dottore
20.12.2002, 14:26 |
Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... Thread gesperrt |
-->Hi,
das japanische Budget ist in einem unbeschreiblichen Zustand.
1. Die für 2003/04 (Fiskaljahr März/März) jetzt angenommenen Steuereinnahmen werden auf 41.000 bn Y sich belaufen, tiefster Stand seit 16 Jahren.
2. Die Neuverschuldung wurde soeben erst auf 36.450 bn Y angehoben (= ca. 190 Mrd. €). Die Schuldenquote damit ca. 45 % der laufenden Staatsausgaben.
3. DAZU kommt ein weiterer"Haushalt", der sich ausschließlich über Kredite finanziert (ex Post-Bankensystem, wo die Bevölkerung hauptsächlich spart) und keinerlei sonstige Einnahmen vorsieht. Das ist das sog."Investititons- und Leihprogramm". Dieses hat einen Umfang von 23.000 bn Y.
Die laufenden Schulden, die der Staat Japan macht, liegen demnach (2 plus 3) bei 60.000 bn Yen. (bn = unsere Milliarde). Das sind etwa 150 % der laufenden Steuereinnahmen.
Heute ist auch das Buch von Syurai Shirai"Megabank Crises and IMF Economic Policy" erschienen, mit dem summary, das der IMF dringend die Bereinigung der japanischen Lage fordert (ohne allerdings mitzuteilen, wie das geschehen könne).
In der Richtung in etwa geht's ab... und zwar für ALLLLLLE!
Gruß!
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Jagg
20.12.2002, 16:38
@ dottore
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->>In der Richtung in etwa geht's ab... und zwar für ALLLLLLE!
Hoffentlich bald, damit der Krampf ein Ende hat
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MC Muffin
20.12.2002, 17:07
@ Jagg
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->>>In der Richtung in etwa geht's ab... und zwar für ALLLLLLE!
>Hoffentlich bald, damit der Krampf ein Ende hat
na na nicht so schnell, Vorbereitung braucht seine Zeit.[img][/img]
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dottore
20.12.2002, 17:42
@ Jagg
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->>>In der Richtung in etwa geht's ab... und zwar für ALLLLLLE!
>Hoffentlich bald, damit der Krampf ein Ende hat
Hi Jagg,
grundsätzlich ja. Aber die Frage ist wie bald"bald" sein kann.
Es geht also letztlich um die Frage, auf welchen Prozentsatz der Staatsausgaben die Steuern sinken können, damit es"ein Ende hat".
Da wir von dem Modell ausgehen können (siehe auch Fed), dass die ZB schließlich sämtliche öffentlichen Titel aufkauft und in irgendeinem Nostro bunkert, läuft das Modell nach finanzmathematischer Logik zunächst darauf hinaus, dass die Steuereinnahmen wenigstens noch so hoch sein müssten, um wenigstens den Anschein zu erwecken, dass sie die laufenden Zinsausgaben decken. Alle anderen Staatsausgaben würden dann zu"Investitionen" erklärt und über neue Anleihen finanziert.
Außerdem schüttet die ZB die Zinsen, die der Staat an ihr Nostro bucht wieder an den Staat zurück (abzgl. Verwaltungskosten).
Die Bezugsgröße BIP zieht nicht, da die Staatsausgaben immer in selbiges eingehen, so dass wir im Grund den bekannten Domar-Effekt haben, wonach sich Staatsausgaben und BIP immer weiter tangenziell annähern, ohne sich je schneiden zu können.
Das ist so als würde ein Unternehmen jegliche Kreditaufnahme als Umsatz verbuchen, und nur die Kreditaufnahme steigern müsse, um eine immer weitere Umsatzsteigerung zu erreichen.
Was sollten auch die Japaner tun? Ein Bankengeneralkonkurs oder ein Staat- bzw. ZB-Bankrott würde alle ihre Träume ("Guthaben") mit einem Schlag vernichten.
Es wird noch viel spannender werden, vermute ich mal, als wir uns überhaupt vorstellen können.
