dottore
13.08.2002, 22:33 |
Schöner Beitrag von silvereagle! Es lebe die Monokratie! Thread gesperrt |
-->Hi,
nämlich dieser im Systemfehler-Forum:
"Ausgehend davon, dass in einer Freiwirtschaft der"Staat" nichts, aber auch gar nichts in rein wirtschaftlichen Belangen zu melden
haben sollte, sehe ich auch keinen Grund, staatlichen Zwang einzusetzen, um Ideen und Erfindungen über das normale Ausmass (also
über den Schutz vor z.B. Betriebsspionage hinaus) zusätzlich zu beschützen und somit ganz massiv in die weitere Entwicklung
einzugreifen.
Man sollte sich auch von der Mär befreien, das Patentrecht sei zum Schutze"kleiner Erfinder" gemacht worden... ;-) Tatsächlich war
dies selbstverständlich ein Produkt ungesunder Machtverschränkung, und zwar von wirtschaftlicher und politischer Macht. Dies
braucht wohl nicht näher belegt zu werden.
Mein Vorschlag würde lauten: Wer etwas in die Welt setzt, soll sich dann auch bitte nicht beschweren, wenn andere es zu kopieren
versuchen. Solange dabei nicht direkt in die (natürlichen) Rechte eines Menschen eingegriffen wird (z.B. Spionage, Raub, Erpressung
usw.), besteht überhaupt kein"schutzwürdiges Interesse". Jegliches"Patent-","Marken-", oder"Musterrecht" ist folglich wie auch
jegliches"Copyright" aus meiner Sicht abzulehnen. Lizenzrechte (nach freier Vereinbarung) sind hingegen völlig unproblematisch."
Abgesehen davon, dass sich das mit meiner seit eh und je vertretenen und hier noch und noch gesposteten Meinung deckt, ist das Patentrecht im Zusammenhang mit dem ach so beliebten Thema Eigentum und Macht ---> Wirtschaften zu interpretieren.
Eigentum wirkt wie ein Patent (property right). Wird es monopolisiert (und jedes einzelne und konkrete Eigentum ist monopolisiert), muss entsprechender Schutz aufgeboten werden (Machtausübungsfrage), woraufhin es gesichert und damit wirtschaftlich einsetzbar ist (für den einzelnen, nicht für die Gemeinschaft) und vor allem beleihbar (= Kredite usw.).
Das Wort"Monopol" kommt von monos (= einer, allein) und polein (= verkaufen). Es müsste - bezogen auf das Eigentum "Monokratie" heißen, kratein = herrschen.
<font color="FF0000">Damit habe ich wieder etwas dank den völlig Nobelpreisträger-freien Internet-Foren gelernt:
Privates Eigentum ist sowohl Wirtschafts-Kickstarter (siehe HS) und Wirtschafts-Maximierer (siehe"liberale" Theorien) als auch Wirtschafts-Vernichter.
Es wirkt wie ein niemals ablaufendes Patent.</font>
Zuerst segensreich. Danach lähmend.
Man stelle sich nur mal vor, wie die Wirtschaftsgeschichte verlaufen wäre, wenn alle Erfindungen ohne Terminierung patentiert gewesen wären! Alos Gutenbgers Erfindung bis heute monopolisiert, dito Energie-Erzeugungs-Maschinen aller Art, alle Wortschöpfungen, alle Tonfolgen, alle Infrastruktur, usw.
Es gibt dazu den interessanten Prozess von Arkwright zur"Erfindung" seiner Spinnmaschine.
Aber noch mehr: Die Aktie war auch eine Erfindung, der Wechsel, jeder Kreditkontrakt. Diese Erfindungen wurden nicht monokratisiert bzw. konnten nicht monokratisiert werden.
Das Eigentum, zuvörderst an Grund und Boden (= Ur-Kapital), konnte aber immer wieder so lange monokratisiert werden, bis es dann revolutionär geknallt hat.
Da auch von silvereagle (und anderen) die Frage aufgeworfen wurde, wie es denn nun weiter gehen solle bzw. was als"Lösungen" möglich wäre:
Wir müssen vermutlich einen Weg suchen, wo Eigentum zwar"patentiert" wird (jeweils das einzelne, konkrete), dies aber nur jeweils für von vorne herein festgelegte Zeit.
Damit ergeben sowohl die mosaischen"Erlassjahre" (= Eigentumsverzichtsjahre, z.B. bezogen auf Schuldknechte) einen Sinn als auch die Ideen von Marx, den Bodenreformern (Damaschke), Gesell, u.v.a.m.
