-->Wie frei sind wir wirklich?
Gedanken zum Jahreswechsel 2002. Allen ein herzliches Weihnachtsfest und frohe Stunden zum Neujahrsfest.
Es wäre töricht zu behaupten, daß wir die Ansichten der alten Römer übernehmen sollten. Aber wenn wir genauer hinschauen, dann lassen sich auch in der Geschichte Parallelen erkennen, sicherlich mehr, als wir zunächst annehmen. Der Umgang mit Menschen, die Suche nach Gemeinschaft, die Suche nach Freiheit, Anerkennung und künstlerischem Ausdruck sowie die nie endende Neugierde, sind all zu menschliche Verhaltensweisen, die einen Blick in die Vergangenheit und Zukunft erlauben.
D i e S u c h e n a c h d e r r i c h t i g e n Z e i t.
Ohne zu viele Einzelheiten zu beleuchten: Wir leben heute in der zweiten Phase einer über 2000 Jahre andauernden Kulturentwicklung. Ein Zeitabschnitt der bis heute noch andauert. Hier hat die personifizierte Gottheit in vielen Teilen der Welt über die Jahrhunderte hinweg ganz unterschiedliche Formen angenommen. Die Anwartschaft auf die Vertretung Gottes auf Erden übernehmen Priester.
Im 17. Jahrhundert setzt der Prozeß der Aufklärung ein. Er war geprägt von einer neuen Form der Naturbetrachtung. An der Schwelle dieser Zeit (Sattelzeit) entwickelten sich die Naturwissenschaften. Der technische Fortschritt bahnte sich an. Resultat: Kirche und Wissenschaft entzweiten sich.
D i e Z e i t d e s A r b e i t e n s
Der Übergang zwischen der Frühindustrialisierung und den international operierenden Großkonzeren unserer Zeit spiegeln das Resultat dieser neuen Lebensmaxime wider. Allerdings ging das nicht ohne Blutverluste. Denn die Interessenskonflikte zwischen Adel, dem Aufblühen des Bürgertums und den politischen Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert hinterließen leidvolle Spuren in der kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung. Die Kirche zog sich auf soziale Aufgaben zurück und wurde zum Trostspender. Die großen einschneidenden Veränderungen in der Welt waren die beiden Weltkriege. Sie sind bis heute das Spiegelbild zwischen Gut und Böse, zu dem Menschheit jederzeit fähig ist. Eine der wirklich großen Veränderungen nach diesen verheerenden Zeiten sind die Revolutionen in der Arbeits- und privaten Lebenswelt. Nun sind inzwischen 57 Jahre vergangen, und wir stehen mit einem Bein noch tief in den Traditionen der vergangenen Jahrhunderte. Mit dem anderen schielen wir auf Entwicklungen, die uns das 21. Jahrhundert bescheren könnte. Und nicht wenige Menschen fragen sich:
„Wo soll das noch alles hinführen?“
Es fällt uns - bei allem technischen Fortschritt, bei aller Suche nach neuen Methoden, um den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden - selten ein, daß wir von den vergangenen Generationen das Wissen übernommen haben, und dieses auf zukünftige Generationen übertragen.
Die Vielschichtigkeit des menschlichen Geistes, sein Denken und Handeln, läßt sich nur aus der gemeinsamen Vergangenheit, die wir alle miteinander teilen, interpretieren. Wenn wir heute ein differenziertes Bild besitzen, dann nur, weil wir dem unaufhörlichen Drang nach mehr Wissen folgen. Zum Beispiel sind unsere sozialen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Wünsche nach besserer Ernährung, ausgefeilter Wohnkultur, nach Reisen und Gesundheit u.v.m. enorm gestiegen. Der Gradmesser der Entwicklung ist ganz sicher der Übergang in die Massenproduktion und Massenvergesellschaftung.
Jetzt entstand eine Lebensform, ähnlich einer neuen Religion, nämlich die Welt der „Produkte“. Da Geschichte im Wandel der Zeiten den sich immer wiederholenden Effekt des „Zu viel oder Zu wenig kennt“, tauchen im Laufe der Zeit Schwierigkeiten gleich welcher Art auf. Wir rufen z.B. nach einer Politik der schnellen Rezepte für eine bessere Welt und zugleich fehlen die Antworten. Frage: Wie können aus einer immer komplexe werdenden Welt neue Strategien entstehen? Die weltweit operierenden Konzerne beschwören die Globalisierung mit der Maxime: „Jeder gegen jeden“. Hunderttausende Wissenschaftler stehen im Dienste der Großindustrie. Ihre Aufgabe, neue Produkte erfinden und für deren rasante Vermarktung zu sorgen. Ergebnis: Den Wissenschaftler früherer Tage gibt es nicht mehr. Heute ist Wissenschaftssdenken mit Gewinnmaximierung gleichzusetzen. Kurz: Die Geschichte zeigt: Nicht die Menschen haben sich geändert, sondern die Betrachtungsweisen sind anders geworden.
Fragen wir: Folgen wir noch den Spuren der Vergangenheit. Sind sie nicht unauslöschbar mit unserer Gegenwart und Zukunft verbunden? Was erwartet uns in Zukunft? Welche Bedeutung haben die wissenschaftlich-technischen Entwickungen für unsere Lebensexistenz? Müssen wir wieder lernen nicht an alles zu glauben, was als absolute Wahrheit hingestellt wird? Die größten Versprechen aus Politik und Wissenschaft verändern sich in immer kürzeren Halbwertzeiten, und das Fernsehen schafft dazu die erforderliche Dauerinszenierung.
Denn, geht es wirklich den selbsternannten Meinungsmachern um die Wahrheit? Es ist anzunehmen, daß, je tiefer die ungelösten Probleme sitzen, um so mehr streben geistige Erneuerer danach, Scheinalternativen zu inszenieren. Denn liegt nicht der Zynismus in der Verbindung zwischen Scheinseriösität und Quotenstrategie? Mit dem Ergebnis, daß der Zuschauer nur wenige Möglichkeiten hat, die Probleme real zu bewerten. Motto: „ Es gibt zwei Meinungen - meine und eine falsche“. Wer sich der Mühe unterziehen will, genau über die Veränderungen der letzten Jahrzehnte in Politik, Wissenschaft und in der Arbeitswelt nachzudenken, der wird schnell feststellen, daß sämtliche Entwicklungen mit einer Stufenleiter zu vergleichen sind: Je höher man kommt, umso mehr entfernt man sich vom Ausgangspunkt. Und der Volksmund sagt so treffend:
„Alles hat zwei Seiten“. Was sind das für Seiten?
Die Frage nach dem „WOZU“? und 2. die Frage nach dem „WIE“?
Aus der gegenwärtigen deutschen Krise betrachtet, taucht immer nur die Frage nach dem „WAS“ auf. Also:
Was nehmen wir den Leuten von ihrem Einkommen weg?
Was machen wir für Gesetze zur Erhaltung einer Super-Verwaltungs-Strategie? Der Berliner Senat ist das beste Beispiel.
Was soll/muß verändert werden?
Nur: Alles wird zwar auf höchstem geistigen Niveau diskutiert, aber selten finden sich akzeptable Lösungen. Anders: Alle Welt glaubt an die Machbarkeit, aber woran glaubt die Welt eigentlich nicht? Motto: Jeder ißt was ihm schmeckt. Und der Hunger fragt nicht woher er kommt.
Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir uns fragen müssen, wie frei wir wirklich sind. Ist nicht die Freiheit jahrhundertelang als ein religiöser Akt angesehen worden. Und kann man heute Freiheit (vor allem Produktfreiheit) genießen, wenn man die Augen vor den Einschränkungen, falschen Überzeugungen, Unwahrheiten, Doppelzügigkeiten, falschen Versprechungen vieler Führer
schließt? Wo sind Antworten zu finden, die wirklich unsere Probleme lösen helfen? Was finden wir in religiösen und philosophischen Vorstellungen, die vor allem auf der Suche nach dem Sinn der Freiheit, erst ihr wahres Gesicht zeigen.
Viele finden sich inzwischen mit der Tatsache ab, daß nichts zu ändern ist. Das Weltenrad ist zu groß, komplex, unübersichtlich, verworren und schleichend, um den Schlüssel zur Freiheit zu finden.
Viele unterschiedliche Fragen tauchen auf, über das Leben an sich, über das „WOHER“, das „WARUM“ und das „WOHIN“.
