dottore
27.01.2003, 19:04 |
Take the sushi road, Deutschland (hier geht's lang): WICHTIG!Thread gesperrt |
-->Hi,
ein paar Zahlen aus Japan (jeweils letzt verfügbare, bzw. Jahresende), die Interesse wecken könnten, weil es der Weg ist, der noch auf so manchen anderen wartet, Big Fat Germany voran:
- Der Nikkei 225 fiel zwar von 1989 = 39.510 auf inzwischen 8.520. Aber das Trading Volume des Futures (daily Average), das seit 1991 ermittelt wird, ging von damals 75.000 zunächst auf ein Drittel zurück. Tiefs 1994 = 22.411, 2000 = 25.614. Im letzten Jahr hatten wir schon wieder 36.110, und in einigen Monaten 2002 wurde richtig reingegriffen (Juli = 43.524, Oktober = 47.138).
Was lehrt: In der Baisse wird noch schwer gezockt (Galgenhumor!), weshalb sie auch noch längst nicht zu Ende sein KANN.
- Die gesunkenen Zinsen sind sattsam bekannt, Drei-Monats-T-Bonds bringen genau 0,000 % und könnten glatt als"Bargeld" umlaufen, am Geldmarkt kommt's sogar zum Minuszins (allerdings nicht ex ZB, sondern aufgrund von bereits dargestellten Termineinpassungen). Was aber richtig reinhaut, sind die Time Deposit Rates. Die lagen bei 3 bis 6 Monaten 1991 noch bei 7,055 % (!), jetzt - wie alle sonstigen querbeet - bei 0,037. Ordinary Deposits = 0,003, Spitze: 1 - 2 yrs = 0,102 %. Die Ordinary Savings bringen 0,010 % (1990 noch 3,48!), Saving Certificates jetzt 0,070% (1990 = 6,33 %).
Was lehrt: Auf"Zinseinkünfte" etwelcher Art sollte sich niemand mehr verlassen. Es wird sie schlicht nicht mehr geben. (Dies allen sog. Zins-"Gegnern" ins Stammbuch mit Grüßen an die"einschlägigen" Foren, woaßt scho!)
Woraus im übrigen folgt, dass a) laufende Einkommen (Arbeit, Rente usw.) extrem wichtig werden, wobei Arbeit die Renten mitfinanzieren muss und den üblichen Würgeengel der Sozialsysteme abgibt und dass b) die Deflation ex Versilberung von Aktiva aller Art sich immer mehr verschärfen MUSS!
- Bei den Banken nehmen die Loans letztlich ab: 1990 = 4.433, 1997 (ATH) = 4.930, jetzt nur noch 4.285, während die Securities ansteigen (beim gefallenen Aktienmarkt logo Staatspapiere): 1990 = 1.240, letzt: 1.636.
Was lehrt: Der private Sektor wird vom gouvernementalen mehr und mehr ausgesmartet - der klassische Gang in die Staatswirtschaft.
- Auch die ultimative Spardose ("Postal Savings") der Bevölkerung nimmt zunächst stark zu. 1990 = 1.336, 1999 = 2.545. Doch dann nimmt es wieder ab: Ultimo 2002 nur noch 2.358.
Was lehrt: Ab einem bestimmten Punkt beginnt das AUSBLUTEN. Es kann auch gar nichts mehr gespart werden, selbst wenn man es wollte, vom Zins (siehe oben) ganz abgesehen. Nur: Das sog."Geld" geht keineswegs in Konsum oder Investition - ES IST EINFACH WEG!
- Die Staatspapiere ("outstandig bonds") sind ein Delikatesse für sich: 1982 = 964, 1990 = 1.663, 2000 = 3.675, Ultimo 2002: 4.818. (Gleichzeitig geht das Trading Volume bei Futures stark zurück, immer um die Null rummachen, bringt auch nicht den Spaß...).
<b<Was lehrt: Japan verlief deckungsgleich zu den USA (von 1,1 auf 6,3 oder so) und der BRD (dort allerdings der Stoß nach 1990 wg. WV), alle enden im selben Morast: Stillstand wg. Insolvenz bei amtlich garantierter Liquidität. Sozusage die Eiszeit des Kapitalismus bricht halt an...[/b]
- Die Bankrotte (Corporate) stiegen logo an: 1990 = 6.468, 2002 = 19.087, die Summen stiegen erst an, seit 2000 sinkend (81.4 - 238.8 - 137.8).
Was lehrt: Erst gibts noch die Klopper-Pleiten, dann wirds langsam weniger, nur noch die kleinen gehen vor die Hunde, die großen Bankerotte kann man sich schlicht nicht mehr leisten...
- Und das Spannendste zum Schluss: Die Zahlungsvorgänge selbst kollabieren: Die Settlements über das BoJ-Account: 1998 noch 43.136 (der Schnitt seit 1990 lag um die 40.000), 2002 nur noch 18.043. Die Schecks über die Clearingstellen: 1991 = 4.037, 2001 nur noch 877 (!), 2002 dürften es (Dezemberzahlen fehlen) unter 800 werden, im November gingen mit nur noch 45 um 31,2 % WENIGER - und zwar gg. Vorjahr!!! - Schecks um (Summen!). Dass dies auch für außhenhandelsrelevante Papiere zutrifft, muss nicht eigens erwähnt werden: 1998 = 10.694 - 2002 NUR NOCH 6.126.
<b<Was lehrt: Die Krise ist viel, viel, viel massiver schon als es immer heißt. Nichts ist dümmlicher als mit Statistiken aller möglichen Art aufzuwarten, wenn die FINANZSPHÄRE eine so klare, deutliche und unmissverständliche Sprache pflegt![/b]
Gruß!
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dottore
27.01.2003, 19:06
@ dottore
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Re: Take the sushi road, Deutschland (hier geht's lang) - Letzter Absatz neu: |
-->Was lehrt: Die Krise ist viel, viel, viel massiver schon als es immer heißt. Nichts ist dümmlicher als mit Statistiken aller möglichen Art aufzuwarten, wenn die FINANZSPHÄRE eine so klare, deutliche und unmissverständliche Sprache pflegt!
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Koenigin
27.01.2003, 19:47
@ dottore
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hola dottore - nun bring das mal in"anständiges deutsch" für unsere |
-->dickbäuchigen 50 Mio Bildzeitungs-Umblätterer.
