Ghandi
11.09.2002, 19:54 |
Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten Thread gesperrt |
-->Für folgende simple Preisfrage wird die goldene Ananas vergeben:
Kapitalismus wird gerne auch gleichgesetzt mit dem Gewinnstreben der
am Wirtschaftsleben teilnehmenden Subjekte.
Gewinn bedeutet logischerweise, am Ende eines Berichtszeitraumes
höhere Einnahmen als Ausgaben zu haben.
Wenn wir unsere Erde nun vereinfacht als einen großen umfassenden
kapitalistischen Wirtschaftsraum annehmen, ist es dann theoretisch und
prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
dauerhaft Gewinne realisieren können?
Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
in gleicher Höhe ausweisen?
;-)
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Diogenes
11.09.2002, 20:43
@ Ghandi
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Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten |
-->>Für folgende simple Preisfrage wird die goldene Ananas vergeben:
Feingold hoffe ich. Wenn nicht nicht weiterlesen und Posting löschen, Jükü. ;-)
Ich poste hier doch nicht für grüngeerntete-schiffsgereifte Sauderdinger. *g*
>Wenn wir unsere Erde nun vereinfacht als einen großen umfassenden
>kapitalistischen Wirtschaftsraum annehmen, ist es dann theoretisch und
>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>dauerhaft Gewinne realisieren können?
Ja. (Fehlinvestitionen mal außen vor)
>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>in gleicher Höhe ausweisen?
Nein.
>;-)
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Bob
11.09.2002, 21:00
@ Ghandi
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Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten |
-->>Für folgende simple Preisfrage wird die goldene Ananas vergeben:
>Kapitalismus wird gerne auch gleichgesetzt mit dem Gewinnstreben der
>am Wirtschaftsleben teilnehmenden Subjekte.
>Gewinn bedeutet logischerweise, am Ende eines Berichtszeitraumes
>höhere Einnahmen als Ausgaben zu haben.
>Wenn wir unsere Erde nun vereinfacht als einen großen umfassenden
>kapitalistischen Wirtschaftsraum annehmen, ist es dann theoretisch und
>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>dauerhaft Gewinne realisieren können?
>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>in gleicher Höhe ausweisen?
>
>;-)
einfaches Beispiel:
stellen Sie sich vor auf der Erde herrsche eine Durchschnittstemperatur von 0 Grad Celsius permanent. Die Energiekosten wären enorm. Jeder halbwegs vernünftige Betrieb rechnet mit einem Ã-lpreis von 100$ je Barrel. jetzt passiert das Wunder: die Temperaturen steigen auf 20 Grad an, der Ã-lpreis fällt auf 10$ je Barrel. Jetzt machen alle Firmen ungeheure Gewinne.
Theoretische Erklärung: Alle Firmen machen gleichzeitig Gewinn, wenn eine Umweltbedingung sich unvorhergesehen für alle in dem Sinn verändert, dass für alle Betriebe der Preis eines Kostengutes sinkt.
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Digedag
11.09.2002, 22:27
@ Bob
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Re: Milchmädchenrechnung |
-->>>... ist es dann theoretisch und
>>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>>dauerhaft Gewinne realisieren können?
>>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>>in gleicher Höhe ausweisen?
>>
>>;-)
>einfaches Beispiel:
>stellen Sie sich vor auf der Erde herrsche eine Durchschnittstemperatur von 0 Grad Celsius permanent. Die Energiekosten wären enorm. Jeder halbwegs vernünftige Betrieb rechnet mit einem Ã-lpreis von 100$ je Barrel. jetzt passiert das Wunder: die Temperaturen steigen auf 20 Grad an, der Ã-lpreis fällt auf 10$ je Barrel. Jetzt machen alle Firmen ungeheure Gewinne.
????? ALLE Firmen????
Wirklich alle, auch die Ã-lproduzenten, die in der Nordsee mehr als 10$ pro Barrel Produktionskosten haben????
>Theoretische Erklärung: Alle Firmen machen gleichzeitig Gewinn, wenn eine Umweltbedingung sich unvorhergesehen für alle in dem Sinn verändert, dass für alle Betriebe der Preis eines Kostengutes sinkt.
Praktische Umsetzung:"Alle" geben weniger Geld aus für die Beschaffung dieses"Kostengutes".