Nicht ohn Grund findet der Glaube an die Freiheit im Sinne des ewigen Lebens lebhaften Aufschwung. Heißt es nicht, daß der Mensch in Freiheit nicht leben kann, wenn er nicht einen steinigen Weg zurücklegen muss. Schuldbeladen durchkreuzt er die Interessen anderer auf dem Weg zu seiner inneren Freiheit. Und je klarer, menschlicher und moralischer es ihn geht, um so höher ist der Lohn für seine Freiheit. Nietzsche meint: „Der Fortschritt ist bloß eine moderne Idee, das heißt eine falsche.“ Dieser Glaube an Fortschritt und Freiheit wird inzwischen durch den Anspruch der Machbarkeit ausgedehnt. Gentechik, Transplantationschirugie, technische Organentwicklungen, Raumfahrt, Verkehr und Naturbeherrschung sind nur wenige Beispiele. Nur, irgendwie scheinen sich die Geister zu trennen. Je wissenschaftlicher und technischer die Welt wird, umso mehr neigt der moderne Zeitgenosse zu zwei Ansichten. Entweder Tod ohne Wiederkehr, oder Gott als letzte Rettung. Gott als guter Vater, Beschützer, Freund und Hausgott vor noch Schlimmeren. Sicher ist eins: Der Mensch erhebt sich selbst zum Gott. Nicht Gott schenkt, sondern der Mensch lenkt seine Geschicke. Alles andere sind Zwischenformen technisch, religösen Anspruchs. Hierzu gehören vor allem Sekten und geistiges Sektierertums. Besonders die Erfolgsapostel in aller Welt versuchen, der Masse Freiheit durch Reichtum, Macht und Einfluss zu suggieren. Ich möchte jetzt weitere Gedanken zur Freiheitssuche herausstellen, denn der Weg dorthin ist dornig und wechselvoll. Am Anfang menschlichen Lebens steht die Geburt. Damit beginnen sich Erlebnisse zu Erfahrungen umzuformen. Auf diesen Lebenspfaden wählt jeder seine bestimmte Gangart. Sie besteht aus den vorgefundenen Umständen, z.B. (Eltern, Geschwister, Großeltern, Freunde, Feinde, Erzählungen, Umwelt im gesellschaftlichen Sinne usw.). So entwickelt sich ein Mensch-Weltmodell, ein Experte für Lebensfragen, eine Persönlichkeit, ein Botschafter, ein Bruder oder Schwester, ein Erdenbürger für eine neue Generation.
I n d i v i d u e l l e s W a c h s t u m a l s S c h i c k s a l
Der heranreifende Mensch muß schon früh um sein Da-sein kämpfen. So bedeutet das Schreien des Babys, es fühlt sich nicht wohl. Und der kleine Junge, der auf dem Topf sitzt, wehrt sich vehement dagegen, wenn die Mutter es eilig hat, davon runter zu kommen. Das sind die ersten Schritte zum Gefühl der Macht. Schon früh beginnen die Verbote der Eltern, das Kind in seiner heilen Welt einzuschränken. Einige Zeit später erfährt der junge Erdenbürger, daß in der Welt noch andere Werte gelten, die seine Freiheit einschränken. Wer kann sich nicht an den Kindergarten oder an seine Schulzeit erinnern, wenn Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen und Mitschüler ihre Vorstellungen durchsetzen wollten? Mit der Schulzeit beginnt Lernen zum Gebot zu werden. Auf das Leben vorbereiten, heißt es so schön. So geht es nun Jahr um Jahr weiter. Die Erwartungen an sich und andere wachsen. Ziel ist, in der Gesellschaft einen Platz im Leben der Erwachsenen zu finden, und seine gesellschaftliche Rolle einzunehmen, die dem Leben einen Sinn geben.
A l t e r u n d L e b e n s e n d e
Den meisten wird so um die Vierzig klar, daß das Leben ganz eigenen Gesetzen folgt. Plötzlich beginnt die Erinnerung an vergangene Zeiten wach zu werden. Obwohl der Mensch auf der Höhe seiner geistigen Kräfte ist, beginnt dennoch der Abstieg in das Unaufschiebbare. Mehr als in jeder anderen Phase des Lebens beginnt der Prozeß, die äußere Freiheit mit der inneren zu vergleichen. Resultat: Vielen läuft die Zeit davon. Wie reagieren die Leute darauf? Einige erleben diese Zeit als Herausforderung, in dem sie das Leben mit einer Stoppuhr vergleichen. Der Wettkampf mit der vergangenen Jugend gewinnt stärker zu werden. Und gerade unsere Zeit bietet dem Zeitgeizigen eine Fülle von Möglichkeiten, das Älterwerden zu stoppen. Nicht umsonst hat sich im Laufe der Jahre eine milliardenschwere Freizeit- und Gesundheitsindustrie gebildet, die von dem Mythos der Jugend lebt. Manchmal wirkt sich diese Lebensphase seelisch aus. Wieso? Wenn frühere Wünsche und Erwartungen sich nicht erfüllt haben, unternimmt mancher Zeitgenosse alles, die Jahre wieder aufzuholen. Man will sich die Zeit förmlich kaufen, damit der Grad der individuellen Freiheit erhalten bleibt.
F r e i h e i t i s t S t r e b e n n a c h U n a b h ä n g i k e i t
Das Prinzip, auf dem sich die Freiheit entfaltet, ist die „Schuld“. Ohne sie wäre eine Kulkturentwicklung kaum vorstellbar. Das, was wir wollen und wünschen ist das Gefühl, unabhängig zu sein. Das bekommen wir dann, wenn wir den Zwiespalt zwischen Schuld und Unabhängigkeit auflösen. Wie machen wir das? Erstens: Die Geschichtsbücher sind voll von Kämpfen um Sieg oder Niederlage und damit um das Streben nach Unabhängigkeit. Die Schuld überwinden wir durch Verdrängung. Dieses Gefühl sitzt tief in unserer Seele, und ist stark verwurzelt mit unserer gemeinsamen sozialen Entwicklung. Ständig verdrängen, ignorieren, vernachlässigen, übersehen und erfinden wir neue Formen des Zusammenlebens und zerstören Altes, Unbrauchbares und Überholtes. Anders:
„Je höher die Unfreiheit, umso mehr strebt der Mensch nach Freiheit“.
In unserer christlichen Religion kennen wir einen treffenden Satz:
„Vor dem Herrn sind wir alle gleich“.
Ist der Glaube an die Freiheit also nichts anderes als die Betrachtung über den Weg von der Unfreiheit in die Unabhängigkeit? Welche Wege müssen wir gehen, um unser Bild von der Freiheit in Einklang mit uns und andere zu bringen?
G i b t e s F r e i h e i t i m A r b e i t s l e b e n?
Arbeit scheint seit dem 15. Jahrhundert ein Grundbaustein unseres Lebens zu sein. Zuerst mit der Einführung des Geldes und der Möglichkeit, Waren und Güter herzustellen, die in ihrer Vielfalt nur durch Zuhilfenahme der Natur und deren Ausnutzung möglich ist. Dann, Dank der natürlichen Rohstoffe, die ein Überleben der Menschen sicherten. So wurden technische Verfahren entwickelt, die die Bedürfnisse nach Erwerb ausweiteten. Die Fugger und die Hanse sind nur Beispiele für die Ausdehnung des Kapitals und der dazu gehörigen Produktions- und Verwaltungsstrukturen. Ziel: Auf dem schnellsten Weg und in kürzester Zeit viele Produkte für einen ausreichenden Gewinn herzustellen. Anmerkung: Ohne den Reiz des Geldes wäre die Großindustrie sicher nicht in dieser heutigen Form entstanden. Das war allerdings nur möglich, als die Arbeit als eine regelmäßige und ständig wiederkehrende Größe festgelegt werden konnte. Der Tag zerfiel in drei Zeitbereiche: (protestantische Ethik)die Zeit des Arbeitens (früher häufig vom Sonnenenaufgang bis zum -untergang)die Zeit als Freizeit (Lernen, Spiel,
Tanz, Partnerwahl) die Zeit des Schlafens (Ausruhen)
Machen wir einen schnellen Sprung in unsere Zeit. Zur Verschönerung der Freizeit wurde in den letzten Jahrzehnten den Menschen eine Vielfalt an Beschäftigungsalternativen geboten, damit der Kern des Gelderwerbs erhalten bleibt. Mit dem nötigen Geld und viel Freizeit, so die großen Utopien der Marxisten, Konterrevolutionären, Sozialerneuerer und Weltverbesserer des 19. und 20. Jahrhunderts, sollte der neue Mensch geboren werden. An der ersten Treppenstufe des 21. Jahrhunderts mußten die Utopien realen Vorstellungen weichen. Ist der Kapitalismus, der in den letzten 20 Jahren den weltweiten Siegeszug angetreten hat, die Antwort auf die Zukunft? Sprechen wir nicht vollmundig von Globalisierung und schauen einem ruinösen weltweiten Wettbewerb zu? Wie lösen wir die sozialen und gesellschaftlichen Probleme auf diesem Planeten? Werden die meisten den Anforderungen im Berufsleben überhaupt noch gerecht? Arbeit ist, wie Geld, ein Produkt zur Sicherheit und zur Erhaltung der Lebensgrundlagen. Für die meisten geht es schon lange nicht mehr um den Kampf um’s Überleben, sondern darum, die gewonnene, trügerische Sicherheit beizubehalten. Und da zeigt sich plötzlich, wie schwer es ist, mit der gewonnenen Zeit umzugehen. Die scheinbare Frei-Zeit wird zum Alptraum. Ein Gemisch aus Hetze, inneren Leidensdruck und Flucht in Scheinwelten.
Beispiele für den modernen Mythos „Zeit“:
Wir brauchen heute eine Menge Zeit, um zu unseren Arbeitplatz zu gelangen. Das ist mit ein Grund, daß die Straßen mit Autos vollgestopft sind.
