Cujo
28.11.2002, 21:23 |
Melancholie 2002 Thread gesperrt |
-->wirtschaftskrise
Anfang am Ende
Kaum hat die Karriere begonnen, da ist sie für viele von uns schon wieder vorbei. Die Krise erreicht die Wohlstandskinder. Ein Anflug von Panik
Von Henning Sussebach
Die Krise. Erst las ich nur von ihr, da war sie noch weit weg. Dann hörte ich von ihr, über drei Ecken. Dann erwischte sie Freunde von Freunden, dann die Freunde selbst, die Einschläge kamen immer näher. Als Ersten traf es Christian, wie ich ein Journalist. Dann Katrin, Grafikerin. Dann Petra, Lektorin. Seit Oktober geht auch Stefan, unser Nachbar aus dem vierten Stock, morgens nicht mehr zur Arbeit. Er ist der Mann, der den Slogan »It’s not a trick, it’s a Sony« erfunden hat. Sein Job ist weg, sein Dienst-Passat, sein Siegerlächeln. Es ist kein Jahr vergangen, und mein Adressbuch ist zum Nummern-Friedhof geworden, überall tote Festnetzanschlüsse und durchgestrichene E-Mail-Adressen. Wer früher @faz, @siemens, @pixelpark war, sitzt heute @home. Ich blättere von A bis Z, zähle nach und komme zu dem Ergebnis: Ich habe nicht mehr viele Freunde, die noch eine feste Stelle haben.
Bin ich der Nächste? Ich habe Angst.
Es ist eine Angst, die ich nicht kannte. Ich wuchs auf mit der Erfahrung zu bekommen, was ich bekommen wollte, und zu werden, was ich werden wollte. Als ich auf der Grundschule war, wollte ich aufs Gymnasium. Als ich auf dem Gymnasium war, wollte ich auf die Universität. Als ich auf der Universität war, wollte ich in den Beruf. Als ich im Beruf war, wollte ich eine Familie. Als ich eine Familie hatte, wollte ich eine Eigentumswohnung.
Als ich die Eigentumswohnung hatte (mithilfe von Eltern, Erbe und nicht zuletzt einem Kredit, den ich dreißig Jahre lang abbezahlen werde), war mein persönliches Wirtschaftswunder vollbracht. Schnell zwar, aber im Resultat doch nur das bürgerliche Glück, das immer Ziel des ganzen Strebens war. Alles war derart glatt gegangen, dass ich - bis dahin ein Rastloser - ein ruhiger Mensch zu werden schien. Ich träumte nicht mehr diesen Albtraum, dass alles, was ich erreicht hatte, ungültig ist, solange ich nicht diese Mathearbeit nachgeschrieben habe, die ich in der siebten Klasse mal versäumt hatte. Ich hörte sogar auf, mit den Zähnen zu knirschen.
Mein Leben? Ein Sammeln, ein Zugewinn, jede Handlung verzinst, jedes Jahr etwas mehr: Bildung, Erfahrung, Verantwortung, Geld, Selbstsicherheit, auch die. Mein Lebenskonto war im Plus, als ich Anfang des Jahres 30 wurde. Ich feierte in meinem Dachgeschoss, blickte hinunter auf den Park und die Stadt und fühlte eher, als dass ich dachte: »Ich bin angekommen. So könnte es bleiben.«
Jetzt, am Ende des Jahres, wohnen wir immer noch mit Blick auf den Park, meine Frau, meine Tochter und ich. Es sieht so aus, als habe sich nichts verändert, und doch ist vieles anders. Ich habe alle Gewissheiten eines Wohlstandskindes verloren, Gewissheiten, die andere längst aufgegeben hatten, die für mich aber noch gegolten hatten. Dass ich mein Leben lenken kann. Dass Leistung und Erfolg zusammenhängen. Dass ich auch im schlimmsten Fall stets eine neue Stelle finden würde. Und jetzt? Soll nicht mal mehr meine Lebensversicherung garantiert sein.
Wegen der Krise. Dieses eine Wort fasst zusammen, was innerhalb eines Jahres so vielen Lebensläufen eine andere Richtung gab: die kranke Weltwirtschaft, die Winkelzüge der Bilanzbetrüger, die geplatzten Blasen an den Börsen, die Angst vor Terror und Krieg.
Ich weiß, größer als die Krise ist oft das Krisengerede, vielleicht auch dieses hier. Und Rezessionen hat es viele gegeben, ganze Generationen von Bergleuten und Stahlarbeitern wurden in die Arbeitslosigkeit gekippt. In meiner westdeutschen Reihenhausjugend habe ich nur nichts davon mitbekommen. Ich lebte in einem Land mit vier Millionen Arbeitslosen, ohne einen einzigen zu kennen - und ohne mich darüber zu wundern. Vielleicht reißt mich das, was jetzt geschieht, endlich in die Realität.
Lebenslinien stürzen ab wie Aktienkurse
Doch einen Sturz wie diesen, gab es den schon mal für ganze Jahrgänge von Berufsstartern? In Friedenszeiten? Eine Antwort hat die Bundesanstalt für Arbeit: Die Zahl der arbeitslosen Akademiker ist noch nie so schnell gestiegen; um 25 Prozent in einem Jahr. Am häufigsten trifft es junge Menschen mit ähnlichen Biografien wie meiner, Menschen, die gerade beginnen wollten, sich in ihrem Leben einzurichten, und die sich jetzt mühsam von Jahresvertrag zu Jahresvertrag oder nur noch von Auftrag zu Auftrag hangeln.
Das ist ein ziemlicher Einbruch, verglichen mit den Perspektiven, die wir in den letzten Jahren hatten. Da gab es viele Lebenslinien, die in dieselbe Richtung wiesen wie die Aktienkurse. Steil nach oben. Dann steil nach unten. Jetzt werden wir vom Markt genommen. Abgestempelt sind wir auch schon, vom Spiegel als »jung, erfolgreich, entlassen«, vom stern als »Generation arbeitslos«, von der Süddeutschen Zeitung als »Generation fear«, die einmal die »Generation fun« gewesen ist. Manchmal schwingt da Genugtuung mit, dass es ausgerechnet diese Generation getroffen hat. Einige waren ja auch ekelhaft in Zeiten des Booms, neureich, mit sehr spitzen Ellenbogen. Sie dachten, sie seien gerissener als der Kapitalismus selbst.
Vielleicht mussten wir so werden. Wir, die wir aufgewachsen sind mit Fernsehsendungen, die Heiteres Beruferaten hießen und später dann Wetten, dass…?, dieser samstäglichen Muskelschau voller Zuversicht und Optimismus, diesem Zeitgeist-Konzentrat der achtziger Jahre: »Seht her, was ich kann! Jeder ist seines Glückes Schmied! Ein bisschen Zielstrebigkeit, und alles ist möglich!« So liefen wir ins Leben, lernten, sparten uns die Revolution, legten unsere Prüfungen ab und eilten in die Büros - jeder mit seiner eigenen, zumindest fantasierten, Erfolgsgeschichte unterwegs, Superstar im eigenen Kopfkino, Regisseur und Hauptdarsteller zugleich. Schöner Film. Dann riss das Band.