- Frage: an wen geben sie weniger Geld dafür aus?
... Und wieso soll dieser bisherige Geldempfänger nun immer noch im Gewinn bleiben, immerhin gehen seine Einnahmen zurück, aber die Fixkosten seines Betriebes bleiben (abgesehen vom Eigenbedarf des"Kostengutes")?
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Bob
11.09.2002, 22:51
@ Digedag
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Re: Milchmädchenrechnung |
-->>>>... ist es dann theoretisch und
>>>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>>>dauerhaft Gewinne realisieren können?
>>>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>>>in gleicher Höhe ausweisen?
>>>
>>>;-)
>>einfaches Beispiel:
>>stellen Sie sich vor auf der Erde herrsche eine Durchschnittstemperatur von 0 Grad Celsius permanent. Die Energiekosten wären enorm. Jeder halbwegs vernünftige Betrieb rechnet mit einem Ã-lpreis von 100$ je Barrel. jetzt passiert das Wunder: die Temperaturen steigen auf 20 Grad an, der Ã-lpreis fällt auf 10$ je Barrel. Jetzt machen alle Firmen ungeheure Gewinne.
>????? ALLE Firmen???? > Wirklich alle, auch die Ã-lproduzenten, die in der Nordsee mehr als 10$ pro Barrel Produktionskosten haben????
>>Theoretische Erklärung: Alle Firmen machen gleichzeitig Gewinn, wenn eine Umweltbedingung sich unvorhergesehen für alle in dem Sinn verändert, dass für alle Betriebe der Preis eines Kostengutes sinkt.
>Praktische Umsetzung:"Alle" geben weniger Geld aus für die Beschaffung dieses"Kostengutes". > - Frage: an wen geben sie weniger Geld dafür aus?
>... Und wieso soll dieser bisherige Geldempfänger nun immer noch im Gewinn bleiben, immerhin gehen seine Einnahmen zurück, aber die Fixkosten seines Betriebes bleiben (abgesehen vom Eigenbedarf des"Kostengutes")?
>
naja, also als der Motor erfunden wurde, da haben die Postkutschen auch Pleite gemacht. Ich denke nicht, daß die Frage in dem Sinn gemeint war, dass wirklich alle Firmen mehr Gewinn machen, sondern nur die allermeisten. Also die Frage, ob jedem Buchgewinn irgendwo ein Buchverlust gegenübersteht.
Können Sie sich keine Veränderung vorstellen, die wirklich alle besser stellt? Wär mal ein interessantes Rätsel für die Runde.
bob
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Heller
11.09.2002, 22:53
@ Ghandi
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Dafür, dass alle so brav geschuftet haben, gibt Papa Staat |
-->in dem Verhältnis, in dem die vielen"Kapitalisten" sogenannten Mehrwert geschaffen haben, zusätzliches Geld heraus. Dann ist der Profit auch tatsächlich sichtbar.
Nur mal so in die Tüte gesprochen. Aber unter normalen Umständen halte ich Gewinn ohne Verlust, Leben ohne Sterben, etc. nicht für möglich.
Viel wichtiger als die Friede-Freude-Eierkuchen-Szenarien fände ich allerdings, wie man es dauerhaft schafft, dass durch den Marktwirtschaftsmechanismus tatsächlich etwas"Besseres" geschaffen wird:
a) wer definiert, was"besser" bedeutet?
b) wie stellt man es an, dass die, die nichts"besseres" schaffen, rechtzeitig wieder vom Markt verschwinden bevor sie wie ENRON und Konsorten riesigen Schaden anrichten?
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André
11.09.2002, 22:59
@ Ghandi
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Re: Die weitverbreitete Annahme, dass des einen Gewinn immer des |
-->anderen Verlust sei, ist irrig.
Man denke an die soo beliebten Bewertungsblasen. Da gewinnen alle, die von dem ständig höher gepreisten Gut (Tulpenzwiebel, Nasdaq, Neuer Markt-Aktien) etwas haben, ohne dass andere verlören.
Sie gewinnen allesamt und fühlen sich reicher und optimistischer, bis
irgendwann die Blase platzt: siehe des Kaisers neue Kleider!
Und dann werden allesamt im Eintracht wieder ärmer, d.h. haben große Vermögensverluste, es sei denn einige wenige hätten sich rechtzeitig von dem
"erstrebenswerten" Gut rechtzeitig getrennt.