Am besten als Komik - dann kapieren sie es vielleicht auch, welche paradisischen
Zeiten in der pipeline sind....
Oder sollen die es etwa gar nicht wissen -die Armen.
Das wäre aber gemein....
;))
adios
und gruetzi in die Schweiz
Dieter Koenig
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Heller
27.01.2003, 20:28
@ Koenigin
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Ich fürchte, das würde es nur beschleunigen, nicht aber verändern. Denn |
-->diejenigen, die es kapieren und entsprechend handeln, heizen die Deflation an.
Man kann vermutlich die Zahl derer, die in 10-15 Jahren mit einem blauen Auge aus der DeDe rauskommen, nicht wesentlich erhöhen, sondern nur verschieben.
Außer: ja - außer es gelingt, die Guthaben der wirklich Reichen zuerst zu vernichten. Vielleicht weiß dottore, wo da eine kleine Lawine ins Rutschen kommen könnte.
Man könnte z.B. die Pensionen bis 3.000 € auf's Konto überweisen und alles was darüber geht, in Staatsanleihen"auszahlen". Vor allem bei den Staatsbediensteten, die irgendwas mit den öffentlichen Finanzen zu tun hatten und bis zum Abwinken Kläranlagen, Schwimmbäder, Theater etc. im Größenwahn bewilligt oder sich nicht dagegen gewehrt haben.
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Tobias
27.01.2003, 20:40
@ dottore
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United Finance Japan zuletzt -90% (viertgrößte Bank in JP) mC |
-->Hoffe, man kann den Chart sehen - sonst bitte bei comdirect.de"UFJ" eingeben.
>><center>[img][/img] </center>
Chart sieht in JP etwas anders aus - sind dort aber auch rund -90%.
Der Plan zur"Unternehmenssanierung" liegt ebenfalls schon vor - er heißt: "Nationalization".
Bei Mizuho sieht's auch arg aus - es dampft mal wieder in JP.
Gestern war ich übrigens Sushi essen ;-) - sehr zu empfehlen! Dort auch Defla: Sonntags alles halber Preis - Sushi satt, Laden voll.
Gruß
Tobias
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CRASH_GURU
27.01.2003, 22:06
@ dottore
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Re: Take the sushi road, Deutschland (hier geht's lang): WICHTIG! |
--> Und das Spannendste zum Schluss: Die Zahlungsvorgänge selbst kollabieren: Die Settlements über das BoJ-Account: 1998 noch 43.136 (der Schnitt seit 1990 lag um die 40.000), 2002 nur noch 18.043. Die Schecks über die Clearingstellen: 1991 = 4.037, 2001 nur noch 877 (!), 2002 dürften es (Dezemberzahlen fehlen) unter 800 werden, im November gingen mit nur noch 45 um 31,2 % WENIGER - und zwar gg. Vorjahr!!! - Schecks um (Summen!). Dass dies auch für außhenhandelsrelevante Papiere zutrifft, muss nicht eigens erwähnt werden: 1998 = 10.694 - 2002 NUR NOCH 6.126.
Wie passt denn das mit den folgenden Zahlen zusammen???:
The trade surplus for the full year rose to 9.93 trillion yen (US$84.27 billion), with exports rising 6.4% and imports slipping 0.6%, the ministry said.
By month, the trade figure grew 19.9% to 791 billion yen in December from a year earlier, its 10th straight month of gains.
Exports in December grew 15.1%, contributing to the surplus growth. But the expansion was smaller than expected because of an almost equally strong surge in imports, which last month recorded a 14.1% increase from a year earlier.
Japan's trade surplus with the United States increased 18.6% to 624.1 billion yen in December from a year earlier.
Grüsse
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dottore
29.01.2003, 10:46
@ CRASH_GURU
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Re: Die Kernschmelze des japanischen (weltweiten) Finanzsystems - SEHR WICHTIG! |
-->> Und das Spannendste zum Schluss: Die Zahlungsvorgänge selbst kollabieren: Die Settlements über das BoJ-Account: 1998 noch 43.136 (der Schnitt seit 1990 lag um die 40.000), 2002 nur noch 18.043. Die Schecks über die Clearingstellen: 1991 = 4.037, 2001 nur noch 877 (!), 2002 dürften es (Dezemberzahlen fehlen) unter 800 werden, im November gingen mit nur noch 45 um 31,2 % WENIGER - und zwar gg. Vorjahr!!! - Schecks um (Summen!). Dass dies auch für außhenhandelsrelevante Papiere zutrifft, muss nicht eigens erwähnt werden: 1998 = 10.694 - 2002 NUR NOCH 6.126.
>Wie passt denn das mit den folgenden Zahlen zusammen???:
>The trade surplus for the full year rose to 9.93 trillion yen (US$84.27 billion), with exports rising 6.4% and imports slipping 0.6%, the ministry said.
>By month, the trade figure grew 19.9% to 791 billion yen in December from a year earlier, its 10th straight month of gains.
>Exports in December grew 15.1%, contributing to the surplus growth. But the expansion was smaller than expected because of an almost equally strong surge in imports, which last month recorded a 14.1% increase from a year earlier.
>Japan's trade surplus with the United States increased 18.6% to 624.1 billion yen in December from a year earlier.
>Grüsse
Hi,
schönen Dank für den Beitrag!
In der Statistik der BoJ wird nicht zwischen sich direkt auf den Handel (Finanzierung von realwirtschaftlichen Transaktionen) beziehenden und"reinen Finanzpapieren" (also zur Finanzierung von Kapital- oder Geldtransfer dienend) unterschieden (was auch technisch nicht möglich ist, da man einer auf Yen latenden Transaktion nicht ansehen kann, ob sie zum Kauf/Verkauf von Autos, Aktien, Beteiligungen, Anleihen, Geldmarktpapieren inkl. Vorauszahlungen usw. dient).
Alles wird unter der Position"Payments and Settlements" zusammengefasst, was sich beides auf Zahlungsverpflichtungen bezieht.
Wenn wir es salopp formulieren, kann man sagen: Japan verabschiedet sich in seinen gesamten Zahlungsströmen, die das Land als eigenen Währungsraum mit dem Rest der Welt verbinden, deutlich und unübersehbar. Die Summe, in der diese Zahlungsströme gemessen werden, lag im Dezember 2002 um 13,8 % unter Vorjahres-Dezember.