Wir kämpfen heute um Arbeitsplätze; denn wachsende Arbeitslosigkeit kann zu gesellschaftlichen Unruhen führen. Manche verbringen einen Großteil ihrer Zeit damit, um zu arbeiten, sei es aus Erfolgsstreben oder aus dem Druck, die vielen Aufgaben erledigen zu müssen. Kollegen und Vorgesetzte werden zu potentiellen Feinden, wenn es darum geht, Interessen und Meinungen durchzusetzen. Die Straße ist zum Schlachtfeld versteckter Aggressionen geworden, einfach weil die Arbeit so viele Spuren der Verletzung hinterläßt. Selbst das vielgerühmte
Einkaufserlebnis wird bisweilen zum Horrortrip, weil die Menschen nach Feierabend schnell Besorgungen machen; das ist nur noch unter Druck/Eile/Hast möglich. Die entspannende Freizeit wird für viele zum Schulbesuch, weil der Glaube an die Schlüsselqualifikation oder die Hoffnung auf einen besseren Arbeitsplatz einen Teil der Menschen antreibt. Selbst die Schule als Vorbereitung auf den Beruf ist schon lange ein Nährboden für Kämpfe um die weniger werdenden Ausbildungsplätze geworden.
Der Sport und die Rock-Kultur ebnen täglich den Boden für neue Ideen, ob das nun Idole (falsche Götzen), die heute am Erfolgshimmel glänzen, oder Produkte sind, die einen weltweiten Kultrausch nach sich ziehen. Manch einer verwirklicht seine Sehnsucht nach Unabhängigkeit auf diese Weise (Sport, Konzerte, Mode nach dem neuesten Schrei).
Viele, die es sich erlauben können, die das Geld aus dem Kreislauf des Wirtschaftens bereits gezogen haben, ziehen sich interessanterweise auf ursprüngliche Lebensformen zurück. Zeit, Raum und das Leben mit der Natur werden Ausdruck des Glaubens an die Freiheit. Geld wird hier zum Fetisch, sich das glückliche, einfache (sorgenfreie) Leben sozusagen kaufen zu können.
Selbst die Phasen des Schlafens bleiben nicht verschont; denn schon lange haben wir die Nacht zum Tag gemacht. Es ist kein Problem für wenig Geld in kurzer Zeit auf die andere Seite der Welt zu fliegen. Jede Großstadt ist - selbst vom Mond aus gesehen - ein großes Lichtinferno, damit wir alles Schöne erkennen und kaufen.
Die Welt wächst wie eine große Gemeinde immer mehr zusammen. Die ständig technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen greifen in regionale Systeme dramatisch ein. Handykultur und Internet sind nur zwei Beispiele. Dabei wird der Einzelne mehr und mehr zum Spielball handfester Welt-Wirtschafts-Interessen. Und wir vertrauen auf die gewählten Staatschefs und selbsternannten Wirtschaftsbosse, weil wir glauben wollen, daß die Damen und Herren die Probleme der Welt in den Griff kriegen. Ganz unter dem Mäntelchen der Freiheit versteckt lauern allerdings Aufgaben, von denen kein Mensch weiß, wo sie die Menschheit hinführt. Wir sind jetzt ein Europa der 500 Millionen Menschen. Eine Menge Leute, kaum für einen Einzelnen vorstellbar. Ziel dieser Vereinigungspolitik: Ein friedliches, stabiles und prosperierendes Europa. Geschichtlich betrachtet sind diese Zweckbündnisse Antworten auf drohende Gefahren. Einen großen Konflikt erleben wir in unseren Tagen durch den internationalen Terrorismus. Was zur Zeit in der Ã-ffentlichkeit weniger diskutiert wird, sind die Machenschaften von Maffiaorganisationen.
Schaffen es die Menschen, so ist zu fragen, in ihrer kleinen, privaten heilen Welt, ihren winzigen Schlupflöchern der Geborgenheit zu verstehen, was die Welt im Inneren zusammenhält? Vor allem, wenn der Fernseher jeden Abend wieder und wieder neue Katastrophenbotschaften in die Wohnzimmer schickt, dann sehnt sich mancher Zeitgenosse nach einer ungetrübten, heilen Welt. Vorbei, denn die selbstgewählte Freiheit ist schon lange einer großen Inszenierung der Massen gewichen. In früheren Zeiten gingen die Massen noch auf die Straße mit Schlachtrufen und politischen Parolen. Hier erlebte und spürte sich die Menge „als ein Körper, als ein Geist“. Heute ist dieser früheren spontanen Ausdruckskraft eine organisierte Festveranstaltung gewichen.
Der Einzelne ist nicht mehr Teil des Anderen, sondern lebt und bebt für sich allein. Der Held steht auf der Bühne, und die Masse, nach bezahltem Ticket, jubelt, schreit und entfacht ein Feuerzauber, hinter dem ein wohlorganisiertes Team aus verschiedenen Experten steckt. Das ist Unterhaltung als Ware pur. Oder: Gefühle als vorgefertigter Instantausbruch. Und der Schein der Kerzen gibt der Veranstaltung noch eine mythische Kultsymbolik. Und wenn Sie sich VIVA oder MTV anschauen, dann bekommen Sie einen besonders guten Eindruck, wenn Popstars sich wie Heilige, Auserkorene, Halbgötter und Satyren gebärden. Sind wir wieder bei den alten Römern angelangt?
Kurz: Auf der Suche nach Freiheit findet seit langem ein geistiger Wandel statt; zwischen den Sehnsüchten der Massen und den Erfordernissen der Wirtschaft wird die Kluft größer. Und heißt es nicht im Arbeitsleben, daß die Freiheit beginnt, wenn: Erfolg, Geld, Leistung, Flexibilität (Anpassung), Selbstverwirklichung, Spaß an der Arbeit, Ziele setzen, Visionen (Zukunftsbild),
Umsatz, Ertrag und Wachstum, Kampf um Marktanteile, Wettbewerb, Sicherung des Arbeitsplatzes u.v.m. erreicht werden?
Halten wir fest: Das Arbeitsleben ist für die Masse eintönig. Alltäglich wiederholen sich Arbeitvorgänge. Die Menschen leben in engen Büros, mit all den Ritualen, die zur Sicherung des Arbeitsplatzes erforderlich sind. Besprechungen, Reisen, Telefonate, Alltagskonflikte, Bürokram u.v.m. In unseren Tagen wird das Land mit den Ideen des „Hartzmodells“ überzogen. Der große Rettungsring vor noch mehr Arbeitslosigkeit. Und die Konfusion wird stetig größer. Die Talkshows von Christiansen, über Illner bis Böhme zeigen das Ausmaß der ganzen Hilflosigkeit.
Die Damen und Herren Moderaten mit Ihren verlängerten Zeigestöcken aus Papier und fleischigen Fingern fuchteln zwischen den Gesprächspartnern hin und her. Sie tun so, als ob ihre Gesprächsrunden einen Beitrag zur Lösung der Probleme darstellen. Und es vergeht keine Sendung, wo die Herrschaften sich in Äußerungen hineinsteigern, z.B. „wie machen wir dies oder jenes?“, „wie kommen wir dahin?“ Diese zweitklassige Rhetorik scheint dem Publikum inzwischen wenig auszumachen. Ganz zu schweigen von den Verbalschlachten mancher Teilnehmer. Der eine oder andere Politiker muss sich wirklich sagen lassen, daß die Art der Sprache, der Zynismus, der unter dem Deckmantel der Dialektik daherkommt, alles andere als Lösung und Fortschritt bedeutet.
Viel schlimmer ist es, wenn sich Politiker gegenseitig bezichtigen, unmoralisch, unanständig, unverschämt, undemokratisch, unsozial usw. zu sein. Diese partikularen Partei-, Gewerkschafts- und Wirtschaftsinteressen haben inzwischen ein Ausmaß angenommen, daß einem als Betrachter wirklich die Haare zu Berge stehen. Anstatt sich zusammenzusetzen, dreschen alle aufeinander ein. Kurz: Der Verdacht verstärkt sich immer mehr, daß niemand wirklich an Lösungen interessiert ist. Warum? Jeder weiß, daß er nur verlieren kann, deshalb finden sich keine wirklich brauchbaren Konzepte. Hier wird die Freiheit in Ratenzahlungen aufgegeben. Jeder Bürger soll lernen, Verzicht zu üben. Und da wird es doch wirklich zur Lachnummer, wenn der Bundeskanzler den Deutschen verkündet, daß er seinen Ministern eine Gehalts-Nullrunde abgefordert hat.
Freiheit und Führung
Der Großkampfplätze des Kapitals sind die Börsen. Aktionäre und Aufsichtsräte bestimmen die Spielregeln. Die Politik verkommt mehr und mehr zum Handlungsgehilfen der weltweiten Kapitalsströme. In unseren Tagen will man den Wohlhabenden, die ihr Geld aus dem Lande geschafft haben, eine Amnestie gewähren. Man muß sich diese Ironie mal vorstellen. Für diese Art Aderlaß wird der Geldadel nicht bestraft, sondern sogar belohnt. Diese neuen Rahmenbedingungen werden dem breiten Publikum dadurch schmackhaft gemacht, daß einige Ministerpräsidenten mit einem schamlosen Sarkasmus darauf hinweisen, daß das Geld für Schulen, Pflegeeinrichtungen und andere soziale Verbesserungen eingesetzt werden soll. Wozu sind Politiker, Ministerpräsidenten eigentlich da? Sollte ihr ständiges Bemühen nicht darin bestehen, daß die sozialen Aufgaben gelöst werden? Wo gehen die Milliarden Steuergelder eigentlich hin? Nochmal zurück zu den Talkshow´s. Achten Sie mal darauf, immer wenn ein Gast mal etwas genauer, präziser hinschauen will, dann merken sie schnell welches Parteibuch der Moderator in der Tasche hat. Also: Auch hier ist festzustellen, daß die Freiheit der Massen von der Führung einiger weniger abhängt.
