Aleph
24.11.2002, 11:42 |
Staatliche Gewalt (Münzrecht) und Banksystem Thread gesperrt |
-->Hallo,
ich habe etwa ein Drittel des Buches von Stephen Zarlenga"Der Mythos vom Geld - die Geschichte der Macht" gelesen. Ich habe den Eindruck, dass die Frage, ob Geld ein staatlich verordnetes Zahlungsmittel oder ein Kapitalgut (Sachwert) darstellt, so nicht beantwortet werden kann. Wie eine Münze zwei Seiten hat, hat Geld beide Eigenschaften. Diese Eigenschaften schließen sich nicht aus, sondern sind komplementär, aber abhängig von Zeit und kulturellem Status.
Zarlenga tendiert zum staatlich verodnetem Zahlungsmittel und möchte, dass zu einem Rechts- und Nationalstaat eine Staatsbank gehört, die der staatlichen Gewalt unterliegt. Die klassische Gewaltenteilung"Legislative, Exekutive und Jurisdiktion" ist um das alte klassische Recht der"Münzprägung" zu erweitern.
Zarlenga scheint mir nicht Sozialist zu sein, sondern katholisch inspirierter Christ. Er liegt auf derselben Schiene wie Lyndon LaRouche, der meines Erachtens keineswegs ein Linker ist. Beide vertreten die Meinung, dass ein liberaler Kapitalismus nicht dem Gemeinwohl dienen kann. Den Kapitalismus als historische heutige Erscheinung führen beide auf das calvinistisch geprägte Christentum (Prädestinationslehre) zurück.
Für mich wäre es interessant, tabellarisch die Vor- und Nachteile einer staatlich abhängigen Staatsbank gegenüber einer unabhängigen (eventuell privaten) Landesbank aufzulisten. Wer kann mir dabei helfen?
Gruß Aleph
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Popeye
24.11.2002, 12:26
@ Aleph
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Re: Staatliche Gewalt (Münzrecht) und Banksystem |
-->>Hallo,
>ich habe etwa ein Drittel des Buches von Stephen Zarlenga"Der Mythos vom Geld - die Geschichte der Macht" gelesen. Ich habe den Eindruck, dass die Frage, ob Geld ein staatlich verordnetes Zahlungsmittel oder ein Kapitalgut (Sachwert) darstellt, so nicht beantwortet werden kann. Wie eine Münze zwei Seiten hat, hat Geld beide Eigenschaften. Diese Eigenschaften schließen sich nicht aus, sondern sind komplementär, aber abhängig von Zeit und kulturellem Status.
>Zarlenga tendiert zum staatlich verodnetem Zahlungsmittel und möchte, dass zu einem Rechts- und Nationalstaat eine Staatsbank gehört, die der staatlichen Gewalt unterliegt. Die klassische Gewaltenteilung"Legislative, Exekutive und Jurisdiktion" ist um das alte klassische Recht der"Münzprägung" zu erweitern.
>Zarlenga scheint mir nicht Sozialist zu sein, sondern katholisch inspirierter Christ. Er liegt auf derselben Schiene wie Lyndon LaRouche, der meines Erachtens keineswegs ein Linker ist. Beide vertreten die Meinung, dass ein liberaler Kapitalismus nicht dem Gemeinwohl dienen kann. Den Kapitalismus als historische heutige Erscheinung führen beide auf das calvinistisch geprägte Christentum (Prädestinationslehre) zurück.
>Für mich wäre es interessant, tabellarisch die Vor- und Nachteile einer staatlich abhängigen Staatsbank gegenüber einer unabhängigen (eventuell privaten) Landesbank aufzulisten. Wer kann mir dabei helfen?
>Gruß Aleph
Hallo,@Aleph,
herzlich willkommen zu dieser Diskussion.
Nein, ich will Dir nicht helfen, die von Dir gewünschte Liste zu erstellen, weil die Frage/Liste letztlich eine weltanschauliche ist. Und die mußt Du für Dich selbst beantworten.
Jedes erdachte Geldsystem wurde bisher mißbraucht - staatliche und private (= staatlich tolerierte). Theoretisch lassen sich die Bedingungen so formulieren, dass staatliche und private Systeme fehlerfrei funktionieren. Praktisch ist es aber offenbar so, dass die faktische Kontrolle über ein Geldsystem zum privaten oder öffentlichen Mißbrauch verleitet - immer und zu allen Zeiten.
Die Frage läuft also letztlich daraufhin hinaus welchem Kontrollprinzip dieser (Geld-)Macht Du mehr vertraust - dem Wettbewerb oder dem Staat (Legislative/Gewaltmonopol).
Es ist eine der großen Illusionen dieser Diskussion, dass ein - wie auch immer geartetes Geldsystem - nichts kostet:
Wer eine Gold(gedeckte) Währung propagiert nimmt u.a. in Kauf, dass (unnötige) Ressourcen in der Goldproduktion eingesetzt werden.
Wer ein Fiat-Geldsystem will, muß sich mit der mißbräuchlichen Nutzung dieses Systems durch den potentesten Gläubiger (Staat) auseinandersetzen
und wer ein privates wettbewerblich organisiertes Geldsystem will, muß sich mit dem Fakt des häufigen Bankkonkurses und den erhöhten Transaktionskosten auseinandersetzen.
There is no free lunch!
Fröhliches Grübeln wünscht
Popeye
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R.Deutsch
24.11.2002, 16:50
@ Popeye
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@Popeye - Grübelergebnis |
-->Popeye schreibt:
Es ist eine der großen Illusionen dieser Diskussion, dass ein - wie auch immer geartetes Geldsystem - nichts kostet:
Wer eine Gold(gedeckte) Währung propagiert nimmt u.a. in Kauf, dass (unnötige) Ressourcen in der Goldproduktion eingesetzt werden.
Wer bestimmt, was unnötig ist? Wenn jemand vor Millionenpublikum Oh Baby Baby Balla Balla ins Mikrofon brüllt - ist das unnötig? Oder wenn erwachsene Menschen Filzkugeln über Netze schlagen oder stundenlang gegen unschuldige Bälle treten? Alles Ressourcenverschwendung?
Wer ein Fiat-Geldsystem will, muß sich mit der mißbräuchlichen Nutzung dieses Systems durch den potentesten Gläubiger (Staat) auseinandersetzen
Fiat Money ist nicht mißbräuchliche Nutzung, sondern schlichter Betrug. Das hat also nichts mit Kosten zu tun. Man sollte das Kind schon beim Namen nennen.
und wer ein privates wettbewerblich organisiertes Geldsystem will, muß sich mit dem Fakt des häufigen Bankkonkurses und den erhöhten Transaktionskosten auseinandersetzen.
There is no free lunch!
Ja, stimmt, es wird immer wieder kleine Betrüger geben. Aber zum einen dürften Bankkonkurse sehr viel seltener sein, als normale Konkurse und die Branche kann sich versichern (Fondmodell) andererseits ist aber der gigantische Großbetrug durch den Staat nicht mehr möglich. Im übrigen waren die Transaktionskosten bei der Goldwährung viel niedriger als heute und sie sind es auch heute bei den Goldwährungen wieder (e-gold, Silverliberty etc.)
Gruß
R
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Popeye
24.11.2002, 18:24
@ R.Deutsch
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Re: @Popeye - Grübelergebnis - wenn Du meinst! (owT) |
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