Da die Exporte statistisch deklariert werden, sobald sie die Grenze überschreiten, sagt dies natürlich noch nichts über die Bezahlung der Exporte aus. Dies sind reine Warenstatistiken.
Die Finanzstatistik kann nun als vor- oder nachlaufend analysiert werden. Nehmen wir sie als vorlaufend, d.h. im Extrem: es hatte überhaupt keinen Handel (Export/Import), sondern nur Finanztransaktionen gegeben und beziehen sich die Zahlen ausschließlich dann auf diese, kommen wir zu dem Ergebnis, dass diese Transaktionen immer weiter abschmelzen und schließlich gegen Null tendieren, d.h. jeder ist mit jedem glatt. Etwaige Exporte/Importe blieben davon unberührt.
Nehmen wir sie als nachlaufend, d.h. im Extrem: es gab nur Warentransaktionen und der Saldo hat zum Aubau von Finanzpositionen überhaupt erst geführt (Klartext: Japan hat enorme Guthaben aus seinen Exportüberschüssen früherer Jahre), dann deuten die rückläufigen Foreign Exchange Yen Clearing-Zahlen, dass die Guthaben rapide repatriiert wurden und jetzt in immer geringerem Umfang repatriiert werden, ganz einfach, weil sie gesettelt sind.
Für die Repatriierungsthese könnte die YEN/$-Kurs-Entwicklung sprechen, die sich zumal in den 90er Jahren als so rätselhaft darstellte - ein Rezessionsland mit"starker" Währung (Clearing-Plus 1997/98 war 20,8 %!).
Insgesamt möchte ich nochmals auf den Kern der Aussage der japanischen Finanzstatistiken hinweisen, die eine gigantische Kontraktion offenbaren.
Es scheint so etwas wie eine Kernschmelze in Gang gekommen zu sein. Dies ist nur mit zeitlicher Verzögerung in den"klassischen" monetären Größen zu erkennen. Der gesamte monetäre Sektor läuft in seiner Fristigkeit von Mtotal hin zu M3, M2, M1 und dann MZM.
Die Kernschmelze beginnt logischerweise nicht bei MZM, da diese Größe enorm nach oben manipuliert werden kann (siehe Politik der BoJ), was auch den ganz falschen Eindruck erweckt, es sei"immer mehr Geld" vorhanden, fände nur nicht den"richtigen" Weg - letztlich also in die Realwirtschaft, um dort endlich den deflationäre Prozess umzukehren ("angesagte Inflation" usw.).
Die Kernschmelze beginnt"hinten" (fristigkeitsmäßig) und frisst sich von dort dann immer weiter"nach vorne". Am Ende haben wird dann (wieder idealtypisch dar gestellt) nur noch MZM, das dann nur noch von Staatspapieren (gegen das es dann zu 0,0 % diskontiert in Erscheinung tritt)"gedeckt" ist.
Da die Staatspapiere nur mit MZM"erworben" werden können (Fristen spielen beim durchgehenden Nullzins keine Rolle mehr), haben wir über kurz oder lang eine MZM-Entwicklung, die parallel zur Staatspapierentwicklung läuft, wobei wir ganz zum Schluss keinerlei"zusätzliches" (d.h. für realwirtschaftliche Vorgänge verfügbares) MZM mehr beobachten können, da jeder zusätzliche MZM-Yen zeitgleich von den zusätzlich am Markt erscheinenden Staatspapier-Yen absorbiert werden müssen.
Dann wäre der vollständige Stillstand der Ã-konomie erreicht.
Dies ist die"Falle", in der Japan wirklich steckt und dies ist die Falle, in die der Rest der Welt unweigerlich ebenfalls geraten wird.
Dies ist der Fluch unseres weltweiten"Systems", in dem die ZB weder Tilgungen annimmt (also Waren kauft - siehe Goldstandard) und der Staat niemals tilgt (also Waren bzw. Dienste in Höhe seiner Verpflichtungen liefert und auch gar nicht liefern könnte), ohne dass der Staat zum Bankrott gezwungen werden kann.
Sorry for delay - und schönen Gruß!
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dottore
29.01.2003, 11:13
@ Heller
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Re: Problem Lebensversicherungen! WICHTIG! |
-->>diejenigen, die es kapieren und entsprechend handeln, heizen die Deflation an.
>Man kann vermutlich die Zahl derer, die in 10-15 Jahren mit einem blauen Auge aus der DeDe rauskommen, nicht wesentlich erhöhen, sondern nur verschieben.
>Außer: ja - außer es gelingt, die Guthaben der wirklich Reichen zuerst zu vernichten. Vielleicht weiß dottore, wo da eine kleine Lawine ins Rutschen kommen könnte.
Die läuft schon. Die"wirklich Reichen" sind zunächst die"Kapitalsammelstellen", Banken, Versicherungen, Fonds usw. Und wenn ich mir die Kursentwicklung etwa von Allianz oder Muc Re betrachte, dann bahnt sich dort Verheerung an.
Klare Konkurs-Favoriten! Das Schlimmst werden - wie in Japan - die öffentlichen Hände abwenden (siehe Bankgesellschaft Berlin).
Was passiert aber dann? Gehen wir dem Nullzins-Phänomen (siehe Japan) auf den Grund, bedeutet dies:
Irgendwelche Kapitallebensversicherungen abzuschließen, macht keinerlei Sinn mehr, da die Versicherten nicht nur nicht mehr auf die"erwartete", sondern auch nicht mehr auf irgendeine (!)"Überschussbeteiligung" hoffen können. (In D immer noch 3,25 %, wenn ich's richtig erinnere).
Der Versicherte erhält am Ende seines Vertrages zurück: Das von ihm Eingezahlte abzüglich der Risikoprämie. Woraus sich ergibt, dass er gleich das Geld behalten kann und nur noch eine Risiko-Lebensversicherung abschließt.
Das Ende aller LV-Gesellschaften, die mit"Überschüssen" locken könnten, ist so sicher wie das Amen in der Kirche!
