Guten Abend dottore,
gerade lese ich Ihre aktuellen Postings, so daß ich - neben meinen Nach-Fragen unten- noch eine hinten anhängen möchte:
Sie schreiben wiederholt, mit Betonung auf"Ich",
daß SIE die Inflation erkennen werden, so sie denn kommt.
Könnten Sie uns dann vielleicht alle in diesen Wissensstand versetzen:-)
Woran werden wir sie erkennen, die Inflation?
Viele Grüße,
Spieler
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>dazu auch noch eine frage: kennen sie das buch"die zukunft des kapitalismus" von thurow? falls ja: was halten sie von ihm/von dem buch? (geht dort u.a. auch im inflation)
Hi grandmaster t,
Thurow (MIT) ist einer von den Bußpredigern, die das System irgendwie nicht in eine Systemalternative zwingen können, aber doch zur Umkehr aufrufen. Also wie Luther: Religion und Kirche bejahen, aber den Papst und die Hierarchien abschaffen. Oder wie die Grünen: Doch irgendwie Wachstum haben wollen, aber eben nur aus Windkraft und Bio-Eiern.
Das ist eine seit jeher bewährte Nischenposition: Natürlich wollen wir weiterkommen, aber eben"anders". Das"Andere" soll den Vorteil haben, mit Hilfe irgendwelcher Mechanismen irgendwie"menschlicher" oder"natürlicher" abzulaufen und so doch zu"mehr" als der"bisherige" Weg zu führen. Also die ganzen"Dritter Weg"-Vorstellungen.
Thurow will den Pelz wachsen, ohne nass zu machen. Ein paar Spritzerchen treffen höchstens jene, die ohnehin die Bösen sind.
Nimm ein paar Beispiel aus seinen letzten Artikeln:
1.
"The contrary, very different American view about
economic power also flows from American economic
history. Capitalism usually has excess production capacity. That is why the sales
function (almost completely absent in communism) is so important in capitalism.
Economic power lies on the demand and not the supply side of the market - with the
buyer and not the producer. The customer holds the whip hand."
T. ist also ein Demand- und kein Supply-Freak. Das ist majoritätsfähig, weil es mehr Demander gibt. T. erklärt aber nicht, woher der Demand kommt. Wenn Löhne, dann von den Suppliern, sonst Staatsnachfrage. Er hat keine monetär-theoretisch valide Unterlegung seiner Ideen, setzt also Geld wiederum als vorhanden voraus und kann nicht erklären, woher es denn kommt bzw. wie es entsteht.
Wenn er über Infla redet, weiß er nicht wovon er spricht. Infla als"Geldmengen"-Phänomen ist ja wohl tot. Oder glaubst D, dass es ein Infla-Auto-Korrektiv gibt: GM steigt zweistellig und weil sie nicht in den Preisen zu sehen ist (Japan), muss das Korrektiv"Hortung" oder"liqidity trap" her: Je mehr"Geld" da ist, desto weniger wird preiswirksam ausgegeben.
2.
"There is a real danger that we will fall into the Japanese trap. We stimulate the economy a little
with monetary and fiscal policies. Positive economic growth is foreseen, but after 12 to 18
months it is found to be too slow to be a real recovery. We then adopt another small dose of
stimulus that is once again too small to really get the economy going. And in the end we have
what the Japanese call a"lost decade," 10 years without significant economic progress."
Damit erklärt er gar nichts. Er spricht von Danger und Progress, ohne zu erklären, woher die Danger kommt und woher der Progress, dessen Fehlen Danger ist. Da es nach mainstream nur monetary und /oder fiscal policies gibt, das stimulation aber auch nichts hilft, erweckt er den Eindruck, als wisse er was, was andere nicht wissen, was er aber in Wirklichkeit leider selbst nicht weiß.
3.
"Every economic system comes with its own genetic
characteristics. Stock market crashes, booms and busts,
inflation and deflation are all genetically part of capitalism.
There are other social economic systems that come without
these intrinsic instabilities. In communism there is no stock
market to crash and central planning prevents ups and downs
in either prices or output.
While these alternatives - socialism, cooperatives, kibbutzes -
do not have capitalism's"bad" genes, they also do not have its
"good" genes.
Capitalism has come to dominate the world's economies since
no other system has been able to generate long-term
economic growth in the two hundred years since the onset of
the industrial revolution. Many others have been tried, but they
have all failed.
Capitalism's bad genes cannot be separated from its good
genes since both flow from the fact that capitalism taps into the
greed that seems to be built into human beings. The desire to
have"more," however much one already has, is the human
desire that makes capitalism work. It leads us to acquire the
skills that will earn us the most money, to work long hours,
and to be ruthless profit maximizers.
The alternatives to capitalism all tried to tap into altruism. It is
more important to help one's neighbor or the society in general
than it is to help one's self. This is a much nicer ethical
principle than the greed that underlies capitalism, but it
unfortunately does not seem to be congruent with the way
human beings are constructed. No one has been able to
construct a society where communal altruism dominates
individual greed."
Also wenn es keine Alternative gibt, also nur gute Gene, was will er uns sagen? Die Gene sind so verteilt wie sie sind. Im Kapitalismus schaffen sie long-term growth, aber auch greed und crashes. Der Gesellschaft insgesamt helfen (Kennedy: Fragt nicht was der Staat für euch tun kann, sondern fragt was ihr für den Staat tun könnt) ist ethisch"nice", gibt's aber wegen der Gene nicht bzw. lässt sich nicht konstruieren.
T hält uns also seine Mohrrübe vor, damit wir immer weiter trotten, weil es irgendwie nicht anders geht, und wir eigentlich wollen, dass es kein Trotten gibt, aber dann bleibt eben alles stehen.
Das liest sich alles ganz toll, ist aber nichts als eine Kollektion von Worthülsen. Es soll uns nur"nachdenklich" machen. Jeder sagt"super" und ist danach so schlau wie vorher schon.
Oder was hast Du konkret aus T. gelernt? Was für eine"Zukunft" solls denn sein, die kommt? Eine nichtkapitalistische Zukunft des Kapitalismus? Eine Gute-Gene-Zukunft, die dann keine Zukunft hat, weil ihr die bösen Gene fehlen? Die hätte ich gern mal erklärt.
Gruß!
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