Vielleicht ist es ein Trost für die Millionen Menschen, denen es schon lange viel schlechter geht, ohne dass sich jemand für sie interessiert hätte: Die Arbeitslosigkeit kriecht langsam von unten nach oben, in der gesamten Gesellschaft und in meinem Leben auch. Sie kam drüben aus dem Park, wo sie seit Jahren mit den Alkoholikern auf den Bänken saß, ist über die Straße in unser Haus geschlichen, steigt Stockwerk für Stockwerk hinauf und hat sich jetzt den Werbemann in der vierten Etage gepackt. Und ganz oben, im ausgebauten Dach, sitze ich und glotze auf das Elend hinab, obwohl es mir noch am besten von allen geht.
Ich frage mich, ob ich das so schreiben darf in meinem (soweit ich weiß) sicheren Job.
Es könnte nach Hysterie eines Besserverdienenden klingen. Doch habe nicht auch ich ein Recht auf Angst, mit einer Familie zumal?
Fast möchte man darüber lachen: Ausgerechnet wir, die wir nie gegen das System aufbegehrt haben, werden jetzt von ihm verstoßen. Der freie Markt galt uns nicht als »Schweinesystem«, sondern als Chance. Es gab Eltern, Lehrer, Professoren, die uns für unseren Pragmatismus verachtet haben. Jetzt bekommen wir zu hören, dass unser Dasein nicht viel mehr sein soll als ein ökonomisches Problem, dass wir »zu teuer« sind - ob als Arbeitnehmer mit unseren Löhnen, mit Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld oder als Arbeitslose, die den anderen auf der Tasche liegen.
Ich kenne Menschen, die kommen damit klar. Die sagen: »Kommt Zeit, kommt Rat. Ich schlage mich schon durch. Dann ziehe ich halt um.« Eine beneidenswerte Lebenseinstellung, zeitgemäß dazu. Jedenfalls aus Sicht der Arbeitgeber.
Ich kriege das nicht hin. Wohl, weil ich traditionelle Ideale habe - und nicht weiß, was schlecht sein soll an dem Wunsch nach einer stabilen Familie, an langjährigen Freundschaften vor Ort, an gewachsenen sozialen Netzen.
Schlecht erscheint mir allenfalls, dass diese Ideale für immer mehr meiner Freunde nicht mehr realisierbar, nicht mehr bezahlbar sind, was mich wiederum verunsichert: Wenn ich meiner Tochter aus ihren Kinderbüchern vorlese, frage ich mich, ob es Sinn macht, ihr Geschichten zu erzählen, in denen eine Familie 20 Jahre lang in einer Stadt, in einem Haus lebt. Kann ich ihr meine Werte noch als lebenswert verkaufen, wenn ich längst weiß, dass sie damit in ihrem Leben nicht mehr »kompatibel« sein wird mit »ökonomischen Zwängen«?
»Wer weiß, was in einem Jahr ist«, sagen mir jetzt schon die Prediger von Flexibilität und Mobilität. Ein Satz wie ein Tätscheln. Ich hasse diesen Satz. Ich will wissen, was in einem Jahr ist. Ich will wissen, dass ich dann noch an Ort und Stelle bin. Ich will meiner Tochter, wenn wir in einigen Jahren Kinderfotos anschauen, nicht nach jedem Umblättern erklären müssen: »Das war in Berlin … das war in Düsseldorf … da wohnten wir in München.«
Ich kann Entlassungen und erzwungenen Ortswechseln nicht das schönfärberische Etikett »Lebenserfahrung« ankleben. Ich will nicht immer unterwegs sein wie Peter, noch ein Freund, Lehrer für Latein und Griechisch, dem beharrlich die Verbeamtung verwehrt wird. Jahrelang ist er mit seiner Familie von Stadt zu Stadt, von Schule zu Schule gezogen. Er hat sich nicht frei gefühlt dabei, sondern wie ein Tagelöhner. Es mag seltsam klingen für einen jungen Mann, aber mein Zukunftswunsch war dieser: Ich wollte irgendwann ankommen, Verantwortung übernehmen, in Würde altern wie diese Männer in den Werbespots der Lebensversicherer.
Ist das zu viel verlangt vom Leben? Ein Ausweis deutscher Vollkasko-Mentalität? »Vom Staat ist nicht mehr viel zu erwarten, ihr werdet für euch selber sorgen müssen, beweglich sein, mobil«, sagen mir einige Alte und fordern dann höhere Rentenbeiträge für ihren Vollkasko-Lebensabend (freilich haben sie mir und vielen anderen einen Vollkasko-Start ins Leben ermöglicht.)
In diesem Dilemma schaue ich mit einem Anflug von Neid auf die vielleicht letzten Glücklichen, Sesshaften in unserer Gesellschaft: meine Eltern und ihre Freunde. Sie sind alle um die 60, haben die Rente sicher, die Kinder durchgebracht, das Haus abbezahlt. Natürlich ist ihnen das nicht alles zugefallen, hatten sie es nicht leicht in ihren ersten Jahren, doch gerieten sie stetig in ruhigeres Fahrwasser. Uns, habe ich den Eindruck, steht der umgekehrte Kurs bevor. Wie sich plötzlich alles dreht: Ich möchte ihnen Sätze sagen, die jahrzehntelang wir Kinder zu hören bekommen haben. »Ihr wisst ja gar nicht, wie gut es euch geht.« Absurd klingt das: Ich bin neidisch auf gelebte Leben. Diesen Neid, den gibt es wohl nur, wenn die Zukunft mehr Risiken als Chancen birgt. Die Vergangenheit hat man sicher.
Revolution? Nur in unserem Innersten
»Damit gehst du besser zum Therapeuten«, sagte neulich ein Kollege belustigt. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass in dieser Krise noch mehr abhanden kommen könnte als Selbstbewusstsein und Besitzstand. Dass es auch nicht nur um mich geht. Sondern um das Miteinander der Generationen und das Gesicht einer Gesellschaft. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, bei der Sanierung des über hundert Jahre alten Stadtbades in unserem Viertel zu helfen; ich wollte Verantwortung in unserer Eigentümergemeinschaft übernehmen; mich im Kindergarten meiner Tochter engagieren. Ich zögere jetzt. Man überlegt sich so etwas noch gründlicher, wenn man sich nicht mehr sicher sein kann, wo, was und wer man im nächsten Jahr ist. So kommt es, dass eine Tatsache (die arbeitslosen Freunde) zu einem vielleicht übertriebenen Gefühl führt (die Sorge um den Job), das wiederum eine Tatsache schafft: den Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, wenn man darunter mehr als nur Partys versteht.
