USA trickst man bei Firmen und beim Staat in Europa wahrscheinlich nur bei den Staatsbilanzen und weniger bei den Firmen.
>Holzmann,Babcock dürften eher Einzelfääle bleiben denn das Bilanzierungsrecht ist bei uns doch strenger als bei den Phantasiebilanzierungen der Amerikaner.
>Das schließt bei uns natürlich noch einige größere Pleiten nicht aus.
>Angeblich soll Voicestream in den USA nur 10% des von Ron Sommer ermittelten und bezahlten Wertes haben.
>Das nenne ich Verschleuderung von Volksvermögen oder war da vielleicht politisch etwas daß man mußte????
>Gruß EUKLID
(Oldy)
In den Zusammenhang etwas ueber die Buchhaltungspraktiken der US Regierung:
Which Is Worse: WorldCom or Congress?
By Walter E. Williams
CNSNews.com Commentary
July 03, 2002
President Bush said he was"deeply concerned" about some of the accounting
practices in corporate America and called"outrageous" the disclosure that
WorldCom, which is $32 billion in debt, had hidden $3.8 billion in expenses.
The president added,"We will fully investigate and hold people accountable
for misleading not only shareholders but also employees."
The Securities and Exchange Commission (SEC) filed fraud charges against
the nation's No. 2 long-distance telephone company, as the company slid
toward bankruptcy.
WorldCom is being called the biggest case of crooked accounting in U.S.
history, where it hid nearly $4 billion worth of expenses from investors in
order to make its bottom line look good. But is WorldCom really America's
biggest case of accounting gimmickery and deception? I don't think so.
Ask the president or any congressman: How much debt does the federal
government owe? Nine will get you 10 that they'll tell you that it's $3.5
trillion. If they had just a tad of sophistication or honesty, they might
add intragovernmental debt that'd bring the"total debt" to slightly more
than $6 trillion. Even that figure represents a level of creative
accounting, deception and lies that make the actions of Enron and WorldCom
seem like child's play.
Washington's deception about federal debt can be found in a report by
Andrew J. Rettenmaier, a senior fellow at the Dallas-based National Center
for Policy Analysis, titled,"How Big Is the Government's Debt?"
Rettenmaier says that, as of 2001, the accumulated federal obligations to
all people who've earned Social Security and Medicare benefits are $12.9
trillion for Social Security and $16.9 trillion for Medicare.
Combined with the public and intragovernmental debt, the total federal debt
burden is an unimaginable $35 trillion. That amounts to roughly $120,000
for every man, woman and child in America.
It will be impossible for the government to pay that kind of debt.
Washington will do what all governments do when it cannot make good on its
debt. Congress will repudiate agreements with creditors by refusing to pay
on agreed-upon terms or choose government's traditional method of
repudiation-inflating the currency.
There's no question that both Enron and WorldCom engaged in deceptive and
dishonest practices-in a word, fraud.
Here on Earth, there'll never be the end to deceptive and dishonest
practices, notwithstanding supposed protection by the SEC. We're going have
to wait until we get to heaven for total honesty. But let's compare what
happens when deceptive accounting practices are discovered in private
industry versus when they're discovered in government
Without the SEC, the supposed guarantor against corporate hanky-panky,
lifting one finger, the market has exacted high penalties. Enron and
WorldCom shares of stock and their reputations are virtually worthless.
Heads have rolled.
By contrast, what happens when Congress cooks the books and deceives
Americans into believing that government debt is $3.5 trillion or $6
trillion, when it's really $35 trillion? Absolutely nothing.
I bet that if you brought this up to one of our Washington politicians,
he'd say:"That Williams guy doesn't know what he's talking about. What we
owe to Social Security and Medicare recipients is not debt."
Of course, Enron and WorldCom might get out of their troubles by redefining
what debt is as well-but the economic arena, unlike the political arena,
doesn't play that.
Copyright 2002, Creators Syndicate, Inc.
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