On top: Versicherungen dürfen nur Neugeschäft einwerben, wenn sie über die gesetzlich vorgegebenen"Deckungs"-Prozente nachweisen. Solange die Versicherungen noch die 3,25 % als"Minimum" nachweisen müssen (letztlich), geht ihr Neugeschäft automatisch gegen Null, weil sie das über kurz oder lang nicht mehr erwirtschaften können (in Japan haben wir einen 12-Jahres-Zinssatz für"sichere", also deckungstockfähige Papiere von ebenfalls fast Null).
Sollte die Politik noch einen Funken von Verstand besitzen, dann müsste sie die 3,25%-Vorschrift schleunigst aufheben - was wiederum der (ohnehin längst fällige) Fangschuss für die ganze Branche wäre.
>Man könnte z.B. die Pensionen bis 3.000 € auf's Konto überweisen
Wie refinanziert? Auch mit Staatsanleihen? Die müsste dann jeder der 3.000-€-Bezieher in Höhe von 3.000 € zeichnen (wer sonst?) - womit er keinerlei"liquide Mittel" übrig hätte. Das Ganze läuft dann darauf hinaus, dass den Leuten Geld immer nur gezeigt und dann wieder weggenommen wird.
>und alles was darüber geht, in Staatsanleihen"auszahlen". Vor allem bei den Staatsbediensteten, die irgendwas mit den öffentlichen Finanzen zu tun hatten und bis zum Abwinken Kläranlagen, Schwimmbäder, Theater etc. im Größenwahn bewilligt oder sich nicht dagegen gewehrt haben.
Sehr schön! Zum Schluss sitzen alle auf riesigen Guthaben, die just in dem Moment, da sie diese"verwenden" wollen, schon wieder ein Jahr, einen Monat, einen Tag (später eine Stunde, usw.) in die Zukunft hinein"vorgetragen" werden.
Die ganze Welt wird enden wie der Esel, der ununterbrochen vorwärtstrabt, weil ihm eine Rübe vors Maul gebunden wurde, die er nur niemals erreichen kann. Das Ganze im Kreis natürlich...
Gruß!
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Baldur der Ketzer
29.01.2003, 13:33
@ dottore
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Re: der Esel mit der vorn voraus baumelnden Rübe |
-->Hallo, dottore,
klasse Bild! Absolut treffend.
Man muß sich mal jaanz domm stellen, wie mit der Dampfmaschinn.
Wenn ein Opa 5000 gespart hat, helfen die ihm gar nix, nur die Leistungen bzw. Waren, die er davon erwerben kann, geben ihm Nutzen ab - vom Angucken der Zahlen am Bankauszug kriegt bloß meine Großtante Paula (Paula, es iss traurig aber wahr, des oanzige auf derer Welt für di is Geld) leuchtende Bäckchen.
Wenn ich also zum Zeitpunkt 2014 leere Supermärkte und menschenleere Krankenhäuser habe, durch deren zerbrochene Fensterscheibe der Wind pfeift und mit der Aborttür spielt, nützt mir ein Sack voller Scheine nix.
Es braucht also immer Produktion und Leistungsbereitstellung dann, nicht jetzt.
Das mit dem Esel triffts m.E. nur im Finanzbereich. Wer eine Produktion betreibt (jetzt mal ganz profan, meinetwegen Gemüsebau), wird immer die Rübe essen können.
Wer selber eine leistung anbieten kann, die jemand anders haben will oder muß (Nachhilfe, Krankenpflege, med. Behandlung, Klavierlehrer, Straßenkehrer, Bäcker, Metzger, Viehzüchter, Schreiner etc.), ist selber unmittelbar produktiv.
Kriegt er keine Kredite mehr, wirds mit Tauschhandel zumindest soweit vorwärtsholpern, daß die Beteiligten satt werden.
Wer aber keine im engeren Sinne produktive Leistung anbietet, anbieten kann, ist der Banker, der Fongg-Verwalter, der Spekulant, der Börsenpuscher, der Soros, der Minister oder Kanzler ;-), der Vergangenheitsbewältiger, der Finanzbeamte ;-), weil ja freiwillig kein mit Überschuß Wirtschaftender für deren materielle *Leistungen* auch nur eine Kröte abdrücken würde, wenn er nicht durch Gesetz oder durch den Erfüllungsdruck finanzieller Verpflichtungen dazu gezwungen würde. Deren Leistungen bleiben im imaginären, nebulösen, prassenden, nur zeigenden, mitunter verhöhnenden Bereich, mithin im Rübenfall.
Ergo: weiter durchbeissen und nachgefragte Produkte/Dienstleistungen anbieten, weil zeitlos, statt im Nadelstreifen in der Nobelbude zu hocken und auf Dummies zu warten, solange sie noch durch die Türe kommen?
beste Grüße vom Baldur
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Baldur der Ketzer
29.01.2003, 14:15
@ dottore
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Re: Die Kernschmelze des japanischen (weltweiten) Finanzsystems Problemlösung? |
-->
>Dann wäre der vollständige Stillstand der Ã-konomie erreicht.
>Dies ist die"Falle", in der Japan wirklich steckt und dies ist die Falle, in die der Rest der Welt unweigerlich ebenfalls geraten wird.
>Dies ist der Fluch unseres weltweiten"Systems", in dem die ZB weder Tilgungen annimmt (also Waren kauft - siehe Goldstandard) und der Staat niemals tilgt (also Waren bzw. Dienste in Höhe seiner Verpflichtungen liefert und auch gar nicht liefern könnte), ohne dass der Staat zum Bankrott gezwungen werden kann.
Hallo, dottore,
da dies aber ein Geburtsfehler des Systems ist, müßte man doch zwangsläufig, um einen tragfähigen Weg zu beschreiten (abseits des angerichteten Trümmerhaufens, von dem ich auch nicht weiß, wie man den aufräumen kann), weg von der defacto staatlichen Monopolkontrolle hin zu einem parallelen, unabhängigen *Privatgeld*, das sich nicht auf Forderungen (aus der Wertpapierbeleihung) bzw. diffus-abstrakten Verschuldungsakten gründet, sondern
- gegenständliche Schuld verbrieft (geben Sie gegen diesen Schein einen Liter Super 98, einzulösen bei allen Tankstellen der Firmengruppe, geben Sie gegen diesen Schein Waren im Wert von X in allen unserer Filialen bundesweit)
- oder den Wert mitbringt (Edelmetallmünzen) bzw. Depotscheine.