Also: die Rechnung Gewinne=Verluste pro Periode geht nicht auf,
weder im Leben eines Einzelnen noch in der Gesellschaft, es sei denn, man sehe von der Geburt bis zum Tode:
"Im eignen Dreck geboren- im Dreck gestorben"
oder: Eine gesamte Kultur entwickelt sich und geht wieder völlig unter, wie so oft geschehen.
NUR bei Termingeschäften und Wetten ist des einen Gewinn eines anderen Verlust,
aber selbst da muß dem in Realität nicht so sein und ist dem zumeist nicht so, weil es kaum nackte Kontrakte gibt!!!
MfG
A.
>Wenn wir unsere Erde nun vereinfacht als einen großen umfassenden
>kapitalistischen Wirtschaftsraum annehmen, ist es dann theoretisch und
>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>dauerhaft Gewinne realisieren können?
>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>in gleicher Höhe ausweisen?
>
>;-)
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subito
11.09.2002, 23:54
@ Ghandi
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Einnahmen minus Ausgaben sind nicht der Gewinn |
-->Hallo Ghandi!
Gewinn bedeutet logischerweise, am Ende eines Berichtszeitraumes
höhere Einnahmen als Ausgaben zu haben.
Gewinn oder Verlust wird durch Vermögensvergleich festgestellt. Kann das Vermögen aller Firmen gleichzeitig wachsen? Ja.
Gruß
subito
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Der Husky
12.09.2002, 00:04
@ Bob
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Bloß das realistische Meterologen den Anteil des Menschen an der Erwärmung der |
-->Atmosphäre unter 1 (in Worten:eins) Prozrnt sehen. Der Rest ist wiedermal Propaganda!
Der Husky!
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pecunia
12.09.2002, 11:08
@ Ghandi
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Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? |
-->Hallo,
lasst uns mal im Extrem denken:
Vor 10.000 Jahren gabs auf diesem Planeten kaum etwas von Menschenhand geschaffenes, das von Bestand gewesen waere. Heute gibts z.B. ne Menge Infrastruktur (Verkehrswege, Gesundheitswesen,...) um nur ein Beispiel zu nennen. In diesen 10.000 Jahren haben also offensichtlich ALLE gewonnen.
Gewinn bedeutet also nicht, dass die Einnahmen hoeher als die Ausgaben sein muessen, sondern dass am Ende der Wertschoepfungskette 'etwas uebrig bleibt'. Und das sollte eigentlich immer der Fall sein, wenn GEARBEITET/etwas ERARBEITET wird.
Alles ganz einfach.
Liebe Gruesse
pecunia
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Campo
12.09.2002, 11:38
@ Ghandi
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Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten |
-->>Für folgende simple Preisfrage wird die goldene Ananas vergeben:
>Kapitalismus wird gerne auch gleichgesetzt mit dem Gewinnstreben der
>am Wirtschaftsleben teilnehmenden Subjekte.
>Gewinn bedeutet logischerweise, am Ende eines Berichtszeitraumes
>höhere Einnahmen als Ausgaben zu haben.
Moin,
Der Begriff"Gewinn" ist nix weiter als ein Saldo, eine Zahl, die Geldwert ausdrückt und die einen Eigentümer hat. Den Unternehmer oder den Investor. Der"Gewinn" wird wieder ausgeschüttet (= Ausgaben an den Unternehmenseigner) oder reinvestiert (= Investions-Ausgaben). Daher bilanztechnisch immer ein Nullsummenspiel: Einnahmen = Ausgaben.
>Wenn wir unsere Erde nun vereinfacht als einen großen umfassenden
>kapitalistischen Wirtschaftsraum annehmen, ist es dann theoretisch und
>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>dauerhaft Gewinne realisieren können?
Ja! Ergibt sich logisch aus o.g.
>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>in gleicher Höhe ausweisen?
Diese Frage ist eine rein verteilungstheoretische Frage. Wenn sich das Management an Gehältern viel gönnt, bleibt für die einfachen Sachbearbeiter eben weniger über. Gleiches mit hohen Gewinnentnahmen: Je höher diese, umso mehr muß an den Gehältern eingespart werden.
