-->Duisenberg-Ehefrau wirft Scharon Gewaltprovokation vor
Ramallah, 11. Jan (Reuters) - Gretta Duisenberg, die Frau des EZB-Chefs Wim Duisenberg, hat am Samstag die israelische Besatzung der Palästinenser-Gebiete als unmenschlich bezeichnet. Dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon warf sie vor, Gewalt zu provozieren.
Sie verurteile Selbstmordanschläge palästinensischer Extremisten, sagte Gretta Duisenberg nach einem Treffen mit der palästinensischen Abgeordneten Hanan Aschrawi. Sie fügte hinzu, Scharon provoziere ständig Gewalt und mache dann die Palästinenser dafür verantwortlich. Äußerungen Gretta Duisenbergs im Zusammenhang mit ihrer Nahost-Reise sind in dieser Woche in Israel, den Niederlanden und den USA auf teilweise scharfen Widerspruch gestoßen. Auch der EZB-Chef selbst geriet in die Kritik.
Das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles hat den Zentralbankchef aufgefordert, sich von Äußerungen seiner Frau zur israelischen Besatzung der Palästinenser-Gebiete zu distanzieren oder zurückzutreten."Die israelische Präsenz in den Gebieten schlimmer als die Nazi-Besatzung der Niederlande zu nennen, kann nur aus dem Mund eines fanatischen Antisemiten kommen", sagte der Dekan der jüdischen Menschenrechtsorganisation, Rabbi Marvin Hier, am Freitag. Die Äußerungen Gretta Duisenbergs befleckten den Ruf der Europäischen Zentralbank (EZB). Mit Blick auf Wim Duisenberg sagte Hier:"Entweder er ist gegen den Antisemitismus seiner Frau oder er unterstützt ihn. Im zweiten Fall muss er zurücktreten oder gefeuert werden."
In einem Interview mit der niederländischen Zeitung Algemeen Dagblad hatte Gretta Duisenberg gesagt:"Mit der Ausnahme des Holocaust ist die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete schlimmer als die Nazi-Besatzung der Niederlande." Die Grausamkeit der Israelis kenne keine Grenzen."Dass sie Häuser der Palästinenser in die Luft sprengen, ist nicht selten. Die Nazis sind während ihrer Besatzung der Niederlande nie so weit gegangen."
Gretta Duisenberg wies am Samstag erneut Vorwürfe zurück, sie sei antisemitisch. Sie kritisiere nur die israelische Politik in den besetzten Gebieten."Wenn (die Israelis) wirklich Frieden wollen, sollten sie aufhören, ständig Land für all diese (jüdischen) Siedlungen zu konfiszieren", sagte sie.
Zentralbankchef Duisenberg hatte diese Woche in einem Brief an den niederländischen Außenminister erklärt, er stehe 100-prozentig hinter seiner Frau. Der Außenminister hatte kritisiert, dass Duisenberg für ihre Reise einen Diplomatenpass benutzt hatte.
Eine der bedeutendsten jüdischen Organisationen der Niederlande, das Zentrum für Information und Dokumentation zu Israel, verlangte in einem offenen Brief an Wim Duisenberg eine Klarstellung, ob er die Position seiner Frau stütze."Die EZB bezieht ihre Stärke daraus, dass sie unabhängig von jeglicher politischen Debatte arbeitet. Wenn wir die Bemerkung in Ihrem Brief wörtlich nehmen, dass Sie 100-prozentig hinter Ihrer Frau stehen, dann müssen wir daraus schließen, dass Sie zustimmen."
nmk/seh
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