Hirscherl
06.12.2002, 14:29 |
Reproduktion und Sozialstaat - empirische Betrachtungen Thread gesperrt |
-->In der Diskussion weiter unten wurde von mehreren Teilnehmern die bekannte Meinung vertreten, der Rückgang der Geburtenraten wäre durch den Sozialstaat, die Besteuerung, Kinderfeindlichkeit,... verursacht.
Ich möchte aus gegebenem Anlass einen Chart aus dem Artikel über Psychohistorik einstellen (Teil 1 und Teil 2), den ELLI dankenswerterweise auf seiner Seite veröffentlicht hat.
[img][/img]
Wie man sieht fällt seit 1820 (!) die Geburtenrate linear.
Auszug aus dem Artikel: Die Geburtenraten in den USA sind wenigstens seit 1820 linear gefallen, wobei geburtenstarke und geburtenschwache Zyklen sich um die Trendlinie schmiegen (Abb. 2). Die letzte geburtenschwache Zeit und der neue Mini-Boom, den die Grafik für 1979 anzeigt, sind lediglich eine Fortführung dieses Trends. (Beachten Sie übrigens, dass der"Nachkriegs"-Baby-Boom schon vor dem Krieg anfing.) Die üblichen Gründe, die für den Rückgang der Geburtenraten genannt werden (die Pille, Legalisierung der Abtreibung, Women's Lib) erklären dieses Muster nicht."
Grüße,
Tom
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Euklid
06.12.2002, 14:41
@ Hirscherl
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Re: Reproduktion und Sozialstaat - empirische Betrachtungen |
-->Mit der Geburtenrate in der USA läßt sich auf keinen Fall die Geburtenrate in Deutschland in irgendeiner Weise vergleichen.
Man schaue sich im statistischen Jahrbuch Deutschland die Bevölkerungspyramide in graphischer Form an.
Dieses Buch gibt für jedes Jahr die Anzahl an Geburten an und zeigt auch die Einbrüche und Ausfälle (Tod der Soldaten) im vorigen Jahrhundert an.
Signifikant ist daran die Wirkung der Pille nachzuweisen.
Deutlicher geht das nicht.
Es ist nicht zu leugnen.
Etwas anderes gilt für die USA da hier schon in früherer Zeit multikulturelle Einflüsse überwiegen und der soziale Standard gerade in armen Bevölkerungsschichten sicher nicht flächendeckend den Einsatz der Pille ermöglicht hat.
Bei uns in Deutschland ist der Baum geradezu zur Einführung der Pille horizontal eingeschnitten
Gruß EUKLID
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slipnir
06.12.2002, 15:01
@ Euklid
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Re: Reproduktion und Sozialstaat - empirische Betrachtungen |
-->das denk ich auch: deutschland ( oder das was davon noch übrig ist) und die USA
lassen sich diesbezüglich nicht vergleichen!
deutschland hatten in den letzten 100 jahren das schwerere los gezogen!
da sind tausende umgekommen! nicht nur soldaten auch frauen und kinder!
und schaut mal nicht nur auf ganz deutschland sondern betrachtet mal auch den osten bis 1989! im osten wurden noch"soldaten" gebraucht, dort gabs ne andere kinderunterstützung! nur"schaffen" die meisten jetzt im westen! ich denk hätte der westen nicht jahrzehnte lang auch an der ostbevölkerung ( vertriebene, vormauerflüchtlinge, zwangsausgewiesene, freigekaufte,vorwendeflüchtlinge und jetzt jedes jahr ein bis zwei drittel der schulabgänger)schmarotzt, wäre er schon längst verkreist!mal übertrieben provokativ ausgedrückt.
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Hirscherl
06.12.2002, 15:58
@ Euklid
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Re: deutsche Daten |
-->Wer der Pille die Schuld gibt, ist meist ideologisch motiviert. Wissenschaftlich ist dies nicht haltbar, wenn man sich die Geburtenraten des Deutschen Reichs und Deutschlands seit 1900 ansieht:
Jahr / Lebendgeborene pro 1000 und Jahr
1900 / 35,6
1910 / 29,8
1920 / 25,9
1930 / 17,6
1940 / 20,0
1950 / 16,3
1960 / 17,3
1970 / 13,5
1980 / 11,0
1990 / 11,4
1999 / 9,4
Wie man sieht, haben sich die Geburten zwischen 1900 und 1950 mehr als halbiert. In den nächsten 50 Jahren sind sie nur mehr um 30 % gefallen. Wie gesagt, ich spreche der Pille keinen Einfluss zu, aber man könnte genausogut sagen, daß sich die Geburten seit der flähendeckenden Einführung der Pille stabilisiert haben (bei ca. 10 pro 1000 und Jahr), während sie vorher ständig gefallen sind...
[Quelle: Statistisches Bundesamt, 2001]
Grüße,
Tom
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