Ghandi
15.09.2002, 10:24 |
Können die Einzahlungen bei ALLEN größer als die Auszahlungen sein? Thread gesperrt |
-->"Keep it simple, stupid!" ist eine Erfolgsformel moderner Demokratien,
wo der, der gewählt werden möchte, tunlichst nicht über dem kleinsten
gemeinsamen Niveau diskutieren sollte, um gehört & verstanden zu werden.
Wo diese Tief-Ebene ungefähr liegt, lässt sich leicht an den Inhalten
diverser ´Quoten´-Sendungen im TV ablesen.
Und weil unserem dottore hier von einigen Seiten (zu unrecht) Weitschweifig-
keit + umständliche Erklärungen vorgeworfen wurden, war die Preisfrage um die
goldene Ananas vor ein paar Tagen der Versuch, sich dem debitistischen
Prozess unter Ausblendung der komplizierteren Vermögensrechnung & alleiniger
Betrachtung der Erfolgsrechnung zu nähern.
Und da müssen wir wohl noch üben ;-)
Was ich behaupte ist also:
In einem geschlossenen kapitalistischen Wirtschaftsraum kann die Summe der
Einzahlungen nicht größer als die der Auszahlungen sein.
Ergo: Wo Gewinne sind, müssen auch (gleich hohe) Verluste sein!
(In der Erfolgsrechnung wohlgemerkt. Dass damit in der Regel ein Zuwachs
an Vermögen verbunden ist, steht auf einem anderen Blatt.)
Einfaches Beispiel:
Der Kauf von Wohneigentum durch eine junge Familie.
Beim Erwerb des Hauses übersteigen die Ausgaben das Jahreseinkommen um
ein Vielfaches. Die höheren Auszahlungen (Verluste!) der Familie in dieser
Zeit sind die Gewinne der Bau-Industrie & der Möbelhersteller.
Ob diese Investition für die Famlilie irgendwann einmal rentabel sein wird,
zeigt dann eine spätere Bewertung der neu geschaffenen Aktiva.
Dieses Beispiel zeigt auch, wie heikel die aktuelle demografische Entwicklung
unter debitistischem Aspekt sein dürfte. (Weniger Nachfrage nach Wohnraum)
G.
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Aldibroker
15.09.2002, 11:45
@ Ghandi
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Ein- und Auszahlungen sagen nichts über den Erfolg |
-->Ob die Bildung in modernen Diktaturen besser ist und auch breite Bevölkerungsschichten erreicht, wage ich zu bezweifeln, deshalb ist das"Keep it simple, stupid!" auch keine Erfolgsformel nur für moderner Demokratien, sondern eine seit Jahrhunderten gepflegte Handlungsweise der Mächtigen, sich dem Volk mitzuteilen. Wobei ich anmerken möchte, dass die Mitteilung über Folter und Terror manchmal noch primitiver und menschenverachtender ist, als das freie gesprochene Wort. Egal, ob der Intellektuelle es nun trivial oder inhaltsreich empfindet. Verstanden werden gehört zur Kommunikation und wer es nicht fertig bringt, verstanden zu werden, ist gleichzeitig als Herrscher in einer gefährlichen Situation, denn er kann dann nur mit Gewalt als Diktator oder mit der freien Rede als Demokrat verdeutlichen, was er vorhat. Nur wer das Volk kommunikativ erreicht, hat Zeit für Taten.
Di Medien und insbesondere das Fernsehen ist eine wichtige Ebene zur Kommunikation, denn wir können uns nicht immer direkt mit allen wichtigen Menschen/Ereignissen dieser Welt beschäftigen. Leider ist die Qualität des nicht öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der Tat auf einem Niveau, das sogar das öffentlich-rechtliche noch unterschreitet. Wenn wir wenige Sender wie PHOENIX, ARTE, 3SAT etc. herausnehmen, sind wir sehr arm in der modernen Medienwelt, aber auch diese Sender hätten noch Reserven zur Verbesserung. Nur wer treibt sie an? Die Werbefinanzierung ist sicher nicht geeignet, die Inhalte zu verbessern. Gern würde ich Vorschläge hierzu haben.
Dottore beherrscht sowohl das einfache und verständliche Wort, als auch das schwer verständliche Wort oder den langen Vortrag, der zuweilen als weitschweifig empfunden wird. Nur bleibt offen, ob diese Empfindung generell gilt.