Ich glaube immer, daß die Blasenkrise bloß deswegen so ausufern konnte, weil die ganzen Salden geschickt vernebelt werden (Sondervermögen, Tilgungsfonds) und eigentlich niemand weiß, welcher Titel genau hinter welchem Geldschein steckt, in der EZB-Ära zumal.
Da ist mir doch ein Scheinchen, eine Tanknote von Aral, ein Wertschein der Metro oder so allemal wertvoller als ein Fünf-Eurotz-Fetzen, denn da stehen noch reale Unternehmen dahinter, die eine konkrete Leistung schulden.
Was hülfts mir, wenn irgendjemand der Notenbank Geld aus der Verpfändung von Ford-Anleihen oder Bankerottstaatsaffenzetteln schuldet?
Ist nicht damit das *schuldgedeckte* Geld am Ende?
beste Grüße vom Baldur
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Praxedis
29.01.2003, 14:28
@ Baldur der Ketzer
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das schuldgedeckte Geld wird vermutlich für eine kleine Frist... |
-->noch an das andere Ufer des Schatt el Arab bzw. Tigris/Euphrat gerettet werden können - als nächste Barrieren gehen der Indus, Mutter Ganga (Ganges) und Brahmaputra, der Irrawadi, der Mekong und desweiteren der HuangHe und der Jangtsekiang in die Annalen des fliessenden FiatMoney ein.....
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dottore
29.01.2003, 15:23
@ Baldur der Ketzer
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Re: der Esel mit der vorn voraus baumelnden Rübe - der kommende Vollsozialismus |
-->>Das mit dem Esel triffts m.E. nur im Finanzbereich. Wer eine Produktion betreibt (jetzt mal ganz profan, meinetwegen Gemüsebau), wird immer die Rübe essen können.
Hi Baldur,
wie immer instinktsicher und den Finger auf den Punkt gelegt. Danke.
Ich darf zu einem kurzen, äh längeren Rundumschlag ausholen:
Wir haben zwei möglichkeiten, Geld in die Wirtschaft zu bringen
a) als Ware (unbeschadet der Tatsache, dass ein Teil dieser Ware als Abgabe oder standardisierte Abgabe von"oben" abgefordert wird). Diesen Komplex müssen wir hier nicht weiter diskutieren - nur so viel, dass es aus Verspechen auf Lieferung dieser Ware zu Finanztiteln gekommen ist, die dann ihrerseits im Laufe der Zeit zu Geld geworden sind. Zunächst neben den Waren, wie auf Waren lautende Schuldscheine, Wechsel usw., dann diese immer mehr ersetzend, je länger der"Umweg" wurde, bis der Titel dann auf die Ware selbst"traf" und diese produziert und geliefert werden musste.
Als Beispiel, jetzt mit Staat: Dieser fordert Waren ab, kommt dann mit dem Umfang der abgelieferten Waren nicht mehr"klar" und beleiht seine künftigen Wareneingänge gegen Ausstellung eines Titels, vulgo Staatspapier. Eigentlich müsste es dann so weiter laufen: Staat löst den Titel gegen Wareneingang (Steuer) aus, Titel erloschen, Zustand ex ante wieder da.
Lässt Staat den Titel stehen (prolongiert usw.) erhält der Titel logischerweise ein Abgeld, da die Ware nicht erscheinen will. Abgeld gegenüber der Ware, d.h. im Metallstandard: Die Staatspapiere fallen gegen"specie" (= Metall). Beispiele noch und noch, klassisch:"The high price of bullion" (Ricardo).
Um diesen Fall zu verhindern (die Katarakte der obrigkeitlichen Pleiten sind bekannt), wird der Titel in eine"garantierte" Relation zur Ware gesetzt ("Deckung" usw., also klassischer Goldstandard, Funktionsweise allgemein bekannt) - funktioniert aber nur durch Etablisierung einer"gesonderten" Instanz, daher Entstehung der ZBs, angefangen BoSc, BoE usw. (auch hinreichend erörtert).
Die ZBs operierten zunächst mit Metall und mit Handelswechseln, die ihrerseits ein rechtlich ziemlich scharfes (Gläubiger- und Schuldnerhaftung) Schwert zur Erzwingung von realer Warenproduktion waren. Mit der Hereinnahme von Finanzwechseln wurde das schon in den 30er Jahren (Mefo usw.) ausgehebelt und ist im langen Abgang von der Ware (Metall) bis 1971 ganz verschwunden.
Seitdem kommt Geld nicht mehr gegen Ware bzw. Warenversprechen auf die Welt (versprengte Reste noch da und dort, z.B. in Deutschland 5 % in der Buba-Bilanz), sondern nur noch gegen Finanztitel.
Diese zielen nun eben nicht mehr auf den realen bzw."produktiven" Bereich, d.h. sie können nicht mehr mit Hilfe dieses zum definitiven Erlöschen gebracht werden. Sie können nur immer weiter vorgetragen werden und dies mit Hilfe weiterer, allerdings logischerweise später fälliger Finanztitel.
Die Titel selbst lauten also auf Nichts - außer auf sich selbst, d.h. der früher fällige Titel wird von einem später fälligen abgelöst, der seinerseits wieder von einem noch später fälligen abgelöst wird.
Es kommt nun alles darauf an, an diese Titel zu kommen, was am einfachsten dadurch geschieht, dass man sie selbst fabriziert, was dem privaten Sektor aus ebenfalls lang und breit diskutierten Gründen (Kreditfähigkeit, -willigkeit, Erreichen der Beleihungsgrenzen, sinkende, statt steigende Bewertungen, usw.) immer schwerer fällt und so entweder diesen sich selbst überlässt (= Konkurs-, da Titelbeschaffungsunfähigkeits-Katarakte)
oder den prolongationsrobusten öffentlichen Schuldner auf den Plan ruft, der zunächst von sich aus Netto-Titel begeben kann (= allgemeine Inflationierung, wie sie in den 1970er Jahren prompt startete), dann aber mehr und mehr dazu übergehen muss, die in der Privatsphäre nicht mehr möglichen Zusatzverschuldungen von sich aus zu initiieren (="Konjunkturprogramme"), um schließlich beim immer größeren Hereinnehmen von Titeln illiquider und insolventer privater Schuldner zu landen (der japanische"Klassiker").
