Ghandi
10.08.2002, 08:49 |
Galiani: Geld, Macht, Fortschritt - oder: macht Geld Fortschritt? Thread gesperrt |
Sei(d) gegrüßt!
Dieser dottore ist ziemlich nervig, mit seinen skurrilen Geld-Thesen, gell? ;-)
Macht die Macht tatsächlich Geld?
Vielleicht das eindrucksvollste Beispiel dafür, wie locker lässig leicht die
Mächtigen festlegen können, was gilt, haben wir selbst am 1.1.2002
erlebt, als die Herren Europas ihren 380 Mill. Untertanen den Euro aufs Auge
gedrückt haben. - Wurdest Du vorher gefragt, ob Du die neuen Zettel magst?
- Ich nicht!
Ist daher die ganze Diskussion über Privatgeld nicht einfach Kinderkram bzw.
Beschäftigungstherapie für gelangweilte Rentner á la RD?
Selbstverständlich können wir beide uns zum Spaß ein eigenes Geld schaffen
und auch gegenseitig damit bezahlen - nur: solange es sonst keinen interessiert,
wozu?
Die Macht
So wie dottore den Begriff gebraucht, denkt man dabei meist an Knüppel-aus-dem-
Sack-Typen wie Adolf Hitler oder Saddam Hussein.
Können wir uns DIE MACHT auch positiv denken?
Kann es überhaupt so etwas wie Fortschritt geben, ohne ein funktionierendes
Staatswesen mit Polizei, Gerichten und klaren Gesetzen darüber, was Recht ist,
und was Unrecht? (In der Diskussion um Privatgeld kann man den Eindruck ge-
winnen, die Protagonisten glaubten ernsthaft daran, Geschäfte könnten weltweit
"privat", also ohne festes, für alle gültiges Regelwerk abgewickelt werden.)
Der Fortschritt
"Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
drum geb ich gern ihm den Gesellen zu, der reizt und
wirkt und muß als Teufel schaffen." (Goethes Faust)
Es mag wohl sein, dass DIE MACHT und ihre unwiderstehliche Neigung, Abgaben
zu verlangen, die Menschen zu allen Zeiten vom Müßigang abgehalten habt.
Ich glaube aber, dass es ein großer Irrtum ist, daraus den technischen Fort-
schritt der Menschheit ableiten zu wollen.
Ganz im Gegenteil wurde im Zeitalter der Aufklärung mit dem historischen
Satz:"Die A. ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten
Unmündigkeit" ein Paradigmenwechsel eingeläutet (der z.B. im Islam bis heute
nicht vollzogen wurde) und die Saat für die explosionsartige Entwicklung von
Wissenschaft und Technik gelegt.
Übrigens sind es im Prinzip ganz wenige Meilensteine = Genies, denen wir den
Komfort verdanken, den wir heute alle ganz demokratisch genießen dürfen.
Freundliche Grüsse
G.
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R.Deutsch
10.08.2002, 10:02
@ Ghandi
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Re: Der Feind im Spiegel |
Ghandi schreibt:
Selbstverständlich können wir beide uns zum Spaß ein eigenes Geld schaffen
und auch gegenseitig damit bezahlen - nur: solange es sonst keinen interessiert,
wozu?
Genau das ist der Punkt. Die Menschen könnten gedecktes Privatgeld benutzen, aber sie trauen sich nicht und deshalb werden sie immer wieder neu mit staatlichem Betrugsgeld rasiert. Die bisher größte Rasur mit legalem Falschgeld (Dollar, Euro etc.) steht gerade ins Haus. Und dann schreibt Ghandi den folgenden Schlüsselsatz, der das aktuelle Machtverständnis wohl treffend beschreibt:
Kann es überhaupt so etwas wie Fortschritt geben, ohne ein funktionierendes
Staatswesen mit Polizei, Gerichten und klaren Gesetzen darüber, was Recht ist,
und was Unrecht? (In der Diskussion um Privatgeld kann man den Eindruck ge-
winnen, die Protagonisten glaubten ernsthaft daran, Geschäfte könnten weltweit
"privat", also ohne festes, für alle gültiges Regelwerk abgewickelt werden.)