Dabei sah es so aus, als wollten einige von uns gerade einen Weg einschlagen, der uns doch noch mit den Biografien unserer Eltern, Lehrer und Professoren versöhnt hätte: zwar nicht erst engagiert und dann etabliert, aber immerhin erst etabliert und dann engagiert.
Doch was tun? Man sitzt und redet. »Vielleicht zehn Prozent runter mit allem, mit Löhnen, Renten, Subventionen«, sagt ein Freund. »Quatsch, das gibt doch nur noch mehr Pleiten und Arbeitslose«, sagt ein anderer. »Halbe Rente für Kinderlose«, sage ich dann immer, »zumindest für diese Double-income-no-kids-Schnösel, die später üppig vom Staat versorgt werden. Die haben ja eigentlich genug Geld, um privat vorzusorgen.« Wenn ich dann aber lese, dass durch die höheren Rentenbeiträge im nächsten Jahr die Lohnnebenkosten so sehr steigen, dass nur deshalb noch mal 60000 Menschen ihre Arbeit verlieren werden (darunter bestimmt auch viele Double-income-no-kids-Schnösel), dann weiß ich nicht mehr, ob die Konfliktlinie zwischen Familien und Kinderlosen verläuft oder doch eher zwischen Jung und Alt. Am Ende haben sich zahllose Gräben aufgetan, mal stehe ich auf der einen Seite, mal auf der anderen, nur eine Lösung finde ich nicht, findet niemand von uns. Vielleicht verzetteln wir uns in Details. Menschen, die bisher mit dem System konform gingen, fällt es schwer, plötzlich aufzubegehren.
Die einzige Revolution, der einzige Umsturz, findet deshalb in unserem Innersten statt: Wir leben jetzt präventiv. Denken jeden Schritt voraus, sind in Gedanken immer in der Zukunft, ob wir gerade auf Konsum verzichten, uns gegen Kinder entscheiden oder mit ganz anderer Absicht als früher den Bettlern ein paar Münzen in den Plastikbecher werfen. Bei mir ist es tatsächlich so: Bislang gab ich ihnen Geld, weil ich wusste, dass sie es gebrauchen können, wofür auch immer. Jetzt gebe ich ihnen noch etwas mehr - weil ich hoffe, dass mich das gegen jedwede Form des Absturzes versichert. Ein Ablasshandel auf die Zukunft.
Ein Freund von mir hat zwar Arbeit, aber er weiß nie, wie lange noch. Er weiß nur, dass er sparen muss, vorsichtshalber. Er sagt immer, das mache ihm nichts aus. Aber in diesem Sommer wollten wir beide mit unseren Kindern für ein Wochenende zelten fahren. Raus aus der Stadt, nur ein paar Kilometer. Die Meteorologen waren sich nicht sicher, wie das Wetter werden würde, erst heiter, am Abend eventuell Gewitter. Der Freund rief an, er wirkte wie so oft gehetzt und gestresst und sagte: »Acht Euro für den Zeltplatz, und dann regnet es vielleicht, und wir fahren noch am selben Tag nach Hause? Das Risiko ist mir zu groß.«
Ich fuhr, die Sonne schien. Es war ein wunderbares Wochenende, aber mein Kumpel war nicht dabei. Wegen acht Euro. So ist das mittlerweile: Wir dachten, uns gehört die Zukunft. Jetzt sparen sich die Ersten von uns aus Angst davor die Gegenwart.
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Tobias
28.11.2002, 22:40
@ Cujo
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Danke, Cujo, ich finde viele Parellelen / Zeitenwende (mL) |
-->Hallo Cujo,
passend dazu fällt mir der Vortrag von dottore vom Februar 2001 ein - Zeitenwende (wir sind jetzt mitten drin!). Hier einige Auszüge:
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"Dazu José Ortega y Gasset (1942 gedruckt):
„Wie der Mensch von einem Glauben zum anderen hinüberwechseln kann und in welcher Lage er sich während des Übergangs befindet, wenn er zwischen zwei Glaubensgewissheiten steht, ohne sich in irgendeiner zu Hause zu fühlen - (dann befindet er sich) nämlich in einer wesenhaften Krise.“
„In den Zeiten der Krise weiß man nicht recht, was der einzelne Mensch ist, weil er in der Tat nichts richtig ist: heute ist er das und morgen jenes. Stellen Sie sich jemand vor, der im Freien vollkommen die Orientierung verloren hat: er macht ein paar Schritte in einer Richtung, dann wieder einige in einer anderen, vielleicht in der entgegen gesetzten... der Mensch hört auf an das System der Welt zu glauben, an das er bisher geglaubt hat.“"
...
"Löst sich Eigentum auf, kann dies nach einer alten Erfahrung der Kriminologen, die auch Bob Prechter verarbeitet hat, nur in einer Großen Downwave geschehen. In der Upwave dominiert die Gewalt gegen Personen (Kult des schönen, starken Leibes, wovon wir jetzt in der letzten Phase sind), in der Downwave die gegen Sachen (dabei sind Grafitti-Sprayer sozusagen Vorboten. Grundgedanke: Es macht doch nichts aus, sich an Sachen zu vergreifen da ohnehin zu viel davon vorhanden, Ladendiebstahl, Grenzen zwischen Mein und Dein werden fließend, u.a.).
Eigentumswirtschaften sind gebrechliche Gebilde. Fehlt der Schutz, vgl. Ägypten nach Tuthmoses, spätes Rom mit Bewachung der Felder, laxe Handhabung von Grund und Boden nach der Wiedervereinigung, dito von Forderungen, die einfach ausgebucht, d.h. umgebucht werden, was darauf hinaus läuft, dass sich die Vollstreckung auflöst, siehe auch Entschuldungsgesetze, chapter 11, moral hazard usw. - geht das Eigentum und der direkte Zugriff mehr und mehr verloren.
Dazu auch Securisitation: immer mehr Forderungen werden aus Forderungen gemacht, klare Zuordnungen fehlen immer mehr, dazu eine Perversion des Schuldrechts mit immer mehr Beleihungen von Erwartungen, Konsumentenkredite, das Derivatewesen, usw.
Die Stringenz der Eigentumswirtschaft entgleitet immer mehr und wird auf der der anderen Seite in einem Verfolgungswahn bei Verstößen gegen die Eigentumsordnung pervertiert (Fahrerflucht bei Mini-Kratzern, Steufa, Knöllchenschreiben ex Eigentum der Städte an ihrem Grund und Boden, Großpolizeiaktionen bei Bankraub).
Dabei Tarnung von Ansprüchen oder Retusche (speziell die nichtkapitalisierten Renten, die Staatsverschuldung, die den Gläubiger zum Schuldner seiner selbst macht).
So allgemeine Auflösung, die um auch das deutlich zu sagen, im vorigen Jahrhundert mit dem Ende der Sklaverei („Eigentum“ an Menschen!) begonnen hat, inzwischen Tierschutz, der ins Lächerliche entglitten ist (Tiere sind fast schon wie Menschen), weiter Bereiche der Sozialisierung (Halbteilungsgrundsatz des BuVerfGerichts).