Nur: Wir finden heute mehr Schuldige, als Verantwortliche, mehr Redner als Tatmenschen, mehr Fiktionäre als Visionäre. Kurz: Die Gesellschaft spuckt keine wirklichen Kapitäne mehr aus. Die Masse läßt sich nur viel zu schnell von Glamour, Gerede und Geschmacklosigkeiten aufheizen. Frage: Was bleibt uns eigentlich übrig?
Eine andere Entwicklung, die vor allem in den letzten Jahren Schule gemacht hat, ist das Bestreben, „flache Hierarchien“ als enges soziales Netz der Zusammenarbeit aufzubauen. Der Gedanke, der dahinter steckt, ist, daß in Unternehmen Mitarbeiter Gleichgesinnte sind. Sie sollen sich gemeinsam um den Unternehmenserfolg kümmern. Wichtigstes Ziel ist, Wege für Entfaltung frei zu machen. Eine der Maxime dieser neuen Arbeitskultur ist der Spaß. Er wird zum Vorzeigestatus für alles, was nach außen Wirkung zeigen soll. Sie finden keine Unternehmensbroschüre mehr, ohne daß der „Spaßfaktor“ unerwähnt bleibt. Spaß als Freiheitsfloskel, Mythos moderner Arbeitsethik. Das führt zu mancherlei Verhaltenskuriositäten. Einerseits sucht der Einzelne unaufhaltsam nach Selbstverwirklichung und andererseits erhöht sich der Gruppendruck.
Das bereits erwähnte Hartz-Modell kennt keinerlei Antworten auf diese menschlichen, allzu menschlichen (Nietzsche) Verhaltensweisen. Bei genauem Hinsehen bestehen also wenig Möglichkeiten, der Suche nach Persönlichkeit großen Ausdruck zu verleihen.
Kurz: Die heutigen Botschaften der Freiheit sind Lügen an der menschlichen Natur. In dem Maße, wie vom Einzelnen die Anpassung als Symbol des Erfolges verlangt wird, umso mehr entwickelt sich der innere Druck nach Ausgleich in anderen Lebensbereichen. Das geschieht unter dem Motto:
„Wir sitzen alle im gleichen Boot, aber jeder rudert am Ende doch in eine andere Richtung.“
Damit sind alle Formeln der Suche nach Freiheit im Arbeitsleben blanke Worthülsen, so lange der Einzelne nicht wirklich Möglichkeiten der Entfaltung genießt. Die Gemeinschaft, Organisation, Abteilung, Bereich usw., in der heute ein Mitarbeiter lebt, bestimmt maßgeblich die Art und Weise seiner Freiheit. Zwar ist der Mensch daran gewöhnt, sich allen möglichen Formen der Arbeitsgestaltung anzupassen, dennoch kann er sich seine Wortführer, Vorgesetzten oder anderen ernannten Autoritäten nicht aussuchen. Strategien, Legenden, Visionen, Zielsetzungen, Vorgehensweisen u.v.m. werden in der Welt der Macher entschieden, ohne je ein demokratischer Prozess daraus entsteht. Frei nach dem Motto: Je besser ein Führer die Bedürftigkeit des Einzelnen in eine Geheimformel zum Weg des Erfolges packt, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß er Gefolgsleute findet, die ihm folgen, egal wohin.
Selbst intelligente Menschen scheuen nicht sich der Lächerlichkeit auszusetzen, wenn es darum geht, Hoffnungslosigkeit durch Erfolgsverheißungen zu durchbrechen.
Einige Beispiele:
Sekten versprechen, daß sie ein schöneres und erfüllteres Leben führen können, wenn sie bereit sind, eine Lebenslüge zu erkennen.
Auf Massenveranstaltungen folgen sie den Worten des Helden, damit sie kraftspendende Ideen für ihre Jahresziele empfangen. Ihnen wird erklärt, daß sie nur nach den Vorstellungen eines Idols leben und handeln sollen. Ihnen werden Ideen zur besseren Lebensgestaltung gezeigt, nach denen sie sich in Zukunft richten sollen.
Anders: „Da wir alle Kinder einer Zeit sind, und im Leben vielen Verkündern begegnen, kann es nur ein Ziel geben, nämlich selbst zum Wortführer der eigenen Persönlichkeits- und Lebensgestaltung zu werden. Der Weg ist schwer, aber der einzige, um wirklich die Sehnsucht nach Freiheit befriedigen zu können.
Die Regeln dazu kann sich jeder aufschreiben.“
Auswege?
In den letzten Jahren gibt es eine interessante Wende im Wirtschaftsleben zu beobachten. Die alltäglichen Auseinandersetzungen führen bei weitaus mehr Menschen zu körperlichen Erscheinungen (Alkohol, Krankheiten, seelische Defizite), als den Verantwortlichen lieb ist. Jedes System, so auch unser Wirtschaftssystem, sucht erst dann nach Auswegen, wenn leider das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Worum geht es? Zwischen den täglichen Herausforderungen, die mehr und mehr zum Kampf wie in einer Stierarena ausarten, brauchen Manager mehr Kraft, sich den internen Auseinandersetzungen zu stellen. Wem soll er da noch seine inneren Gefühle mitteilen? Wer hört ihm in seinen Nöten zu? Das sind Fragen, die nach außen als Schwäche ausgelegt werden könnten. Der Manager/Leiter möchte solche Fragen wirklich stellen, er möchte einen Gesprächspartner haben, dem es in erster Linie um die Suche nach Verständnis geht, ohne gleich das Gefühl des seelisch Krankhaften angeheftet zu bekommen. Das ist der tiefere Sinn, der sich hinter dem „Coaching“/der Betreuung versteckt. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Wer aber entscheidet darüber, warum diese Begleitung im Arbeitsleben nur für die Manager in den höchsten Ebenen gelten soll? Wer hält sich für besser als die/der nächste Kollegin/e, egal auf welchem Poster die/der einzelne sich befindet? Doch wohl nur diejenigen, die meinen, ihre Arbeit sei wertvoller als die eines anderen.
Diese Betreuung sollte für alle in einem Unternehmen Beschäftigten vorhanden sein; und es ist die Aufgabe der Verantwortlichen dafür zu sorgen, daß eine Anlaufstelle für alle im Notfall zur Verfügung steht. Die Führungskraft ist eine Person, die zwischen den Aufgaben eines Mitarbeiters und seiner Rolle als Mensch bei Konflikten vermittelnd eingreifen soll. Es wird vorausgesetzt, daß er Fähigkeiten entwickeln kann, um den Mitarbeiter und dessen Bemühungen zu unterstützen, die ihm gemäßen Aufgaben zu bewältigen. Er soll Wege aufzeigen, soll neue Möglichkeiten schaffen und dem Mitarbeiter neue Blickwinkel und Betrachtungsweisen anbieten. So entstehen Vertrauen und neue, gelebte Tugenden.
Unternehmensphilosophie als Arbeitsrezept zur Freiheit
Philosophie ist ursprünglich die „Weisheitslehre“, sie ist die Liebe zur Wahrheit. „Man erwartet von ihr außerordentliche Aufschlüsse oder läßt sie als gegenstandsloses Denken gleichgültig beiseite“ (Karl Jaspers). Philosophie ist die Erkenntnis des Seienden, oder des Ewigen, oder Unvergänglichen, sie ist auch das Streben nach theoretischer und praktischer Tüchtigkeit, sie kann die denkende Betrachtung der Gegenstände sein. Es gibt hunderttausend Bücher, die sich nur mit der Philosophie als solcher beschäftigen; und wie viele philosophische Schulen es gibt, vermag nicht einmal der Fachmann zu sagen.
Für uns soll die Philosophie, wie sie in einem Unternehmen betrieben und ausgeführt wird, im Vordergrund stehen. In einem Unternehmen gibt es ein hohes Spannungsfeld zwischen dem Erwirtschaften - mit den Methoden der Gewinn- und Ertragsmaximierung - einerseits und den menschlichen, menschenwürdigen Anforderungen andererseits. Beide in Einklang zu bringen ist eine hohe Kunst; und in jedem Unternehmen geschieht das in einer anderen Weise. Jede Gemeinschaft (dazu zählt auch das Unternehmen) besitzt eine Philosophie - ob die nun auf Hochglanzpapier abgedruckt ist oder nicht.
Der Grund dafür ist denkbar einfach:
Jedes Unternehmen definiert sich durch sich selbst im Zusammenleben auf irgendeine Art von Lebens- und Arbeitseinstellung. Wie eine Philosophie sich darstellt, hängt von den Machtstrukturen des Unternehmens ab.
Die Komplexität von Unternehmenssystemen wird im alltäglichen Umgang des Miteinanders auf viele Teilaspekte reduziert; anders ausgedrückt, es wird überwiegend linear gearbeitet.
Beispiele: Die Führungskraft erteilt eine Anweisung an einen Mitarbeiter.
