dottore
11.02.2003, 13:12 |
Tode des Dispos - auch ein Debitisten-Schmankerl (FAZ): Thread gesperrt |
-->Hi,
da geht einem so Recht das Herz auf - oder: Wie verschärfe ich à tout prix eine DeDe?
Der Tod des Dipos
Defla in Tschechien übrigens bei 0,4 % gg. Vj. Grund: Der starke Anstieg der Krone letztes Jahr. (Denkt an den €-Anstieg!)
Wie wird Defla exportiert? So!
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silvereagle
11.02.2003, 16:43
@ dottore
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Defla in CZ |
-->Hallo dottore,
>Defla in Tschechien übrigens bei 0,4 % gg. Vj. Grund: Der starke Anstieg der Krone letztes Jahr. (Denkt an den €-Anstieg!)
>Wie wird Defla exportiert? So!
Zuerst die übliche Frage ;-): Meinst Du mit den 0,4 % wirklich Deflation (also Schrumpfung der Geldmenge) oder (wie ich vermute) eine Senkung des (Verbraucher-)Preisindex? Ich halte das immer noch für mehr als bloße Haarspalterei, zumal die Verwechslung von Ursache und Wirkung zu gelegentlichen Missverständnissen führen kann... ;-)
Das mit dem Export der"Defla" ;-) finde ich einen interessanten Gedanken... Du meinst wohl als Folge von (sich verschärfendem) internationalen Wettbewerb? Purzelnde Preise, wohin das Auge reicht - wo bzw. solange nur Wettbewerb besteht... ;-)
Gruß, silvereagle
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dottore
11.02.2003, 17:41
@ silvereagle
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Re: Defla in CZ |
-->>Hallo dottore,
>>Defla in Tschechien übrigens bei 0,4 % gg. Vj. Grund: Der starke Anstieg der Krone letztes Jahr. (Denkt an den €-Anstieg!)
>>Wie wird Defla exportiert? So!
>Zuerst die übliche Frage ;-): Meinst Du mit den 0,4 % wirklich Deflation
Ja. Verbilligung der im amtlichen Warenkorb liegenden Güter gg. Vj. (Quelle NZZ, IA, heute S. 10).
>(also Schrumpfung der Geldmenge)
Nein.
>oder (wie ich vermute) eine Senkung des (Verbraucher-)Preisindex?
Ja, siehe eben.
>Ich halte das immer noch für mehr als bloße Haarspalterei, zumal die Verwechslung von Ursache und Wirkung zu gelegentlichen Missverständnissen führen kann... ;-)
Defla bedeutet sinkende Preise. Beginnt mit logischerweise sinkender Infla-Rate. Dann Stabilität, dann sinkende Preise (leicht) wg. Konkurrenzdruck nimmt zu usw., dann sinkende Preise (stark) wg. Schuldendruck (Muss-, dann Notverkäufe usw.).
>Das mit dem Export der"Defla" ;-) finde ich einen interessanten Gedanken...
Dollar fällt auf 80 €-Cent, Ã-l auf 8 $ / brl = wo sind dann die Preise von Mineralöl- und -produkten in Euro-Raum?
>Du meinst wohl als Folge von (sich verschärfendem) internationalen Wettbewerb?
Nein. Wettbewerb gibt's immer. Defla wütete automatisch, sobald sich zusätzliche Verschuldungen zu KAUF-Zwecken erledigen oder nicht mehr möglich sind.
>Purzelnde Preise, wohin das Auge reicht - wo bzw. solange nur Wettbewerb besteht... ;-)
Nicht die Preise purzeln, das sie kein Eigenleben haben. Sondern die Käufer kaufen nicht mehr (siehe eben) und die Verkäufer stehen unter Druck (da sie ihre Verpflichtungen bedienen/ablösen müssen).
Nicht das Geld bestimmt das"Preisniveau", sondern der Kredit.
Oder krass: Gibt es keinerlei Kredit mehr (wird weder gewährt noch genommen), fallen sämtliche Preise über kurz oder lang auf Null. Das Geld (Banknoten als Basis) verschwindet ebenfalls komplett. Nullumsätze, alles Wirtschaften (arbeitsteilig, auf Kontrakt- = Schuldbasis) wird zum Produzieren, d.h. für sich selbst (Familie) oder in kleiner Runde (Nachbarn, Tauschringe, Gutscheinsysteme, Scripsysteme, Schwundgeldsysteme, Anschreibsysteme, Kerbholzsysteme, Stammessysteme, usw.). Anything than goes...