Gleichzeitig wäre der absolut <font color="FF0000">unstreitigen Dynamik</font> von Eigentümergesellschaften Rechnung getragen, da die Eigentümer jeweils"umsteigen" könnten, so dass jeweils nur das"ablaufende" einzelne Eigentum nicht mehr ökonomisch nutzbar wäre (bis zur seiner"Neu-Patentierung"),aber nicht das Eigentum insgesamt.
Es wäre vielleicht diese Möglichkeit zu diskutieren:
1. Eigentum an Grund und Boden existiert ohne Frage (Unterschied zwischen Staats- und Privateigentum klare Effizienzsache, der Bürokrat kann nix, der freie Mensch alles).
2. Die Gesamtheit des Eigentums wird im Zuge der Bevölkerungsvermehrung - verglichen mit anderen Gütern usw. - teurer.
3. Das Eigentumsrecht muss ablaufen, wie Patentrechte (letztere lassen sich auch von vorneherein erledigen, indem sie nicht geschützt werden, das Eigentumsrecht aber nicht, das sonst Tohuwabohu).
4. Beim Ablauf des Eigentumsrechts wird an den Eigentümer als Ausgleich bezahlt, was das Eigentum aufgrund seiner automatischen Verknappung tuerer geworden ist. Falls nicht, dann nicht.
5. Das Eigentumsrecht wird dann versteigert (jeder, auch der Alteigentümer) bietungsberechtigt.
6. Mit dem Versteigerungserlös wird die Besicherung des Eigentums weiter gewährleistet (Minimalstaats-Idee o.ä.). Die Besicherung ist defensiv. Etwaige Übergriffe auf anderes Eigentum entfällt per se (privater Raub von Grund und Boden ohnehin unmöglich, Kriege usw.).
Das könnte (Anregungen höchst!! willkommen, vor allem von bereits auf bestimmte Ideologien Eingeschworenen - was ja nicht per se falsch sein muss) in Richtung auf eine völlig
<font color="FF0000">neue Sicht der Dinge plus deren Erklärung plus Ansätzen zu Lösungen von zunächst als unlösbar erscheinenden Situationen</font>
laufen.
Ich verzapfe hier echt keinen Scheiß. Ich halte solche sich automatisch vorwärts schiebenden Gedanken in bestimmten Phasen für absolute Quantensprünge historisch-ökonomischen Denkens.
So etwas ist nur in solchen Internet-Foren möglich. Sie sind doch nichts anderes als Oberseminare in Permanenz (natürlich sind sie auch Info- und Erfahrungs- und Faktenaustausch).
Und das unterscheidet sie schon allein von der Effizienz her (schnelleres Denken wird erzwungen) von all den käsigen Prozessen, in denen die hehren Gedanken von sog."Nobelpreisträgern" reifen müssen.
Das musste ich dem von mir höchst verehrten Galiani doch noch mit auf seine Gedankenreise geben.
Gruß - und Tausend Dank!
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silvereagle
14.08.2002, 00:27
@ dottore
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Vorsichtiges 'Ja'... |
-->Hallo dottore,
danke fürs Reinstellen. Die Diskussion über"geistiges Eigentum" ist ja schon lange ein heisses Thema auch und gerade in"libertären Kreisen" (schon mal bei Herrn Lichtschlag geschrieben?).
Zunächst muss ich natürlich vorausschicken, dass der erwähnte Beitrag bei den"Systemfehlern" einen ziemlichen"Systemfehler":-) aufweist: Ich habe dort den"Staat" nur im Wirtschaftsbereich in Frage gestellt; tatsächlich ist er aber mE selbstverständlich in seiner Gesamtheit in Frage zu stellen. Ich werde mich also bemühen, der Versuchung übertriebener oder gar schädlicher Kompromissbereitschaft fürderhin zu widerstehen... ;-)
Aber zurück zu Deinem Ansatz:
> Eigentum wirkt wie ein Patent (property right). Wird es monopolisiert (und jedes einzelne und konkrete Eigentum ist monopolisiert), muss entsprechender Schutz aufgeboten werden (Machtausübungsfrage), woraufhin es gesichert und damit wirtschaftlich einsetzbar ist (für den einzelnen, nicht für die Gemeinschaft) und vor allem beleihbar (= Kredite usw.).
Da kann ich folgen.
> Privates Eigentum ist sowohl Wirtschafts-Kickstarter (siehe HS) und Wirtschafts-Maximierer (siehe"liberale" Theorien) als auch Wirtschafts-Vernichter.
>Es wirkt wie ein niemals ablaufendes Patent.
>Zuerst segensreich. Danach lähmend.
