-->Hi,
ich habe bezüglich des möglichen EU-Beitritts der Türkei ein Kommentar des Chefredakteurs der Wirtschafts Woche in der aktuellen Ausgabe gefunden.
Der Autor spricht mir aus der Seele, aber lest selbst:
(Am Tag des Beitritts der Türkei bin ich definitiv weg! Als ob es der Tükei um irgendetwas anderes gehen würde als einen großen Anteil an den EU-Subventionstöpfen)
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<h1>Selbstmord Europas</h1>
<h4>Die Staats- und Regierungschefs der EU auf ihrem Gipfel diese Woche in Kopenhagen eine politische Weichenstellung von schicksalhafter Tragweite: Die Tür für einen Beitritt der Türkei wird so weit aufgestoßen, dass es kaum möglich ist, sie noch einmal zu schließen.</h4>
Weithin unbeachtet von der Ã-ffentlichkeit vollziehen die Staats- und Regierungschefs der EU auf ihrem Gipfel diese Woche in Kopenhagen eine politische Weichenstellung von schicksalhafter Tragweite, die unser Land, mit ihm ganz Europa und am Ende den Verlauf der Weltgeschichte tief greifend zu verändern droht. In der dänischen Hauptstadt wird die Tür für einen Beitritt der Türkei so weit aufgestoßen, dass es kaum möglich ist, sie noch einmal zu schließen.
Ein Ja zur Aufnahme der Türkei in die EU bedeutet den Abschied vom Traum der Vereinigten Staaten von Europa, der vor allem in Deutschland geträumt wird; es macht den Verzicht der Deutschen auf die D-Mark im Nachhinein sinnlos und beraubt die Jugend unseres Landes ihrer letzten noch halbwegs intakten politischen Zukunftsvision; ja, es kommt politisch, ökonomisch wie kulturell einem Selbstmord Europas gleich, einem Selbstmord aus Angst vor dem Tod (durch islamistisch-fundamentalistischen Terror). Der Beitritt der Türkei zur EU wäre nicht nur das „Ende des politischen Europa“ (Edmund Stoiber), sondern das „Ende von Europa“ schlechthin (Valéry Giscard d'Estaing), vielleicht sogar der Anfang vom Ende der westlichen Zivilisation.
Mit dem Beitritt der Türkei zur EU würde Europa sich sowohl ökonomisch als auch politisch und vor allem kulturell eindeutig übernehmen. Und Deutschland hätte daran am schwersten zu tragen. Wenn die Türkei, sagen wir im Jahre 2015, der EU beiträte, wäre sie mit circa 80 Millionen Einwohnern das größte Land in der Gemeinschaft, bekäme die meisten Abgeordneten im Europäischen Parlament und das größte Gewicht im Ministerrat. Deutschland würde vom ersten Platz verdrängt.
In der Folge würde der Einfluss der Türkei weiter dramatisch zunehmen: 2050gäbe es in der EU 100 Millionen Türken, dagegen nur noch 70 Millionen Deutsche (darunter fast 10 Millionen türkischer Abstammung) und gut 60 Millionen Franzosen. Haben sich die Gründungsväter der EU Europa so vorgestellt? Haben wir von diesem Europa geträumt? Wäre das überhaupt noch Europa?
Wenn Europa einen Sinn haben soll, dann ist es ohne seine zivilisatorische oder kulturelle und das heißt westliche Identität nicht denkbar. Die Türkei jedoch gehörteiner anderen, der islamischen Zivilisation an. Zwar versuchen die Anhänger von Mustafa Kemal Atatürk ihr Land seit Jahrzehnten in die westliche Zivilisation zu über-führen, doch eine solche Transformation ist in der Geschichte der Menschheit bisher noch nie und nirgendwo gelungen. Auch in der Türkei ist das Ergebnis bisher nur ein schizophrenes, zerrissenes Land. Der Kemalismus ist ein Elitenprojekt geblieben, im Volk verliert er seit Jahren an Zustimmung.
Der Glaube, die Türkei könne als EU-Mitglied Teil der westlichen Zivilisation werden, ist ein gefährlicher Irrglaube. Ein Europa unter Einschluss der Türkei wäre unvermeidlich ein multikulturelles Europa - und damit nicht mehr westlich. Gemeinwesen ohne kulturellen Kern haben jedoch keinen Bestand, rein politische Werte sind als Basis auf Dauerzu fragil.
So unmöglich ein multikulturelles (das heißt nicht mehr westliches) Europa (und übrigens auch Amerika) ist, so unmöglich ist allerdings auch eine monokulturelle Welt. Statt weiter einen Kulturimperialismus zu praktizieren, der uns erst das Problem des islamistischen Terrors gebracht hat, dem nun wiederum durch Umarmung der Türkei begegnet werden soll, wäre es angezeigt, den universellen Anspruch der westlichen Zivilisation aufzugeben. Statt die Türkei durch Aufnahme in die EU als Bollwerk gegen fundamentalistischen Islamismus zu missbrauchen, sollten wir das Land lieber mit aller Kraft dabei unterstützen, in ihrer eigenen, der islamischen Zivilisation eine führende Rolle zu übernehmen.
Der Bestand Europas (und letztlich auch Amerikas, das Europa derzeit in SachenTürkei so bedrängt) verlangt eine Verteidigung der westlichen Zivilisation. Frieden auf diesem Globus verlangt ein gleichberechtigtes Miteinander aller Zivilisationen dieser Welt, keine Pax Americana.
Von Stefan Baron, Chefredakteur der Wirtschaftswoche
Gruß
Felix
<ul> ~ Selbstmord Europas</ul>
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