Vor allem das Geldmonopol (ähnlich auch schon Passmonopol), wonach Geld aus dem Eigentumsbereich gelöst wurde und schließlich nicht mehr mit irgendetwas Vollstreckbarem unterlegt ist. Beginn, wie schon besprochen mit Fiat Money im 19. Jh.
Ein Monopol ist eigentumskonträr, nicht weil es alles Eigentum (Rechte) in einer Hand vereint, sondern andere ausschließt. Die DM hat keinen Eigentümer, sondern nur noch Besitzer, da sie jederzeit verrufen werde kann (Euro)."
...
Und die Schlussfolgerung:
"Vielleicht wird’s nur eine Delle. Vielleicht ist es aber bereits der Beginn des langen Abstiegs."
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Auf den BEGINN dieses langen Abstiegs deutet derzeit nahezu alles. Much more to come. Alternative: Den kompletten Apparat binnen kurzer Zeit wegrevoluzzen.
Nochmals vielen Dank, Cujo!
<ul> ~ Zeitenwende</ul>
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steve
28.11.2002, 22:47
@ Cujo
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Re: Melancholie 2002 |
-->
Sehr schön geschrieben, aber genau so sieht es aus.
Meine Freunde sind abgetaucht weil sie sich schämen. Sie sind im Sumpf von Konsum und Schulden abgetaucht, trauen sich nicht mehr anzurufen.
Gemeinsam weggehen? An einem Samstag? Kann sich leider keiner mehr leisten, obwohl hier in Willingen ja jeder am Wochenende saufen geht(tsts)!
Es sieht wirklich bös aus. Ich kann Dein Posting verstehen, früher war es halt anders, aber das war früher.
Freu Dich des Lebens und Deiner Familie und Denk drüber nach die Titanic zu verlassen, bevor sie den Eisberg rammt.
Viel Zeit haben wir nicht mehr.
Liebe Grüße aus Nordhessen.
Steve |
-- ELLI --
28.11.2002, 23:11
@ Tobias
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Re: Danke, Cujo, ich finde viele Parellelen / Tobias, Cujo |
-->>Und die Schlussfolgerung:
>"Vielleicht wird’s nur eine Delle. Vielleicht ist es aber bereits der Beginn des langen Abstiegs."
>---
>Auf den BEGINN dieses langen Abstiegs deutet derzeit nahezu alles. Much more to come. Alternative: Den kompletten Apparat binnen kurzer Zeit wegrevoluzzen. >
>Nochmals vielen Dank, Cujo!
Ich musste beim Lesen ebenfalls an dottores Vortrag denken. Erschreckend und faszinierend gleichzeitig.
Cujo, kannst du bitte die Quelle nennen?
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Cujo
28.11.2002, 23:29
@ -- ELLI --
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Re: Danke, Cujo, ich finde viele Parellelen / Tobias, Cujo |
-->>>Und die Schlussfolgerung:
>>"Vielleicht wird’s nur eine Delle. Vielleicht ist es aber bereits der Beginn des langen Abstiegs."
>>---
>>Auf den BEGINN dieses langen Abstiegs deutet derzeit nahezu alles. Much more to come. Alternative: Den kompletten Apparat binnen kurzer Zeit wegrevoluzzen.
>>
>>Nochmals vielen Dank, Cujo!
>Ich musste beim Lesen ebenfalls an dottores Vortrag denken. Erschreckend und faszinierend gleichzeitig.
>Cujo, kannst du bitte die Quelle nennen?
Hallo,
hier die Quelle: http://www.zeit.de/2002/49/Ich-Titel
Werbung in Eigensache:
Wer sich für das Thema"Postmoderne Melancholie" interessiert kann ab nächste Woche mein Buch erwerben:
<ul> ~ Postmoderne Melancholie</ul>
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-- ELLI --
28.11.2002, 23:35
@ Cujo
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Re: Cujo: Glückwunsch! |
-->>Wer sich für das Thema"Postmoderne Melancholie" interessiert kann ab nächste Woche mein Buch erwerben:
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Hörbi
28.11.2002, 23:56
@ steve
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Re: Melancholie 2002 |
-->>
>Sehr schön geschrieben, aber genau so sieht es aus.
>Meine Freunde sind abgetaucht weil sie sich schämen. Sie sind im Sumpf von Konsum und Schulden abgetaucht, trauen sich nicht mehr anzurufen.
>Gemeinsam weggehen? An einem Samstag? Kann sich leider keiner mehr leisten, obwohl hier in Willingen ja jeder am Wochenende saufen geht(tsts)!
>Es sieht wirklich bös aus. Ich kann Dein Posting verstehen, früher war es halt anders, aber das war früher.
>Freu Dich des Lebens und Deiner Familie und Denk drüber nach die Titanic zu verlassen, bevor sie den Eisberg rammt.
>Viel Zeit haben wir nicht mehr.
>Liebe Grüße aus Nordhessen.
>Steve
Hallo,
ich finde den Beitrag hervorragend geschrieben, treffender geht es kaum!
Ich selbst habe diese Entwicklung schon lange erwartet, seit mindestens 10 Jahren. Mir ist es von Jahr zu Jahr schwerer gefallen, die abverlangte Leistung stets zu bringen und zu steigern, weil mir der Sinn infolge der roten Warnlampen, die ich persönlich zu sehen glaubte, immer mehr abhanden kam.
Bis ich dann schließlich von selbst den Schlußstrich zog und meine Bereitschaft sich endgültig verabschiedete, vor 4 Jahren; ein anderer hat dann meinen Job bekommen, der ihn gut brauchen konnte, für mich ohne Abfindung, auch verzichtete ich auf den Gang zum Arbeitsamt.
Seit dem schaue ich von Außen zu, ohne sozial auf der Tasche liegen zu müssen, bisher. Ob es so bleiben wird, wer weiß?
Sehe ich der Entwicklung an den Finanzmärkten/Weltmärkten ruhig ins Auge, dann glaube ich, daß es eh wurscht sein wird, ob ich auf diese Weise mal verarme oder jeder andere, der bisher noch glaubt(e), einmal nicht dazu zu gehören.
Am Ende geht jede soziale Sicherung zum Teufel!
Das scheint mir so sicher wie das Amen in der Kirche, leider!
Dieses dumpfe, vorgewißheitliche Grollen ist sogar schon seit gut 20 Jahren bei mir vorhanden, daraus resultierte dann eine enorme Scheu, eine Familie zu gründen, ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, daß ich sie/uns auf Dauer würde sicher durchs Leben dirigieren können.
Die Strategien der Mächtigen (Politik, Wirtschaft) schienen mir zu unzuverlässig und menschenverachtend, in ihrer langfristigen Intention.