Daher ist der Begriff des"Verlustes" hier nicht bilanztechnisch zu fassen, sondern ist eher sozio-ökonomisch zu betrachten.
Gruß
Campo
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dottore
12.09.2002, 13:14
@ Ghandi
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Re: Hallo Kapitalismus- und Buchhaltungs-Experten |
-->>Für folgende simple Preisfrage wird die goldene Ananas vergeben:
>Kapitalismus wird gerne auch gleichgesetzt mit dem Gewinnstreben der
>am Wirtschaftsleben teilnehmenden Subjekte.
>Gewinn bedeutet logischerweise, am Ende eines Berichtszeitraumes
>höhere Einnahmen als Ausgaben zu haben.
Bitte nicht Einnahmen mit Einzahlungen und Ausgaben mit Auszahlungen durcheinander bringen.
Bilanziell entsteht Gewinn durch Aktiva > Passiva (Gewinn passiv verbucht, da sozusagen Schuld gegenüber Eigentümern). Ob der Gewinn dann auch ausgezahlt werden kann, ist ein ganz andere Frage.
Da Passiva schwerer zu manipulieren sind als Aktiva (Forderungen sind nominell und eisenhart, Grundstücke, Läger, Wertpapiere usw. kann man etwas lockerer bewerten und damit aktivieren) teilen sich die Kapitalisten in zwei Lager: die einen, die den Profit verstecken wollen (man kommt ihnen über die Ertragsteuern hinter die Schleche und ein paar weitere Tricks); die anderen, die mehr Profit ausweisen wollen als entstanden (Enronitis).
Letztlich ist der Bilanz-Gewinn bei allen Accounting Standards usw. nebbich. Außerdem ist zwischen handels- und steuerrrechtlichem zu unterscheiden. Das Feld ist weit...
>Wenn wir unsere Erde nun vereinfacht als einen großen umfassenden
>kapitalistischen Wirtschaftsraum annehmen, ist es dann theoretisch und
>prinzipiell denkbar, dass zum Beispiel alle Firmen gleichzeitig und
>dauerhaft Gewinne realisieren können?
Das Schlüssel heißt"realisieren". Genau wir Du schreibst. Zu machen (buchen) ist er allemal und von allen, siehe eben. Realisierung ist ein Cash-Phänomen, da der Gewinn dann ausgekehrt werden muss (es sei denn er wird vorgetragen, zum EK geschlagen = Kapitalerhöhung usw.), muss das Geld irgendwoher kommen - aus Einnahmen > Ausgaben erfolgt zunächst noch gar nichts.
Diese Realisierung ist ein monetäres Phänomen und kann nur dadurch möglich sein, dass die berühmte Nettoneuverschuldung Statt findet (geht auch beim einzelnen Unternehmer selbst, indem er Aktiva tauscht, also aus Haus mach Kasse ohne das Haus zu verkaufen, sondern nur zu beleihen).
Das Monetäre spielt auch noch eine weitere Geige: die Sachen (Güter) aus denen Aktivseiten zum Teil bestehen (passiv lassen sich Sachen, Güter usw. nicht verbuchen), müssen bewertet werden. Dies wiederum kann nur möglich sein, wenn es eine monetäre Sphäre, sprich also"Geld" gibt, in dem der"Wert", z.B. einer Fabrikationsanlage ausgedrückt ist.
>Oder muß es zwangsläufig andere Subjekte geben, die Verluste
>in gleicher Höhe ausweisen?
Nein, das auf keinen Fall. Die Wirtschaft, siehe dazu André weiter unten, ist kein Kasino oder eine andere Art von Nullsummenspiel.
Die Gewinne von Summe X Firmen haben mit den Verlusten von Summe Y Firmen absolut nichts zu tun.
Das ist ja auch das Elend mit den Gewerkschaften, die immer glauben, entweder ihre Löhne steigen oder das gleich Geld schieben sich die Bosse oder Eigentümer ein. Ist natürlich Totalquatsch, was u.a. das Jahr 2002 mit zahlreichen Lohnerhöhungen (Banken, EH, Ver.di, IG Metall) beweist, die in Summa erheblich höher ausfallen, als jemals an Gewinnen hätte erwirtschaftet werden können.
Wäre die zusätzlich zu zahlende Lohnsumme von 2002 als Gewinne an die Eigentümer ausgekehrt worden, hätten sich die Profits 2002 gegenüber 2001 schätzungsweise verfünffacht.