Der Versuch, die Ansätze von dottore in eine Vermögens- und Erfolgsrechnung zu teilen sollte neue Klarheiten schaffen, dennoch beschreiben Ein- und Auszahlungen in einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf nicht die Erfolgsebene. Wir können zwar feststellen, wenn alle Zahlungen nur innerhalb dieses Wirtschafsraumes stattfinden, dass die Summe alle Ein- und Auszahlungen gleich ist, aber mit welchen Erfolgen oder Misserfolgen sich dies in der Erfolgsrechnung zeigt, steht auf einem anderen Blatt. Wir dürfen annehmen, dass dort wo Einzahlungen zu finden sind, auch an anderer Stelle Auszahlungen aufgetreten sein dürfen, aber wir können so nicht feststellen, das diese Zahlung ein persönlicher oder gesellschaftlicher Erfolg oder Misserfolg war.
Nehmen wir die UMTS - Lizenzen:
Sicher steht der Auszahlung bei Mobilcom eine gleich hohe Einzahlung bei den Staatsfinanzen gegenüber. Das diese Auszahlung bei Mobilcom nicht gleich in die Erfolgsrechnung ging und als Erfolg verkauft werden kann, steht fest. Es steht aber buchhalterisch ebenso fest, dass diese Auszahlung in der Vermögensbilanz auftauscht, obwohl wir wissen, dass diese Lizenz für diesen Marktteilnehmer eigentlich wertlos geworden ist. Er wird mit der Insolvenz (eigentlich hätte er es schon früher machen müssen) diese Lizenz als wertlos ausbuchen und einen großen Misserfolgsposten in die Erfolgsrechnung einstellen. In der Tat ist des einen Pech des anderen Glück, denn die Einzahlung in den Staatshaushalt hat dort die Probleme marginal verbessert. Ein paar Minischritte in Richtung Konsolidierung sind vollzogen. Der Staat kennt nur keine doppelte Buchführung mit Erfolgsrechnungen nach Handelsgesetzen. Er bilanziert und verbucht nach kameralistischen Gesichtspunkten.
Das die Geschäftsbeziehungen der Wirtschaftssubjekte immer auch über Zahlungsströme ausgeglichen werden ist klar. Unklar bleibt aber die jeweilige Verbuchung nur auf der Liquiditätsebene (Veränderung von Zahlungsmitteln), der Erfolgsebene (Gewinn- und Verlustebene) oder der Vermögensebene (Aktiva/Passiva Bilanzebene). Ergo können Zahlungen auf der einen Seite die Erfolgsrechnung mit Umsatz, Aufwand und Gewinn berühren, auf der Anderen Seite aber zunächst nur Aktivierungen (Bilanzvermögen) und Aufwand (Abschreibungen auf eine Laufzeit verteilt) bilden, ohne gleich hohe Verlustpositionen zu bilden, denn die Abschreibung kann größer oder kleiner der Gewinnmarge des Verkäufers sein.
Die junge Familie bilanziert nicht im buchhalterischen Sinne. Sie überprüft nur Einnahmen Ausgaben und macht sich Gedanken, was das gekaufte/gebaute Haus wert sein könnte. Der tatsächliche Zahlungsstrom beim Verkauf wird immer anders aussehen, als die Erwartung oder Hoffnung. Notverkäufe bringen oft bittere Erfahrungen.
Die Junge Familie kann sich bei weitem höher verschulden, als es dem Jahreseinkommen entspräche. Sie muss nur dafür sorgen, das die Zahlungsströme, die aus diesem Geschäft resultieren bedient werden können. Um die Zahlungsströme erträglich zu halten, werden Finanzierungen häufig auf 20 bis 30 Jahre angelegt. Nur wer die finanzielle Kraft und den willen hat langfristige Zahlungsmodelle zu bauen und einzuhalten, wird sich erfolgreich entschulden, was im übrigen auch für den Staat gilt. Hier steige ich auch aus dem einzigen Denkmodell Staatsbankrott aus, denn solange er nicht bewusst betreiben wird oder schon klar eingetreten ist, gibt es immer einen Weg und eine Chance, ihm zu entgehen! Die Analyse wo wir stehen beurteile ich auch anders. Wir haben diese Chance noch.