Auch mit Blick auf das was die landläufigen Konzerne so in der dritten Welt anzustellen pflegten - ich wollte kein Narr sein, an das Märchen zu glauben, sie hegen mit uns nur gute Absichten und dort, das wären nur reine Betriebsunfälle, ja Kavaliersdelikte, die unserem Wohlstand zufälligerweise noch nützen.
Mir war eines klar: Die Chance, daß wir eines Tages ebenso behandelt werden, wie es mit der 3. Welt geschieht ist ungleich größer, als umgekehrt, da eben umgekehrt die absolute Utopie. Reichtum ist immer eine Begleiterscheinung von relativer Armut, die umso größer wird, je größer der Reichtum wird.
Auch die Ã-ffnung nach Osten via Wiedervereinigung, für mich nur ein Hinweis darauf, daß unser Lebensstandard sich eher dem bescheidenen Zustand der östlichen Länder angleichen wird, als umgekehrt, das meine ich nicht nur in Bezug auf das ehemalige DDR-Staatsgebiet.
Und die Entwicklung des allgemeinen Egoismus, Individualismus, sowie Narzißmus, mit all ihren zusätzlichen Problemen für das partnerschaftliche Gelingen haben ihr Schärflein beigetragen.
Gruß
Hörbi
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Herbi, dem Bremser
29.11.2002, 00:16
@ -- ELLI --
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Re: Cujo: Glückwunsch! ** Definitionen gesucht |
-->>>Wer sich für das Thema"Postmoderne Melancholie" interessiert kann ab nächste Woche mein Buch erwerben:
Puh, da wird mir ja ganz schwindlig bei
"Melancholie im Kontext der Postmoderne. Anthropologische Implikationen der Postmoderne unter besonderer Berücksichtigung der Melancholieproblematik"
Lieber Cujo,
bleib mir bloß erhalten für Definitionen wie z. B. Humoralpathologie und Acedia.
Die verstehe ich nämlich noch nicht ;-)
Oder gibt es einen Abschnitt, in der Einleitung vielleicht, in dem sich Nichtfillosofen zu Recht finden können?
Gruß
Herbi
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dr.seidel
29.11.2002, 00:17
@ Cujo
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Re: Erwacht in 2002.... |
-->Das ließt sich ja grauenhaft.Der Zinssklave (Judenknecht)erkennt jetzt seine
vormals unsichtbaren Ketten!Er verdient 10000 DM und gibt 11000 aus.Wie alt ist diese Geschichte eigentlich? Ja tatsächlich können selbst gutvedienende Bänker nichtmal einfache Zinsrechnungen.Ich denke einfach meine Ausbildung war kostenlos und Deine umsonst.Ich habe auch die Statistic der deutschen Privatverschuldung gesehen.Wie dumpf muß man sein um solche Schulden anzuhäufen?
Mach dir nix draus der Steuerzahler(auch der ohne schulden,ja der mit dem komischen japanischen auto)werden auch Dich letzendlich freikaufen.In ein paar Jahren wenn das Spiel von vorne beginnt, kannst Du die alten abfälligen Sprüche wieder aufsagen.Für heute würde ein bischen weniger Gejammer und echte Einsicht gut
aussehen.
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Dago
29.11.2002, 01:03
@ Cujo
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Re: Melancholie 2002 |
-->Hallo Melancholix (e),
Ich sehe es nicht so und ich darf mitreden, da ich einen solchen Sturz selbst erlebt habe und von einer wirklich recht hoch dotierten Stellung fiel und aus der Not eine Tugend machte und in Selbständigkeit bislang eher laboriere. Früher sass ich mit Drink am Pool und heute eben nicht mehr. Aber mein Leben ist erfüllt, ich sehe und lerne dazu, ich habe verloren und auch gewonnen, ich hatte viel Angst zu verlieren, habe einiges verloren, habe neues gewonnen und habe heute deutlich weniger Angst.
Die Alten hatten es besser? Dann sollte man auf das beschissene 20. Jahrhundert mit 2 Kriegen, Aufbau, Zerstörung und all dem Schauen...dann auf die DDR...usw. Hatten die Alten es besser oder haben sie Lebensfähigkeit gelernt, indem sie nicht melancholisch auf den Park schauten?
„Abgestempelt sind wir auch schon, vom Spiegel als »jung, erfolgreich, entlassen«, vom stern als »Generation arbeitslos«, von der Süddeutschen Zeitung als »Generation fear«, die einmal die »Generation fun« gewesen ist.“
So mich Spiegel, SDZ, Stern oder Gerhard abstempeln geht mir das am A... vorbei, die Meinungen von Trivial-Medien und Trivial-Politikern können mich nicht abstempeln. Ich definiere mich und meinen Wert und meine Wert selbst und der triviale Rest kann machen was er will.
„Wenn ich meiner Tochter aus ihren Kinderbüchern vorlese, frage ich mich, ob es Sinn macht, ihr Geschichten zu erzählen, in denen eine Familie 20 Jahre lang in einer Stadt, in einem Haus lebt“
Dann erzähl ich doch mal andere Geschichten, in denen nicht 20 Jahre der gleiche Mief herrscht, sondern wo das Leben interessant ist, weil die Menschen etwas daraus machen! Wirf das Buch incl. Deiner Melancholie weg, schau das bezaubernde kleine Wesen an und erzähle ihr Geschichten aus Deinem Herzen. Setzt Dich hin und schrieb ihr ein Buch! Hast Du Deine Frau mal angeschaut, liebst Du sie noch oder findest Du für sie Liebe - oder hast Du die beim Parkerwerb verspielt? Dann hat der Park Dich ärmer gemacht und nicht reicher! Andre Heller, nicht Gottfried, schrieb „die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo“...also fang in Deinem Kopf an Dein und Euer Leben zu gestalten.
„Ich will meiner Tochter, wenn wir in einigen Jahren Kinderfotos anschauen, nicht nach jedem Umblättern erklären müssen: »Das war in Berlin … das war in Düsseldorf … da wohnten wir in München.“
Cujo, Du hast den Text ja nicht geschrieben, aber es ist m.E. ist da viel Gesülze drin. Da gab es die Alten, die sagten und da stand unser Haus bevor Bomben es zerstörten, dass war Deine Tante Sarah, die sie im Lager umbrachten, dass war Dein Onkel Winfred, der anschließend nach Israel ging und im Befreiungskrieg getötet wurde usw. und diese Geschichten gab es auf allen Seiten!
Du ich habe so viele Leute, in Israel und Adelige aus dem Baltikum getroffen, die bis auf ihr Leben alles verloren hatten. Die waren nicht verbittert und nicht melancholisch, sondern tolle Menschen mit sehr viel Persönlichkeit, Charakter und Lebenserfahrung. Der Park ist, vom Rasenmähen oder dem ständigen Ärger mit dem Personal, nett, aber der Park definiert Dich nicht oder wenn ja, dann ist es höchste Zeit etwas zu ändern...sonst bleibt nicht viel von Dir.
„Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, bei der Sanierung des über hundert Jahre alten Stadtbades in unserem Viertel zu helfen; ich wollte Verantwortung in unserer Eigentümergemeinschaft übernehmen; mich im Kindergarten meiner Tochter engagieren.“
Mach es oder lass es bleiben...geh mal einen Schritt über das 100 Jahre alte Stadtbad hinaus und über die Eigentümergemeinschaft oder über den Kindergarten. Kann es sein, dass die Krise auch etwas mit Deiner oder einer Midlife-Krise zu tun hat.
„Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass in dieser Krise noch mehr abhanden kommen könnte als Selbstbewusstsein und Besitzstand. Dass es auch nicht nur um mich geht. Sondern um das Miteinander der Generationen und das Gesicht einer Gesellschaft.“
Das Ã-l trief fast aus den Platinen des PCs. Das „Miteinander der Generationen“ - sind damit die armen Alten in den Sterbefabriken, die sich Pflegeheime nennen, gemeint? Was hat diese unfreundliche Gesellschaft in D mit all ihrer Intoleranz im kleinen alltäglichen Bereich, mit all dem Neid usw. für ein Gesicht? Kann uns etwas Gerhard verloren gehen? Wass dann? Keine Themen, keine Songs, keine Ängste...was dann?
Es gibt mehr auf das Menschen stolz sein können als ein Haus mit Park z.T. aus einer Erbschaft gekauft...ein Haus kann eine Bombe wegpusten.
Der Mensch hat in seiner Entwicklung auf diesem Planeten überlebt, weil er flexibel war...sich auf unbekannte Situationen eingestellt hat, aber nicht weil er melancholisch wurde, weil die Banane etwas zu hoch hing.
„Bettler -. Bei mir ist es tatsächlich so: Bislang gab ich ihnen Geld, weil ich wusste, dass sie es gebrauchen können, wofür auch immer. Jetzt gebe ich ihnen noch etwas mehr - weil ich hoffe, dass mich das gegen jedwede Form des Absturzes versichert. Ein Ablasshandel auf die Zukunft.“
Und ebenso ein Unfug wie der Ablasshandel. Ich habe kein Geld in den Hut geworfen und tue es auch heute nicht, aber ich habe Bettler auf ein Bratwürstchen eingeladen. Haben wir gegessen, ein bisschen geschwätzt und Bettler und ich haben gemerkt, dass wir beide Menschen sind.
Steve - die Freunde sind abgetaucht, weil..? Dann such sie, denn sie sind doch Freunde oder sind es doch nur Wohlstandbekannte. Such sie, finde sie und nimm ihnen die Scham. Dann bist Du wirklich ein Freund.
Und zu Hörbi - ich denke am Schlimmsten geht die 3. Welt häufig mit sich selber um. Die Brandt-Theorie der böse Norden und die ausgebeutete Süden ist doch wohl wiederlegt. Schlimmes gibt es hier und dort und die Grenzen sind fließend. So einfach ist die Welt wirklich nicht gestrickt.
Ich bin viel in der sog. 3. Welt gewesen, habe viel Armut gesehen, habe so viel Fröhlichkeit, Wärme, Miteinander trotz dieser Armut erlebt, habe viel Armut gesehen, die dort keiner als Armut begriffen hat und kam dann zurück nach Deutschland, das weinte und schluchzte auf hohem Niveau. Arme Kerlchen diese Deutschen - vielleicht sollten sie einmal etwas ändern, aber zu schlapp, zu weinerlich, zu nachdenklich.
Trotzdem ein schönes Wochenende von
Andre
P.S. Dr. Seidel - ich nicke Ihnen zu!!
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rodex
29.11.2002, 06:15
@ Cujo
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Der Artikel ist ziemlich gut. Wo kommt der her? (owT) |
-->
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- ELLI -
29.11.2002, 11:41
@ rodex
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Re: Der Artikel ist ziemlich gut. Wo kommt der her? |
-->http://www.zeit.de/2002/49/Ich-Titel
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steve
03.12.2002, 01:17
@ Dago
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Re: Melancholie 2002 |
-->>Hallo Melancholix (e),
>Ich sehe es nicht so und ich darf mitreden, da ich einen solchen Sturz selbst erlebt habe und von einer wirklich recht hoch dotierten Stellung fiel und aus der Not eine Tugend machte und in Selbständigkeit bislang eher laboriere. Früher sass ich mit Drink am Pool und heute eben nicht mehr. Aber mein Leben ist erfüllt, ich sehe und lerne dazu, ich habe verloren und auch gewonnen, ich hatte viel Angst zu verlieren, habe einiges verloren, habe neues gewonnen und habe heute deutlich weniger Angst.
>Die Alten hatten es besser? Dann sollte man auf das beschissene 20. Jahrhundert mit 2 Kriegen, Aufbau, Zerstörung und all dem Schauen...dann auf die DDR...usw. Hatten die Alten es besser oder haben sie Lebensfähigkeit gelernt, indem sie nicht melancholisch auf den Park schauten?
>„Abgestempelt sind wir auch schon, vom Spiegel als »jung, erfolgreich, entlassen«, vom stern als »Generation arbeitslos«, von der Süddeutschen Zeitung als »Generation fear«, die einmal die »Generation fun« gewesen ist.“
>So mich Spiegel, SDZ, Stern oder Gerhard abstempeln geht mir das am A... vorbei, die Meinungen von Trivial-Medien und Trivial-Politikern können mich nicht abstempeln. Ich definiere mich und meinen Wert und meine Wert selbst und der triviale Rest kann machen was er will.
>„Wenn ich meiner Tochter aus ihren Kinderbüchern vorlese, frage ich mich, ob es Sinn macht, ihr Geschichten zu erzählen, in denen eine Familie 20 Jahre lang in einer Stadt, in einem Haus lebt“
>Dann erzähl ich doch mal andere Geschichten, in denen nicht 20 Jahre der gleiche Mief herrscht, sondern wo das Leben interessant ist, weil die Menschen etwas daraus machen! Wirf das Buch incl. Deiner Melancholie weg, schau das bezaubernde kleine Wesen an und erzähle ihr Geschichten aus Deinem Herzen. Setzt Dich hin und schrieb ihr ein Buch! Hast Du Deine Frau mal angeschaut, liebst Du sie noch oder findest Du für sie Liebe - oder hast Du die beim Parkerwerb verspielt? Dann hat der Park Dich ärmer gemacht und nicht reicher! Andre Heller, nicht Gottfried, schrieb „die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo“...also fang in Deinem Kopf an Dein und Euer Leben zu gestalten.
