Tempranillo
01.12.2002, 01:39 |
Aufruf zum Widerstand. Diesmal nicht von Arnulf Baring Thread gesperrt |
-->Erstes Flugblatt der Weißen Rose.
Nach einem Entwurf von Hans Scholl und Alexander Schmorell, Juni 1942.
Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique"regieren" zu lassen. Ist es nicht so, daß sich jeder ehrliche Deutsche heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die grauenvolisten und jegliches Maß unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten?
Wenn das deutsche Volk schon so in seinem tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, daß es, ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige Gesetzmäßigkeit der Geschichte das Höchste, das ein Mensch besitzt und das ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt, die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung unterzuordnen wenn die Deutschen, so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang. (...)
Wenn jeder wartet, bis der andere anfängt, werden die Boten der rächenden Nemesis unaufhaltsam näher und näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer sinnlos in den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muß jeder einzelne seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur bewußt in dieser letzten Stunde sich wehren, soviel er kann, arbeiten wider die Geißel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates.
Leistet passiven Widerstand - Widerstand -, wo immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist. Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt! (...)
Wir bitten Sie, dieses Blatt mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiterzuvertellen!
Inge Scholl: Die Weiße Rose. Erw. Neuausg. Frankfurt a. M. 1982, S. 96-121.
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Baldur der Ketzer
01.12.2002, 02:22
@ Tempranillo
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Ei, Henne, Ei, Henne, Ei.....Chaos, Ordnung, Chaos.....Demokr., Dikt., Demokr., |
-->Hallo, Tempranillo,
hören wir, was rund zehn Jahre vorher war, und bedenken wir, wie groß die Verbitterung, die Enttäuschung, der Haß auf die Weimarer.........................(ich erspar mir die wörtliche Bezeichnung derer, die so unfähig waren, daß ein starker Mann herbeigesehnt wurde):
in der Berlin, vor dem Reichspräsidentenpalais in der Wilhelmstraße, staut sich eine unübersehbare Menschenmenge. Dicht aneinandergedrängt als eine stumme Mauer harren sie, die Männer und Frauen, Jungen und Mädel, auf das erlösende Wort. Wird es wieder eine Enttäuschung, oder wird es nun Wahrheit?
Kurz vor elf Uhr ist der Führer mit Hermann Göring vor dem Hause des greisen Feldmarschalls vorgefahren. Zehntausend Hände haben sich zum xxxxxx-Gruß entgegengestreckt. Seitdem vergeht Minute auf Minute. Der Menge da draußen mit dem heißen hoffenden Herzen werden sie zu Stunden.
Auf einmal kommt Bewegung in die Menschen. Göring stürzt heraus zu seinem Auto. Strahlend ruft er es in die Welt: *Hitler ist Reichskanzler geworden*.
Atemlose Stille zu Anfang, dann aber braust es auf wie ein Sturmwind, ein einziger Aufschrei des Jubels klingt auf: der Führer ist Reichskanzler! Lachend liegen sich die Menschen in den Armen, Freudentränen rinnen und Hände werden geschüttelt. Ein einziger Rausch der Begeisterung ist über sie gefallen, und dann stieben sie hinweg, die Jungen und die Alten, um es weiter zu verkünden, um mit der Glücksbotschaft andere glücklich zu machen: Hitler ist Reichskanzler, das Schicksal hat alles zum Guten gewendet!
Über den 30.1.1933 von Erich Gritzbach im Buch Hermann Göring, Werk und Mensch, S. 11.
Bevor man jetzt in kenntnis des Ausgangs von Propaganda lästert, sollte man sich überlegen, daß dieses Buch von 1938 besser die damalige Stimmung wiedergeben kann als ein Guido-Knorpel-indoktriniertes ernsehpublikum mit der Gnade der späten Geburt.
Also, es ist unbestritten, daß Adolf gefeiert wurde - warum eigentlich?