Zurück zur Familie und der Bauindustrie/denn Möbelherstellern:
Die Famlie macht keine Verluste, wenn sie sich hoch verschuldet, denn sie bilanziert wie das Unternehmen Mobilcom nicht real, aber gedanklich ein schönes Vermögen, dass teilweise schon mit Eigenkapital hinterlegt war und mit noch sehr hohen Schulden, die aber bedient werden können (so wie beim Staat) langfristig abgetragen werden. Hingegen können die Möbelhersteller große Verluste durch zu starken Wertbewerb eingefahren haben, während der Bauunternehmer durch kluge Angebote, kostengünstige Bauweise... tolle Gewinne einfahren kann. Klar ist nur sie haben eine Zahlung erhalten und müssen aufgrund dieser Zahlung weitere Zahlungsströme in Gang setzen. Es kann sogar sein, dass auch die Möbelhersteller tolle Gewinne einfahren, aber dennoch zum Konkursrichter müssen, weil sie die Liquiditätsebene nicht sicherstellen können, obwohl die Erfolgsebene toll aussieht. Hier liegt dann eine Unterfinanzierung einer sonst erfolgreichen Firma vor.
Die Frage ob sich die Investition der Familie lohnt, ergibt sich nicht nur aus der Frage, ob später ein größerer Kaufpreis erzielt wird, denn dieser kann in anderen gewünschten Gegenwerten wieder bescheiden wirken. Die Rechnung wird auch nur dann sinnvoll, wenn wir gleichzeitig nach der Alternative suchen, die wir hätten eingehen können. Wird das Mieten über 30 Jahre rein von der Zahlungsebene günstiger oder das kaufen. Was habe ich am ende dieser Zahlungsebene, muss ich dann weiter Miete zahlen, kann ich ein Haus verkaufen... Sicher eine Risikoinvestition, die sich langfristig rechnet, wenn man die finanzielle Fähigkeit hat, dies auch durchzustehen.
Welche Wirkungen demografische Entwicklungen haben werden, ob diese einen stabilen langfristigen Trend haben... alles das steht in den Sternen. Sicher wird die Nachfrage nach Wohnraum weiter kräftig schwanken und die Preise für Immobilen auch. Es ist also ein Unterschied ob ich diese zur Eigennutzung für ein ganzes Leben oder zur Einkünfteerzielung erwerbe. Letztere wird nicht dauerhaft rentabel sein, aber immer wieder aussergewöhnliche Renditemöglichkeiten in kurzen Perioden erlauben.
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Ghandi
15.09.2002, 14:34
@ Aldibroker
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grds. d´accord, mit Ausnahme des letzten Absatzes |
-->Zinssystem & Kapitalismus funktionieren bei wachsender Bevölkerung lange Zeit
vorzüglich - nicht jedoch bei schrumpfender.
Denk mal darüber nach.
G.
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Zardoz
15.09.2002, 16:58
@ Ghandi
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Eigentlich naheliegend,... |
-->>Zinssystem & Kapitalismus funktionieren bei wachsender Bevölkerung lange Zeit
>vorzüglich - nicht jedoch bei schrumpfender.
... daß unser Wirtschaftssystem auf eine ständig wachsende Bevölkerung optimiert ist. Mit sinkender Bevölkerung, mit der in absehbarer Zeit auch weltweit zu rechnen ist, wird dieses System sicherlich durch ein anderes ersetzt werden.
Nice weekend,
Zardoz
PS: Überzeugter Nichtwähler... ;-)
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Aldibroker
15.09.2002, 18:59
@ Zardoz
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Eher nicht naheliegend |
-->ich nehme wahr, dass Kinderreichtum und Armut genauso korrelieren, wie Kinderarmut und wirtschaftlicher Reichtum, so dass es für mich nicht so naheliegend erscheint. Es mag also so sein, dass wir zyklische Schwankungen haben, die uns wirtschaftlich auch mal wieder ärmer machen, dafür aber reicher an Kindern. Es sit langfristig immer denkbar, dass Wirtschaftssysteme und gesellschaftliche Entwürfe sich evolotionieren oder revolutioniert werden, aber konkrete Zeitangaben oder Zeiträume des schleichenden Wechsels werden wir kaum angeben können, bzw. erkennen.
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dottore
17.09.2002, 13:57
@ Ghandi
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Re: Kapitalismus bei stagnierender Bevölkerung |
-->>Zinssystem & Kapitalismus funktionieren bei wachsender Bevölkerung lange Zeit
>vorzüglich - nicht jedoch bei schrumpfender.
>Denk mal darüber nach.
>
>G.
Ja, das stimmt grundsätzlich. Denn bei stagnierender und erst Recht schrumpfender Bevölkerung erleben wir zweierlei:
1. Zusätzliches immobiles Eigentum entsteht nicht (oder nur noch marginal), somit entfällt das wichtigste Besicherungsinstrument für zusätzliche Kredite. Außerdem fallen die Preise / Kurse der Besicherungsgüter.