Dieses Regelwerk (Gewaltenteilung, Gerichte, Gesetze etc.) wurde von unseren Altvorderen mühsam gegen die Macht erstritten und der Macht abgerungen. Die Macht versucht ständig, dieses Regelwerk zu unterlaufen, oder sich selbst darüber zu stellen und ihr helft ihr dabei mit diesem Denken.
Gruß
RD
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Galiani
10.08.2002, 18:22
@ Ghandi
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@Ghandi; @R.Deutsch: EIN TOLLES SCHLUSSWORT, WENN dottore ENDLICH RUHE GÄBE (owT) |
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---- ELLI ----
10.08.2002, 18:28
@ Galiani
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Re: WENN dottore ENDLICH RUHE GÄBE |
Ich muss mich doch sehr wundern.
Hat er Ihnen wieder das Schüppchen geklaut? ;-)
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Turon
10.08.2002, 22:48
@ R.Deutsch
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Re: Der Feind im Spiegel - könnte auch von mir stammen |
Dennoch noch ergänzend:
Kann es überhaupt so etwas wie Fortschritt geben, ohne ein funktionierendes
Staatswesen mit Polizei, Gerichten und klaren Gesetzen darüber, was Recht ist,
und was Unrecht? (In der Diskussion um Privatgeld kann man den Eindruck ge-
winnen, die Protagonisten glaubten ernsthaft daran, Geschäfte könnten weltweit
"privat", also ohne festes, für alle gültiges Regelwerk abgewickelt werden.)
*** Ich habe nichts gegen Bevollmächtigten der Macht solange es nicht absolute Vollidioten sind. Aber:
Wir haben: Polizisten, deren Job ist zu mißtrauen und zu verdächtigen;
stinkfaule Staatsanwälte, willkürliche und weltfremde Richter.
Und von klaren Gesetzen ist Deutschland weiter entfernt, als die Neandertaler
jemals es gewesen sind.
Deswegen läuft in diesem Lande auch nüschts. Nüschts wirklich. ***
Der wichtigste Satz: (kann man klar so stehen lassen, weil es Höchstgenuß
an Treue zur Wahrheit ist:
Dieses Regelwerk (Gewaltenteilung, Gerichte, Gesetze etc.) wurde von unseren Altvorderen mühsam gegen die Macht erstritten und der Macht abgerungen. Die Macht versucht ständig, dieses Regelwerk zu unterlaufen, oder sich selbst darüber zu stellen und ihr helft ihr dabei mit diesem Denken.
Die letzte Feststellung will ich noch mal erweitern:
Man hilft der Macht nicht, man zeigt Ihr was sie uns noch nehmen kann.
Doch entscheidend ist: macht nur und hofft die Macht schützt jeden.
Genau das ist der derbste Unsinn, denn es geben kann. Der König wird fliehen,
seine Garde wird immer als erste gehängt.
Und das ist gut so. Wer Verrat an Freiheit übt, weil es sich irgendwie lohnt, dem gebührt nichts Anderes als der Galgen.[/b]
Gruß
>RD
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Tassie Devil
11.08.2002, 06:28
@ Ghandi
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Re: Ghandi: Geld, Macht, Fortschritt - oder: Fortschritt der Macht durch Geld? |
-->>Sei(d) gegrüßt!
Salve Ghandi,
ich erlaube mir Dein Posting wie folgt zu kommentieren:
>Dieser dottore ist ziemlich nervig, mit seinen skurrilen Geld-Thesen, gell? ;-)
Skurill wuerde ich dottores Geld-Thesen nicht gerade nennen, viel eher erhellend ausleuchtend. Ein Pathfinder mit starken Scheinwerfern, sog. Lichtkanonen, auf dem Weg durch den dicken Nebel der Mainstream-Oekonomie.