Sofern festgehalten wird, dass natürlich der Grund für all das, also die dunkle Seite der Macht, letztlich der viel größere"Vernichter" ist, als einer seiner vielen Ausflüsse (wie z.B. das"Eigentum"), dann kann ich mich auch dieser Aussage anschliessen.
> Das Eigentum, zuvörderst an Grund und Boden (= Ur-Kapital), konnte aber immer wieder so lange monokratisiert werden, bis es dann revolutionär geknallt hat.
Ich möchte an dieser Stelle nur so am Rande angemerkt haben, dass ich nicht der Auffassung bin, die großen Umwälzungen in der Geschichte hätten materielle Ursachen, wie dies - zweifelhaftes Verdienst von Marx - heute"Mainstream" ist, sondern sie dienten religiösen Zielen. Gehe gern darauf nochmals gesondert ein, da ich es für ausnehmend wichtig halte.
> Wir müssen vermutlich einen Weg suchen, wo Eigentum zwar"patentiert" wird (jeweils das einzelne, konkrete), dies aber nur jeweils für von vorne herein festgelegte Zeit.
Da geht's mir bei Dir jetzt so wie bei den Freiwirtschaftern und ihrem"Gesell'schen Finanzamt" ;-) Wen meinst Du denn mit"WIR"? Ich finde, da sollten wir (beide!) vorsichtig sein, dass wir nicht den gleichen Fehler gleich zu Beginn wieder machen, wie Du ihn bei Dimi diagnostiziert hast... ;-)
Sprich: Wenn dieses"WIR" eine wirkliche Gemeinschaft ist, z.B. der"Solothurner Verein zur gegenseitigen Hilfe", dann lässt sich natürlich über alles diskutieren. Dann kann ich mir sogar - sofern es gelingt,"stammesähnliche Strukturen" aufzubauen - einen völligen Verzicht auf jegliches Eigentum vorstellen. Als erster Schritt wäre Dein Vorschlag natürlich weniger radikal und deshalb auch realistischer.
> Damit ergeben sowohl die mosaischen"Erlassjahre" (= Eigentumsverzichtsjahre, z.B. bezogen auf Schuldknechte) einen Sinn als auch die Ideen von Marx, den Bodenreformern (Damaschke), Gesell, u.v.a.m.
Bei den Ideen von Marx würde ich ob deren massiven Impacts ua wegen denkbarer, verdeckter religiöser Motive (siehe oben) seeeehr vorsichtig sein... ;-)
Die größten (praktischen) Bedenken habe ich hinsichtlich:
> 6. Mit dem Versteigerungserlös wird die Besicherung des Eigentums weiter gewährleistet (Minimalstaats-Idee o.ä.). Die Besicherung ist defensiv. Etwaige Übergriffe auf anderes Eigentum entfällt per se (privater Raub von Grund und Boden ohnehin unmöglich, Kriege usw.).
Das Versteigerungsverfahren muss glasklar ausformuliert sein, es dürfen dabei (wie auch hinsichtlich der Verfallszeit) keine"Kategorien" von Eigentum geschaffen und sodann ungleich behandelt werden. Und letztlich (Hauptproblem!) ergibt sich wieder eine Einflugschneise für eine neue"Macht", da eine institutionalisierte Behörde geschaffen werden muss, die dann über Einsprüche (z.B. gegen den Ablauf einer Versteigerung) zu urteilen hat, und selbstverständlich mit imperium. Und da haben wir sie alle wieder: Unseren guten alten Zwang, unsere guten alten Gleicheren usw. Die Geschichte könnte von neuem beginnen...
All das gebe ich zu bedenken, wiewohl es - siehe oben - meinerseits jedenfalls zu akzeptieren wäre, wenn einer solchen Vorgangsweise alle zustimmen bzw. zumindest hinsichtlich der Frage der prinzipiellen Unterwerfung unter die Regelerzeugungsregeln ein klares"Ja" eines jeden vorausgesetzt wird. Kein Zwang also gegen Menschen, die hier von vornherein nicht mitgehen wollen. Sonst bliebe alles wie eh und je.
> So etwas ist nur in solchen Internet-Foren möglich. Sie sind doch nichts anderes als Oberseminare in Permanenz (natürlich sind sie auch Info- und Erfahrungs- und Faktenaustausch).
Vor allem sind sie perfekte (Zweck-) Gemeinschaften. Alles total freiwillig. Kein Zwang!:-)
> Und das unterscheidet sie schon allein von der Effizienz her (schnelleres Denken wird erzwungen) von all den käsigen Prozessen, in denen die hehren Gedanken von sog."Nobelpreisträgern" reifen müssen.
