marocki4
07.02.2003, 16:08 |
Deutschland und Vatikan rufen zu friedlicher Lösung in Irak auf Thread gesperrt |
--> Vatikan-Stadt, 07. Feb (Reuters) - Bundesaußenminister
Joschka Fischer und Papst Johannes Paul II. haben die
Weltgemeinschaft gemeinsam zu einer friedlichen Lösung des
Irak-Konflikts aufgerufen.
Fischer sagte Journalisten am Freitag nach dem Treffen mit
dem 82-jährigen katholischen Kirchenoberhaupt im Vatikan, der
Papst sei wie er besorgt über die Gefahr eines Kriegs und dessen
Auswirkungen auf die Menschen und die Stabilität der Region. Ein
Sprecher des Papstes bekräftigte die Haltung des Vatikans, dass
alles getan werden müsse, um einen Krieg zu vermeiden. Der Papst
hatte Anfang des Jahres ungewöhnlich scharfe Kritik an einem
Angriff der USA gegen Irak geübt. Auch die Bundesregierung lehnt
einen Militärschlag in dem Golfstaat ab.
"Ich bin zwar kein Sprecher des Heiligen Vaters, (...) aber
wir sind uns in der tiefen Sorge und der tief greifenden Skepsis
sehr nahe", sagte Fischer. Die Bundesregierung und der Vatikan
seien sich zudem darin einig, dass Irak die Abrü stungsauflagen
der Vereinten Nationen (UNO) erfüllen müsse. Irak habe nicht das
Recht, Massenvernichtungswaffen zu besitzen. Das Land müsse
daher mit den UNO-Waffeninspektoren aktiv zusammenarbeiten.
Am 14. Februar wird sich der Papst mit dem irakischen
Vize-Ministerpräsidenten Tarek Asis treffen. Am selben Tag
wollen die Waffeninspekteure dem UNO-Sicherheitsrat den Bericht
über ihre Kontrollen vorlegen, der über Krieg oder Frieden
entscheiden könnte. Die USA werfen Irak vor,
Massenvernichtungswaffen vor den Kontrolleuren zu verstecken und
daher gegen die UNO-Resolution zu verstoßen. Die US-Regierung
hat dem Golfstaat gedroht, notfalls im Alleingang anzugreifen,
sollte er nicht abrüsten.
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stinger
07.02.2003, 18:46
@ marocki4
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Interessante Parallelen zur Kuba Krise 1963 |
-->Trotz Mauerbau, Kuba-Krise, Vietnam: Das Konzil kämpft für Tauwetter im Ost-West-Konflikt
VON BERND HANS GÃ-HRIG
Während des Konzils am 7. März 1963 empfängt Papst Johannes XXIII. besondere Gäste: Alexej Adschubej und seine Frau. Das Ehepaar aus Moskau zählt nicht zu den üblichen Pilgern, die beim Konzil Rom besuchen, denn Adschubejs Schwiegervater ist Nikita Chruschtschow, Generalsekretär der KPdSU, der Monate zuvor in der Kuba-Krise die Welt an den Rand eines neuen Weltkrieges geführt hatte. Die Politik in der westlichen Welt steht Kopf; die vatikanische Kurie ist entsetzt - der Empfang für die Sowjets löst einen Sturm der Entrüstung aus, handelt es sich doch um die erste Papstaudienz für prominente Kommunisten überhaupt.
Oktober 1962: Kubakrise. Die Welt am Rande der atomaren Katastrophe. Johannes richtet einen flehentlichen Appell zum Frieden an die Supermächte. Das Wunder geschieht. Die Russen geben nach. Im Rückblick wird heute deutlicher sichtbar, wie entscheidend Johannes XXIII. während der Kuba-Krise dazu beigetragen hat, dass es nicht zur befürchteten Katastrophe des Nuklearkriegs kam.
