-->Der Anschlag von New York und der Geist von 1914
Ein offener Brief zur Tiefenpsychologie des Terrors
Von Werner J. Meinhold, Kaiserstraße 2a, 66955 Pirmasens
e-Mail: Werner@Meinhold.org
Der grauenvolle Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon zielte, wie viele Kommentatoren zutreffend hervorhoben, auf herausragende Symbole der US-amerikanischen Kultur ab. Und weil es Symbole sind, wurde mit diesen Bauwerken und mit dem Leben Tausender von unschuldigen Menschen noch etwas anderes zerstört.
Ein Bewusstsein für dieses andere sollte auch schon in den Tagen der Trauer sorgfältig und bedachtsam entwickelt werden, um angemessen reagieren zu können und nicht dem sinnlosen Leid so vieler Menschen neues sinnloses Leid hinzuzufügen. Dann bestünde die Chance, dass das Geschehene besser verstanden wird, und vielleicht könnten erste Schritte gefunden werden zu einer neuen, friedvolleren politischen Kultur, zu einer angemessenen Antwort, die nicht einfach Gewalt mit mehr Gewalt vergelten will. Und dann wären diese vielen Opfer nicht ganz vergebens gestorben.
Es ist dafür notwendig, nicht nur die oberflächliche, sondern die tiefenpsychologische Symbolebene des Geschehens zu betrachten, was in der Politik leider weitgehend vermieden wird. Diese Ebene liegt überwiegend im Unbewussten und wirkt von dort aus, weil unerkannt, um so unkontrollierbarer. Bei ihrer Analyse stellen sich sowohl die terroristischen als auch die politischen Aktionen und Reaktionen als sich ergänzende Rollen eines destruktiven Dramas dar, das seine Wurzeln in der Frühzeit der menschlichen Gehirnentwicklung hat. Von der scheinbaren „rationalen“ Zwangsläufigkeit solcher Dramen bleibt unter diesem Blickwinkel nichts übrig. Vielmehr wird deutlich, dass sie eine auffallende Ähnlichkeit mit schlechten Fernsehserien haben, wie sie sogar viele der Augenzeugen in New York bemerkten.
Diese Ähnlichkeit ist, wenn auch wohl kaum beabsichtigt, so doch keineswegs zufällig, denn sie speist sich aus denselben Quellen: nämlich den verdrängten archaischen Bedürfnissen des Frühmenschen, die unter der Maske der Zivilisation ausgetragen werden. Durch die Jahrtausende der Geschichtsschreibung wurde dasselbe traurige Spiel in den verschiedensten Variationen wiederholt, mit dem Unterschied, dass unsere hochentwickelten Werkzeuge sowohl quantitativ potenter als auch qualitativ grauenvoller und unberechenbarer sind, als die Mordinstrumente der Antike. Zugleich sind sie in ihrer Anwendung technisch abgehobener und emotional kälter. Ihre Dimensionen sind so ungeheuerlich, dass sie der Möglichkeit des wirklichen Verstehens durch den Menschen weit vorausgeeilt sind. Das noch auf der Verständnisebene der Steinzeit arbeitende Gehirn ist hierfür ganz offenbar untauglich. Schon die Ferne zum Geschehen, in der sich die Drahtzieher von Kriegen, aber auch die Bediener elektronischer Waffensysteme befinden, reduziert deren Empfindung für ihre Untaten auf das Niveau eines Sandkastenspiels. Dass sie auch in anderer Hinsicht dem Sandkasten noch nicht entstiegen sind, werden wir noch bei der tiefenpsychologischen Betrachtung sehen.