Ein Vorschlag wäre:
Japan lässt alle Schulden der Banken und des Staates sakrosankt. Es erzwingt gleichzeitig die Entschuldung aller privaten Haushalte (schwierig, da Verteilungsproblematik). Die Unternehmen außerhalb der Finanzsphäre lässt man halt weiter wursteln oder, am einfachsten: Deren Schulden werden von den Banken gestrichen und die Banken nehmen die auf ihre Passivseiten.
Dann halten alle privaten Haushalte nur noch Forderungen gegen die Banken und den Staat. Der Staat garantiert die Banken, logo.
Damit die Haushalte nicht zum Abheben schreiten, gibt es diese Möglichkeiten:
- die Guthaben werden eingefroren, man hat sie, kann aber nichts mehr damit anfangen ("soziale Härtefälle" ausgenommen).
- die Guthaben werden bei Erbgängen mit 100 % besteuert und verschwinden (Härtefälle ausgenommen).
- die Habenzinsen werden so hoch gesetzt (was eine"Markt"-Lösung wäre), dass niemand abhebt, weil nichts schöner ist als sein Geld sich dauernd vermehren zu sehen. Riskante Variante.
Jedenfalls ist das Ganze ein Novum der Finanzgeschichte, sofern der Ausdruck"Finanzgeschichte" überhaupt noch dazu passt.
Gruß!
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Baldur der Ketzer
20.12.2002, 18:01
@ dottore
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Re: Japan - hoffungslos! von meiner Oma und dem Wassermannzeitalter |
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>- die Habenzinsen werden so hoch gesetzt (was eine"Markt"-Lösung wäre), dass niemand abhebt, weil nichts schöner ist als sein Geld sich dauernd vermehren zu sehen. Riskante Variante.
Hallo, dottore,
ich denke, das verhindert das Wassermannzeitalter.
Die Leutchen heute sind zwar kaum ketzerischer als früher, aber das angeborene Vertrauen in Institutionen (schaun wir mal, wobei unsere Altvorderen leuchtende Äuglein und glühende Bäckchen kriegen: Bankdirektor, Bankbeamter, Sparkassendirektor, Pfarrer, Stadtrat bzw. Gemeindenrat, Doktor, Lehrer, die ganzen Honoratioren halt) ist nicht mehr da.
Wer von den Jungen vertraut denn heute noch dem Staat?
Der Staat samt Gesangsvereins-Laberhanseln werden verspottet, veräppelt, durch Schwarzarbeit hintergangen und durch Sozialbetrug ausgenommen, wo es nur geht - ununununvorstellbar für die alte Generation.
Auch für Japan übrigens, die Japaner sind doch die eigentlichen Kaisertreuen. Das hat viel mit unserer alten Generation gemein.
Also ist das Wassermannzeitalter heute für die allgemeine Respektlosigkeit, und die kindliche Frechheit verantwortlich, dem Kaiser zu sagen, daß er keine Kleider anhat, sondern sein Zeiger auf halb sechs steht, äh, hängt, nein, also, zeigt.
;-)
Diesmal ist alles anders. A bisserl wenigstens ;-)
beste Grüße vom Baldur, Hoffnarr im Wassermannzeitalter ;-)
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Euklid
20.12.2002, 18:07
@ dottore
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Re: Leider bin ich zu blöd....???? |
-->Hallo dottore
Bei der Lösung mit den eingefrorenen Guthaben seh ich nicht ganz klar.
Angenommen die BoJ in Zusammenarbeit mit der Regierung läßt die Banknoten einfrieren,dann fehlt doch sofort die Kaufkraft an allen Ecken und Enden.
Das Vertrauen der Bürger wäre doch sofort zum Teufel.
Oder denkst Du in diesem speziellen Fall daran daß dann die Regierung nach Münteferings Art anstelle der Bürger das Geld ausgibt?
Der Staat kann doch höchstens öffentliche Investitionen anstoßen aber keine sinnvollen Arbeitsplätze schaffen.
Was hat der Bürger von einer neuen Brücke im Ort X oder einer neuen Schule im Ort y wenn er einen Gärtner im Orte z braucht und den wegen eingefrorener Guthaben nicht auszahlen kann?