Der zerlegt die Aufgabe im besten Fall in Einzelschritte, die zur Erledigung erforderlich sind. Das Ergebnis sieht leider allzu oft ganz anders aus, als sich das die Führungskraft vorgestellt hat. Ein Verkaufsleiter plant seinen Jahresumsatz, indem er die Zahlen des Vorjahres zugrunde legt. Wenn er Informationen über seinen Absatzmarkt, die allgemeine wirtschaftliche Lage, die Anzahl seiner Mitarbeiter u.v.m. in der Veränderbarkeit falsch einschätzt, kann es sein, daß das gewünschte Ergebnis nicht erreicht wird. Der Firmengründer eines Unternehmens gilt allgemein als Mann mit Prinzipien. Sein Unternehmen gründete er mit acht Mitarbeitern in den fünfziger Jahren. Heute ranken sich um seine Person vielfältige Geschichten. Besonders in den schwierigen wirtschaftlichen Lagen erinnern sich die Mitarbeiter gerne an diese goldenen Zeiten. Selbst Mitarbeiter, die im Laufe der Jahre in das Unternehmen eingetreten sind, mußten dem Menschenbild des Gründers entsprechen. Bis heute ist das Unternehmen geprägt von den Grundsätzen und Glaubensvorstellungen dieses Mannes.
Es gibt keine festgeschriebenen Bücher über die richtige Rezeptur des Arbeitens oder das Gestalten von menschlichen Beziehungen. Das Grundprinzip, auf dem jedes Unternehmen aufgebaut ist, sind seine Attraktivität auf einem Markt. Das Unternehmen ist außerdem abhängig vom Grad des Interesses seiner Käufer. Und zur Leistungserstellung von Produkten und Dienstleistungen sind Mitarbeiter erforderlich, deren Grundprinzip, wie bereits erwähnt, der Erwerb von Geld gegen Leistung ist. Damit das Prinzip des Wirtschaftens gelingt, müssen Möglichkeiten gefunden werden, daß der Freiheitsgewinn auch hoch genug ist. Dazu werden zwei Lebensgrundsätze gebraucht, die sich - wie bereits geschildert - in der religiösen Entwicklung unserer Vorfahren festmachen lassen:
1. Strategien zur Gewinnung der Freiheit in der Arbeit
2. Strategien zur Bekämpfung der Nachlässigkeit (Schuld als Fehlerprinzip)
Im ersten Fall gibt es eine Reihe von Maßnahmen, um das Selbstwertgefühl des einzelnen zu steigern (Motivatoren/ Ermunterung). Im zweiten Fall wird das „Prinzip Schuld“ als Teil einer „Gehorsamkeits-Strategie“ gebraucht, damit der Sünder entweder sein Denken und Handeln den Rollenerwartungen anpaßt oder im schlimmsten Fall das Unternehmen verläßt. Um das Gesellschaftsspiel „Wer kommt am besten voran“ gut zu beherrschen, sind „symbolische Handlungen“, als Beweis für das Streben nach Freiheit, erforderlich. Hier einige Beispiele:
Wer die Arbeit im Sinne der festgeschriebenen Regel erfolgreich erledigt, wird gerne als Vorbild für andere benutzt. Wer die Meinungen von Vorgesetzten anerkennt, wird sich eines ruhigen Arbeitstages erfreuen.Wer sich in einer Gruppe/Mannschaft so verhält, daß er sich nicht gegen die Interessen stellt, gilt meistens als „gute/r Kollegin/e. Wer gewisse Unternehmensregeln befolgt, ohne daß er deren Wert hinterfragt, gilt nach einer gewissen Zeit als „dazugehörig“. Wer als „Neuling“ alles verändern möchte, wird schnell merken, daß er von anderen gemieden wird.“ Wer gegen die Interessen des Vorgesetzten handelt, auch wenn es dem Unternehmen dienlicher wäre, gilt als Nestbeschmutzer. Wer einem Vorgesetzten von den Taten eines Kollegen berichtet gilt als „Anschwärzer“ und setzt sich damit einem Kleinkrieg in der Gruppe aus. Handlungsweisen müssen demnach stark den Gruppeninteressen angepaßt sein. Aus ihnen ergeben sich vielerlei Vor- und Nachteile.
Ergebnis: Menschen suchen in Gruppen automatisch nach einer gewissen Rangordnung, die sie unterscheidet. Das ergibt sich aus einer Vielzahl von Gründen, die sich fast immer aus gewissen Handlungen ergeben.
V e r e i n b a r u n g e n s i n d R ü c k s t r a h l u n g e n a u f d i e P e r s ö n l i c h k e i t
Jeder Mensch, jede Mannschaft (Gruppe) gründet Beziehungen zu anderen. Das ist ein allgemein gültiges Verhalten - und damit unterscheiden wir uns keineswegs von den vierfüßigen, gefiederten oder gar den im Termitenhügel oder im Bienenkorb angesiedelten Tieren. Was uns z.B von den Tieren unterscheidet, ist die Fähigkeit, Vereinbarungen zu treffen.
Früher hat es geheißen: ein Mann, ein Wort. Abmachungen und Verträge wurden durch Handschlag besiegelt; einer, der den Vertrag brach, wurde geächtet. Erinnern wir uns: Heinrich I., deutscher König (919 - 936), hatte nur einen einzigen Schreiber, der die Verträge mit den widerborstigen Bayern-, Franken- und Schwabenherzögen, auch die mit den Magyaren, den Westfranken usw. aufzeichen mußte: es gab nur einen einzigen Beamten im Deutschen Reich!
Heute gibt es Zigtausende, die täglich Abmachungen treffen und die Ansichten ändern. In Unternehmen und anderen Oranisationen gibt es dann die bekannten Schwierigkeiten: Entscheidungen werden verschoben - Verweigerung, eine Regel zu befolgen - Schuldzuweisungen an andere - erhöhte Kontrollfunktionen - Zu viele Zielvereinbarungen, weil die dahinterligenden Bedürfnisse nach Sicherheit verdeckt werden sollen. Ausreden, um das persönliche Versagen zu verschleiern. Hinweis auf die Umstände (die Lage war noch nie so ernst!)das große Jammern, um die wahren Absichten zu verhüllendie allgemeine Wirtschaftslage; u.s.f.
Demgegenüber stehen Menschen, die Ziele verfolgen, sogar Visionen haben und Ideen in konkrete Handlungen umsetzen. Was ist ein Vision? Eine Vision, in diesem Sinne, ist ein Hinblick, ein Ausblick oder ein Weitblick auf die Zukunft. Das Gefühl (Freiheitsgefühl), nicht alleine zu stehen, sondern mit anderen Menschen, den Mitarbeitern z.B., etwas gemeinsam erreichen zu wollen, ist außerordentlich wertvoll. Ein Weitblick an sich kann nie schädlich sein. Nämlich: den Ansporn (Motivation) für alles, was das Leben streift und betrifft.
eine Veränderung der Wahrnehmung, z.B. der Wille, Ziele zu erreichen bestimmen sowohl im persönlichen als auch in den geschäftlichen Angelegenheiten, welche Sachen dringlich sind (Priorität Õ A-B-C-Analyse). Gedanken- und
Einfallsreichtum (Ideen) zu stärken. - sich nicht mit zu viel
Nebensächlichkeiten aufzuhalten. - zu begreifen - was machbar und nicht machbar ist. Verfolgen der Ziele - das heißt: nach eigenem Willen zu versuchen, das eigene Streben besser zu verstehen und zu gliedern (Organisation, Selbstorganisation) dabei nicht zu vergessen, daß man täglich mit anderen Menschen zusammenarbeitet und deren Belange und Bedürfnisse berücksichtigen muß (Ethik): niemand ist schandbarer als ein Prophet (Politiker), der das Wasser predigt und den Wein selber säuft!
Erfüllt man diese Voraussetzungen, lebt man etwas vor, glaubt an etwas und handelt danach. Dieser Weitblick ist auch in Zeiten der Krisen vorhanden, nicht anders als ein Leuchtfeuer an der tobenden See.
An dieser Vision können sich Menschen ausrichten. Denn eine Vision ist wichtig: die Menschen sind dann nicht bereit aufzugeben: sie wollen kämpfen und allen Widrigkeiten entgegensteuern. Der Anspruch liegt im Eifer, das Beste zu geben. Das gilt besonders für die Arbeit mit Freunden, Mitarbeitern und Kunden, die man durch Leistung überzeugen will. Das oberste Lebens- und Arbeitsprinzip liegt im Menschen selbst. Wenn man aus dem innersten Kern der Persönlichkeit heraus andere Menschen überzeugen kann, verwirklicht sich täglich die ganz persönliche VISION:
man ist innerlich bereit, sich den Menschen zugehörig zu fühlen.
man trägt Verantwortung - für sich und anderen gegenüber.
man verfolge ständig sein Ziele.
Die folgenden Reflexionen sind sind kleine Anregungen für den Arbeitsalltag. Sie sind so verfaßt, das sie der Leser mit seinen eigenen Werten und Überzeugungen weiter spinnen kann.
Freiheit hat nie ein Ende, sondern immer wieder einen neuen Anfang.
E n t s c h e i d e n k o m m t v o n s c h e i d e n.