Könnte es sein, daß ein erheblicher Prozentsatz von Leuten die ganzen, äh, wie sag ich das nur, sagen wir: mit den heutigen parlamentarsichen Gepflogenheiten durchaus vergleichbaren Weimarer ***Demokraten*** nicht mehr ertragen konnte?
Ursache und Wirkung.
Ohne Gegenblock des Stalinismus kein Faschismus und kein WK2?
Ohne Weimar kein Adolf.
Ohne Versailles kein Weimar und kein Adolf.
Ohne größenwahnsinnige Monarchien kein Versailles.
Ohne Mißstände und Elend keine Oktoberrevolution und kein Stalinismus.
usw., beliebig fortsetzbar.
Man soll nur nicht immer so tun, als seien die großen Politführer der WeltgeCHichte nächtens vom Himmel auf ihre Throne gefallen, als die Bauern im Wirtshaus beim Karteln saßen.
Auch wenns weh tut, nix passiert ohne vorhergehende Ursache. (Fast nix jedenfalls, es soll Ausnahmen geben in Form von besonderen Umständen und Vorkommnissen, die kaum auf konkrete Ursachen zurückgehen und schwerlich erklärt werden können.)
Tja, und jetzt haben wir wieder eine Stimmung, daß Schröpfer Drohbriefe zu Hauf kriegt, angeblich. Und der Angewidertheitsfaktor nimmt auch stetig zu.
Was kommt, wwurde unten schön herausgearbeitet: während China zur Freiheit strebt, evtl. auch Rußland, gehts hier zurück zu DDR-Verhältnissen.
Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Nur, wieso fahren draußen dauernd Maurerkolonnen vorbei?
beste Grüße vom Baldur
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Baldur der Ketzer
01.12.2002, 02:48
@ Tempranillo
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Re: Aufruf zum Widerstand. Olle Kamellen ohne Wirkung? |
-->Hallo, nochmal,
noch ne Fundsache von Baldurs Archiv:
Deutschlands Wunder ist längst nicht mehr seine Wirtschaft. Das verblüffende und absonderliche deutsche Wunder ist die Schnelligkeit, mit der dieses Volk in eine Arterienverkalkung seiner Politik gerät: in zwanzig Jahren ist aus einem verpesteten Friedhof der Niederlage eine rechtschaffene Republik geworden, die, wattiert in Wohlstand, sich vor lauter Behutsamkeit bald überhaupt nicht mehr rühren wird.
....
Und wie ist es möglich, daß ein kräftiges Volk, die drittstärkste Nation der Welt, sich mit der Arterienverkalkung seiner Politik abfindet?
.....
es wird sich herausstellen, daß die Deutschen nicht nur aus der GeCHichte, sondern auch aus der Politik austreten möchten. Wird es ihnen aber gelingen?
William S. Schlamm in *Am Rande des Bürgerkriegs*, Zusammenstellung seiner Welt-am-Sonntag Kommentare zum Zeitgeschehen, hier vom 25.2.1965 (!!!!!!)
Alles schon dagewesen, viele male.
Kein Ruuuuhhhhggg, wie der ehemalige Bauernpräsident forderte.
Nee, noch fast 40 Jahre Prolongation auf ein weit höheres Niveau, (aufwärts ohne Ende), trotzdem, irgendwann ist die Schraube halt überdreht, keiner weiß, wann.
Ein bekannter ließ mal eine Fräsmaschine mit Voll-Vorschub fahren, obwohl das Werkzeug nur mit 1,5 m / min. fahren durfte. Grenzbelastung 2,5 m / min.
Bei 3 m quietschte es, bei 4 m eierte es, aber es brach erst bei 6 Metern / min.
Also weit höher, als jemals gedacht (vgl. das Boot, 280m Tauchtiefe).
Trotzdem, bei 6 m machte es halt trotzdem krach, und das Ding flog durch die Werkstatt.
Beste Grüße vom Baldur
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Tierfreund
01.12.2002, 11:41
@ Baldur der Ketzer
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Wenn Ihr Tools zum Widerstand benötigt |
-->Was Amerikaner so alles einfällt........:-))
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