Das bring ich irgendwie gedanklich nicht auf die Reihe.
Gruß EUKLID
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Baldur der Ketzer
20.12.2002, 18:08
@ dottore
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->Hallo, nochmal,
ich habe gute Freunde in Japan, also meine ich keineswegs flapsig oder respektlos, was folgt:
könnte es nicht sein, daß so lange weitergewurschtelt wird, bis das nächste Tokyo-Großbeben einen nationalen Neubeginn erzwingt?
(in Kenntnis, daß die stat. Wahrscheinlichkeit immer besorgniserregender wird)
Dann denkt niemand mehr daran, wer den Schlamassel eingebrockt hat, Hauptsache, überlebt - Währungsreform, Schuldenerlaß (analog Flut, bloß richtig), Schuldenausbuchung auf Ausgleichsforderungsfonds Erdbeben nationale Aufgabe, Laufzeit 99 Jahre, Umstellung 1:100 oder 1:1000, 1/100 würde zudem optimal zum Päärchen USD / EUR passen
beste Grüße vom Baldur
P.S.: lieber denken doch die Verantwortungsbeladenen an etwas, das auch Opfer kostet (anderen), wenn es nur ihren Hals rettet
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Baldur der Ketzer
20.12.2002, 18:13
@ Euklid
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Re: Leider bin ich zu blöd....???? |
-->Hallo, Euklid,
ich blick in Japan auch nicht ganz durch, weil bei denen die ganzen Pensionen in der Postbank stecken, die wiederum Aktien kauft - oder so.
Die Staatsverschuldung der Japaner scheint bei Inländern aufgenommen worden zu sein, so daß die Kapitalsammelstellen (pensionsfonds, Postbank) statt Guthaben bloß Heißluftpapiere haben.
Die berühmte Guthabenillusion.
Also wird man irgendwann die nicht werthaltigen Forderungen entsorgen müssen, der Staat entschuldet sich, die Bürger, hier: die Renter gucken ins Bärenloch.
Ich denke, so war das gemeint. Weniger auf die Papiere, gegen die Geld ausgegeben wird. Wobei das per Saldo alles die gleichen Lappen sind. Dafür kommt kein Klempner.
Beste Grüße vom Baldur
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Jagg
20.12.2002, 18:15
@ dottore
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->>>>In der Richtung in etwa geht's ab... und zwar für ALLLLLLE!
>>Hoffentlich bald, damit der Krampf ein Ende hat
>Hi Jagg,
>grundsätzlich ja. Aber die Frage ist wie bald"bald" sein kann.
>Es geht also letztlich um die Frage, auf welchen Prozentsatz der
Staatsausgaben die Steuern sinken können, damit es"ein Ende hat".
Was, wenn, unabhängig davon, sich *wirklich* herumspricht, dass _das_
Zinssystem ein Pyramidensystem ist, das von Zeit zu Zeit irgendwie
genullt werden muss, RESET. Dann würde das Kapital versuchen in Sachwerte
zu gehen und ist die Lawine schnell genug dann dürfte das System
(z.B. erst mal US-landesweit) instabil werden, kollabieren und ein
für fed und Gov unhandlebares Chaos auslösen. Das würde auch das
politische System gefährden und z.B. zunächst in Bürgerkrieg und
Militärrecht münden was"die Wirtschaft" wieder weiter kollabieren lassen
würde. Für den Fall dass das in den US begänne könnte man vermuten
dass sich die ganze Situation blitzartig auf den Rest der Welt
fortpflanzte.
>Da wir von dem Modell ausgehen können (siehe auch Fed), dass die ZB schließlich sämtliche öffentlichen Titel aufkauft und in irgendeinem Nostro bunkert, läuft das Modell nach finanzmathematischer Logik zunächst darauf hinaus, dass die Steuereinnahmen wenigstens noch so hoch sein müssten, um wenigstens den Anschein zu erwecken, dass sie die laufenden Zinsausgaben decken. Alle anderen Staatsausgaben würden dann zu"Investitionen" erklärt und über neue Anleihen finanziert.