Gruß!
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silvereagle
11.02.2003, 22:14
@ dottore
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@dottore: Defla / Infla und Fragen zu Szenarien |
-->Hi dottore,
>>Zuerst die übliche Frage ;-): Meinst Du mit den 0,4 % wirklich Deflation
>Ja. Verbilligung der im amtlichen Warenkorb liegenden Güter gg. Vj. (Quelle NZZ, IA, heute S. 10).
>>(also Schrumpfung der Geldmenge)
>Nein.
>>oder (wie ich vermute) eine Senkung des (Verbraucher-)Preisindex?
>Ja, siehe eben.
Letztlich ist es natürlich reinste Definitionssache, was man unter einem Begriff versteht. Kann jeder für sich selbst festlegen. Jedenfalls weiss ich jetzt endgültig, dass Du unter"Deflation" eine Senkung diverser Preisindices verstehst - was nur eine Umschreibung ist von"Geld wird mehr wert - denn man kann sich mehr drum kaufen".
>>Ich halte das immer noch für mehr als bloße Haarspalterei, zumal die Verwechslung von Ursache und Wirkung zu gelegentlichen Missverständnissen führen kann... ;-)
>Defla bedeutet sinkende Preise.
Wie gesagt: Aus Deinem Munde - gerne! ;-) Aber Du kennst ja die"österreichische" Definition von"In-flation", von inflare,"aufblähen","überschwemmen" und gemeint ist ein"Aufblähen" der Geldmenge, eine"Überschwemmung" der Märkte mit immer neuem"Geld". Die (sehr häufige, aber eben nicht automatisch zwingende) Folge davon ist ein Anstieg der Preisindices. Wenn letzteres mit"Inflation" bezeichnet wird, ist es ja o.k., aber nach"österreichischer" Sichtweise ist es nur ein Vertauschen von Ursache und Wirkung.
Daraus leitet meine Wenigkeit wiederum ab, dass"De-flation" das Gegenteil von"Inflation" sein müsste, also: schrumpfende Geldmenge. Das (häufig damit verbundene, aber ebenfalls nicht zwingende) Absinken der Preisindices wäre wiederum nur die Folge von (österreichischer)"Deflation".
Dies aber nur zur Klarheit. Ist somit vom Tisch.
> Beginnt mit logischerweise sinkender Infla-Rate. Dann Stabilität, dann sinkende Preise (leicht) wg. Konkurrenzdruck nimmt zu usw., dann sinkende Preise (stark) wg. Schuldendruck (Muss-, dann Notverkäufe usw.).
Yo.
>>Das mit dem Export der"Defla" ;-) finde ich einen interessanten Gedanken...
>Dollar fällt auf 80 €-Cent, Ã-l auf 8 $ / brl = wo sind dann die Preise von Mineralöl- und -produkten in Euro-Raum?
Demnach würde (unösterreichische ;-)) Inflation in USA letztlich Deflation ausserhalb der USA bewirken. Sehr interessanter Gedanke! Wichtige Frage: Die Konsequenz müsste dann doch ein Abwertungslwettlauf sein, oder? Die anderen Staaten / Zentralbanken werden über die importierte (wiederum unösterreichische) Deflation nicht gerade sehr erfreut sein...
>>Du meinst wohl als Folge von (sich verschärfendem) internationalen Wettbewerb?
>Nein. Wettbewerb gibt's immer. Defla wütete automatisch, sobald sich zusätzliche Verschuldungen zu KAUF-Zwecken erledigen oder nicht mehr möglich sind.
OK, aber der Wettbewerb (sofern eben vorhanden) verstärkt dann wohl doch zumindest das Ganze, oder?
>>Purzelnde Preise, wohin das Auge reicht - wo bzw. solange nur Wettbewerb besteht... ;-)
>Nicht die Preise purzeln, das sie kein Eigenleben haben. Sondern die Käufer kaufen nicht mehr (siehe eben) und die Verkäufer stehen unter Druck (da sie ihre Verpflichtungen bedienen/ablösen müssen).
