http://www.berlinonline.de/aktuelle...eitung/politik/.html/162027.html
(Es ist doch immer wieder interessant zu lesen, wie das System funktioniert (hat).)
Ein Tipp unter Freunden
Ewald B. Schulte
BERLIN, 23. Juli. Der umstrittene PR-Berater Moritz Hunzinger hat nicht nur den früheren Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD), sondern auch andere Politiker mehrfach gezielt mit gewinnträchtigen Tipps für Aktienkäufe versorgt. Das bestätigte der medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Joachim Otto, der"Berliner Zeitung".
So habe Hunzinger ihn Anfang 1999 auf den bevorstehenden Börsengang der Utimaco Safeware AG hingewiesen und ihm die Erstzeichnung dieser Aktie nahe gelegt. Der Ausgabepreis der Aktie lag bei 128,40 Mark. Nur zwei Tage nach der Emission wurde das Papier an der Börse jedoch mit einem Wert von gut 396 Mark gehandelt, so dass bei einem Wiederverkauf ein Spekulationsgewinn von 268 Mark pro Aktie erzielt werden konnte. FDP-Politiker Otto machte nach eigenen Angaben vom Insider-Tipp Hunzingers jedoch keinen Gebrauch. Zur Begründung verwies er auf die starke Besteuerung solcher Spekulationsgewinne.
Satte Spekulationsgewinne
Anders Rudolf Scharping. Ausweislich der vom"Stern" veröffentlichten Dokumente hatte sich der SPD-Politiker über sein von Hunzinger bestücktes Konto beim Bankhaus Sal. Oppenheim am 15. Februar 1999 75 Utimaco-Aktien zum Preis von 9 630,02 Mark zuteilen lassen. Die Papiere wurden zwei Tage später wieder veräußert - und zwar zu einem Verkaufspreis von 29 746,12 Mark. Der Spekulationsgewinn für das Scharping-Konto belief sich auf 20 116,10 Mark.
Hunzinger selbst hatte bislang jede Mitwirkung an diesem Deal zurückgewiesen. Tatsache aber ist: Die Utimaco-Aktie wurde von einem Konsortium unter Führung von Sal. Oppenheim, eine der damaligen Hausbanken Hunzingers, an die Börse gebracht. Und die Hunzinger Information AG verdiente seinerzeit besonders gut an der begleitenden Werbe- und Ã-ffentlichkeitsarbeit für solche Firmen, die den Gang an die Börse wagten.
Auch war mit der Gold-Zack AG (Mettmann) ein Großaktionär der Hunzinger AG gemeinsam mit der zweiten Hausbank Hunzingers, der Gontard & Metallbank, im Emissionsgeschäft tätig. Damit verfügte Moritz Hunzinger über ausreichenden Einfluss, um bei der Zuteilung der oftmals überzeichneten neuen Aktien dafür Sorge zu tragen, dass die von ihm angesprochenen Freunde des Hauses wie im Fall Scharping auch angemessen berücksichtigt wurden.
Zwischenzeitlich sind die lukrativen Insidertipps des PR-Strategen jedoch ausgesprochen rar geworden. Grund ist der Zusammenbruch des Neuen Marktes, der das Geschäft mit Neu-Emissionen praktisch zum Erliegen gebracht hat. Die Gontard & Metallbank musste deshalb zwischenzeitlich Insolvenz anmelden. Deren Börsengang wurde ebenfalls von Hunzinger begleitet. In erhebliche Schwierigkeiten geriet auch der Hunzinger-Großaktionär Gold-Zack, der derzeit ums Überleben kämpft.
Auch Hunzingers Geschäfte wurden durch den Crash des Neuen Marktes erheblich in Mitleidenschaft gezogen. So musste seine Information AG das Geschäftsjahr 2000 nach einem katastrophalen Betriebsergebnis mit einem Jahresfehlbetrag von 2,5 Millionen Euro abschließen. Konsequenz war ein drastisches Sparprogramm, mit dem die Kosten der Holding um mehr als die Hälfte auf 1,6 Millionen Euro gedrückt wurden. Zudem dient die neue Firmenzentrale in Frankfurt den Banken längst zur Absicherung ihrer an Hunzinger ausgereichten Langfrist-Kredite von 4,1 Millionen Euro.
<center>
<HR>
</center> |