>Außerdem schüttet die ZB die Zinsen, die der Staat an ihr Nostro bucht wieder an den Staat zurück (abzgl. Verwaltungskosten).
Verstehe, ein geordneter Rückzug.
>Die Bezugsgröße BIP zieht nicht, da die Staatsausgaben immer in selbiges eingehen, so dass wir im Grund den bekannten Domar-Effekt haben, wonach sich Staatsausgaben und BIP immer weiter tangenziell annähern, ohne sich je schneiden zu können.
Interessant (solange das System stabil bleibt).
>Das ist so als würde ein Unternehmen jegliche Kreditaufnahme als Umsatz verbuchen, und nur die Kreditaufnahme steigern müsse, um eine immer weitere Umsatzsteigerung zu erreichen.
Klar.
>Was sollten auch die Japaner tun? Ein Bankengeneralkonkurs oder ein Staat- bzw. ZB-Bankrott würde alle ihre Träume ("Guthaben") mit einem Schlag vernichten.
Wozu, man neigt dazu erst mal den Tag zu retten, einen Tag länger den
Status Quo aufrechterhalten - oder sollte ein Ameisenhaufen"von Innen
her" lernfähig sein? Dazu kollabieren die Interessen zu stark, aber
seltsamerweise könnte ich mir das NUR im Falle von Japan noch irgendwie
vorstellen, wegen der unvergleichlichen Gehorsamskultur.
>Es wird noch viel spannender werden, vermute ich mal, als wir uns überhaupt vorstellen können.
Das scheint mir so sicher wie der nächste Sonnenaufgang zu sein!
>Ein Vorschlag wäre:
>Japan lässt alle Schulden der Banken und des Staates sakrosankt. Es erzwingt gleichzeitig die Entschuldung aller privaten Haushalte (schwierig, da Verteilungsproblematik). Die Unternehmen außerhalb der Finanzsphäre lässt man halt weiter wursteln oder, am einfachsten: Deren Schulden werden von den Banken gestrichen und die Banken nehmen die auf ihre Passivseiten.
>Dann halten alle privaten Haushalte nur noch Forderungen gegen die Banken und den Staat. Der Staat garantiert die Banken, logo.
>Damit die Haushalte nicht zum Abheben schreiten, gibt es diese Möglichkeiten:
>- die Guthaben werden eingefroren, man hat sie, kann aber nichts mehr damit anfangen ("soziale Härtefälle" ausgenommen).
>- die Guthaben werden bei Erbgängen mit 100 % besteuert und verschwinden (Härtefälle ausgenommen).
>- die Habenzinsen werden so hoch gesetzt (was eine"Markt"-Lösung wäre), dass niemand abhebt, weil nichts schöner ist als sein Geld sich dauernd vermehren zu sehen. Riskante Variante.
Meine Güte, das hört sich vernünftig an, aber glaubst du, dass in
der großen Politik (eines demoratieartigen Landes) jemals ein
vernünftiger Konsens durchführbar wäre?
>Jedenfalls ist das Ganze ein Novum der Finanzgeschichte, sofern der Ausdruck"Finanzgeschichte" überhaupt noch dazu passt.
Ja, soweit ich das einschätzen kann. Errötend muss ich sagen, dass
ich als Laie nicht mal ohne nachzulesen sagen könnte wie es in D
seinerzeit zu einer Hyperinflation hat kommen können! Aber auch
"dort" wird es wohl mehr Meinungen als Personen mit solchen Meinungen
geben oder ;)
>Gruß!
Yup - Ebenfalls Gruss, und vielen Dank für deine immerwährende Mühe
die du in dieses Forum (oder wie soll es heissen) einbringst.
Jagg
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RetterderMatrix
20.12.2002, 18:17
@ Euklid
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Re: Leider bin ich zu blöd....???? |
-->>Hallo dottore
>Bei der Lösung mit den eingefrorenen Guthaben seh ich nicht ganz klar.