2. Es fehlen zusätzliche Kreditnehmer als natürliche Personen und wenig später vermutlich auch als juristische Personen.
Wir hatten das - traditionell datiert - um 1350 mit der sog."Großen Pest". Was das genau gewesen ist, scheint bis heute unklar.
Eigentlich spricht vieles aus den Quellen für eine Bevölkerungsminderung (80 auf 60 Mio in Europa werden geschätzt), in einigen Gemeinden (lt. Kirchenbüchern) Rückgang um 45 Prozent. Andererseits kann sich der Schwarze Tod nicht so schnell ausgebreitet haben, wie vielfach berichtet (Marschgeschwindigkeit der Ratten bzw. Inifizierter). Rätselhafterweise blieben auch zentrale Orte wie Nürnberg, Mailand, Lüttich, Brügge, Gent usw. verschont.
Irgendetwas"Katastrophisches" ist andererseits kaum auszuschließen. Darüber debattieren viele Foren und Kreise.
Andererseits zeigen die Abelschen Preiskurven ein starke Deflation nach ca. 1350, es konnte immer mehr Getreide für immer weniger Silber gekauft werden. 50 g Silber um 1350 gegen 100 Kilo Getreide. Um 1500 25 g Silber = 100 Kilo Getreide.
Was mir in den Quellen fehlt, sind Gedanken, die sich jemand gemacht hätte, um Nominalforderungen irgendwie"umzustellen", z.B."Renten".
Andererseits heißt es bei Fleetwood Chronicon Preciosum (erstes Buch über Preise ntwicklungen, 1707) 1348 sei ein Pferd (normal 40 sh. wert) für 6 sh. 8 d. verkauft wordern. 1349 kam Weizen auf 2 sh., 1359 aber auf 1 Pfd. / 6 / 8., also schier unglaubliche Preissteigerung - ca. 13fach!
Zunächst scheint wohl alles"noch" da zu sein, und die Nachfrager sitzen im Sattel, dann aber fehlen die Produzenten und nichts mehr gibt's.
Kurzum: Die Kapazitäten werden noch Output liefern, der geht zu sinkenden Preisen ab, danach schubweise sich verstärkende Stagnationen. In etwa.
Gruß!
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Baldur der Ketzer
17.09.2002, 17:34
@ dottore
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Re: Pestursache im Mittelalter: die Sensenmänner? |
-->roßen Pest". Was das genau gewesen ist, scheint bis heute unklar.
>Eigentlich spricht vieles aus den Quellen für eine Bevölkerungsminderung (80 auf 60 Mio in Europa werden geschätzt), in einigen Gemeinden (lt. Kirchenbüchern) Rückgang um 45 Prozent. Andererseits kann sich der Schwarze Tod nicht so schnell ausgebreitet haben, wie vielfach berichtet (Marschgeschwindigkeit der Ratten bzw. Inifizierter). Rätselhafterweise blieben auch zentrale Orte wie Nürnberg, Mailand, Lüttich, Brügge, Gent usw. verschont.
Hallo, nach den Forschungen von William Bramley (die Götter von Eden) gingen den Pestzügen stets Himmelzeichen voraus, die man heute als UFO-Sichtungen bezeichnen würde.
Die sogenannten Sensenmänner (daher rührt die heutige flapsige Bezeichnung) waren Gestalten mit Kapuzen und schnabelartigen Gesichtsmasken, die vor Pestausbrüchen durch die Getreidefelder liefen, sensenartige Geräusche verursachen, aber die Halme nicht mähten.
Einzelne Darstellungen zeigen diese Sensenmänner, wie sie mit blasebalgartigen Gerätschaften den Tod durch die Fenster in die Häuser pusteten.
Es wäre demzufolge also auch eine Art biologischer Kriegsführung einer technisch überlegenen Macht denkbar, denn rattenversuchte Städte blieben oft von der Pest verschont, während intakte Orte von Heute auf Morgen, aus heiterem Himmel (sic!) Opfer wurden........
beste Grüße vom Baldur
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Jochen
17.09.2002, 18:46
@ Baldur der Ketzer
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Re: Pestursache im Mittelalter: die Sensenmänner? |
-->Zur Pestursache vgl. auch
http://www.paf.li/schwarzer_tod.htm
Gruß
Jochen
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