Wal Buchenberg
27.11.2002, 10:00 |
US-Zollvorstoß auf Kosten der Entwicklungsländer Thread gesperrt |
-->US-Zollvorstoß auf Kosten der Entwicklungsländer
<font color=red>Industriewaren sollen überallhin billiger exportiert werden, aber die hohen Agrarschutzzölle der Industriestaaten sollen bleiben.</font>
Aus FTP, 27.01.2002:
„Der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Supachai Panitchpakdi, hat mit Zurückhaltung auf den Plan der USA reagiert, Zölle auf Industriegüter vollständig abzuschaffen. Auch in der EU wurde Kritik laut. "Ich weiß nicht, ob das Priorität hat", sagte Supachai der FTD....
Am Dienstag stellten der US-Handelsbeauftragte Robert Zoellick und Wirtschaftsminister Donald Evans offiziell den Plan vor, nach dem alle Zölle auf nichtlandwirtschaftliche Exportgüter bis 2015 abgeschafft werden sollen. Spitzenzölle von mehr als acht Prozent soll es danach schon von 2010 an nicht mehr geben....
Doch während in den USA nur wenige Branchen wie etwa die Textilindustrie von der Aufhebung der Zölle betroffen wären, stünden Entwicklungsländer, die ihre Industrie durch Zölle schützen, vor größeren Problemen. So liegt etwa der durchschnittliche Importzoll auf Industriegüter in Indonesien bei 36,9 Prozent, in Brasilien bei 28 Prozent. Die EU, die USA und Japan erheben im Schnitt weniger als fünf Prozent....
Auch die EU reagierte am Dienstag zurückhaltend. "Die Vorschläge müssen die Interessen der Entwicklungsländer berücksichtigen", sagte eine Sprecherin von EU-Handelskommissar Pascal Lamy....
Zugeständnisse beim Agrarhandel gefordert
Auch bei der Liberalisierung des Agrarhandels drängt Supachai auf Zugeständnisse der Industrieländer. "Es geht hier um Leben und Tod", sagte er. "Mehr als 50 Nationen hängen mit über 50 Prozent ihrer Deviseneinkünfte vom Agrarhandel ab."
Die OECD-Länder gäben aber täglich 1 Mrd. $ an Hilfen an ihre Landwirte....“
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Pudelbirne
27.11.2002, 10:03
@ Wal Buchenberg
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Zoelle schaden langfristig immer der 'eigenen' Wirtschaft.... (owT) |
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Wal Buchenberg
27.11.2002, 10:37
@ Pudelbirne
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Okay, wann beginnt *langfristig*? Muss das nicht ein Land selbst entscheiden? (owT) |
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Miesespeter
27.11.2002, 11:12
@ Wal Buchenberg
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Schutz der Arbeiter und Bauern vorm Markt |
-->ich dachte, ein Marxist muesste sowas begruessen?!? Seit wann treten Marxisten als Fuersprecher des Freihandels auf? Soweit mir bekannt ist, untersagen viele der verbleibenden marxistisch-sozialistischen (im Gegensatz zu den Keynesianisch-sozialistischen) Volkswirtschaften (praeziser: Volksbewirtschaftungen) sogar den freien Personenverkehr, von Gueterverkehr wolln wir gar nicht reden.....
<ul> ~ US Hypocrisy on Trade</ul>
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Wal Buchenberg
27.11.2002, 12:59
@ Miesespeter
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Was ein *Marxist begrüßen muss* weiß ich nicht (owT) |
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Pudelbirne
27.11.2002, 14:25
@ Wal Buchenberg
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Natuerlich muss ein Land das selbst entscheiden... |
-->...aber da solche Zoelle nichts anderes als Subventionen sind, schaden sie mehr als sie nutzen. Vielleicht koennen sie kurzfristig unrentable Wirtschaftszweige foerdern, aber das macht insgesamt keinen Sinn. Deshalb sollten sich Staaten da raushalten.
Zoellen, die Drittlaender sich auferlegen, mit eigenen Zoellen zu begegnen, ist meines Erachtens so, als ob man sieht, wie jemand in den Fluss springt, und man selbst nichts wie hinterher...(der Andere muss ja nen guten Grund gehabt haben..)