Dann hast du das gleiche wie in Argentinien. Ne Menge Kohle auf der Bank, kommst aber nicht ran und mußt zusehen, wie dein Geld immer wertloser wird.
Und genau aus diesem Grund bin ich so interessiert an der dortigen Entwicklung. Die machen vor, was uns noch bevorsteht.
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dottore
20.12.2002, 18:39
@ Euklid
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Re: Leider bin ich zu blöd....???? Nein Variante: 100 % AbGSteuer |
-->>Hallo dottore
>Bei der Lösung mit den eingefrorenen Guthaben seh ich nicht ganz klar.
>Angenommen die BoJ in Zusammenarbeit mit der Regierung läßt die Banknoten einfrieren,dann fehlt doch sofort die Kaufkraft an allen Ecken und Enden.
Sorry, ich meinte nur die Bankkonten (nicht Banknoten), auf denen die Verzisnung auf die Staatspapiere gebucht werden.
Variante: 100 % Abgeltungssteuer.
>Das Vertrauen der Bürger wäre doch sofort zum Teufel.
>Oder denkst Du in diesem speziellen Fall daran daß dann die Regierung nach Münteferings Art anstelle der Bürger das Geld ausgibt?
Nein, nur einfaches Hochbuchen und das den Leuten zeigen. Rankommen sie nicht.
>Der Staat kann doch höchstens öffentliche Investitionen anstoßen aber keine sinnvollen Arbeitsplätze schaffen.
Ja. Weder noch. Ã-ffentliche Investitionen sind kene Investitionen, sondern willkürlicher Staatskonsum. Genauso gut kann ich meine tägliche Pulle Schnaps als Investition in mich bezeichen, denn sie macht mich munter usw. und wenn ich nicht munter bin, kann ich nicht arbeiten.
>Was hat der Bürger von einer neuen Brücke im Ort X oder einer neuen Schule im Ort y wenn er einen Gärtner im Orte z braucht und den wegen eingefrorener Guthaben nicht auszahlen kann?
>Das bring ich irgendwie gedanklich nicht auf die Reihe.
>Gruß EUKLID
War missvertändlich ausgedrückt, sorry (siehe oben).
Gruß!
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Euklid
20.12.2002, 18:59
@ dottore
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Re: Leider bin ich zu blöd....???? Nein Variante: 100 % AbGSteuer |
-->>>Hallo dottore
Bei deinem privaten Unterricht über Wirtschaft in diesem Forum habe ich doch jetzt tatsächlich erheblich dazugelernt;-)
Dafür bin ich absolut dankbar.
Und das freut Dich sicherlich aber auch ganz besonders mich weil ich mir jetzt wieder den IQ-Test zum Banenschälen zutraue;-)
Gruß EUKLID
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dottore
20.12.2002, 19:08
@ Baldur der Ketzer
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->>Hallo, nochmal,
>ich habe gute Freunde in Japan, also meine ich keineswegs flapsig oder respektlos, was folgt:
>könnte es nicht sein, daß so lange weitergewurschtelt wird, bis das nächste Tokyo-Großbeben einen nationalen Neubeginn erzwingt?
Tja, Neubeginn... Die Guthaben sind - im Gegensatz zu WK II - nicht entstanden, UM Tokyo zu zerstören (Krieg kostet Geld, bringt Schulden/Guthaben, Erdbeben kosten nix). Nach dem Beben wird's noch viel kurioser: Guthaben - und die letzten Reste der Besicherung - sind auch noch wech.
>(in Kenntnis, daß die stat. Wahrscheinlichkeit immer besorgniserregender wird)
>Dann denkt niemand mehr daran, wer den Schlamassel eingebrockt hat, Hauptsache, überlebt - Währungsreform, Schuldenerlaß (analog Flut, bloß richtig), Schuldenausbuchung auf Ausgleichsforderungsfonds Erdbeben nationale Aufgabe, Laufzeit 99 Jahre, Umstellung 1:100 oder 1:1000, 1/100 würde zudem optimal zum Päärchen USD / EUR passen
Irgendwie wird's schon passend gemacht...
Gruß!