Nee, nichts wird erzwungen. Es entsteht vielmehr hohe Motivation, meinetwegen"Stress", aber im positiven Sinn. Jeder behält seinen freien Willen und kann Auszeiten nehmen oder gehen wann immer er will.
> Das musste ich dem von mir höchst verehrten Galiani doch noch mit auf seine Gedankenreise geben.
Ja, man konnte die Nachtigall schon weiter oben trapsen hören... ;-)
Gruß, silvereagle
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dottore
14.08.2002, 09:22
@ silvereagle
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Re: 'Religionen'? cf. Opus Dei |
-->Hi silvereagle,
schönen Dank für die Weiterführung.
Alles Okay, nur mit der Religion wirst Du vermutlich eine Fehlborhung abbuchen müssen.
Ich kenne keine Religion, die nicht materiell unterfüttert wäre. Religion (jedenfalls, was wir im Westen so haben) ist nichts als eine ideologische Überhöhung eines Rundum-Inkassos (Pilger, Opfer, Klingelbeutel, Kirchensteuer, usw.).
Ich darf auf den Opus Dei verweisen. Mir war lange schleierhaft, wie die so rasch so expansiv werden können.
Jetzt habe ich mal recherchiert (dank einer Dame, die dort gearbeitet hat).
Der Trick geht so: Sie machen sich an ältere Damen heran. Die haben Vermögen und werden vom Opus dann betreut ("Ihr Kinder kümmern sich doch sowieso nicht um Sie!"). In dem Ort, wowov die Rede ist, kamen ganze Lkws voller Einrichtungsgegenstände an, die dann verscheuert wurden (wertvolles Zeugs). Zum Schluss das Testament - und zum Erben wird (Rest Pflichtteil) der Opus Dei eingesetzt.
Nach diesem Modell arbeiten immer mehr solche"Altenbetreuungs"-Institutionen.
Aber schau noch mal bei den Religionen nach. Ich freue mich schon auf Deine Ergebnisse. Die Reformation als"religiöses Ziel" - das wäre mir wirklich neu.
Da gings ausschließlich um Cash. Luther gegen Ablass, Mammon und Wucher, gegen Juden und die"Fuckerey" (oberdeutsches Kapital). Dann gegen den Papst als Antichristen (schönes Bildbändchen seines Spezis Cranach, wo der arme Christus dem reichen Herrn in Rom gegenüber gestellt wurde).
Dann die Auflösung der Klöster, die ja massiv Land hatten und Verkauf bzw. Verteilung à la Mugawe.
Gruß!
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ottoasta
14.08.2002, 10:18
@ dottore
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Re: 'Religionen'? cf. Opus Dei, wir zahlen ja noch heute.. |
-->hallo dottore,
damlas mußten in Bayern (um 1800) viele Klöster usw. aufgehoben werden, das Land wäre sonst unregierbar geworden. Man schätzt dass fast 50% der Fläche der kath. Kirche gehörte. Montgelas (ich glaube so hieß der Minister) hat das Richtige getan, nach franz. Vorbild eine effektive Verwaltung eingesetzt. Nur haben wir bis heute ein Problem:
Die kath. Kirche erhält immer noch eine 'Wiedergutmachung'! Bis heute!
Allerdings höre ich nichts von Wiedergutmachung an den Opfern der Hexenprozesse! Da hält sich die Kirche sehr bedeckt!
Übrigens, das mit den Erbschaften ist in der Kirche ja ganz normal:
Bei uns hier in Bayern war es immer schon so, dass der örtliche Pfarrer darauf gesehen hat, dass möglichst viel an Grund und Boden sowie Wertsachen an die Kirche vererbt wurde, für ein warmes Plätzchen im Himmel! Oskar Maria G r a f hat dies ja auch schön beschrieben. Ich kenne hier so die Grundstücksverteilung in den Gemeinden. Da würdest du staunen, wieviel Wald der Kirche gehört!
Falls Interesse besteht, der 'Bund für Geistesfreiheit' in München hat genügend Material darüber. Link habe ich jetzt nich parat, doch auf meiner HP findest du ihn, Link dazu siehe unten, klicke dann -Religionskritik- an. Ich empfehle dir dort die 'Sache Mynarek' zu lesen! Moderne Inquisition!
Gruß
Otto
<ul> ~ Meine Homepage</ul>
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Uwe
14.08.2002, 12:41
@ dottore
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Eigentumsrechte an Grund und Boden mit Verfallsdatum? |
-->Hallo dottore!