Die Dividendenzahlungen dürften in diesem Jahr bei max. 8/10 Mrd € liegen. Die zusätzliche Lohnsumme nach der Tarifabschlüssen liegt bei mind. ca 40 Mrd. €.
Nun schlag mal die 40 Mrd. als Dividenden vor...
Klartext: Die Firmen müssen sich in Höhe der Lohnerhöhungen sub summa zusätzlich neu verschulden, um die Löhne überhaupt bezahlen zu können.
Kapitalismus ist halt kein leichtes Geschäft...
Gruß!
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Zardoz
12.09.2002, 14:01
@ pecunia
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Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? |
-->Liebe Pecunia,
>lasst uns mal im Extrem denken:
dann mal los...
>Vor 10.000 Jahren gabs auf diesem Planeten kaum etwas von Menschenhand geschaffenes, das von Bestand gewesen waere. Heute gibts z.B. ne Menge Infrastruktur (Verkehrswege, Gesundheitswesen,...) um nur ein Beispiel zu nennen. In diesen 10.000 Jahren haben also offensichtlich ALLE gewonnen.
... und schon habe ich einige Fragen:
1. Haben nicht zu allen Zeiten die Menschen ENTSPRECHEND IHREN JEWEILIGEN MÃ-GLICHKEITEN UND NOTWENDIGKEITEN ähnliches geschaffen?
2. Leben nicht zur Zeit auf der Erde um Größenordnungen mehr Menschen auf der Erde als vor 10.000 Jahren?
3. Basiert Deine Annahme alle hätten gewonnen vielleicht auf einer Art Durchschnittsrechnung?
>Gewinn bedeutet also nicht, dass die Einnahmen hoeher als die Ausgaben sein muessen, sondern dass am Ende der Wertschoepfungskette 'etwas uebrig bleibt'. Und das sollte eigentlich immer der Fall sein, wenn GEARBEITET/etwas ERARBEITET wird.
Am Ende meiner Wertschöpfungkette mag übrig bleiben was will, erziele ich damit keine Einnahmen kann ich es verschrotten.
>Alles ganz einfach.
Wirklich?
>Liebe Gruesse
Liebe Grüsse zurück,
Zardoz
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Zardoz
12.09.2002, 14:13
@ André
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Re: Die weitverbreitete Annahme, dass des einen Gewinn immer des |
-->>Man denke an die soo beliebten Bewertungsblasen. Da gewinnen alle, die von dem ständig höher gepreisten Gut (Tulpenzwiebel, Nasdaq, Neuer Markt-Aktien) etwas haben, ohne dass andere verlören.
Bleiben wir doch bei der Tulpenzwiebel. Wir nehmen eine Zwiebel, einen Zwiebelbesitzer und dazu drei weitere Personen mit einem Besitz in Geld von je 100, 1.000, 10.000 Gulden. Nun wird die Zwiebel vom Besitzer durchgereicht gegen 100 Gulden, weiterverkauft für 1.000 Gulden und landet letztlich beim Besitzer der 10.000 Gulden. Die Blase platzt. Was ist passiert? Wir haben einen Zwiebelbesitzer und drei weitere Besitzer von jeweils 100, 1.000, 10.000 Gulden.
>Sie gewinnen allesamt und fühlen sich reicher und optimistischer, bis
>irgendwann die Blase platzt: siehe des Kaisers neue Kleider!
>Und dann werden allesamt im Eintracht wieder ärmer, d.h. haben große Vermögensverluste, es sei denn einige wenige hätten sich rechtzeitig von dem
>"erstrebenswerten" Gut rechtzeitig getrennt.
Nur einer ist"ärmer" geworden. Alle anderen haben gewonnen. Oder?
Nice day,
Zardoz
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pecunia
12.09.2002, 15:02
@ Zardoz
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Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? |
-->Hallo Zardoz,
>1. Haben nicht zu allen Zeiten die Menschen ENTSPRECHEND IHREN JEWEILIGEN MÃ-GLICHKEITEN UND NOTWENDIGKEITEN ähnliches geschaffen?
>2. Leben nicht zur Zeit auf der Erde um Größenordnungen mehr Menschen auf der Erde als vor 10.000 Jahren?