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Diogenes
20.12.2002, 19:48
@ dottore
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->Hi dottore,
>das japanische Budget ist in einem unbeschreiblichen Zustand.
Das österreichische auch ;-)
Mit D steht es auch nicht viel besser.
>1. Die für 2003/04 (Fiskaljahr März/März) jetzt angenommenen Steuereinnahmen werden auf 41.000 bn Y sich belaufen, tiefster Stand seit 16 Jahren.
Ähnliches vernehmen wir auch hierzulande und in den USA.
>2. Die Neuverschuldung wurde soeben erst auf 36.450 bn Y angehoben (= ca. 190 Mrd. €). Die Schuldenquote damit ca. 45 % der laufenden Staatsausgaben.
Na paßt doch. Der Staat sorgt für die Nettoneuverschuldung. Alles in Butter.
>3. DAZU kommt ein weiterer"Haushalt", der sich ausschließlich über Kredite finanziert (ex Post-Bankensystem, wo die Bevölkerung hauptsächlich spart) und keinerlei sonstige Einnahmen vorsieht. Das ist das sog."Investititons- und Leihprogramm". Dieses hat einen Umfang von 23.000 bn Y.
Die Wirtschaft wird auf Staatswirtschaft umgepolt. Von da aus weiter zum Kommunismus und dann ab in die Pleite.
>Die laufenden Schulden, die der Staat Japan macht, liegen demnach (2 plus 3) bei 60.000 bn Yen. (bn = unsere Milliarde). Das sind etwa 150 % der laufenden Steuereinnahmen.
Brave Jungens. Solche Freunde braucht der Banker...und wenn Volk und Wirtschaft dabei vollends ruiniert werden, die Banker bleiben.
>Heute ist auch das Buch von Syurai Shirai"Megabank Crises and IMF Economic Policy" erschienen, mit dem summary, das der IMF dringend die Bereinigung der japanischen Lage fordert (ohne allerdings mitzuteilen, wie das geschehen könne).
US-Staatsanleihen verkaufen *g*. Wenn nicht, warten auf Hyperinfla oder sofort gleich Währungsreform.
>In der Richtung in etwa geht's ab... und zwar für ALLLLLLE!
Wir werden im Papier ersaufen, US-Rubel und europäischer Peso wir kommen.
>Gruß!
I hope you have your ounces.
Gruß
Diogenes
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Jagg
20.12.2002, 19:54
@ Diogenes
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->>...
>US-Staatsanleihen verkaufen *g*. Wenn nicht, warten auf Hyperinfla oder sofort gleich Währungsreform.
>...
habe dazu zwei Fragen an alle:
- habt ihr mal bitte links zur (story der) deutschen Hyperinflation?
- gab es in der Neuzeit weitere mit der deutschen vergleichbare
andere Hyperinflationen?
Danke - Gruss - Jagg
|
Diogenes
20.12.2002, 20:52
@ Jagg
|
Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->Hi Jagg
Auf die schnelle habe ich zwei gefunden:
Hier eine Zusammenfassung über einige Hyperinflas
<a href=http://www.gold-eagle.com/editorials_02/phillips121302.html>und hier Deutschland im speziellen</a>
The long story short: Jedes Zahlungsmittel strebt seinem inneren Wert entgegen und der innere Wert von Papier ist Null. ;-)
Gruß
Diogenes
|
Jagg
20.12.2002, 20:57
@ Diogenes
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Re: Japan - hoffungslos! That's the way the world will go... |
-->Danke - werd's gleich lesen - süper...
>Hi Jagg
>Auf die schnelle habe ich zwei gefunden:
>Hier eine Zusammenfassung über einige Hyperinflas
><a href=http://www.gold-eagle.com/editorials_02/phillips121302.html>und hier Deutschland im speziellen</a>
>
>The long story short: Jedes Zahlungsmittel strebt seinem inneren Wert entgegen und der innere Wert von Papier ist Null. ;-)
>Gruß
>Diogenes
|
Jagg
20.12.2002, 21:38
@ Euklid
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Re: Leider bin ich zu blöd..? Japan auch -Beispiel SONY -nein, so ist das eben;) |
-->Zur Zeit wird in diversen Fachmagazinen und Katalogen die CD
Glenn Gould - The Very First Recordings
beworben, die Sony herausgibt ab ca. 6.1.2003.
