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US-Spekulant Soros zu Millionenstrafe verurteilt
Französisches Gericht hält Insider-Handel im Skandal um Großbank Société Générale für erwiesen
AFPStephan Kaufmann
PARIS/NEW YORK, 20. Dezember. Der amerikanische Finanzier Georges Soros muss wegen seiner Verwicklung in Insider-Geschäfte um die französische Großbank Société Générale SA 2,2 Millionen Euro Strafe zahlen. Dieses Urteil fällte das Pariser Strafgericht am Freitag. Der 72-jährige Soros war angeklagt, sich bei Insider-Geschäften um die Bank 1988 bereichert zu haben, hatte dies allerdings immer bestritten.
Das Pariser Gericht folgte in seinem Strafmaß den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Der Ankläger hatte die Summe so gewählt, wie sie den mutmaßlich eingestrichenen Gewinnen entspricht. Soros wolle sich dem Spruch der Richter nicht kampflos beugen. Er kündigte an, das Urteil"durch alle Instanzen" anzufechten. Mehr Glück hatten zwei weitere Angeklagte. Die Finanziers Jean-Charles Naouri und Samir Traboulsi wurden vom Gericht freigesprochen.
Spitzenbeamte beteiligt
Die Insider-Affäre um die Société Générale von 1988, in die zahlreiche französische Spitzenbeamte und ranghohe Manager verwickelt sind, gehört zu den größten Polit-Finanz-Skandalen in Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten. Die damalige Regierung hatte versucht, anderthalb Jahre nach der durch die konservative Vorgänger-Regierung eingeleiteten Privatisierung des Geldhauses die Macht bei der Société Générale zurückzuerlangen. Dabei sollten große Geldgeber wie Soros helfen. Auch das französische Recht verbietet es, bei Börsen- Spekulationen von vertraulichen Informationen zu profitieren.
1987 wurde die Société Générale im Rahmen eines breiten französischen Privatisierungsprogramms zu 407 Francs je Aktie (damals rund 60 Euro) verkauft. Ein Jahr später war die Aktie bis auf 260 Francs gefallen. Bis Oktober hatte die Firma Marceau Investissement des französischen Finanziers Georges Pébereau einen Anteil von neun Prozent an der Société Générale aufgebaut. Pébereau wollte das Management der Bank dazu bringen, einer Übernahme zuzustimmen. Nach Ansicht des Gerichts suchte er dafür auch die Unterstützung von Soros. Die Bank wies dieses Ansinnen aber zurück. Doch die Börse wurde aufmerksam auf die Pläne und die Société-Générale-Aktie schoss bis auf 600 Francs.
Bei diesem Kurssprung habe sich Soros unrechtmäßig bereichert, so das Gericht. Der Finanzier allerdings leugnet, solche Kenntnisse gehabt zu haben."Zu keinem Zeitpunkt habe ich Insider-Informationen über die Société Générale besessen", erklärte Soros über sein Büro in New York. Dies habe er auch während des Verfahrens stets betont. Er habe zu jener Zeit in viele privatisierte französische Firmen investiert, weil er glaubte, die niedrigen Kurse ausnutzen zu können. Bis Ende 1988 habe er alle Société-Générale-Titel verkauft, weil er das Gefühl gehabt habe, Pébereaus Kampagne sei eher politisch als ökonomisch motiviert.
Auch in seiner Aussage während des spektakulären Verfahrens im November hatte Soros die Insider-Vorwürfe bestritten. Er beteuerte vor Gericht, er habe nicht von vertraulichen Informationen profitiert, um sich zu bereichern."Anfangs hat es mich schon interessiert mitzumachen", räumte Soros ein. Er sei aber schon"lange in diesem Milieu" und hätte"wohl gewusst, dass das ein Insider-Vergehen gewesen wäre". Wegen eines solchen Vergehens sei er"nie" verurteilt worden, betonte Soros.
Er sei"erstaunt" und"konsterniert" angesichts des Richterspruchs, gegen den er Berufung einlegen werde, betonte der gebürtige Ungar, der selbst nicht zur Urteilsverkündung erschienen war. Die Anschuldigungen gegen ihn seien"unbegründet und unverdient".
Reicher Privatier
Für Naouri, den einstigen Kabinettschef des damaligen Finanzministers Pierre Bérégovoy und jetzigen Mehrheits- Aktionär des Handelskonzerns Casino, hatte die Staatsanwaltschaft vergeblich 290 000 Euro Strafe gefordert. Der Libanese Traboulsi hätte demnach 1,98 Millionen Euro zahlen sollen, immerhin noch die Hälfte der angeblich von ihm gemachten Gewinne.
Georges Soros ist einer der bekanntesten Börsenspekulanten der Welt. Mit seinen hochriskanten Finanzgeschäften hat er ein Milliardenvermögen aufgebaut. Bekannt wurde er, als er 1992 erfolgreich gegen das britische Pfund spekulierte und damit eine Milliarde Dollar verdiente. Der malaysische Präsident Mohammed Mahatir gab Soros die Schuld am Ausbrechen der asiatischen Währungskrise 1997. Vom Börsengeschäft hat sich der 72-Jährige zurückgezogen. Er unterhält mehrere philanthropische Stiftungen. (AFP/kau.)
<ul> ~ http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/wirtschaft/203497.html</ul>
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