"Pacem in terris - Friede auf Erden" - der Titel der letzten Enzyklika des Papstes. Die Welt applaudiert dem Papst. Das Time-Magazin macht ihn zum Mann des Jahres. Doch in die Freude mischt sich Schmerz, als der Papst wenige Wochen später stirbt.
Die bleibende Aktualität des letzten Rundschreibens des 1963 verstorbenen Papstes Johannes XXIII.,"Pacem in terris", steht im Mittelpunkt der päpstlichen Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2003. In der Zeit des fünfjährigen Pontifikats von Johannes XXIII., der knapp zwei Monate nach der Veröffentlichung von"Pacem in terris" starb, habe es große Konflikte in der Welt gegeben: die Kuba-Krise, die Berlin-Krise, die Ost-West-Konfrontation mit der Drohung des Einsatzes von Atomwaffen, totalitäre Systeme, Nachwirkungen einer blutigen Kirchenverfolgung. Johannes XIII. habe dennoch"nicht die Meinung derjenigen geteilt, die den Frieden in den Bereich des Unmöglichen rückten", heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten päpstlichen Botschaft.
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stinger
07.02.2003, 18:49
@ stinger
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Artikel aus Bonner Rundschau |
-->Papst-Botschaft zum Weltfriedenstag
"Frieden keine Utopie"
von HAJO GOERTZ
Papst Johannes Paul II. Foto: dpa
ROM. Oft wird erst nach Jahrzehnten offenbar, welche diplomatischen Vorstöße Weltgeschichte verändert haben. Inzwischen ist belegt, dass Papst Johannes XXIII. in der Kuba-Krise 1962 entscheidend dazu beigetragen hat, die Welt vor einem Atomkrieg zu bewahren. Monate später veröffentlichte dieser Papst sein Rundschreiben über den"Frieden in der Welt".
An deren Veröffentlichung vor bald vierzig Jahren erinnert der jetzige Papst in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1.Januar. Johannes Paul II. teilt den Optimismus seines Vorgängers, dass Frieden keine Utopie sei, auch wenn er nicht übersieht, dass die Überwindung des Ost-West-Konflikts keineswegs zu einer friedlicheren Welt geführt hat.
Nicht zuletzt weil es um das"Heilige Land" geht, zeigt sich Woityla besorgt um die anhaltend"dramatische Lage im Nahen Osten", und vorstellbar ist durchaus, dass dieser Papst, der ja nicht unbeteiligt war an der friedlichen Wende in Osteuropa, hinter den Kulissen tätiger ist, als die Ã-ffentlichkeit ahnt.
Der Papst nennt den Konflikt einen"Bruderkrieg", bei dem die"verschärfte gegenseitige Ablehnung" eine"schier endlose Kette von Gewalttaten" verursache. Dem hält Johannes PaulII. entgegen, eine auf die Verwirklichung der Menschenrechte gerichtete Politik sei"für alle unvergleichlich vorteilhafter als die Fortsetzung der andauernden Konfliktsituation".
Da Israelis und Palästinensern dafür offensichtlich der Blick verstellt ist, nimmt Johannes Paul II. jene Mitglieder der Völkergemeinschaft in die Pflicht, die durch"bestehende Interessenkonflikte" den"prekären Charakter der Lage" noch zuspitzen.
Damit dürften, wenn auch ungenannt, vor allem die USA gemeint sein. Als Instrumentarium zur Überwindung ihrer Blockade einer friedlichen Entwicklung sieht dieser Papst - wie schon Johannes XXIII. - die UN. Johannes Paul II. gibt sich überzeugt, dass deren ethisches Fundament, die Konvention über die Menschenrechte von 1948, eine Grundlage für globalen Frieden sein kann, wenn denn die Mitgliedsstaaten auch daran gebunden fühlten.
Ausdrücklich lehnt der Papst die"Schaffung eines globalen Superstaates" ab, doch fordert er"demokratische Formen der Ausübung politischer Autorität" auch auf internationaler Ebene und erteilt damit allen Versuchen eine Absage, etwa die UN für staatliche Eigeninteressen zu instrumentalisieren.
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