>Macht die Macht tatsächlich Geld?
>Vielleicht das eindrucksvollste Beispiel dafür, wie locker lässig leicht die
>Mächtigen festlegen können, was gilt, haben wir selbst am 1.1.2002
>erlebt, als die Herren Europas ihren 380 Mill. Untertanen den Euro aufs Auge
>gedrückt haben. - Wurdest Du vorher gefragt, ob Du die neuen Zettel magst?
>- Ich nicht!
Die Waehrung Euro wurde bereits am 1.1.1999 eingefuehrt, am 1.1.2002 wurden lediglich die alten Zettel und Muenzen namens Bargeld gegen neue ausgetauscht.
Als ehemaliger deutscher Staatsbuerger habe ich beizeiten auf die Teilnahme an einer folgerichtig unterlassenen Demo-Zettelumfrage verzichtet.
>Ist daher die ganze Diskussion über Privatgeld nicht einfach Kinderkram bzw.
>Beschäftigungstherapie für gelangweilte Rentner á la RD?
Aber nein doch! Die Diskussion ueber private Zahlungsmittel gehoert doch zum Thema Nebelausleuchten genauso dazu wie der Punkt auf dem kleinen i!
>Selbstverständlich können wir beide uns zum Spaß ein eigenes Geld schaffen
>und auch gegenseitig damit bezahlen - nur: solange es sonst keinen >interessiert, wozu?
Leider ist dieser Spass"eigenes Geld schaffen" nicht moeglich, lieber Ghandi, denn die Staatsmacht kann ein solches Unterfangen ueberhaupt nicht leiden. Aber gegen ein privates Zahlungsmittel mit Aufdruck des Copyrights hat sie wohl nichts einzuwenden.
>Die Macht
>So wie dottore den Begriff gebraucht, denkt man dabei meist an Knüppel-aus-dem-
>Sack-Typen wie Adolf Hitler oder Saddam Hussein.
Ich denke da viel eher an Leute wie z.B. Sultan Kohl, Sozen-Schroedi, Francois Mitterand, die suesse Rita oder auch auch Hertha Daimler-Gemahlin. Hoffentlich habe ich jetzt die pc-gerechte Mischungsquote erwischt.
Die richtigen dunklen Sack-Typen kommen nur zu unchristlich Zeiten bei falscher Wohnortwahl vor.
>Können wir uns DIE MACHT auch positiv denken?
Also ich kann das. Ich bin sogar davon ueberzeugt, dass die junge werdende Macht, die es auf ein folgendes Dauermachtverhaeltnis abgesehen hat, ihre Haende zunaechst in positiv kooperativem Stile mitarbeitend, ordnend und leitend ueber ihre Schaefchen legt, damit die ganze Urschuld-getriebene Produktionschose einen gewissen bestandsichernden Level erreicht, mit der jungen Macht on Top, natuerlich. Die Macht ist in diesem ihrem jungen Stadium auf diesen Stil ganz einfach deshalb angewiesen, weil jede Art von Nichtkooperation oder Misserfolg (Risiko fuer die Macht) negativ zu Buche schlagende kontraproduktive Reibungsverluste nach sich zieht, ggf. mit der Folge der Machtkollabierung.
Die junge Macht muss sich zuerst muehsam ihre sichere Basis schaffen, denn sie faellt als Macht weder vom Himmel noch waechst sie auf Baeumen oder Straeuchern.
Ist erst dieser gewisse bestandsichernde Level erreicht, hat die junge werdende Macht ihr erstes Ziel, die sichere Basis, erreicht, und sie verliert damit ihre Unschuld, weil nun zur jungen Macht geworden. Sodann beginnt die junge Macht andere Ziele in ihr Auge zu fassen und anzustreben, was zwangsweise Aenderungen im Stile der Machtausuebung nach sich zieht, das schleichende Abkoppeln von der Schafherde beginnt....und so nimmt die Chose dann ihren weiteren, von der Schafherde im Zeitablauf immer negativer beurteilten Verlauf...