>„Ich will meiner Tochter, wenn wir in einigen Jahren Kinderfotos anschauen, nicht nach jedem Umblättern erklären müssen: »Das war in Berlin … das war in Düsseldorf … da wohnten wir in München.“
>Cujo, Du hast den Text ja nicht geschrieben, aber es ist m.E. ist da viel Gesülze drin. Da gab es die Alten, die sagten und da stand unser Haus bevor Bomben es zerstörten, dass war Deine Tante Sarah, die sie im Lager umbrachten, dass war Dein Onkel Winfred, der anschließend nach Israel ging und im Befreiungskrieg getötet wurde usw. und diese Geschichten gab es auf allen Seiten!
>Du ich habe so viele Leute, in Israel und Adelige aus dem Baltikum getroffen, die bis auf ihr Leben alles verloren hatten. Die waren nicht verbittert und nicht melancholisch, sondern tolle Menschen mit sehr viel Persönlichkeit, Charakter und Lebenserfahrung. Der Park ist, vom Rasenmähen oder dem ständigen Ärger mit dem Personal, nett, aber der Park definiert Dich nicht oder wenn ja, dann ist es höchste Zeit etwas zu ändern...sonst bleibt nicht viel von Dir.
>„Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, bei der Sanierung des über hundert Jahre alten Stadtbades in unserem Viertel zu helfen; ich wollte Verantwortung in unserer Eigentümergemeinschaft übernehmen; mich im Kindergarten meiner Tochter engagieren.“
>Mach es oder lass es bleiben...geh mal einen Schritt über das 100 Jahre alte Stadtbad hinaus und über die Eigentümergemeinschaft oder über den Kindergarten. Kann es sein, dass die Krise auch etwas mit Deiner oder einer Midlife-Krise zu tun hat.
>
>„Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass in dieser Krise noch mehr abhanden kommen könnte als Selbstbewusstsein und Besitzstand. Dass es auch nicht nur um mich geht. Sondern um das Miteinander der Generationen und das Gesicht einer Gesellschaft.“
>Das Ã-l trief fast aus den Platinen des PCs. Das „Miteinander der Generationen“ - sind damit die armen Alten in den Sterbefabriken, die sich Pflegeheime nennen, gemeint? Was hat diese unfreundliche Gesellschaft in D mit all ihrer Intoleranz im kleinen alltäglichen Bereich, mit all dem Neid usw. für ein Gesicht? Kann uns etwas Gerhard verloren gehen? Wass dann? Keine Themen, keine Songs, keine Ängste...was dann?
>Es gibt mehr auf das Menschen stolz sein können als ein Haus mit Park z.T. aus einer Erbschaft gekauft...ein Haus kann eine Bombe wegpusten.
>Der Mensch hat in seiner Entwicklung auf diesem Planeten überlebt, weil er flexibel war...sich auf unbekannte Situationen eingestellt hat, aber nicht weil er melancholisch wurde, weil die Banane etwas zu hoch hing.
>„Bettler -. Bei mir ist es tatsächlich so: Bislang gab ich ihnen Geld, weil ich wusste, dass sie es gebrauchen können, wofür auch immer. Jetzt gebe ich ihnen noch etwas mehr - weil ich hoffe, dass mich das gegen jedwede Form des Absturzes versichert. Ein Ablasshandel auf die Zukunft.“
>Und ebenso ein Unfug wie der Ablasshandel. Ich habe kein Geld in den Hut geworfen und tue es auch heute nicht, aber ich habe Bettler auf ein Bratwürstchen eingeladen. Haben wir gegessen, ein bisschen geschwätzt und Bettler und ich haben gemerkt, dass wir beide Menschen sind.
>Steve - die Freunde sind abgetaucht, weil..? Dann such sie, denn sie sind doch Freunde oder sind es doch nur Wohlstandbekannte. Such sie, finde sie und nimm ihnen die Scham. Dann bist Du wirklich ein Freund.
>Und zu Hörbi - ich denke am Schlimmsten geht die 3. Welt häufig mit sich selber um. Die Brandt-Theorie der böse Norden und die ausgebeutete Süden ist doch wohl wiederlegt. Schlimmes gibt es hier und dort und die Grenzen sind fließend. So einfach ist die Welt wirklich nicht gestrickt.
>Ich bin viel in der sog. 3. Welt gewesen, habe viel Armut gesehen, habe so viel Fröhlichkeit, Wärme, Miteinander trotz dieser Armut erlebt, habe viel Armut gesehen, die dort keiner als Armut begriffen hat und kam dann zurück nach Deutschland, das weinte und schluchzte auf hohem Niveau. Arme Kerlchen diese Deutschen - vielleicht sollten sie einmal etwas ändern, aber zu schlapp, zu weinerlich, zu nachdenklich.
>Trotzdem ein schönes Wochenende von
>Andre
>P.S. Dr. Seidel - ich nicke Ihnen zu!!
Lieber Dago!
Danke für Dein Posting zu meinem Beitrag.
Nicht ich habe den Bruch in der Beziehung zu Freunden herangeführt.
Ich weiß, das es an mir liegt wie es weitergeht, mit meinen Freunden.
Ich habe es halt nicht verziehen das diese Freunde eine Wette 1997 aufgesetzt haben in der ich als Versager ende. Das ist doch legetim wenn ich jetzt nicht helfen will.
Sind das wirklich Freunde? Die auf Deinen k.o. setzten, nur weil man anders ist, oder sein Geld anders anlegt?
Für mich sind das keine Freunde, und Sie bekommen von mir keinen Tipp in Geldangelegenheiten. Sollen Sie doch zur Spasskasse gehen, die helfen Ihnen sicher. LOL
nee nicht mit mir!!
Gruß
Steve
|
steve
03.12.2002, 01:31
@ steve
|
@ Dago |
-->>>Hallo Melancholix (e),
>>Ich sehe es nicht so und ich darf mitreden, da ich einen solchen Sturz selbst erlebt habe und von einer wirklich recht hoch dotierten Stellung fiel und aus der Not eine Tugend machte und in Selbständigkeit bislang eher laboriere. Früher sass ich mit Drink am Pool und heute eben nicht mehr. Aber mein Leben ist erfüllt, ich sehe und lerne dazu, ich habe verloren und auch gewonnen, ich hatte viel Angst zu verlieren, habe einiges verloren, habe neues gewonnen und habe heute deutlich weniger Angst.
>>Die Alten hatten es besser? Dann sollte man auf das beschissene 20. Jahrhundert mit 2 Kriegen, Aufbau, Zerstörung und all dem Schauen...dann auf die DDR...usw. Hatten die Alten es besser oder haben sie Lebensfähigkeit gelernt, indem sie nicht melancholisch auf den Park schauten?
>>„Abgestempelt sind wir auch schon, vom Spiegel als »jung, erfolgreich, entlassen«, vom stern als »Generation arbeitslos«, von der Süddeutschen Zeitung als »Generation fear«, die einmal die »Generation fun« gewesen ist.“
>>So mich Spiegel, SDZ, Stern oder Gerhard abstempeln geht mir das am A... vorbei, die Meinungen von Trivial-Medien und Trivial-Politikern können mich nicht abstempeln. Ich definiere mich und meinen Wert und meine Wert selbst und der triviale Rest kann machen was er will.