Gruesse von des
Pudels Birne
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Wal Buchenberg
27.11.2002, 14:54
@ Pudelbirne
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Re: Natuerlich muss ein Land das selbst entscheiden... |
-->>...aber da solche Zoelle nichts anderes als Subventionen sind, schaden sie mehr als sie nutzen. Vielleicht koennen sie kurzfristig unrentable Wirtschaftszweige foerdern, aber das macht insgesamt keinen Sinn. Deshalb sollten sich Staaten da raushalten.
>Gruesse von des
>Pudels Birne
Natürlich sind Zölle nichts anderes als Subventionen. Die Sache sieht aber verschieden aus, ob durch Importzölle konkurrenzunfähige Betriebe geschützt werden sollen, wie es die USA mit ihrer Stahlindustrie machen, und wie es die EU mit ihrer Landwirtschaft macht, oder ob ein Land, das noch keine (starke und konkurrenzfähige) Industrie hat, die ausländische Konkurrenz durch Zölle abbremst, damit sich eine eigene nationale Industrie entwickelt.
Das hat Deutschland erfolgreich so gemacht seit 1870. Japan hat es gemacht seit 1920. Und verschiedene Entwicklungsländer machen es heute.
Wie bei jeder Medizin ist natürlich eine zu hohe Dosis und ein zu langes Einnehmen der Medizin gefährlich und kontraproduktiv. Das gilt auch für Schutzzölle.
Jedenfalls ist der jetzige Vorstoß der USA ganz einseitig gegen die Industrie der Entwicklungsländer gerichtet.
Wäre die Industrie der USA wirklich top und konkurrenzfähig auf dem Weltmarkt, dann würden ihr auch Schutzzölle von 20 bis 30 Prozent in Brasilien oder sonstwo wenig ausmachen.
Gruß Wal
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Galiani
27.11.2002, 15:17
@ Wal Buchenberg
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Solche unsensible Rücksichtslosigkeit der 'Reichen' macht die Welt zu einem |
-->'unfriendly place', wo die (meiner Meinung nach natürlich ebenfalls falsche) Heilsreligion des Marxismus gedeihen kann.
Gruß
G.
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silvereagle
27.11.2002, 16:24
@ Wal Buchenberg
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Den Preis von Zöllen... |
-->... zahlen immer die Bürger des zolleinhebenden Landes. So, wie Du, Wal, die Beispiele D u. J bringst, könnte man meinen, Du heisst diese Beispiele gut.
Dann würde mich aber folgendes interessieren: Der"kleine" Landarbeiter, auf den Du ja normalerweise besonderes Augenmerk zu legen pflegst ;-), kann vielleicht gerne auf irgendwelche"nationalen Shampoo-Industrien" verzichten, von denen er nicht das geringste hat, ausser, dass sie ihm vielleicht die Luft verpesten.
Er würde aber - vielleicht, wenn man ihn denn fragte - das Shampoo gerne billiger kaufen und nicht um den doppelten Preis ein nur halb so gutes, weil noch entwicklungsbedürftiges Shampoo, dafür aber mit der Aufschrift"Made in eigener, nationaler Soße". Dies wäre bei 250 % Zoll (keine Seltenheit übrigens) durchaus die Folge...
Ich kann irgendwie nicht recht glauben, dass ein Wal Buchenberg diesen kleinen Landarbeiter dafür gern blechen lassen würde, dass sich ein paar"Kapitalisten" (um bei seiner Terminologie zu bleiben) und Politiker (solange sie nur"national" sind) ihren Ego-Traum von der eigenen Shampoo-Fabrik erfüllen können?
Vielleicht erklärst Du mir das mal in aller Ruhe...
Gruß, silvereagle
P.S.: Und Zölle sind natürlich keine Subventionen. Sie haben nur teilweise gleiche Wirkung. Und die Beraubten sind das eine Mal die"Fremden", im anderen Fall (womöglich) die"eigenen" Leute...