Also ein Drei-Phasenprogramm. Wir sind in Phase Drei.
Am Ende landen sämtliche Titel auf der Passivseite der öffentlichen Hand, die ihrerseits ihre Titel jederzeit der ZB aufdrücken kann, so dass das Ganze im Endzustand bei völliger Kreditlosigkeit des Privatsektors (bezogen auf zusätzliche Kreditvergaben) und einem durch alle Fristen laufenden Nullzins sich darstellt. Dies in Verbindung mit einem laufend fallenden Preisniveau und einer allgemeinen Depression und schließlichem Stillstand sämtlicher privaten Aktivitäten, soweit diese noch in irgendeinem Zusammenhang mit privaten Kreditphänomenen stehen.
Es läuft dann alles auf einen subtil eingefädelten Vollsozialismus hinaus: Jegliche wirtschaftliche Aktivität hängt am Tropf des Staates (Existenzgründerdarlehen!), der dann nur noch den letzten Schritt vollziehen muss: Herstellung Verteilung der lebensnotwendigen Güter in eigene Regie zu übernehmen (siehe die bekannten"Getreidespenden" through the ages).
Dieser Kurs ist nicht ohne Risiken. Denn jegliche wieder auflebende privatwirtschaftliche Aktivität würde das auf Null festgeschriebene Zinsniveau schlagartig von der Nulllinie weg bewegen: Ich bitte nur zu bedenken, was es in Japan für den Kurs der Nullprozenter über alle Termine zu pari bedeuten würde, wenn aus dem Nullzins wieder ein positiver Zinssatz würde. Die Katastrophe wäre komplett, weshalb der letzte Titelhalter (Staat über Hineinnahme von Fremdtiteln), der zugleich der letzte Titelschuldner (gegenüber ZB und Resten der privaten Wirtschaft) ist, nur noch ein Interesse haben kann: Einen neuerlichen Zinsanstige à tout prix zu vermeiden, was den Prozess immer weiter in die oben skizzierte Richtung treibt.
b) als Finanztitel (wie beschrieben), wobei die"Bezahlung" der jeweils fälligen Titel über später fällige Titel erfolgt. Dies ist das heutige"Modell", wobei ich nochmals darauf hinweisen darf, dass sich z.B. in der BRD schon die"Erstausstattung" mit"Geld" bei der Währungsreform nur über eine Verschuldung (per Titel"Ausgleichsforderung") des Staates gegenüber der damaligen BdL realisieren ließ.
Inzwischen ist in den meisten Staaten der Weg hin zum reinen Finanztitel-"Geld" vollendet. Um die Banken im heutigen ZB-System nicht per se in den Ausweglos-Konkurs zu treiben, muss der ZB-Satz natürlich auf Null gehen, so dass die Banken ihrerseits als einzige, die mit der ZB Geschäfte machen können, nicht"mehr" zurückgeben müssen als sie selbst von ihr erhalten haben.
Sind sämtliche privaten Fristigkeiten entweder abgearbeitet oder eben auf der Passivseite des Staates verschwunden, ist Ende vom Gelände. Wir haben dann, da Nullzins durch alle Fristigkeiten, nur noch eine permanente Prolongation der Staatstitel durch sich selbst.
Die restliche Variable ist dann das laufende Staatsdefizit und zwar jenes, das unabhängig von der Titelübernahme (und ihren Folgen, also restlichen Zinszahlungen bis auch diese im Laufe der Zeit gänzlich auf Null gebracht wurden) entsteht. Da der Staat nicht auch noch zum Kostgänger des Staates werden kann, der keinerlei über den Markt, also den privaten Sektor, laufende Waren- und Diensteproduktionen verfügt, muss auch dort dann ein Verteilungssystem eingerichtet werden: Am Besten man stattet auch die beim Staat Tätigen mit den entsprechenden"Gutscheinen" aus, usw.
So haben wir dann auch auf diesem Wege den Eilmarsch hin zu einer vollsozialistischen Wirtschaft, in der nur noch für den Staat und seine Verteilungsmaschinerie gearbeitet wird und ansonsten - je nach Substrukturen - jeder einzelne für sich selbst arbeitet.
Das Ganze schaukelt sich dann immer tiefer, bis zum Schluss Arbeiten für die Verteilungsmaschinerie auch noch eingestellt werden (wir kennen dieses Phänomen sehr gut von den präkolumbianischen auch den nahöstlichen Kulturen, wo die gewaltigen Stadt- und Tempelanlagen quasi stante pede verlassen wurden und sich kein Forscher bis heute erklären kann: warum?) und wir dort ankommen, wo wir hergekommen sind: Bei der selbstversorgenden Eigenhofwirtschaft.
Dass dieser Rückbildungsprozess nicht ohne allergrößte Probleme ablaufen wird, ist klar. Aus der Geschichte lernen wir, dass sich die Redimensionierungen höchst blutig gestalten (siehe Rom, siehe die Maya, siehe China, usw.).
Es wird also höchst munter zugehen in den kommenden Jahren/Jahrzehnten.
Ich bitte, auch die Causa Saddam vor diesem Hintergrund zu betrachten - der vielfach beschrieene"Weltbürgerkrieg" ist doch zum Greifen nahe!
>Wer selber eine leistung anbieten kann, die jemand anders haben will oder muß (Nachhilfe, Krankenpflege, med. Behandlung, Klavierlehrer, Straßenkehrer, Bäcker, Metzger, Viehzüchter, Schreiner etc.), ist selber unmittelbar produktiv.
>Kriegt er keine Kredite mehr, wirds mit Tauschhandel zumindest soweit vorwärtsholpern, daß die Beteiligten satt werden.
Völlig klar. Diese Substrukturen werden gewaltig zunehmen (Schwarzarbeit, Heim- und Schattenwirtschaft etc.).
>
>Wer aber keine im engeren Sinne produktive Leistung anbietet, anbieten kann, ist der Banker, der Fongg-Verwalter, der Spekulant, der Börsenpuscher, der Soros, der Minister oder Kanzler ;-), der Vergangenheitsbewältiger, der Finanzbeamte ;-), weil ja freiwillig kein mit Überschuß Wirtschaftender für deren materielle *Leistungen* auch nur eine Kröte abdrücken würde, wenn er nicht durch Gesetz oder durch den Erfüllungsdruck finanzieller Verpflichtungen dazu gezwungen würde. Deren Leistungen bleiben im imaginären, nebulösen, prassenden, nur zeigenden, mitunter verhöhnenden Bereich, mithin im Rübenfall.