„Viele sind hartnäckig in bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in bezug auf das Ziel“. Wer kennt das nicht, man steht vor einer Entscheidung und weiß nicht recht, wozu man sich entscheiden soll. Obwohl hinter jedem Gedanken der Wille lauert auf das Ziel zuzugehen! Dabei schauen wir mitunter gerne auf erfolgrreiche Menschen. Wir ziehen Vergleiche und halten uns für unzulänglich. Nur was hilft es, wenn wir andere für ihre Taten bewundern, ohne eigene Folgerungen für unser Handeln daraus zu ziehen. Manchmal ist es auch in Ordnung, wenn wir uns die Erfahrungen anderer zunutze machen, bevor wir eine schlechte Kopie entwickeln. Zu oft türmen wir uns einen Berg von Problemen auf und sehen dabei den “ Wald vor lauter Bäumen“ nicht. Kurz: Wir können uns leider nicht, an einer Biegung angekommen, in zwei Richtungen gleichzeitig bewegen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns für einen Weg zu entscheiden. Erst wenn wir angekommen sind, merken wir, ob die Wahl richtig war.
Fazit: Mit einer Entscheidung ist es wie mit einem guten Essen. Einerseits möchte der Mensch abnehmen, und andererseits sitzt er in einem herrlichen Restaurant, und der Ober erzählt, welche Lieblingsspeisen er zusammenstellen kann. Was tun, sprach Zeus (der war bekannt für seine Frauengeschichten; nicht für gute Mahlzeiten!) und ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach!
D e r i n n e r e D i a l o g
„Der Mensch ist gegen sich selbst gut verteidigt. Er vermag gewöhnlich nicht mehr von sich als seine Außenwerke wahrzunehmen. Die eigentliche Festung ist ihm unzugänglich, selbst unsichtbar, es sein denn, daß Freunde und Feinde die Verräter machen und ihn selber auf geheimen Wege hineinführen.
Aus geheimen Seelenkammern strömen Tag für Tag die Gedanken; sie sind unsere ständigen Begleiter. Denn Sie kennen das bestimmt, wenn Sie auf der Suche nach einer Lösung sind und sich eine innere Stimme meldet. Sie redet vor sich her, bejaht das Eine, verwirft das Andere. Auf diese Art sind wir den lieben langen Tag damit beschäftigt, zu und mit uns zu sprechen. Was wir denken, womit wir unsere Zeit verbringen, ist wie Geld auf einer Bank. Gut angelegt, bringen sie uns Zinsen und sind nur geringen Schwankungen unterworfen. So werden wir zu Aktionären des Kapitals, daß aus Ideen, Impulsen, Selbstvertrauen, Visionen und Kreativität besteht. Das Zauberwort dieses inneren Dialogs ist unsere Fähigkeit aus dem Sprunggelenk der Gewohnheit zu entfliehen. Ein amerikanischer Philosoph* hat das so ausgedrückt:
"Es kommt in der Erziehung eines jeden Menschen eine Zeit, in der er zur Überzeugung gelangt, daß Neid Unwissenheit, daß Nachahmung Selbstmord ist, daß er in Freud und Leid sich als sein Schicksal akzeptieren muß; daß, obgleich das Universum voll von guten Dingen ist, kein einziges nahrhaftes Korn zu ihm kommen kann, außer durch seine Arbeit, die er dem Fleckchen Erde widmet, das ihm zur Bearbeitung gegeben ist. Die Kraft, die in ihm wohnt, ist neuer Art, und niemand, als er allein, weiß, was er zu tun vermag; und auch er weiß es solange nicht, bis er es ausprobiert hat.“
Kurz: Sie treffen einen Freund, dem erzählen Sie, daß Sie vor Ihrem Schlafzimmer einen Zebrastreifen aufgemalt haben. Ganz erstaunt fragt er Sie, warum denn das? Ihre Antwort ist einfach: „Damit ich mich mit meinen eigenen Argumenten nicht selbst überfahre. Noch Fragen, Kienzle?“
B e z i e h u n g e n
„Menschen, welche man nicht leiden kann, sucht man sich zu verdächtigen.“
Können Sie sich an die erste Beziehung, die Sie mit einem Mädchen/Jungen hatten, erinnern? Wissen Sie noch, wie der Vorname Ihres ersten Chefs lautete? Können Sie sich an die schwierigste Situation in Ihrem Leben erinnern? Natürlich können Sie, denn manche Erlebnisse werden zu unvergeßlichen Erfahrungen. Wie war das denn damals? Welche Gefühle haben Ihr Denken und Handeln bestimmt?Und heute? Welchen Stellenwert geben Sie zwischenmenschlichen Beziehungen? Dies gilt besonders im Zusammenleben mit Ihren Freunden, Kollegen, Vorgesetzten und Kunden. Ist es nicht so, daß bei einer Beziehung eine Bewegung stattfindet. Und findet sich nicht ein Austausch von Meinungen darin - öffnen sich nicht neue Wege zur besseren Kommunikation und werden nicht Konflikte dadurch zum Vorteil aller geregelt?
Wollen Sie freundliche Beziehungen gestalten, so sollten Sie auch die Freiheit des anderen anerkennen. Eine unangenehme Form der Beziehungspflege ist, Kritik zu äußern. Sie ist eine Beurteilung, manchmal Verurteilung. Schnell finden sich Verallgemeinerungen, Beschuldigungen und das Beschwören der Vergangenheit. Merke: Hinter Kritik steckt letztlich immer die Suche nach dem eigenen Vorteil.
Nur bei guten Beziehungen kann man auch mal „Klartext“ reden. Eine Beziehung trägt wohl immer selbstbiografische Züge, denn sie ist Spiegelbild eines Charakters. In einer guten Beziehung rauft man zwar, aber der Sinn ist auf die Zukunft gerichtet. Das Ziel ist die Freude an einem fruchtbaren Miteinander.
Vielleicht ziehen Sie zum Jahreswechsel eine Beziehungsbilanz.
Denn nicht jeder Freund ist auch einer.
V e r e i n b a r u n g e n
„Leute, welche uns ihr volles Vertrauen schenken, glauben dadurch ein Recht auf das unsrige zu haben. Dies ist ein Fehlschluß; durch Genugtuung zu schaffen, ja um ihn für uns gut zu stimmen.“ Vereinbarungen treffen mit sich selbst. Kennen Sie das:"Heute so, morgen so"; oder ein Wort ist wie ein Zylinder, in dem einer ein Kaninchen hineintut, und aus dem der andere eine Taube herausholt. Wie oft haben Sie sich schon etwas vorgenommen, um es am Ende doch nicht einzuhalten! Vereinbarungen sind Behauptungen, die wir uns oder anderen geben, um es genau so zu tun, wie wir es gerade als gut und richtig empfinden. Mit einer Vereinbarung schaffen Sie eine Art „Deutungsmonopol“ mit dem Ziel, es ehrlich zu meinen. Weshalb stehen dann so viele nicht zu ihrem Wort?
Es ist eine menschliche Neigung, Problemen und den damit innewohnenden Leiden auszuweichen. Sie ist die Hauptursache vielen Ärgers, der entsteht, wenn Sie sich selbst und anderen durch falsche Versprechungen das Leben schwer machen. Da tut es nicht Wunder, wenn andere die Spielregeln, und als solche sind Vereinbarungen zu sehen, als blanke Autonomie der Persönlichkeit bezeichnen.
Ergebnis:
Der Erfolg kann, wie Glück, nicht verfolgt werden, aber Vereinbarungen können ermöglicht und eingehalten werden. Wie gehen Sie mit Ihren Vereinbarungen um?
E r g i e b i g k e i t
„Die Sucht nach Gleichheit kann sich so äußern, daß man entweder alle anderen zu sich hinunterziehen möchte (durch Verkleinern, Beinstellen usw.) oder sich mit allem hinauf (durch Anerkennen, Helfen, Freude an Gelingen)„
Wenn Ihr Wille es schafft, zu einem erfolgreichen Selbst-Management zu gelangen, dann erreichen Sie auch die gewünschten Ergebnisse.
Frei nach dem Motto:
" Ihr glücklichen Augen, was je ihr gesehen.
Es sei wie es wollte, es war doch so schön." (J. W. Goethe)
Zur Erinnerung: Vermeiden Sie es, Zeit zu vergeuden oder ungeliebte Tätigkeiten einfach beiseite zu schieben. Sie wollen etwas erreichen! Sie haben ein Ziel? Nicht jeder Schritt ist Honiglecken! Ihr Ziel ist ein Gut, ist ein Wert (Qualität); ohne Selbstdisziplin ist es nicht zu erreichen. Das Wechselspiel zwischen Ordnung und Unordnung ist jederzeit gegeben; Ihnen obliegt es, die Unordnung zu verbannen und den Ausgleich zu schaffen.
Fazit:"Es liegt einmal in der Natur des Menschen, daß sie leicht erschlafft, wenn persönliche Vorteile und Nachteile sie nicht nötigen.“ (Goethe)
U m g a n g m i t M e n s c h e n
„Die Menschen unterwerfen sich aus Gewohnheit allem, was Macht haben will.“
Im Leben kann alles so schön und geordnet seinen Gang gehen, wenn da nur nicht die lieben Mitmenschen wären, die von allen Seiten in das eigene Leben eingreifen. Und mancher Zeitgenosse fragt sich, wie groß die Abhängigkeiten von anderen wirklich sind. In unserem Kulturkreis ist es nicht üblich, inschallah (Allah hat es so gewollt) zu sagen; Fatalismus liegt uns nicht. Wir können unseren Verstand durchaus zu Willensleistungen aufpeitschen, wir kämpfen um Selbsterkenntnis, wir stärken unsere Selbstbehauptung, unsere Selbstbeauftragung - und das erhöht unser Selbstwertgefühl. Je mehr Menschen darauf bedacht sind, einen für sie wichtigen Zustand zu erhalten, umso höher ist die Bereitschaft, alles dafür zu tun, da sich daran nichts ändert. Denken Sie an eine gute Position oder ein auskömmliches Gehalt. Der Mensch will vermehren, nicht vermindern.