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Wal Buchenberg
27.11.2002, 17:33
@ silvereagle
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Ich heiße es gut, wenn jedes Land seine eigene kapitalistische Industrie aufbaut |
-->>So, wie Du, Wal, die Beispiele D u. J bringst, könnte man meinen, Du heisst diese Beispiele gut.
Und ich heiße es aber nicht gut, wenn die Kapitalisten eines Landes wie die USA oder in der EU die kapitalistische Entwicklung in rückständigen Ländern in Lateinamerika, Asien oder Afrika dadurch unterbinden wollen, dass sie Freihandel fordern, wo es den reichen Ländern nützt und den armen Ländern schadet, und gleichzeitig Schutzzölle errichten (die USA bei Stahl, die EU in der Landwirtschaft), wo es ihnen nützt und den armen Ländern schadet.
Das ist keine Sache eines Prinzips (Freihandel versus Schutzzoll), sondern Sache eines doppelten Betrugs und doppelter Lüge der Reichen gegenüber den Armen.
Gruß Wal
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silvereagle
27.11.2002, 22:53
@ Wal Buchenberg
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Leider bist Du in keiner Weise... |
-->... auf meine Argumente eingegangen, warum bei Zöllen IMMER die"Kleinen" verlieren und draufzahlen müssen, während"Staat", Beamtentum und meinetwegen auch die mit diesen verbrüderten so-called"Kapitalisten" davon profitieren.
Auch die Illusion von"reichen und armen Ländern" wirst Du wohl so schnell nicht aus Deiner Weltanschauung streichen - nach meiner Auffassung gibt es überall nur mächtige und weniger mächtige Individuen. Unter welcher Fahne sie auftreten und in welches dialektische Kästchen sie mancher steckt ist dabei relativ einerlei.
>Und ich heiße es aber nicht gut, wenn die Kapitalisten eines Landes wie die USA oder in der EU die kapitalistische Entwicklung in rückständigen Ländern in Lateinamerika, Asien oder Afrika dadurch unterbinden wollen, dass sie Freihandel fordern, wo es den reichen Ländern nützt und den armen Ländern schadet,
Einem"Land" kann überhaupt nichts nutzen, weil es - als"Gebilde" - gar nicht existiert. Nur konkreten Menschen, einzelnen Individuen, kann etwas nutzen - oder schaden.
und gleichzeitig Schutzzölle errichten (die USA bei Stahl, die EU in der Landwirtschaft), wo es ihnen nützt und den armen Ländern schadet.
Detto. Es sind halt überall die gleichen Menschen, die einmal mit Hilfe des Pro- und einmal mit Hilfe des Kontra-Arguments ihre eigene materielle Position zu verbessern wissen.
> Das ist keine Sache eines Prinzips (Freihandel versus Schutzzoll), sondern Sache eines doppelten Betrugs und doppelter Lüge der Reichen gegenüber den Armen.
Nein, es ist beinharte Interessensdurchsetzung, mit halt jeweils entgegengesetzten und widersprüchlichen Argumenten. Eine bloße Rechtfertigung, die - wenn es hart auf hart geht - gar nicht einmal notwendig ist. Der Betrug (oder besser: die Täuschung) setzt in Wahrheit schon viel früher an: Dort, wo ein paar den Staat machen... ;-)
Gruß, silvereagle
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Digedag
28.11.2002, 00:26
@ Wal Buchenberg
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und der US-Stahl wächst als Agrarprodukt in der Landwirtschaft... |
-->>Am Dienstag stellten der US-Handelsbeauftragte Robert Zoellick und Wirtschaftsminister Donald Evans offiziell den Plan vor, nach dem alle Zölle auf nichtlandwirtschaftliche Exportgüter bis 2015 abgeschafft werden sollen. Spitzenzölle von mehr als acht Prozent soll es danach schon von 2010 an nicht mehr geben....
>Doch während in den USA nur wenige Branchen wie etwa die Textilindustrie von der Aufhebung der Zölle betroffen wären, stünden Entwicklungsländer, die ihre Industrie durch Zölle schützen, vor größeren Problemen.
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