Richtig. Sie alle werden leer ausgehen. Von"Guthaben" wird man halt nicht satt.
>Ergo: weiter durchbeissen und nachgefragte Produkte/Dienstleistungen anbieten, weil zeitlos, statt im Nadelstreifen in der Nobelbude zu hocken und auf Dummies zu warten, solange sie noch durch die Türe kommen?
Riskant. Lässt sich aber im engeren und überschaubaren Bereich möglicherweise stemmen. Wer sich heute noch auf so etwas wie die"Globalisierung" verlässt (Kunde sitzt in Kasachstan) wird dumm schauen.
Besten Gruß zurück!
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Bankrunner
29.01.2003, 15:33
@ dottore
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Wie wäre es mit der Errichtung von VOLKSAUSSPEISUNGSHÄUSERN als 1. Schritt?:-)) (owT) |
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dottore
29.01.2003, 15:55
@ Baldur der Ketzer
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Re: Die Kernschmelze des japanischen (weltweiten) Finanzsystems Problemlösung? |
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>Hallo, dottore,
>da dies aber ein Geburtsfehler des Systems ist, müßte man doch zwangsläufig, um einen tragfähigen Weg zu beschreiten (abseits des angerichteten Trümmerhaufens, von dem ich auch nicht weiß, wie man den aufräumen kann), weg von der defacto staatlichen Monopolkontrolle hin zu einem parallelen, unabhängigen *Privatgeld*, das sich nicht auf Forderungen (aus der Wertpapierbeleihung) bzw. diffus-abstrakten Verschuldungsakten gründet, sondern
>- gegenständliche Schuld verbrieft (geben Sie gegen diesen Schein einen Liter Super 98, einzulösen bei allen Tankstellen der Firmengruppe, geben Sie gegen diesen Schein Waren im Wert von X in allen unserer Filialen bundesweit)
Ja, damit wird es wieder losgehen. Aber von einem viel, viel tieferen Niveau aus als heute und vermutlich erst nach einer sehr, sehr langen Durstrecke.
Die in der Geschichte immer wieder auftauchenden"dark ages" (klassisch Übergang von Antike zum hohen MA) sind bei allen Geschichtsverfälschungen und trotz allem Zeiten-Stretching kein Zuckerschlecken. Wer dauernd ums Überleben und gegen andere kämpfen muss, schreibt keine Reichsannalen oder Poesie.
>- oder den Wert mitbringt (Edelmetallmünzen) bzw. Depotscheine.
Das ist ja das Problem, mit dem sich Lietaer und andere beschäftigen. Mit irgendeinem Depotschein wird es wieder beginnen, aber mit diesen Geldheilungsvorschlägen ist im heutigen"System" nichts zu retten.
Der Oldy fängt doch schon mit rindfleichgedeckten Gogos wieder an. Nur wird er mit seinen paar Zetteln nicht die 50 Billionen oder so Dollar Verbindlichkeiten der Welt retten können. Und die darauf reisenden Schuldner, alias Staaten, Fabriken, US-Verbraucher auch nicht.
In all diesen Tauschgeld-, Freigeld-, Reformgeld-, Zinslosgeld- usw. -Vorschlägen steckt schon ein fester Kern. Nur die Behauptung, dass man mit solchen"Geldsystemen" die aktuelle, arbeitsteilige Wirtschaft und ihr komplett aberwitzig aufgeblasenes Niveau"retten" könne (dann kauf' ich mir meinen Hubschrauber, Lkw, Ferrari, Mallorca-Finca usw. eben mit Gogos statt mit Dollar) ist von empörender Naivität.
Hinzu kommt die herablassende Art, in der das alles ad nauseam vorgetragen wird (ICH weiß es, WIR, die Freiwirte, Geldcrasher usw. wissen es, ihr anderen seid nur zu blöd, das zu schnallen), die überhaupt nichts bringt.
Da ist der Meister Huth schon sorgsamer. Er hält seine nächste Tagung in einem Ambiente ab (Vierbettzimmer), das dem entspricht, auf das wir ohnehin zusteuern. Leider blendet er auch das Zentralproblem aus: Die Entstehung jeglichen bisher bekannten Geldes (bis heute) durch staatlichen Abgabenzwang.
Der Ansatz ist immer der nämliche: Fangen wir mal mit der"Wirtschaft" an und tun dann als"Schmiermittel" a bisserl Geld dazu... Wenn wir das richtige Schmiermittel erwischen, ist alles bestens paletti.
Das Rumdoktern am Symptom (Geld) bringt nichts. Der Krebsherd muss endlich erkannt und rausgeschnitten werden: Die Möglichkeit, per Macht und bewaffnetem Zwang Leistung und Arbeit zu erzwingen.
>Ich glaube immer, daß die Blasenkrise bloß deswegen so ausufern konnte, weil die ganzen Salden geschickt vernebelt werden (Sondervermögen, Tilgungsfonds) und eigentlich niemand weiß, welcher Titel genau hinter welchem Geldschein steckt, in der EZB-Ära zumal.
Richtig.
>Da ist mir doch ein Scheinchen, eine Tanknote von Aral, ein Wertschein der Metro oder so allemal wertvoller als ein Fünf-Eurotz-Fetzen, denn da stehen noch reale Unternehmen dahinter, die eine konkrete Leistung schulden.
Wie soll Aral eine Tanknote ausstellen, wenn 95 % des Benzin-"Wertes" aus öffentlichen Abgaben bestehen (OPEC, MinSteuer, MWst., Soli, usw.), hinter denen bewaffneter Zwang lauert?
>Was hülfts mir, wenn irgendjemand der Notenbank Geld aus der Verpfändung von Ford-Anleihen oder Bankerottstaatsaffenzetteln schuldet?
>Ist nicht damit das *schuldgedeckte* Geld am Ende?
Das geht seinem Ende entgegen. Im Stechschritt!
Besten Gruß zurück!