>>„Wenn ich meiner Tochter aus ihren Kinderbüchern vorlese, frage ich mich, ob es Sinn macht, ihr Geschichten zu erzählen, in denen eine Familie 20 Jahre lang in einer Stadt, in einem Haus lebt“
>>Dann erzähl ich doch mal andere Geschichten, in denen nicht 20 Jahre der gleiche Mief herrscht, sondern wo das Leben interessant ist, weil die Menschen etwas daraus machen! Wirf das Buch incl. Deiner Melancholie weg, schau das bezaubernde kleine Wesen an und erzähle ihr Geschichten aus Deinem Herzen. Setzt Dich hin und schrieb ihr ein Buch! Hast Du Deine Frau mal angeschaut, liebst Du sie noch oder findest Du für sie Liebe - oder hast Du die beim Parkerwerb verspielt? Dann hat der Park Dich ärmer gemacht und nicht reicher! Andre Heller, nicht Gottfried, schrieb „die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo“...also fang in Deinem Kopf an Dein und Euer Leben zu gestalten.
>>„Ich will meiner Tochter, wenn wir in einigen Jahren Kinderfotos anschauen, nicht nach jedem Umblättern erklären müssen: »Das war in Berlin … das war in Düsseldorf … da wohnten wir in München.“
>>Cujo, Du hast den Text ja nicht geschrieben, aber es ist m.E. ist da viel Gesülze drin. Da gab es die Alten, die sagten und da stand unser Haus bevor Bomben es zerstörten, dass war Deine Tante Sarah, die sie im Lager umbrachten, dass war Dein Onkel Winfred, der anschließend nach Israel ging und im Befreiungskrieg getötet wurde usw. und diese Geschichten gab es auf allen Seiten!
>>Du ich habe so viele Leute, in Israel und Adelige aus dem Baltikum getroffen, die bis auf ihr Leben alles verloren hatten. Die waren nicht verbittert und nicht melancholisch, sondern tolle Menschen mit sehr viel Persönlichkeit, Charakter und Lebenserfahrung. Der Park ist, vom Rasenmähen oder dem ständigen Ärger mit dem Personal, nett, aber der Park definiert Dich nicht oder wenn ja, dann ist es höchste Zeit etwas zu ändern...sonst bleibt nicht viel von Dir.
>>„Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, bei der Sanierung des über hundert Jahre alten Stadtbades in unserem Viertel zu helfen; ich wollte Verantwortung in unserer Eigentümergemeinschaft übernehmen; mich im Kindergarten meiner Tochter engagieren.“
>>Mach es oder lass es bleiben...geh mal einen Schritt über das 100 Jahre alte Stadtbad hinaus und über die Eigentümergemeinschaft oder über den Kindergarten. Kann es sein, dass die Krise auch etwas mit Deiner oder einer Midlife-Krise zu tun hat.
>>
>>„Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass in dieser Krise noch mehr abhanden kommen könnte als Selbstbewusstsein und Besitzstand. Dass es auch nicht nur um mich geht. Sondern um das Miteinander der Generationen und das Gesicht einer Gesellschaft.“
>>Das Ã-l trief fast aus den Platinen des PCs. Das „Miteinander der Generationen“ - sind damit die armen Alten in den Sterbefabriken, die sich Pflegeheime nennen, gemeint? Was hat diese unfreundliche Gesellschaft in D mit all ihrer Intoleranz im kleinen alltäglichen Bereich, mit all dem Neid usw. für ein Gesicht? Kann uns etwas Gerhard verloren gehen? Wass dann? Keine Themen, keine Songs, keine Ängste...was dann?
>>Es gibt mehr auf das Menschen stolz sein können als ein Haus mit Park z.T. aus einer Erbschaft gekauft...ein Haus kann eine Bombe wegpusten.
>>Der Mensch hat in seiner Entwicklung auf diesem Planeten überlebt, weil er flexibel war...sich auf unbekannte Situationen eingestellt hat, aber nicht weil er melancholisch wurde, weil die Banane etwas zu hoch hing.
>>„Bettler -. Bei mir ist es tatsächlich so: Bislang gab ich ihnen Geld, weil ich wusste, dass sie es gebrauchen können, wofür auch immer. Jetzt gebe ich ihnen noch etwas mehr - weil ich hoffe, dass mich das gegen jedwede Form des Absturzes versichert. Ein Ablasshandel auf die Zukunft.“
>>Und ebenso ein Unfug wie der Ablasshandel. Ich habe kein Geld in den Hut geworfen und tue es auch heute nicht, aber ich habe Bettler auf ein Bratwürstchen eingeladen. Haben wir gegessen, ein bisschen geschwätzt und Bettler und ich haben gemerkt, dass wir beide Menschen sind.
>>Steve - die Freunde sind abgetaucht, weil..? Dann such sie, denn sie sind doch Freunde oder sind es doch nur Wohlstandbekannte. Such sie, finde sie und nimm ihnen die Scham. Dann bist Du wirklich ein Freund.
>>Und zu Hörbi - ich denke am Schlimmsten geht die 3. Welt häufig mit sich selber um. Die Brandt-Theorie der böse Norden und die ausgebeutete Süden ist doch wohl wiederlegt. Schlimmes gibt es hier und dort und die Grenzen sind fließend. So einfach ist die Welt wirklich nicht gestrickt.
>>Ich bin viel in der sog. 3. Welt gewesen, habe viel Armut gesehen, habe so viel Fröhlichkeit, Wärme, Miteinander trotz dieser Armut erlebt, habe viel Armut gesehen, die dort keiner als Armut begriffen hat und kam dann zurück nach Deutschland, das weinte und schluchzte auf hohem Niveau. Arme Kerlchen diese Deutschen - vielleicht sollten sie einmal etwas ändern, aber zu schlapp, zu weinerlich, zu nachdenklich.
>>Trotzdem ein schönes Wochenende von
>>Andre
>>P.S. Dr. Seidel - ich nicke Ihnen zu!!
>
>Lieber Dago!
>Danke für Dein Posting zu meinem Beitrag.
>Nicht ich habe den Bruch in der Beziehung zu Freunden herangeführt.
>Ich weiß, das es an mir liegt wie es weitergeht, mit meinen Freunden.
>Ich habe es halt nicht verziehen das diese Freunde eine Wette 1997 aufgesetzt haben in der ich als Versager ende. Das ist doch legetim wenn ich jetzt nicht helfen will.
>Sind das wirklich Freunde? Die auf Deinen k.o. setzten, nur weil man anders ist, oder sein Geld anders anlegt?
>Für mich sind das keine Freunde, und Sie bekommen von mir keinen Tipp in Geldangelegenheiten. Sollen Sie doch zur Spasskasse gehen, die helfen Ihnen sicher. LOL
>nee nicht mit mir!!
>Gruß
>Steve[img][/img]
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