Das moderne Militär rechnet in Megatoten (1 Million Tote), weil die Vorstellungskraft des Steinzeitverstands bei unüberblickbaren Zahlen genauso überfordert ist wie sein Mitgefühl. Dementsprechend wächst die Gefahr, dass der zeitgenössische Zauberlehrling sich selbst auslöscht und noch stolz darauf ist, wie gut er das kann. So kommentierte General Leslie Groves, der militärische Projektleiter für Hiroshima, den Abwurf der Atombombe folgendermaßen: „Der Betroffene kann so viel abbekommen, dass er sofort stirbt oder er bekommt weniger ab, woran er immer noch relativ schnell stirbt, ohne unnötig lange zu leiden. Dies sagen die Ärzte, und sie sagen sogar, es sei eine sehr angenehme Art zu sterben.“
Bei dieser erschreckend anmaßenden Reduktion von Menschen auf eine Art militärischer Versuchsratten nimmt es nicht Wunder, dass die Bombe beschriftet war mit den Worten: „In the Name of Our Lord Jesus Christ“ (Im Namen unseres Herrn Jesus Christus). Denn regelmäßig tauchen pseudoreligiöse „Werte“ in der Propaganda zu Kriegsbegründungen auf, und oft genug fühlen sich „religiöse Fundamentalisten“ in der Rolle von irdischen Gottesstellvertretern. Dies allein müsste ausreichen, sie in eine psychiatrische Klinik zu überstellen, statt dessen werden sie des öfteren zu Oberhäuptern bedeutender Staaten und Institutionen gewählt. Demnach spiegeln sie unbewusste Bedürfnisse der Masse wieder, Bedürfnisse allerdings, die in dieser zuvor suggestiv erzeugt wurden.
Werfen wir nun einen Blick auf die Symbolik: Demonstrierte das World Trade Center die Potenz und den Glanz eines umfassenden und im wahrsten Sinne lebensbeherrschenden, westlich geprägten Weltwirtschaftssystems (vor allem deren „Global Players“) und ihre alles verheißenden technischen Möglichkeiten, so steht das Pentagon für die fast unbegrenzten militärischen Mittel der Supermacht USA, um die dem Ganzen zu Grunde liegende Weltsicht und ihre Ansprüche auch „politisch“ durchzusetzen.
Und hier könnte man schon sehr nachdenklich werden über die Logik dieses Systems. Denn ein im wahrsten Wortsinn wahnwitziges „Overkill“-Potenzial steht bereit, um im „Verteidigungsfall“ zurückzuschlagen, und im „Ernstfall“ alles Leben auf der Erde, inklusive der letzten Ameise, mehr als 50 mal zu vernichten (wenn das ginge), so dass es danach auch das auf diese Weise Verteidigte nicht mehr gäbe, ja, nicht einmal mehr den jetzt viel zitierten „Tag danach“, auf den Hollywood die Masse seit Jahren vorbereitet. Denn wenn kein Leben mehr ist, werden mit der Vernichtung der Erfahrung und des Bewusstseins selbst die Begriffe hinfällig.
Und nun hat dieses gigantische und scheinbar omnipotente Verteidigungssystem von einer Handvoll messerbewaffneter Wahnkranker vorgeführt bekommen, wie wehrlos es tatsächlich ist und wie unfähig, die eigentlichen menschlichen Werte, nämlich das Recht auf Leben und Unversehrtheit zu verteidigen, denn sonst müssten sich diese ja auch in der Art der angestrebten Verteidigung ausdrücken.
Dass dies nicht der Fall ist, und das Grauenvolle mit einer vielleicht noch grauenvolleren Überreaktion vergolten werden soll, offenbart die Wehrlosigkeit auf eindringlichere Weise als die Tatsache, dass der feige Überfall geschehen konnte. Als „Krieg“ wird diese Wahnsinnstat einer Terrorgruppe ausgerufen, und dies nicht etwa von einem Boulevardreporter, sondern von hochrangigen Politikern, welche die Konsequenzen einer solchen Etikettierung wohl kennen. Ihre Kollegen aus dem besetzten Deutschland stimmen unisono zu und versichern „Bündnistreue“ - militärische versteht sich -, auch die wegen ihrer einstigen Friedenspropaganda gewählten und jetzt wortbrüchigen Parteirepräsentanten (die sogenannten christlichen hatten ohnehin nie etwas übrig für die Art, wie Jesus seine Feinde behandelte). Gab es etwas Ähnliches nicht schon ein Mal in Sarajevo 1914 [1], ihr Schröders, Fischers usw., wenn auch wegen damals nur zwei Toten? Mit der Folge, dass nach zwei verlorenen Kriegen mit über 70 Millionen Toten heute zum dritten Mal junge Deutsche - entgegen des Friedensvorsatzes der Väter des Grundgesetzes - als Soldaten auf dem Balkan stehen (wo sie sich unter anderem den zuvor von der Bundesregierung dorthin verkauften Waffenbeständen der „Nationalen Volksarmee“ gegenüber sehen).