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Baldur der Ketzer
29.01.2003, 16:45
@ dottore
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Re: der kommende Vollsozialismus |
-->Hallo, dottore,
das war wieder ein Sonderklasse-Beitrag von Dir!
>Seitdem kommt Geld nicht mehr gegen Ware bzw. Warenversprechen auf die Welt (versprengte Reste noch da und dort, z.B. in Deutschland 5 % in der Buba-Bilanz), sondern nur noch gegen Finanztitel.
da ging die Bodenhaftung verloren?
>Diese zielen nun eben nicht mehr auf den realen bzw."produktiven" Bereich, d.h. sie können nicht mehr mit Hilfe dieses zum definitiven Erlöschen gebracht werden. Sie können nur immer weiter vorgetragen werden und dies mit Hilfe weiterer, allerdings logischerweise später fälliger Finanztitel.
der Knechtungsknebel, ohne Einbeziehung des Staates keine Überlebensaussicht, wegen Zahlungsmittel=Steuererfüllungsmittel, wie von Dir dargelegt
>Die Titel selbst lauten also auf Nichts - außer auf sich selbst,
man muß sich das mal vorstellen - ich bring das immer noch nicht fertig, da klemmen die Hirnwindungen und weigern sich, obwohl sich allein der Eindruck des Gedankens in Haarsträuben zeigt
>Es läuft dann alles auf einen subtil eingefädelten Vollsozialismus hinaus: Jegliche wirtschaftliche Aktivität hängt am Tropf des Staates
wobei dieser Leviathan dem George Orwellschen großen Bruder nahezukommen scheint
>Dieser Kurs ist nicht ohne Risiken. Denn jegliche wieder auflebende privatwirtschaftliche Aktivität würde das auf Null festgeschriebene Zinsniveau schlagartig von der Nulllinie weg bewegen: Ich bitte nur zu bedenken, was es in Japan für den Kurs der Nullprozenter über alle Termine zu pari bedeuten würde, wenn aus dem Nullzins wieder ein positiver Zinssatz würde. Die Katastrophe wäre komplett, weshalb der letzte Titelhalter (Staat über Hineinnahme von Fremdtiteln), der zugleich der letzte Titelschuldner (gegenüber ZB und Resten der privaten Wirtschaft) ist, nur noch ein Interesse haben kann: Einen neuerlichen Zinsanstige à tout prix zu vermeiden, was den Prozess immer weiter in die oben skizzierte Richtung treibt.
an das hab ich noch nie gedacht, aber es ist ein drückender Gedanke - wie soll Japan da bloß noch jemals rauskommen? Die sind echt im Treibsand, und jede Bewegung beschleunigt das Absinken - egal, was sie tun, sie verlieren Substanz
>> Da der Staat nicht auch noch zum Kostgänger des Staates werden kann, der keinerlei über den Markt, also den privaten Sektor, laufende Waren- und Diensteproduktionen verfügt, muss auch dort dann ein Verteilungssystem eingerichtet werden:
das haben wir, wenn VW, DC, Opel, Metro, Aldi, die Banken, Schlecker, Allianz, Aral, Münchner Rück etc. zur Sicherung der Arbeitsplätze und zur Rettung der Volkswirtschaft in Staatseigentum überführt worden sind (Vorbild Japanbanken).
Neue ICE-Trassen baut dann Holzmann, eine AG der BRD....;-), die Gemüseversorgung übernimmt Rungis Express, eine AG der BRD....;-), oder eher CooP?, vielleicht auch HO, die Gesundheitsversorgung wird Bundeswehraufgabe (deswegen Einsatz im Inneren, also, bei inneren Krankheiten ;-), Grundversorgung in der nächsten Kaserne (es heißt nicht, machen sie mal aaaaaaaah, sondern, stehen sie mal STILL!)
>> Am Besten man stattet auch die beim Staat Tätigen mit den entsprechenden"Gutscheinen" aus, usw.
hm, erinnert mich an die Requirierungsrechte nach dem Wirtschaftssicherungsgesetz (Notstandsgesetz), welches seit Ausrufen des Nato-Falls inkraft sein soll, obwohls niemand merkt
>Das Ganze schaukelt sich dann immer tiefer, bis zum Schluss Arbeiten für die Verteilungsmaschinerie auch noch eingestellt werden (wir kennen dieses Phänomen sehr gut von den präkolumbianischen auch den nahöstlichen Kulturen, wo die gewaltigen Stadt- und Tempelanlagen quasi stante pede verlassen wurden und sich kein Forscher bis heute erklären kann: warum?)
die leere, aber vollbeleuchtete DDR, Erich irrt durchs leere Ostberlin, findet ein riesiges Loch in der Mauer und ein Graffitto: ERich, Du bist der Letzte, mach das Licht aus..., hier, die Auswanderungsdebatte (macht Euren Scheißdr...... alleine und auf eigene Kosten {stinkefingergestikulier})
>>und wir dort ankommen, wo wir hergekommen sind: Bei der selbstversorgenden Eigenhofwirtschaft.
wehe, wer dann in der Stadt wohnt...
>Dass dieser Rückbildungsprozess nicht ohne allergrößte Probleme ablaufen wird, ist klar. Aus der Geschichte lernen wir, dass sich die Redimensionierungen höchst blutig gestalten (siehe Rom, siehe die Maya, siehe China, usw.).
>Es wird also höchst munter zugehen in den kommenden Jahren/Jahrzehnten.
vielleicht wird auch deswegen versucht, dem herannahenden Buschbrand mit einem Gegenfeuer entgegenzutreten (erste Ablenkungsabflämmung Irak)?
Nur mit Kriegsrecht gibts den offiziellen Zugriff des Staates auf die Produktion und auf die Warenvorräte (ich komm nochmal, Notstandsgesetze)
>Ich bitte, auch die Causa Saddam vor diesem Hintergrund zu betrachten - der vielfach beschriebene"Weltbürgerkrieg" ist doch zum Greifen nahe!
> Wer sich heute noch auf so etwas wie die"Globalisierung" verlässt (Kunde sitzt in Kasachstan) wird dumm schauen.
Genau, ich versuche zur Zeit, vom Import-Export wegzukommen und was anzubieten, das vor Ort läuft. (Ist aber sehr schwer, so was zu finden)
Beste Grüße vom Baldur
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