Verstanden.
>Nicht das Geld bestimmt das"Preisniveau", sondern der Kredit.
>Oder krass: Gibt es keinerlei Kredit mehr (wird weder gewährt noch genommen), fallen sämtliche Preise über kurz oder lang auf Null.
Klar, das ist in sich logisch. Aber hältst Du es denn wirklich für realistisch?
> Das Geld (Banknoten als Basis) verschwindet ebenfalls komplett. Nullumsätze, alles Wirtschaften (arbeitsteilig, auf Kontrakt- = Schuldbasis) wird zum Produzieren, d.h. für sich selbst (Familie) oder in kleiner Runde (Nachbarn, Tauschringe, Gutscheinsysteme, Scripsysteme, Schwundgeldsysteme, Anschreibsysteme, Kerbholzsysteme, Stammessysteme, usw.). Anything than goes...
Also - aus Deiner Sicht - in Kürze wieder"back to the roots"? Die Frage ist durchaus ernst gemeint...
Gruß, silvereagle
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dottore
12.02.2003, 10:12
@ silvereagle
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Re: @dottore: Defla / Infla und Fragen zu Szenarien |
-->Hi Adler,
>Demnach würde (unösterreichische ;-)) Inflation in USA letztlich Deflation ausserhalb der USA bewirken. Sehr interessanter Gedanke! Wichtige Frage: Die Konsequenz müsste dann doch ein Abwertungslwettlauf sein, oder? Die anderen Staaten / Zentralbanken werden über die importierte (wiederum unösterreichische) Deflation nicht gerade sehr erfreut sein...
In den USA muss nicht Infla sein, es reicht eine relativ geringere Defla als anderswo.
>>>Du meinst wohl als Folge von (sich verschärfendem) internationalen Wettbewerb?
>>Nein. Wettbewerb gibt's immer. Defla wütete automatisch, sobald sich zusätzliche Verschuldungen zu KAUF-Zwecken erledigen oder nicht mehr möglich sind.
>OK, aber der Wettbewerb (sofern eben vorhanden) verstärkt dann wohl doch zumindest das Ganze, oder?
Ja, das ist ganz klar. Ohne Wettbewerb haben wir nur den Monopolpreis. Im sog. atomistischen Wettbewerb sinken alle Preise auf Herstellkosten, was auf Dauer zu Nullgewinn und Nullzins führt. Am Ende ist der atomistische Wettbewerb der, wo jeder einzelne etwas herstellt und anbietet.
>>Nicht das Geld bestimmt das"Preisniveau", sondern der Kredit.
>>Oder krass: Gibt es keinerlei Kredit mehr (wird weder gewährt noch genommen), fallen sämtliche Preise über kurz oder lang auf Null.
>Klar, das ist in sich logisch. Aber hältst Du es denn wirklich für realistisch?
Realistisch nicht. Nur eben bis zum Schluss durchgedacht. Irgendwo zwischen JETZT und SCHLUSS wird etwas passieren, was den Durchmarsch Richtung Null stoppt. Was weiß ich nicht. Alle möglichen Szenarien wurden/werden hier diskutiert.
>> Das Geld (Banknoten als Basis) verschwindet ebenfalls komplett. Nullumsätze, alles Wirtschaften (arbeitsteilig, auf Kontrakt- = Schuldbasis) wird zum Produzieren, d.h. für sich selbst (Familie) oder in kleiner Runde (Nachbarn, Tauschringe, Gutscheinsysteme, Scripsysteme, Schwundgeldsysteme, Anschreibsysteme, Kerbholzsysteme, Stammessysteme, usw.). Anything than goes...
>Also - aus Deiner Sicht - in Kürze wieder"back to the roots"? Die Frage ist durchaus ernst gemeint...
In Kürze nicht. Aber es geht in diese Richtung - hin zu allgemeinen Redimensionierung. Die lange Phase der immer größeren Unternehmenseinheiten geht sichtbar zu Ende. Es wird ge-outsorced, entflochten, sich aufs"Kerngeschäft" konzentriert und en masse entlassen. Die heydays des Kapitalismus sind vorbei. Wiederum zu Ende gedacht, gibt's dann nur noch Ich AGs.
Gruß!
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