Und wenn Sie etwas verändern wollen oder müssen, dann entdecken Sie plötzlich Charakterzüge, die sich in der Kommunikation als schwierig erweisen.Weiter unten finden Sie Bezeichnungen für typisches Verhalten bestimmter Menschentypen. Die Darstellung legt keinen Wert auf Vollständigkeit. Es soll nur plastisch dargestellt werden, daß Charaktereigenschaften nichts anderes darstellen als die Ängste, mit denen wir uns auf die Umwelt einstellen und dabei Antworten auf Überlebensstrategien suchen.
Der Mensch neigt dazu, sich in seiner Selbstbeschreibung aller möglichen Namen und Kennzeichnungen zu bedienen. Sehr oft werden dann Körperteile (bzw. deren Tätigkeiten) oder auch Bezeichnungen aus dem Tierreich verwendet. Der Volksmund hat zu einigen Beispielen das Seine beigetragen. Das Urteil über einen Menschen mag dann lauten:
- der Scheintaktiger - der Zauderer
- der Ehrgeizling - der Forsche (Springinsfeld)
- der Besserwisser - der Angsthase
- der Übertreiber - der Pöstchenjäger
- der Fahnenschwenker - der Aufsteiger dank Beziehungen
- der Aalglatte - der sentimentale Träumer
- der/die Gazellenhafte - der korrupte Nutzenkalkulierer
- das Rauhbein - der Ungläubige
- der Elefant im Porzellanladen - der Fanatiker
- der Wolf im Schaftspelz - der Hexenmeister
- der schlaue Fuchs - der Duckmäuser
- das Großmaul - der Klugscheißer
u.v.m. (u.a. auch „die dumme Kuh“ und tausend andere Beleidigungen).
Allen Beschreibungen ist eines gemein: einer hat Angst, daß seine Position wertlos (oder wertlos geworden) ist, und er hat Angst, daß er dabei die innere Überzeugung verlieren mag, etwas in (an) seinem Leben zu verändern. Lassen Sie uns mit einem Gedicht wieder von Goethe aus seinem Faust das Thema abschließen:
"Des Herren Wort, es gibt allein Gewicht.
Kluge Herren, kühne Knechte, gruben Gräben, dämmten ein,
Schmälerten des Meeres Rechte, Herrn an seiner Statt zu sein.
Das alte Wort, das Wort erschallt: Gehorche willig der Gewalt!
Und bist du kühn, und hälst du Stich, So wage Haus und Hof und - dich.
Na, können Sie den Einen oder Anderen in ihrem Lebensumkreis identifizieren. Eine gute Idee: Lassen sie sich doch einfach einmal von anderen beschreiben.
E i n f a l l s r e i c h t u m
„Jeder hat ein angeborenes Talent, aber nur wenigen ist der Grad von Zähigkeit, Ausdauer, Energie angeboren und anerzogen, so daß er wirklich ein Talent wird, also wird, was er ist, das heißt: es in Werken und Handlungen entladet.“
Es ist seltsam, wie wenig wir davon verstehen, unsere schöpferische Kraft einzusetzen, um erfolgreich zu sein. Zuweilen handeln wir wider die eigene Vernunft - auch das ist menschlich! Ach, was gibt es da nicht alles für Ausreden, um der Kreativität aus dem Wege zu gehen! Kennen Sie die Sprüche, oft Dekorationsplunder an den Bürowänden ganzer Heerscharen von lebenslustigen Menschen, die sich vergnüglich diese Selbstspiegelung etwas kosten lassen?
Das ist heute nicht mein Tag, Was soll ich denn noch alles tun?, Warum immer ich?, Ich weiß nicht mehr weiter, bitte helft mir!, Ich bin so schwach, Ich bin völlig überbelastet.
In Brasilien sagt man dafür amanha, morgen. Das ist ein höflicher Hinweis, daß gut Ding Weile braucht. Manchmal ist es auch eine Verschiebung auf den St.-Nimmerleinstag! Mit dieser Einstellung wird man leicht zu seinem selbstgewählten geistigen Unternehmer, welcher angetreten ist, den Irrtum zu bekämpfen. Dabei bemächtigen wir uns der Arbeitsweise eines Greises, der auf der Suche nach der Gewißheit ist, daß in seinen Gedanken kein einziger Zweifel vorzufinden ist. Das persönliche Selbstmanagement gerät in eine Krise. Man versucht, diese zu bewältigen, indem man sich, wie einst der Baron von Münchhausen, am eigenen Zopfe wieder aus dem Sumpfe ziehen möchte. Aber leider ist es manchmal zu spät. Machen wir uns nichts vor: jeder von uns besitzt die Kreativität; er muß sie nur stetig entwickeln. Viele jedoch machen es sich zu leicht, indem sie schnell die Kostgänger anderer werden. Wie sagt man:"Ein Meister ist, der übt."
Ergebnis: Eine der größten Tugenden ist der Fleiß, die Kreativität folgt ganz selbstverständlich.
A r b e i t s o r g a n i s a t i o n
„Man wird selten irren, wenn man extreme Handlungen auf Eitelkeit, mittelmäßige Gewöhnung und kleinliche auf Furcht zurückführt.“
Schöpferkraft setzt eine gewisse Ordnung voraus. Manche Leute meinen, ein unordentlicher Schreibtisch, auf dem sich die Akten stapeln, sei der beste Beweis für eine kreative Persönlichkeit. Es gibt auch das schöne Schlagwort von dem „geordneten Chaos“.
Sie alle kennen den Spruch: „Kürzlich habe ich den Vorgang noch gesehen. Er muß doch irgendwo auf dem Schreibtisch - vielleicht in einem Ablagekörbchen, vielleicht auch im Schrank xyz - liegen.“ Sie ahnen gar nicht, wieviel Zeit in jedem Büro darauf verschwendet wird, um einen bestimmten Vorgang, eine bestimmte Akte, zu suchen. Wirtschaftsberater gehen davon aus, daß durchschnittlich drei Wochen im Jahr nach Unterlagen gesucht wird! Und das geschieht sowohl im Chefzimmer als auch bei dem einzelnen Sachbearbeiter. Das alles spricht nicht für eine gute Arbeitsplatzorganisation. Woran liegt das? Ist es die mangelnde Kraft des Menschen, den Arbeitsplatz so zu organisieren, daß etwas im Nu wiedergefunden wird? Liegt es an der Ausbildung, in der auf Arbeitsplatz und Zeitorganisation kaum eingegangen wird? Wir alle kennen die Hängeregister, wir kennen das Vorlage- und Wiedervorlagesystem, wir haben die Umlauf- und Rücksprachemappen und andere sinnvolle Arbeitsmittel. Und doch befindet sich ein Vorgang im „Geschäftsgang“ und ist nicht oder nur schwerlich wiederzufinden! Die Datenverarbeitung mag hier hilfreich sein, indem z.B. Geschäftsvorfälle verstichwortet und verschlagwortet werden (nicht anders wie in den Bibliotheken und in der Dokumentation): Name der betreffenden Firma, Ansprechpartner, Ort, PLZ, Daten (Eingang, Erledigung, Wiedervorlage usw. bei Herrn/Frau ttz), sachliche Angaben zur Ware, zur Menge, Liefer- und Zahlungsfristen usw., genauer Ablageort des Originals (Registratur), usw.
Dank solcher Maßnahmen kann das Chaos vermindert werden; der Weg ist frei für Schöpferkraft, für Einfallsreichtum, für Visionen. Ergebnis: Nietzsche sprach einmal, man müsse Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären.
Er hätte hinzufügen können, daß der Mensch sein eigener Zuchtmeister ist (oder sein sollte), um das Chaos zu überwinden. Zucht - auch das ist von ziehen abgeleitet - ist in allen Lebenslagen nötig. Im Wirtschaftsleben ist das der Wille zur Arbeitsorganisation.
W e g e z u r i n n e r e n F r e i h e i t
„Ein Beruf ist das Rückgrat des Lebens“
Wenn ich bereits von Selbstverantwortung sprach, dann haben wir es mit einer königlichen Eigenschaft zu tun. Wenn Sie Wege zur inneren Freiheit finden wollen - auch oder gerade durch Disziplin und die Überwindung des Chao‘s - dann entwickeln Sie kaiserliche Eigenschaften. Allerdings ist ein guter Kaiser derjenige, der es versteht, seinem Volk auf dem Wege zur Freiheit die Unabhängigkeit zu erhalten. Und seine Minister sollten ihm willkommene Gesprächspartner sein, um ständig von den Nöten und Schwierigkeiten des Volkes zu erfahren. Aber es gibt Zeiten, wo auch Minister in Elfenbeintürmen sitzen, an ihre gute Pension denken und von den Nöten des Volkes und seinen Stimmungen nicht mehr viel wissen wollen. Dann obliegt es dem klugen Kaiser, den blinden Ministern wieder die Augen zu öffnen - oder die Minister auszuwechseln. Martin Luther wusste bereits zu sagen, „man muß dem Volke auf das Maul schauen“.
