pretty put
27.12.2002, 17:48 |
Max Havelaar, TransFair u.a. / Fragen Thread gesperrt |
-->moin zusammen,
der Kassensturz, eine Sendung des schweizer Fernsehens, griff kürzlich dieses Thema auf. Nachdem ich seit Jahren mehr oder weniger konsequent denn Havelaar-Kaffee konsumierte und überzeugt war, schon im Ansatz das Richtige zu tun, stellen sich mir immer mehr Zweifel und Fragen.
Ist der Kaffeemarkt nicht ein Markt wie jeder andere auch rsp. muss er sich nicht selbst regulieren können? Ist es nicht so, dass einfach eine Ueberproduktion da ist, die abgebaut werden muss?
Wenn nun sämtliche Firmen bei diesem Projekt mitmachen würden und man Weltweit einen Mindestpreis festlegen würde, wären die Folgen doch:
1. Ueberproduktion nimmt zu, da Kaffeanbau ja dann als 100% Existenzsichernd angesehen wird. Es werden noch mehr Leute Kaffee anbauen wollen.
2. Der Kaffeebauer erhält zwar einen fairen Preis, kann aber nur noch einen Bruchteil seiner Ernte verkaufen.
3. Der Mindestpreis muss immer weiter hinaufgesetzt, damit die Existenz gesichtert ist.
4. Kaffe wird teurer, die Nachfrage nimmt ab.
und dann? Teufelskreis? Doch lieber Spenden?
Es würde mich interssieren wie ihr darüber denkt.
Gruss Michel
PS: der link enthält den Film dazu. Die Einleitung und 3 kurze Interwiews sind in Schweizerdeutsch gesprochen.
<ul> ~ zur Kaffekrise</ul>
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Euklid
27.12.2002, 18:20
@ pretty put
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Re: Max Havelaar, TransFair u.a. / Fragen |
-->>moin zusammen,
>der Kassensturz, eine Sendung des schweizer Fernsehens, griff kürzlich dieses Thema auf. Nachdem ich seit Jahren mehr oder weniger konsequent denn Havelaar-Kaffee konsumierte und überzeugt war, schon im Ansatz das Richtige zu tun, stellen sich mir immer mehr Zweifel und Fragen.
>Ist der Kaffeemarkt nicht ein Markt wie jeder andere auch rsp. muss er sich nicht selbst regulieren können? Ist es nicht so, dass einfach eine Ueberproduktion da ist, die abgebaut werden muss?
>Wenn nun sämtliche Firmen bei diesem Projekt mitmachen würden und man Weltweit einen Mindestpreis festlegen würde, wären die Folgen doch:
>1. Ueberproduktion nimmt zu, da Kaffeanbau ja dann als 100% Existenzsichernd angesehen wird. Es werden noch mehr Leute Kaffee anbauen wollen.
>2. Der Kaffeebauer erhält zwar einen fairen Preis, kann aber nur noch einen Bruchteil seiner Ernte verkaufen.
>3. Der Mindestpreis muss immer weiter hinaufgesetzt, damit die Existenz gesichtert ist.
>4. Kaffe wird teurer, die Nachfrage nimmt ab.
>und dann? Teufelskreis? Doch lieber Spenden?
>Es würde mich interssieren wie ihr darüber denkt.
>Gruss Michel
>PS: der link enthält den Film dazu. Die Einleitung und 3 kurze Interwiews sind in Schweizerdeutsch gesprochen.
Wenn irgend jemand behauptet der Kaffee wäre zu billig dann ist das nichts als eine Scheißhausparole der Medienindustrie.
Vor Jahren wollte mich ein Broker in den Kaffeemarkt zerren und erzählte von Frost in den Kaffeeländern.
Gott sei Dank habe ich meine Pfoten da rausgelassen.
Wer hier absahnt sind lediglich die vielen Zwischenhändler.
Wieviel kommt denn von dem Geld bei den Arbeitern an von dem was hier gezahlt wird?
Hier liegen die Probleme und nicht daß wir den Kaffee zu billig kriegen.
wird er wesentlich teurer wird erheblich weniger konsumiert.
Ich glaube die westliche Welt trinkt eh zuviel von dem Zeug.
Man kann rein und gar nichts mehr glauben was diese Medienindustrie hier liefert.
Die wollen nur an das Gewissen apellieren damit wir mehr zahlen und die vielen Nichtstuer dazwischen mehr Geld einsacken können.
Bei den Staatsabzügen braucht man keinerlei schlechtes Gewissen zu haben denn diese Abzüge müßten mittlerweile reichen um die ganze Welt zu beglücken;-)
Gruß EUKLID
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non olet
27.12.2002, 18:45
@ pretty put
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Re: Max Havelaar, TransFair u.a. / Fragen |
-->Hallo Michael,
ein garantierter Mindestpreis sorgt für exakt die von Dir beschriebenen Folgen. Ein Mindestpreis ohne Garantie, die gesamte produzierte Menge zu kaufen, führt zu Deinem o.g. Szenario, mit einer Ankaufgarantie für jede beim Mindestpreis produzierte Menge zu einem Kaffeeberg, der mit (Steuer-)Geldern zu finanzieren wäre; die EU wäre weltweit bester Experte für diese Schizophrenie...