>3. Basiert Deine Annahme alle hätten gewonnen vielleicht auf einer Art Durchschnittsrechnung?
Was haben diese Fragen mit dem Grundproblem gemeinsam? Kernfrage war doch, ob im Kapitalismus ALLE FIRMEN GLEICHZEITIG Gewinn machen koennen, oder ob dazu jemand anderes Verluste machen muss. Aus meiner Sicht koennen alle gleichzeitig gewinnen (Vermoegen erarbeiten).
>Am Ende meiner Wertschöpfungkette mag übrig bleiben was will, erziele ich damit keine Einnahmen kann ich es verschrotten.
Quatsch! Wichtig ist doch nur, dass das Produzierte Verwendung findet, dass es also fuer Dich oder andere nuetzlich ist. Mach 10 Tage lang Brennholz. Wenn Du es nicht verkaufen kannst, dann verheizt Du es halt selber. Dein Gewinn liegt dann in der Summe, die Du zum Erwerb von kamingerechtem Holz haettest zahlen muessen. Das ist WERTSCHOEPFUNG. Sie taucht IMMER Hand in Hand mit geleisteter Arbeit auf.
Liebe Gruesse
pecunia
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Zardoz
12.09.2002, 15:24
@ pecunia
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Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? |
-->Hallo Pecunia,
>Was haben diese Fragen mit dem Grundproblem gemeinsam? Kernfrage war doch, ob im Kapitalismus ALLE FIRMEN GLEICHZEITIG Gewinn machen koennen, oder ob dazu jemand anderes Verluste machen muss. Aus meiner Sicht koennen alle gleichzeitig gewinnen (Vermoegen erarbeiten).
meine Fragen bezogen sich einfach auf Deinen Beitrag zum Grundproblem.
>Quatsch! Wichtig ist doch nur, dass das Produzierte Verwendung findet, dass es also fuer Dich oder andere nuetzlich ist. Mach 10 Tage lang Brennholz. Wenn Du es nicht verkaufen kannst, dann verheizt Du es halt selber. Dein Gewinn liegt dann in der Summe, die Du zum Erwerb von kamingerechtem Holz haettest zahlen muessen. Das ist WERTSCHOEPFUNG. Sie taucht IMMER Hand in Hand mit geleisteter Arbeit auf.
Quatsch ist etwas hart, oder? Nehmen wir statt Brennholz also Volkswagen. Sind sie nicht zu verkaufen, fährt halt jeder Beschäftigte die von ihm anteilig produzierten Fahrzeuge. Und sein Gewinn liegt dabei in der Summe, die er sonst dafür hätte ausgeben müssen, sich all die Wagen zu kaufen. Ja, irgendwie Quatsch...
Ebenso liebe Grüße,
Zardoz
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SchlauFuchs
12.09.2002, 21:01
@ Zardoz
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Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? |
-->>Hallo Pecunia,
>>Was haben diese Fragen mit dem Grundproblem gemeinsam? Kernfrage war doch, ob im Kapitalismus ALLE FIRMEN GLEICHZEITIG Gewinn machen koennen, oder ob dazu jemand anderes Verluste machen muss. Aus meiner Sicht koennen alle gleichzeitig gewinnen (Vermoegen erarbeiten).
>meine Fragen bezogen sich einfach auf Deinen Beitrag zum Grundproblem.
>>Quatsch! Wichtig ist doch nur, dass das Produzierte Verwendung findet, dass es also fuer Dich oder andere nuetzlich ist. Mach 10 Tage lang Brennholz. Wenn Du es nicht verkaufen kannst, dann verheizt Du es halt selber. Dein Gewinn liegt dann in der Summe, die Du zum Erwerb von kamingerechtem Holz haettest zahlen muessen. Das ist WERTSCHOEPFUNG. Sie taucht IMMER Hand in Hand mit geleisteter Arbeit auf.
>Quatsch ist etwas hart, oder? Nehmen wir statt Brennholz also Volkswagen. Sind sie nicht zu verkaufen, fährt halt jeder Beschäftigte die von ihm anteilig produzierten Fahrzeuge. Und sein Gewinn liegt dabei in der Summe, die er sonst dafür hätte ausgeben müssen, sich all die Wagen zu kaufen. Ja, irgendwie Quatsch...
