-->Danke für die beiden ausführlichen Kommentare zu meinem Beitrag bezüglich Inflation / Deflation. Schön, daß es in einer sich dauernd ändernden Welt einige wenige Konstante gibt, wie Ihr beider Streit über die inflationäre oder deflationäre Entwicklung einer Überschuldungskrise.
Nun zum"eingebildeten Wohlstand": Beide haben Sie (wenigstens da sind Sie sich einig) kritisiert, daß ich schrieb, bei Deflation würde der"eingebildete Wohlstand" durch Leistung bzw. Rückzahlung verschwinden. Sie haben beide sinngemäß geschrieben, daß der"Eingebildete Wohlstand" nicht durch"Rückzahlung" (also Leistung), sondern durch"Konkurs" bzw."Streichung" verschwindet.
Das trifft m.E. weder was ich meinte, noch die Situation in einer Deflation. Der von mir so bezeichnete"eingebildete" Wohlstand ist kein buchungstechnisches Phänomen, sondern ein psychologisches. Denn in der Situation der Überschuldung exisitert ja kein Wohlstand, sondern per Saldo mehr Verpflichtungen als Leistungsmöglichkeiten. Man ist nicht"über Wasser", auch nicht"auf Null", sondern"unter Wasser". Nur in der"Einbildung" der Betroffenen, im Falle von Staaten in einer Art Massenpsychose, existiert die Vorstellung von Wohlstand. Die vorhandenen Schulden werden einfach verdrängt und nicht wahrgenommen. Das, was durch Deflation oder Hyperinflation vernichtet wird, ist also eine Einbildung von Wohlstand, und kein realer Wohlstand. Denn bereits vor Eintreten der Phänomene"Defation" bzw."Hperinflation" ist ein realer Wohlstand nicht mehr vorhanden."Deflation" und"Hyperinflation" lassen die Realität nur sichtbar werden, sie machen sie nicht.
"Deflation" entsteht dann, wenn man versucht, die vorhandenen Forderungen echt zu erfüllen, und"Inflation" ist der Versuch des Niemals-Leistens durch skrupelloses Aufbuchen. Deflation ist auch möglich ohne Konkurs. Sie bedeutet ja nur, daß alle Kraft und alle Ressourcen auf die Begleichung von Verpflichtungen aus der Vergangenheit gerichtet werden. Allein dadurch entsteht verminderter Wohlstand in der Gegenwart. Es kann auch"Deflation" einer überschuldeten Familie (oder eines Unternehmes) geben, sofern diese versucht, ihre Schulden echt abzuzahlen - der gegenwärtige (und auch der eingebildete)Wohlstand schrumpft und"Geld" wird extrem wertvoll weil selten - auch ohne"Streichung" oder"Ausbuchung". Das ist natürlich auch für Staaten möglich. Die sinkenden Preise für alles mögliche während einer (staatlichen, allgemeinen) Deflation sind ja nur eine Nebenwirkung, die sich aus der Verwendung der vorhandenen Ressourcen für Begleichung alter Schulden ergibt - es ist eben nur wenig"Geld" für die Gegenwart übrig.
Und deswegen hat dottore auch Recht, wenn er sagt, Deflation sei wesentlich unangenehmer: es bedeutet ja zumindest den Versuch, echt zu leisten, und wer findet harte Arbeit ohne gegenwärtigen Lohn schon angenehm? Da ist der skrupellose geplante Konkurs mittels der Aufbuchungs-Hyperinflation schon angenehmer (zumnindest vorübergehend). Deswegen hat auch R. Deutsch Recht, wenn er schreibt, daß Japan gar keine echte Deflation hat, denn Japan schwankt ständig zwischen dem Willen zu echter Leistung und skrupellosem Weiter-Aufschulden - mit der Tendenz, letzterem den Vorzug zu geben. Daß am Ende beide Varianten zum selben Ergebnis und zu denselben Unannehmlichkeiten führen, ist wohl den wenigsten klar. Genau deshalb haben alle Machthaber in der Geschichte immer versucht, die Variante Hyperinflation (Münzverschlechterung etc etc) zu wählen, und deswegen sind echte Deflationen so selten (wie R. Deutsch zurecht schreibt).... und deswegen wird Lafontaine auch am Ende gegen Eichel gewinnen...
Gruß, Fontvieille
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