Es ist eine gute Idee, Lösungswege als Diskussionsgrundlage vorzustellen. Gleichzeitig zeigt sich aber m.E. auch, warum es immer wieder dazu kommt und eben auch notwendig sein wird, Entscheidungsvorbereitungen Sachkundigen anzuvertrauen, denn ich gebe zu, dass ich hier überfordert bin im Erkennung der gewollten und möglichen Wirkungen, die z.B. Deine Lösungsvorschläge, zu dem von Dir gewähltem Sachthema, beinhalten.
Daher kann ich nur mit Fragen aufwarten, die vielleicht meinen mangelnden Sachverstand eher verdeutlichen, als dass ich zu Lösungsansätzen beitragen könnte.
1. Eigentum an Grund und Boden existiert ohne Frage (Unterschied zwischen Staats- und Privateigentum klare Effizienzsache, der Bürokrat kann nix, der freie Mensch alles).
~ Als „Arbeitsannahme“ sei davon auszugehen, dass eine Infragestellung des Eigentums an Grund und Boden ausgeklammert bleibt, bliebe also zu klären, was mit Grund und Boden geschieht, wofür sich derzeit kein Eigentümer findet; wem gehört er, wer kommt für die Verpflichtungen auf?
~ Wie ist der"Nullzustand" definiert; Bestand wird der neuen Regelung unterworfen?
~ Welche Pflichten bedingt ein Bodeneigentum?
2. Die Gesamtheit des Eigentums wird im Zuge der Bevölkerungsvermehrung - verglichen mit anderen Gütern usw. - teurer.
Dieser „Schlüssel“ ist mir noch nicht ganz klar.
~ Wie kann Boden bewertet werden, dessen Nutzbedeutung allein dadurch höher einzuschätzen ist, dass auf ihm bzw. durch diesen (Ressourcen) und infolge bestehender Infrastruktur, etliche Menschen leben, die kein Eigentumsrecht an diesem Boden erwerben können?
~ Wie verändert sich der Wert nach Ausbeutung dieser Ressourcen?
~ Wird hier nicht in Verbindung mit den Punkten 4 bis 6 das Erfordernis geschaffen, der hemmungslosen Ausbeute, um zu möglichst viel Mitteln zu gelangen, um bei anstehenden Versteigerungen, neuen, verwertbaren Grund und Boden zu erhalten, ohne dem dann ehemalige Eigentum verpflichtet sein zu müssen?
3. Das Eigentumsrecht muss ablaufen, wie Patentrechte (letztere lassen sich auch von vorneherein erledigen, indem sie nicht geschützt werden, das Eigentumsrecht aber nicht, das sonst Tohuwabohu).
~ Ist hier mit eine Pacht, die das Eigentum an Grund und Boden dann allerdings nicht ermöglicht, sinnvoller; denn gegenüber einer gepachteten Sache, habe ich doch derartige Auflagen zu beachten, dass eine Wiederverpachtung der Sache möglich ist, oder ich muss für den Ausgleich sorgen. Damit wäre aber Deine Vorausannahme, der freie Mensch darf alles, zu relativieren mit all den notwendigen Folgeinstitutionen.
4. Beim Ablauf des Eigentumsrechts wird an den Eigentümer als Ausgleich bezahlt, was das Eigentum aufgrund seiner automatischen Verknappung teurer geworden ist. Falls nicht, dann nicht.
~ Ich nehme an, dass dieser Ausgleich von dem „Nacheigentümer“ geleistet werden muss oder gibt es eine „Ausgleichsstelle“. Da dieses aber anscheinend ein Ausgleich mindestens in einer festgesetzten Mindesthöhe (Mindestgebot im Verfahren nach Punkt 5), muss diese auch der bisherige Eigentümer tatsächlich aufbringen, wenn er über dem Termin erneut als Eigentümer gelten möchte.
~ Wie fliesen deflationäre Tendenzen hier ein? Boden in der Deflation besser als Bargeld?
~ Kann der Eigentümer auch Rückzahlungen leisten müssen auf Grund von Wertverfall (nach Grad der Ausbeutung der Ressourcen)?
5. Das Eigentumsrecht wird dann [b]versteigert (jeder, auch der Alteigentümer) bietungsberechtigt.[/b]
~ Hier fehlt mir einfach das Vorstellungsvermögen, um davon auszugehen, dass es bei diesen Versteigerungen keine Zusammenschlüsse geben kann. Erpressung, Mord und Totschlag müssten zuvor abgeschafft sein, oder es gibt wieder eine starke Aufsicht, womit man wohl wieder das Tor für die Macht öffnet (z.B. bin ich überzeugt, dass jede Aufsicht irgendwo irgendwann in Teilen bestechlich ist).