Und was wird der kluge Kaiser seinen Ministern raten? Sie sollenVeränderungen herbeiführen, mit Mut an die Sache herangehen, unbrauchbar gewordenes Denken in die Abstellkammer stellen und sich von Überlebtem trennen, so daß sich die Selbsttäuschung nicht zum Lebensprinzip emporschwingt. Kurz: Die Wege zur inneren Freiheit sind nur durch Veränderungen erreichbar.
V e r w a n d l u n g
„Der Erfolg gibt oft einer Tat den vollen ehrlichen Glanz des guten Gewissens, ein Mißerfolg legt den Schatten von Gewissensbissen über die achtungswürdigste Handlung“. Wenn Sie in Ihrem Leben etwas ändern möchten, dann wandeln Sie Ihr Inneres. Anders ausgedrückt: Vielleicht ist es gar nicht so einfach zu verstehen, daß Neues nur auf dem Boden der Verwandlung möglich ist. Der griechische Philosoph Heraklit sagt, „alles fließt“. Wenn Sie in Ihrem Beruf erfolgreich sein möchten, dann sollten Sie auch den Weg bejahen, der zu diesem Ziel führt. Entschuldigungen, eigene Mängel auf andere zu schieben, sind keine glücklichen Ratgeber. Der Markt, die Kunden, der Wettbewerb, sie sind oft nur vorgeschobene Argumente, damit das eigene Zutun auf ein Minimum reduziert wird.
Wandlung fordert oft Unbequemlichkeit, Leistungbereitschaft und Durchhaltevermögen. Der Weg, zum Guten zu gelangen (die Japaner nennen das"Kaizen"), mag unbequem sein, aber es lohnt sich.
Ergebnis: Im Faust ist zu lesen:
" Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie
das Leben, der täglich sie erobern muß.“
S e l b s t v e r p f l i c h t u n g
„Wirf das Mißvergnügen über dein Wesen ab, verzeihe dir dein eigenes Ich, denn in jedem Falle hast du an dir eine Leiter mit hundert Sprossen, auf welchen du zur Erkenntnis steigen kannst“. In einer Zivilisation, die ihre Selbstverpflichtung an den Mauern der Bürogebäude abstellt, in einer Gesellschaft, wo der Staat den Wünschen seiner Untertanen durch Entwöhnung aus der Verantwortung entgegenkommt, ist es nicht mehr weit her mit der Eigeninitiative. Wenn Steuerschulden zum Kavaliersdelikt werden und Arbeitssabotage auf der Tagesordnung vieler Betriebe steht, - von Wirtschaftskriminalität ganz zu schweigen - dann ist der Weg für selbständiges Handeln versperrt..
Es gibt allerdings auch die Kehrseite der Selbstverpflichtung; nämlich die persönliche Einstellung zur Arbeit. Einige werden zu Arbeitstieren (Workaholics), andere zu Bremsern. Ein geringer Teil nimmt das Leben selbst in die Hand. Allen ist eins gemein, sie suchen eine Belohnung für den Augenblick.
I n n e r e s G e f ü h l d e r F r e i h e i t
"Wenn ich mich ändere, verändert sich automatisch meine Umgebung".
Alles - auch die Beziehungen zu anderen Menschen - hängt von den Anforderungen ab, die Sie an sich stellen. Diese wiederum sind abhängig von Ihren Fähigkeiten, die Sie einsetzen, damit Sie selbstgewählte Ziele erreichen. Setzen Sie Ihre Energien falsch ein, so erreichen Sie Ihr Ziel nicht - oder Ihnen geht unterwegs die „Luft“ aus. Energie (Tatkraft) setzt Ihr Leben in Bewegung und hält es aufrecht.
Folgen Sie deshalb dieser Lebensregel (Maxime):
- Ändern Sie etwas
- Übernehmen Sie die Initiative
- Werfen Sie alles über Bord, was Ihnen Schwierigkeiten bereitet
- und lieben Sie, was Sie tun.
Ergebnis: Haben Sie jemals schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, vorsorglich und von vornherein sich selbst gegenüber zuvorkommend zu sein?
L e b e n s b i l d e r
„Die Lebenskunst hat uns durch Jahrtausende gelehrt, mit Interesse und Lust auf das Leben in jeder Gestalt zu sehen und unsere Empfindungen so weit zu bringen, daß wir endlich rufen: „wie es auch sei, das Leben, es ist gut!“ Diese Lehre der Kunst, Lust am Dasein zu haben und das Menschenleben wie ein Stück Natur, ohne zu heftige Mitbewegung, als Gegenstand gesetzmäßiger Erwicklung anzusehen, diese Lehre ist in uns hineingewachsen“.
Viele Menschen folgen dem Prinzip"Das geht nicht". Beleuchten wir das näher. Nach menschlichem Ermessen gibt es ein paar Dinge, die wohl kaum zu verwirklichen sind. Zum Beispiel ist es nicht möglich, Stroh zu Gold zu spinnen oder andere Galaxien zu erreichen. Wir können außerdem unterstellen, daß es für die meisten schwer ist, Olympiasieger zu werden.
Allerdings: gemessen an den Chancen, die wir nicht haben, besitzen wir doch weitaus mehr Potentiale - die wir nur zu wenig nutzen! Leicht und einfach ist das Problem vom Tisch; denn die Mühe, die Chancen aus eigener Kraft zu nutzen besitzt jeder. Ach, wenn das Leben doch so einfach wäre, ruft mancher! Umso mehr hören wir täglich den Satz „das geht nicht“; und damit will uns jemand vielleicht sagen:"ich möchte ja gern, wenn ich es genau wüßte". Oder er will sagen:"ich habe keine Lust, mich mit diesem Problem auseinanderzusetzen, deshalb geht es nicht". Oder"wenn ich wirklich Interesse daran hätte, dann käme mir eine Idee, aber ich fühle mich hier nicht verantwortlich".
Ergebnis: Lebensbilder folgen dem individuellen Weltbild. Worauf es ankommt ist, wie Sie Ihre Aufmerksamkeit auf etwas richten.
N ü t z l i c h k e i t
„Das Lob wird dem Laufenden aus dem Stadium zugerufen, nicht dem, welcher am Ziele ist. Weder Strafe noch Lohn sind etwas, das einem als das Seine zukommt; sie werden ihm aus Nützlichkeitsgründen gegeben“. Wenn Sie sich in der Gesellschaft umschauen, dann begegnen Ihnen kaum noch hilfsbereite Menschen. Wir bedauern z.B. den Kundenservice, die geringe Zeit bei einem Arztbesuch, die fehlende Nähe zu den Mitarbeitern, Kurz: Wir erkennen immer weniger, was anderen nützt. Eigennutz geht vor Gemeinnutz heißt es, und wir bekommen dafür einen zunehmenden Egoismus. Andererseits gibt es Millionen helfende Hände, die aus Nächstenliebe handeln. Wie paßt das zusammen? Wie gut zu wissen, daß je mehr der Egoismus zunimmt, viele das Gefühl überwinden und das Gegenteil praktizieren, nämlich Nächstenliebe. Ergebnis: Wenn Sie ein überzeugter Mensch sind, dann finden Sie mit dem, was Sie sagen und tun, den besten Zugang zu Ihren Ressourcen.
W a h r h e i t
„Denn die Menschen glauben an die Wahrheit dessen, was ersichtlich stark geglaubt wird“.
Sie sollten täglich prüfen, welcher der bessere Weg für Sie ist; denn Ihr Erfolg hängt davon ab, auf welche Art und Weise Sie an das gewünschte Ziel gelangen. Wahrheit, daß ist in erster Linie eine Betrachtungsweise. In der Welt existieren eine Menge Wahrheiten. Gibt es Gott? Was ist die Seele? Was ist Schicksal? Gibt es auf solche Fragen Antworten? Die Schwester der Wahrheit ist der Glaube? Darin macht sich der Mensch zu seiner Wahrheit. Für Wahrheiten ist gekämpft, gestritten und gestorben worden. Wahrheit kann rein und diabolich zugleich sein. So ist es, wenn Menschen nach Gründen für ihre Erfolglosigkeit suchen. Rechtfertigungen, Entschuldigungen und Übertreibungen sind die Folgen, um der Frage nach dem „Warum“ aus dem Wege zu gehen. Mancher unternimmt nichts, andere packen eine Sache neu an. Das Geheimnis der Wahrheit liegt im Menschen und manchmal in der Rückkoppelung durch andere.
G l e i c h g e w i c h t
Der eine hält eine Meinung fest, weil er sich etwas darauf einbildet, von selbst auf sie gekommen zu sein, der andere, weil er sie mit Mühe gelernt hat und stolz darauf ist, sie begriffen zu haben: beide also aus Eitelkeit.
Wenn Sie zu einem Punkt gekommen sind, an dem Sie feststellen, daß Ihre Arbeit Spaß macht und Sie sich in einer Mannschaft wohlfühlen, dann werden Sie feststellen, daß Ihnen die Aufgaben schnell von der Hand geht. Das liegt einfach daran, daß Sie es verstehen, mit der Energie richtig umzugehen. Denn Sie selbst sind die Quelle der Zufriedenheit, nicht die Arbeit. Ihr Bewußtsein schaltet auf Eigeninitiative, und Sie erleben auch auftauchende Schwierigkeiten als Herausforderung. Sie kennen ja das geflügelte Wort"Mich kann so schnell nichts umwerfen!"
Ergebnis: Jeder Gedanke ist ein Selbstporträt, den Sie signiert haben.
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