Würde sich der Kaffee-Anbau in vielen Anbauregionen bei gegebenem Weltmarktpreis nicht lohnen, würde die produzierte Weltangebotsmenge sinken, was zu einem steigenden Preis führen müßte - da der Preis nicht steigt, weißt Du also, daß es genügend Regionen gibt, in denen sich die Kaffeeproduktion also lohnt...
Besinnliche Tage wünscht
Markus
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HB
27.12.2002, 18:46
@ pretty put
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Das war aber ein arg tendenziöser TV-Beitrag |
-->Der wahre Grund für die tiefen Kaffeepreise ist, daß seit einigen Jahren Vietnam verstärkt als Exporteur von Robusta Kaffee in Erscheinung tritt. Dort beklagt sich aber niemand, sondern sie sind durchaus zufrieden und wollen demnächst auch verstärkt Arabica Sorten anbauen.
Ich fürchte, die Zeiten sind vorbei, wo Deutschland glaubte mit dem Scheckheft (egal ob auf staatlicher, oder individueller Ebene) alle Probleme dieser Welt lösen zu können (für die Schweiz mag da aber noch anderes gelten).
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pretty put
27.12.2002, 19:38
@ HB
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Re: Das war aber ein arg tendenziöser TV-Beitrag |
-->hallo erstmal
>Der wahre Grund für die tiefen Kaffeepreise ist, daß seit einigen Jahren Vietnam verstärkt als Exporteur von Robusta Kaffee in Erscheinung tritt. Dort beklagt sich aber niemand, sondern sie sind durchaus zufrieden und wollen demnächst auch verstärkt Arabica Sorten anbauen.
Wäre interessant, mal die Weltmarktanteile zu sehen. Das die Tendenz in Richtung Asien geht, ertaunt mich nicht. Die sind eben am günstigsten, wie man es auch als Tourist feststellen kann.
>Ich fürchte, die Zeiten sind vorbei, wo Deutschland glaubte mit dem Scheckheft (egal ob auf staatlicher, oder individueller Ebene) alle Probleme dieser Welt lösen zu können (für die Schweiz mag da aber noch anderes gelten).
Ich habe mal eine kurze Zeit mit einem Deutschen gearbeitet, einem Gesellen, der behautete 100 Mark in Deutschland würden weiter reichen als 100 Franken in der Schweiz. In der Schweiz würde ihm das Geld nur so durch die Finger"rieseln". Na gut, der Euro...
Gruss
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pretty put
27.12.2002, 20:05
@ non olet
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Re: Max Havelaar, TransFair u.a. / Fragen |
-->>Hallo Michael,
>ein garantierter Mindestpreis sorgt für exakt die von Dir beschriebenen Folgen. Ein Mindestpreis ohne Garantie, die gesamte produzierte Menge zu kaufen, führt zu Deinem o.g. Szenario, mit einer Ankaufgarantie für jede beim Mindestpreis produzierte Menge zu einem Kaffeeberg, der mit (Steuer-)Geldern zu finanzieren wäre; die EU wäre weltweit bester Experte für diese Schizophrenie...
>Würde sich der Kaffee-Anbau in vielen Anbauregionen bei gegebenem Weltmarktpreis nicht lohnen, würde die produzierte Weltangebotsmenge sinken, was zu einem steigenden Preis führen müßte - da der Preis nicht steigt, weißt Du also, daß es genügend Regionen gibt, in denen sich die Kaffeeproduktion also lohnt...
Moin Markus
Mexiko ist demzufolge also als Produktionsland mittlerweile zu teuer. Kommt mir langsam so vor, als würde sich der"Weltmittelstand" in Luft auflösen. Was geschieht nur, wenn der Kapitalismus wirklich in die Krise gerät.
Wir verlieren unsere Fettpölsterchen und in der 3.Welt sterben sie wie die Fliegen.
Gruss
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pretty put
27.12.2002, 20:37
@ Euklid
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Re: Max Havelaar, TransFair u.a. / Fragen |
-->Hallo EUKLID
>Vor Jahren wollte mich ein Broker in den Kaffeemarkt zerren und erzählte von Frost in den Kaffeeländern.
Hättste vielleicht tun sollen. Wenn ich mir den Kaffee-Chart so anschaue, hätte es sich durchaus lohnen können. Aber, Schuster bleib` bei deinen Leisten, heisst es ja auch nicht umsonst.
>Wer hier absahnt sind lediglich die vielen Zwischenhändler.
Und genau die werden laut Havelaar"ausgeschaltet", was eben auch zu Arbeitslosigkeit führt.
>Wieviel kommt denn von dem Geld bei den Arbeitern an von dem was hier gezahlt wird?
Sie kriegen das vierfache des Preises den die anderen erhalten. Prozentual gesehen ein geringer Teil. Ich möchte auch mal eine Bilanz eines solchen Unternehemens sehen.
Gruss
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