6. Mit dem Versteigerungserlös wird die Besicherung des Eigentums weiter gewährleistet (Minimalstaats-Idee o.ä.). Die Besicherung ist defensiv. Etwaige Übergriffe auf anderes Eigentum entfällt per se (privater Raub von Grund und Boden ohnehin unmöglich, Kriege usw.).
~ Gut, der private Raub von Grund und Boden ist nicht möglich, doch die menschliche Phantasie halte ich für so kreativ, dass sie andere Wege findet um an das Eigentum des anderen zu gelangen (Heiraten, Erpressung, Mord - die „Heldenlieder“ sind, überspitzt formuliert, voll davon).
Viele Fragen sind leider aus meinem mangelhaften Überblick zum Thema und zu den Auswirkungen Deiner Vorschläge entstanden, zumal ich deren Bedeutung als Weg aus der Krise noch nicht klar erkennen kann.
Weitere Fragen werden sich vermutlich bei mir je nach Art der Antwort ergeben, daher bitte ich um Geduld.
Gruß,
Uwe
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dottore
14.08.2002, 14:18
@ Uwe
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Re: Eigentumsrechte an Grund und Boden mit Verfallsdatum? |
-->>Hallo dottore!
>Es ist eine gute Idee, Lösungswege als Diskussionsgrundlage vorzustellen. Gleichzeitig zeigt sich aber m.E. auch, warum es immer wieder dazu kommt und eben auch notwendig sein wird, Entscheidungsvorbereitungen Sachkundigen anzuvertrauen, denn ich gebe zu, dass ich hier überfordert bin im Erkennung der gewollten und möglichen Wirkungen, die z.B. Deine Lösungsvorschläge, zu dem von Dir gewähltem Sachthema, beinhalten.
Hi Uwe,
das war nur mal so ins Blaue hinein gedacht. Vielen Dank für Deine zusätzlichen Gedanken.
>Daher kann ich nur mit Fragen aufwarten, die vielleicht meinen mangelnden Sachverstand eher verdeutlichen, als dass ich zu Lösungsansätzen beitragen könnte. >
>1. Eigentum an Grund und Boden existiert ohne Frage (Unterschied zwischen Staats- und Privateigentum klare Effizienzsache, der Bürokrat kann nix, der freie Mensch alles). > ~ Als „Arbeitsannahme“ sei davon auszugehen, dass eine Infragestellung des Eigentums an Grund und Boden ausgeklammert bleibt, bliebe also zu klären, was mit Grund und Boden geschieht, wofür sich derzeit kein Eigentümer findet; wem gehört er, wer kommt für die Verpflichtungen auf?
Es gibt praktisch keinen eigentümerfreien Grund nd Boden mehr (selbst Berge gehören dem Staat, die Antarktis ist noch frei und die Weltmeere außerhalb der x-Meilen-Zonen auch).
> ~ Wie ist der"Nullzustand" definiert; Bestand wird der neuen Regelung unterworfen?
Also als Nullzustand meinst Du sicher die jetzige Lage bzw. Verteilung. Dann dieses.
> ~ Welche Pflichten bedingt ein Bodeneigentum?
Nicht präzise formuliert ("Eigentum verpflichtet" usw.) Es gibt in Bayern z.B. die Pflicht, freien Zugang zu den Seeufern zu gewähren.
>2. Die Gesamtheit des Eigentums wird im Zuge der Bevölkerungsvermehrung - verglichen mit anderen Gütern usw. - teurer.
>Dieser „Schlüssel“ ist mir noch nicht ganz klar.
Na ja, je mehr Menschen, desto knapper der Boden, desto teurer in der Tendenz. Da"nicht vermehrbar" (wenn auch produktiver einsetzbar, außerdem Hochhausbauten usw.), liegt der Bodenpreiszuwachs tendenziell über dem Zuwachsraten anderer Güter, vor allem rasch (re-)produzierbarer.
> ~ Wie kann Boden bewertet werden, dessen Nutzbedeutung allein dadurch höher einzuschätzen ist, dass auf ihm bzw. durch diesen (Ressourcen) und infolge bestehender Infrastruktur, etliche Menschen leben, die kein Eigentumsrecht an diesem Boden erwerben können?
Da auch Infrastrukturen (Straßen usw.) im Grundbuch stehen (Katasteramt) gibt es praktisch keinen eigetümerfreien Grund und Boden.
> ~ Wie verändert sich der Wert nach Ausbeutung dieser Ressourcen?