>Kann es überhaupt so etwas wie Fortschritt geben, ohne ein funktionierendes
>Staatswesen mit Polizei, Gerichten und klaren Gesetzen darüber, was Recht ist,
>und was Unrecht? (In der Diskussion um Privatgeld kann man den Eindruck ge-
>winnen, die Protagonisten glaubten ernsthaft daran, Geschäfte könnten weltweit
>"privat", also ohne festes, für alle gültiges Regelwerk abgewickelt werden.)
Wenn Du unter Fortschritt die bestmoegliche Lebensqualitaet fuer alle aufgrund ihrer ureigensten Leistung verstehst, dann genuegt ein sogenannter Nachtwaechterstaat, beauftragt mit dem Erfuellen nur weniger Funktionen.
Unter dieser Praemisse laesst sich sehr viel"privat" ordnen, organisieren und regeln, auch auf internationaler Ebene. Ein Nachtwaechterstaat ist halt kein sozialer Wohlfahrtstaat, der bei wirtschaftlichem Misserfolg alle Arten von Holzmaenner sozialvertraeglich zu Lasten anderer weich bettet...
>Der Fortschritt
>"Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
>drum geb ich gern ihm den Gesellen zu, der reizt und
>wirkt und muß als Teufel schaffen." (Goethes Faust)
Haette Goethe die Taetigkeit des modernen Berufspolitikers gekannt, er haette gewiss anders formuliert.
>Es mag wohl sein, dass DIE MACHT und ihre unwiderstehliche Neigung, Abgaben
>zu verlangen, die Menschen zu allen Zeiten vom Müßigang abgehalten habt.
Tja, so ist das halt mal auf dieser Welt: Raeder muessen rollen fuer den Sieg... (der Macht, fuer wen denn sonst?). Schafherden werden bei Reife immer geschoren.
>Ich glaube aber, dass es ein großer Irrtum ist, daraus den technischen Fort-
>schritt der Menschheit ableiten zu wollen.
Wer denn anders als die junge werdende Macht (und etwas spaeter die gewordene Macht) ist denn ueberhaupt in der Lage, Projekte des technischen Fortschritts zu formulieren, initiieren, ordnend und leitend durchzufuehren, und letztendlich unter Erfolgszwang stehend zum Abschluss zu bringen? In der Gegend herum- und umherstoepselnde Schaefchen etwa? Letztere sind bestenfalls in der Lage, sich die Frage zu stellen: wozu haben wir eigentlich unsere junge Macht?...
>Ganz im Gegenteil wurde im Zeitalter der Aufklärung mit dem historischen
>Satz:"Die A. ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten
>Unmündigkeit" ein Paradigmenwechsel eingeläutet (der z.B. im Islam bis heute
>nicht vollzogen wurde) und die Saat für die explosionsartige Entwicklung von
>Wissenschaft und Technik gelegt.
Die in ihrer Anwendung fortgeschrittene und somit erfahrene Macht war schon immer von besonderer Raffinesse: die Schulden der Schafherde, im Westen nichts neues, jedoch die"selbst verschuldete Unmuendigkeit" ist an Raffinesse kaum noch zu ueberbieten.
>Übrigens sind es im Prinzip ganz wenige Meilensteine = Genies, denen wir den
>Komfort verdanken, den wir heute alle ganz demokratisch genießen dürfen.
Auch Du mein Sohn Ghandi: eines der untrueglichen Merkmale von Mainstream ist, wenn sich eine einzelne Person im Kreise aufstellt, um dann u.a. mit den Pronomina"wir","man","alle" ganz"demokratisch" festzustellen und zu argumentieren.
Dennoch, nichts fuer Ungut.
>Freundliche Grüsse
>G.
Ebenso freundliche Gruesse zurueck vom
Tassie Devil
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