Wurde nichts gelernt aus Sarajevo?
Die über 50 Jahre lang mit Abermilliarden von Dollars geölte Militärmaschinerie NATO scheint die Möglichkeit zu wittern, ihre einstigen Gründungsziele aufzupolieren und den militärmüden Menschen wieder einmal zu beweisen, dass sie weiterhin einen Großteil ihres Einkommens für Massenmordtechnologien aufzuwenden haben. Doch wo gäbe es irgendeine Logik für einen Krieg? Zwar könnte man die immer bedrohlicheren Versuche des sogenannten „Homo sapiens“ zu seiner Selbstvernichtung rational damit begründen, dass er sich offenbar so gar nicht mag und derzeit gar ernsthaft im Begriff ist, die natürlichen Lebensgrundlagen von sich und anderen Lebewesen zu zerstören. Aber das weiß er ja anscheinend nicht einmal.
Oder soll mittels Militär wieder einmal „das Gute“ gewinnen, so wie in den zu diesem Zweck gedrehten Gut-Böse-Epen von Hollywood? Auch diese Begründung ist logisch unhaltbar, denn die Tatsache, dass den Geschichtsbüchern und Hollywood zu Folge in aller Regel die Kriege und sonstige Streitigkeiten letztlich von „den Guten“ gewonnen werden, legt den rationalen Schluss nahe, dass jeweils die Gewinner bzw. die Regisseure darüber entscheiden, wer „die Guten“ sind.
Oder sollte etwa doch ein „lieber Gott“ dafür sorgen, dass „die Guten“ immer am längeren Hebel sitzen? Wenig wahrscheinlich, denn dann würden die altbekannten Tafeln „Es starben für Gott und Vaterland..“ nicht in den Kirchen beider Lager hängen. Und es hätte auch der phlegmatischste Gott mittlerweile begriffen, dass er sich diese unklugen Wiederholungs-Serien sparen kann, indem er „die Bösen“ gar nicht erst so weit kommen lässt. Auch sind Feststellungen wie in Auschwitz, wo über einem Foto von der Kapitulation des Dritten Reiches der fromme Wunsch zu lesen ist: „Das Böse ist besiegt!“, wie die Erfahrung von Jahrtausenden zeigt, schlicht infantil.
Das Gute und das Böse? Was ist das? Vermutlich sind die meisten Kontrahenten der Meinung, selbst das Gute zu verfechten, während sie ihren Gegner im Lager des Bösen wähnen. Aber schon bei oberflächlicher Betrachtung bestehen bei beiden Seiten wenig Schwierigkeiten, Böses zu orten, während wirklich bis auf den Grund Gutes seltenst erkennbar wird. Zumeist wird es sich um eine Gut-Böse-Mischung mit schwer abwägbaren, weil zumeist unbewussten „Böse-Anteilen“ handeln - bei jedem von uns.
Auf dieser Basis könnte man sagen, dass der „islamische Fundamentalismus“ augenscheinlich erhebliche Böse-Anteile hat, wo er andere Menschen gewaltsam bekehren will und sich die Macht über deren Leben anmaßt, bzw. sie völlig missachtet, wie im WTC geschehen.
Wenn wir andererseits den Profit-Fundamentalismus der derzeitigen US-Präsidentschaft betrachten, die z. B. die Ratifzierung des ohnehin viertelherzigen Klimaschutzabkommens von Kyoto zugunsten des eigenen „Wirtschaftswachstums“ torpedierte, und dabei wohlwissend in Kauf nimmt, dass nach WHO Schätzungen jährlich über eine Million (!) Menschen - mit schnell steigender Tendenz - unter meist großen Leiden an umweltbedingten Krebserkrankungen sterben, wird klar, dass die Böse-Anteile auch dort sehr erheblich sind. Dazu kommt, dass die in dieser Hinsicht relevanten Untaten, wie radioaktive Verseuchung durch Atombombentests und Atomkraftwerke, Ozonlochvergrößerung usw., unsere Folgegenerationen (falls es sie noch gibt) noch nach Jahrtausenden belasten werden.