Nach unten. Ist die Ã-lquelle trocken, hat das Land nicht mehr den früheren Wert.
> ~ Wird hier nicht in Verbindung mit den Punkten 4 bis 6 das Erfordernis geschaffen, der hemmungslosen Ausbeute, um zu möglichst viel Mitteln zu gelangen, um bei anstehenden Versteigerungen, neuen, verwertbaren Grund und Boden zu erhalten, ohne dem dann ehemalige Eigentum verpflichtet sein zu müssen?
Ja! Das ist ein sehr guter Punkt. Den hatte ich übersehen. Es würde also mit Hilfe der Bodenausbeute bis zum Ablauf des Eigentumsrechts so viel an Profit erwirtschaft, um dann in bessere, weil noch nicht komplett ausgebeutete Böden umzuziehen.
Das alte Nomadenproblem: Wieviel weide ich ab, wenn ich auf den selben Boden zurück muss? Das wäre dann nur über like-kind-exchange zu lösen: Man hätte dann nur die Möglichkeit in gleich guten oder schlechten Boden zu wechseln. Oder es würden 5 Bodenstufen (Qualität, Ertragskraft usw.) eingeführt. Der jeweilige Eigentümer dürfte dann nur bei schlechteren Böden mitbieten. Das wäre dann eine Ausgleich. Hat jemand sein Land von 5 auf 4 abgewirtschaftet, darf er in der nächsten Runde nur Land Stufe 3 erwerben. Seine Landausbeutung wäre demnach sinnlos gewesen, weil er den Profit aus dem besseren Land mit dem Erhalt schlechteren Landes nullifizieren würde.
Er würde dann möglicherweise in die Verbesserung des schlechteren Landes investieren. Oder platt: jemand hat Land mit einer riesigen Umweltschweinerei verwüstet. Dann kann er nur noch mitten in der Sahara ein Stück Land erwerben.
Irgendeine Sanktion muss also her.
>3. Das Eigentumsrecht muss ablaufen, wie Patentrechte (letztere lassen sich auch von vorneherein erledigen, indem sie nicht geschützt werden, das Eigentumsrecht aber nicht, das sonst Tohuwabohu). > ~ Ist hier mit eine Pacht, die das Eigentum an Grund und Boden dann allerdings nicht ermöglicht, sinnvoller; denn gegenüber einer gepachteten Sache, habe ich doch derartige Auflagen zu beachten, dass eine Wiederverpachtung der Sache möglich ist, oder ich muss für den Ausgleich sorgen. Damit wäre aber Deine Vorausannahme, der freie Mensch darf alles, zu relativieren mit all den notwendigen Folgeinstitutionen.
Mit so einer Pacht komme ich nicht klar, weil das auf ein Obereigentum des Staates am gesamten Land (so was wie"Freiland" à la Gesell) hinausliefe. Pacht soll schon möglich sein, aber dann bei wechselnden Eigentümern. Der Eigentümer würde dann den Pächter zu ordentlicher Bewirtschaftung zwingen, im eigenen Interesse, eben um die Sanktionen (Umzug in die Sahara) zu vermeiden.
>4. Beim Ablauf des Eigentumsrechts wird an den Eigentümer als Ausgleich bezahlt, was das Eigentum aufgrund seiner automatischen Verknappung teurer geworden ist. Falls nicht, dann nicht. > ~ Ich nehme an, dass dieser Ausgleich von dem „Nacheigentümer“ geleistet werden muss oder gibt es eine „Ausgleichsstelle“. Da dieses aber anscheinend ein Ausgleich mindestens in einer festgesetzten Mindesthöhe (Mindestgebot im Verfahren nach Punkt 5), muss diese auch der bisherige Eigentümer tatsächlich aufbringen, wenn er über dem Termin erneut als Eigentümer gelten möchte.
Teurer bei gleichzeitig gestiegener Melioration. Also jemand bringt Land 4 auf Stufe 5 und wird wieder auf 4 als Mitbieter zurückgestuft. Nur bisherige Nicheigentümer dürfen überhaupt Stufe 5 bebieten. Ausgleichszahlung an Alteigentümer bezieht sich auf die allgemeine (jetzt nur durch Verknappung) erzielte Preissteigerung von Land 4 im Schnitt.
> ~ Wie fliesen deflationäre Tendenzen hier ein? Boden in der Deflation besser als Bargeld?
Hängt von der nachhaltigen Ertragskraft ab. Wird bestes Land billiger (deflations-, also kreditkrisenbedingt), geht es günstiger an jene, die bisher noch kein Bodeneigentum hatten. Der arme Hund aus der Favela kann sich also das Grundstück des ehemals reichen Pleitiers"leisten".