Daß jetzt wieder mit"Dauerbrennern" wie Gould, Callas und Co.
versucht wird, dicke Geschäfte zu machen, ist ja nicht neu.
Neu allerdings ist die unverschämte wie auch extrem fehlerhafte
Werbung dafür.
Die meisten dürften ggfs. den neuen jpc-Courier haben und auf
Seite 19 oben findet man die Sony-Anzeige.
Sony schreibt dazu:
"Glenn Goulds allererste Aufnahmen entstanden 1947 im Haus seines
Lehrers Alberto Guerrero. Sie waren nur kurze Zeit in Kanada
erhältlich und schlummerten 50 Jahre lang in der Versenkung.
<Fettdruck> Nun hat Sony Classical diesen Schatz gehoben. </Fett>"
Desweiteren werden die Hallmark Aufnahmen unter 1953 gelistet sowie
das Italienische Konzert von Bach Glenn Gould als Interpreten
angedichtet.
Nun die Fehler und ihre Richtigstellung:
1.
Nein, die Aufnahmen schlummerten nicht 50 Jahre vor sich hin und
Sony hat auch diesen Schatz nicht gehoben.
Bereits 1987 wurden diese Aufnahmen restauriert auf CD veröffentlicht
u.a. vom Label Fanfare Records Ltd. unter DFCD-9032.
Vielleicht werden diese bereits in den 80er Jahren restaurierten
Aufnahmen sogar nur übernommen ohne weitere Bearbeitung, die dann aber
ggfs. als"neu restauriert und digitalisiert mit...." angegeben wird.
Weis ich aber nicht, müßte man dann vergleichen (was ich mir aber spare).
2.
Die Hallmark Aufnahmen stammen aus den Jahren 1951 (Berg) und
1953 (Transkriptionen für Violine/Klavier).
3.
Wenn schon Sony behauptet, die Aufnahmen stammen aus den Jahren
1947 und 1953 warum steht dann auf dem CD-Cover der tollen Entdeckung
von Sony die Angabe 1947-1952?
4.
Nein, das Italienische Konzert spielte Gould auch 1947 nicht im
Haus seines Lehrers, es war ihm da schon so verhaßt wie später, die
Aufnahme stammt eindeutig von seinem Lehrer.
Jpc will 14,99 EUR und später 17,99 EUR dafür haben, man dürfte die
von Sony vorgegebene Preisrichtlinie daran erkennen können.
Sicherlich dürften gerade die Hallmark Aufnahmen interessant sein,
nicht nur für Gould-Liebhaber, und davon ganz besonders die Trans-
kriptionen zusammen mit Albert Pratz (Violine) und natürlich die
Berg-Sonate, die noch immer in den Katalogen unterrepärsentiert
scheint (zumindest in Bezug auf die Interpretation).
Die 4 Mozart-Werke für Klavier zu vier Händen mit seinem Lehrer,
die immerhin gut 20 Minuten der CD ausmachen, können imho nur
unter dem Aspekt des"historischen Ereignisses" betrachtet werden -
in Bezug auf Interpretation und Klang gehören sie in die unterste
Schublade (aus meiner Sicht).
Ob das aber jetzt wiederum eine solche Werbe/Anzeige-Aktion
und einen derart hohen Preis rechtfertigt, halte ich für sehr
fraglich.
Erst recht, wo dem Käufer Tatsachen vorgegaukelt werden, die einfach
nicht stimmen (Bach).
Vielleicht hätte man als Werbegag lieber geschrieben:
"... und wer die eingebauten Fehler findet, der bekommt die CD von
Sony geschenkt..."
|
Jagg
20.12.2002, 21:49
@ Jagg
|
Re: Leider bin ich zu blöd..? Man lügt heute als sei dies ganz normal... (owT) |
-->
|