>Ebenso liebe Grüße,
>Zardoz
Ich kann Pecunias Ansatz gut verstehen. Jeder gewinnt, wenn die Wertschöpfung insgesamt den Konsum übersteigt. Zumindest in der Summe, denn die zusätzlich erzeugten Waren/Werte stehen meist nicht jedermann zur Verfügung. Andererseits ist ein Gewinn, den man eigentlich nicht gebrauchen kann, eigentlich wertlos.
ciao!
SF
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Zardoz
13.09.2002, 12:01
@ SchlauFuchs
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Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? |
-->Hallo Schlaufuchs,
>Ich kann Pecunias Ansatz gut verstehen.
insofern sich jeder das Paradies zurückwünscht: Ja.
>Jeder gewinnt, wenn die Wertschöpfung insgesamt den Konsum übersteigt.
>Andererseits ist ein Gewinn, den man eigentlich nicht gebrauchen kann, eigentlich wertlos.
Tja, was denn nun?
Nice day,
Zardoz
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pecunia
13.09.2002, 12:30
@ Zardoz
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Re: Und wo bleibt das Argument der Wertschoepfung? |
-->Hallo Zardoz,
ok, ok, das 'QUATSCH' war zu hart. Tschuldigung *schaehm*
Aber nochmal zur Grundfrage.
Wenn man mal davon ausgeht, dass niemand etwas arbeitet (also Wertschoepfung betreibt) und dass es trotzdem Menschen gibt, die 'Gewinn' machen (z.B. ueber Boersengeschaefte), dann koennen diese Gewinne nur durch Verluste der anderen Partei existieren.
Wenn aber gearbeitet wird, dann entstehen permanent neue Werte. Folglich wird 'Gewinn' gemacht. Ob der Gewinn nun in Waehrung ausgedrueckt wird oder in Form einer Imobile irgendwo rumsteht, ist doch zunaechst mal egal. Jedes Jahr entstehen neue Sachwerte (und zwar nicht nur auf Pump). Folglich muessen doch alle gewinnen, oder?
Liebe Gruesse
pecunia
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André
13.09.2002, 14:52
@ Zardoz
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Re: Die weitverbreitete Annahme, dass des einen Gewinn immer des |
-->>>Man denke an die soo beliebten Bewertungsblasen. Da gewinnen alle, die von dem ständig höher gepreisten Gut (Tulpenzwiebel, Nasdaq, Neuer Markt-Aktien) etwas haben, ohne dass andere verlören.
>Bleiben wir doch bei der Tulpenzwiebel. Wir nehmen eine Zwiebel, einen Zwiebelbesitzer und dazu drei weitere Personen mit einem Besitz in Geld von je 100, 1.000, 10.000 Gulden. Nun wird die Zwiebel vom Besitzer durchgereicht gegen 100 Gulden, weiterverkauft für 1.000 Gulden und landet letztlich beim Besitzer der 10.000 Gulden. Die Blase platzt. Was ist passiert? Wir haben einen Zwiebelbesitzer und drei weitere Besitzer von jeweils 100, 1.000, 10.000 Gulden.
>>Sie gewinnen allesamt und fühlen sich reicher und optimistischer, bis
>>irgendwann die Blase platzt: siehe des Kaisers neue Kleider!
>>Und dann werden allesamt im Eintracht wieder ärmer, d.h. haben große Vermögensverluste, es sei denn einige wenige hätten sich rechtzeitig von dem
>>"erstrebenswerten" Gut rechtzeitig getrennt.
>Nur einer ist"ärmer" geworden. Alle anderen haben gewonnen. Oder?
>Nice day,
>Zardoz
Genau, aber der volle Prozess war im Posting angegeben, den hast´ wohl versehentlich kupiert.
Wichtig ist jedoch zu wissen, dass viele"Blasen" auch über extrem lange Zeiten laufen, so die Immobilien seit 1945, die noch immer des Abschlusses harrt.
Ergo, ganz so einfach ist die Rechnung leider nicht, schon garnicht pro Rechnungsjahr.
Und nie ist die Summe der Gewinner = Summe der Verlierer, wie dottore ebenfalls dargelegt hatte. Das stimmt nur in mathematischen Modellrechnungen und in der wirtschaftlichen Realität nur bei bestimmten Sonderfällen.
A.
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