> ~ Kann der Eigentümer auch Rückzahlungen leisten müssen auf Grund von Wertverfall (nach Grad der Ausbeutung der Ressourcen)?
Schwer zu ermitteln, da die Ressourcen nicht absolut sicher feststellbar. Ich würde da eher mit dem Herabstufungsverfahren arbeiten.
>5. Das Eigentumsrecht wird dann [b]versteigert (jeder, auch der Alteigentümer) bietungsberechtigt.[/b] > ~ Hier fehlt mir einfach das Vorstellungsvermögen, um davon auszugehen, dass es bei diesen Versteigerungen keine Zusammenschlüsse geben kann. Erpressung, Mord und Totschlag müssten zuvor abgeschafft sein, oder es gibt wieder eine starke Aufsicht, womit man wohl wieder das Tor für die Macht öffnet (z.B. bin ich überzeugt, dass jede Aufsicht irgendwo irgendwann in Teilen bestechlich ist).
Da magst Du Recht haben. Vielleicht geht's überhaupt nicht. Außer vielleicht in dem Herabstufungsverfahren. Der Villenbesitzer mit Hamburger Alsterblick ist ja bekannt. Er muss auf jeden Fall in eine Wohnung in Mümmelmannsberg ziehen (Grunewald - Marzahn, Grünwald - Pasing, usw.).
>
>6. Mit dem Versteigerungserlös wird die Besicherung des Eigentums weiter gewährleistet (Minimalstaats-Idee o.ä.). Die Besicherung ist defensiv. Etwaige Übergriffe auf anderes Eigentum entfällt per se (privater Raub von Grund und Boden ohnehin unmöglich, Kriege usw.). > ~ Gut, der private Raub von Grund und Boden ist nicht möglich, doch die menschliche Phantasie halte ich für so kreativ, dass sie andere Wege findet um an das Eigentum des anderen zu gelangen (Heiraten, Erpressung, Mord - die „Heldenlieder“ sind, überspitzt formuliert, voll davon).
Auch sehr richtig. Das Erbrecht müsste in jedem Fall mit angegangen werden. Bei Erpressung/Mord wäre ich optimistischer. Mir ist bisher noch kein Fall bekannt geworden, wo mit Gewaltakt ein Grundbucheintrag verändert werden konnte.
>Viele Fragen sind leider aus meinem mangelhaften Überblick zum Thema und zu den Auswirkungen Deiner Vorschläge entstanden, zumal ich deren Bedeutung als Weg aus der Krise noch nicht klar erkennen kann.
Es war halt mal so quer gedacht. Wenn wir schon das Eigentum an Grund und Boden als den zentralen Faktor haben, dann muss eine wie auch immer geartete Verbesserung (Lösung wage ich ohnehin zu bezweifeln) in dieser Richtung gesucht werden.
Schönen Gruß!
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Uwe
14.08.2002, 18:52
@ dottore
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Dem Nachfolger verwertbares hinterlassen, eine vortreffliche Forderung! |
-->Danke, dottore,
für Deine Antworten, die teilweise Nachfragen und Erläuterungen (da vielleicht Fragen unklar formuliert wurden) meinerseits nach sich ziehen, zumal ich doch erheblichen"Regulierungsbedarf" zur Umsetzung nach diesem Modell sehe.
Leider schaffe ich es terminlich in der nächsten Zeit nicht, am Ball zu bleiben, daher möchte ich nur kurz auf den m.E. nach wichtigsten Punkt eingehen, der für mich darin besteht, dass Du Sanktionen für diejenigen vorsiehst, die das auf Zeit überlassene Eigentum nicht im Sinne zukünftiger Nachfolger nutzen, Sanktionen, die eine zu diesem Zeitpunkt erkennbare"Schlechterstellung" in Eigentumswerten (gesellschaftliche Stellung und gesellschaftliches Ansehen) nach sich zieht.
Dieses auf weitere, gar alle Bereiche des Lebens übertragen, so etwa stelle ich mir schon lange das ideale"WIR" vor. Doch derartige Wertmassstäbe aufzustellen und zu verinnerlichen scheint mir eben die Utopie, in welcher Form man nun auch immer die entsprechende Institutionen zur Beschreibung und Kontrolle dazu einsetzt muss oder nicht. Das mag wohl auch hauptsächlich daran liegen, dass die verschiedensten Gruppen die unterschiedlichsten Vorstellungen dazu haben, was in der Zukunft gefordert ist.
Ich wünsche eine schöne Zeit,
Uwe
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