Und wen treffen die Angriffe und „Vergeltungsschläge“ anderes als unschuldige Opfer und bestenfalls systemimmanent dressierte Mitläufer? Guernica, Coventry, Dresden, Hiroshima, die „Kollateraleffekte“ im Kosovo usw., um nur wenige Beispiele zu nennen, sprechen für sich und wahrlich nicht für Gutes.
Um nicht missverstanden zu werden: Das schreckliche Attentat auf das WTC soll in keiner Weise „relativiert“ werden. Doch um als Voraussetzung für eine Verbesserung der Situation übergeordnete Zusammenhänge zu erkennen, ist es unumgänglich, auch unliebsame Betrachtungen über sich selbst und unsere eigene Kultur anzustellen.
Das reine Gute ist also unter seinen selbsternannten Feldherren nicht zu finden. Und überhaupt: wer außer den von solchen Wahnvorstellungen selbst Betroffenen mag sich schon vorstellen, dass ein „Allmächtiger“ Gott oder Allah auf die Hilfe von Herrn Bush oder Herrn Bin Laden angewiesen sein könnte?
Wem das alles noch nicht reicht als Argument gegen jeden Krieg, dem haben die Terroristen von New York ein noch überzeugenderes vorgeführt: Alle Beteiligten können nur immer wieder verlieren, bis sie alles verloren haben. Dies nicht nur, weil die Attentäter sich selbst mit umgebracht haben, sondern weil unsere Technik-Zivilisation einen Punkt erreicht hat, an dem sich bekämpfende Systeme keine differenzierte Auseinandersetzung mehr führen können.
Es gilt in einem heutigen Krieg das Alles-oder-Nichts-Gesetz, für die Supermacht wie für die Messerstecher und Selbstmordbomber. Beide sind zu unterschiedlich oder zu gleich, als dass sie ihren vermeintlichen Feind endgültig besiegen könnten, ohne sich selbst zu vernichten. Vergleichbare Zusammenhänge kennen wir auch aus anderen Systemen. So z. B. nutzt ein Retrovirus die körpereigene Abwehr, um sich im Organismus breitzumachen und schließlich mit ihm unterzugehen (Terroristen), andererseits führt die massive Chemotherapie gegen entsprechende Erkrankungen (offener Krieg) auf lange Sicht oft zu einem ähnlichen Resultat wie die Erkrankung, gegen die sie sich richtet. Desgleichen sind alle Raketen der Welt nicht in der Lage, jeden verborgenen Selbstmordattentäter zu eliminieren, es sei denn alle Atomraketen, dann aber mit dem erwähnten Resultat: „Selbstvernichtung inklusive“. Ebensowenig können Selbstmordattentäter mit ihren Aktionen ihren „Feind“ vernichten, ohne sich in ihrer Gesamtheit selbst umzubringen.
Dass Terroristen in den scheinbaren Stärken des angegriffenen Systems seine Schwächen erkennen und diese nicht nur als Einfallspforten nutzen können, sondern als Waffen, wurde ebenfalls in New York deutlich wie nie zuvor. Das World Trade Center als eindrucksvolles Potenzsymbol und Glanzobjekt der westlichen Zivilisation, verkörperte in Wirklichkeit eine Illusion, nämlich die der grenzenlosen technischen Machbarkeit. Als gigantomanisches Projekt legte dieser Tempel, wie ein anscheinend gelungener babylonischer Turm, jedem Besucher ein konkret erfahrbares Zeugnis ab für die Macht einer ins Diesseits, nämlich auf die Technik, verlagerten Ersatzreligion.
Mit demselben fundamentalistischen Dogmatismus wie von anderen „alleinseligmachenden“ Institutionen bekannt, setzt die Technikreligion ihre Glaubenssätze durch, wo immer sie es vermag, auch wenn sie sich gegen offensichtlichste Gesetze und Bedürfnisse des Lebens wenden. Und ebensowenig, wie die Dogmatisten der auf das Jenseits reflektierenden Religionsgemeinschaften dieses ihnen angeblich so vertraute oder gar von ihnen beherrschte Reich wirklich kennen, wissen die Fachleute der Technikreligion von den Naturgesetzen, die jenseits ihrer berechenbaren Laboratoriumswelt gelten. Dies wird vor allem bei gigantomanischen Projekten deutlich. Titanic, Harrisburg, Sellafield, Challenger, Tschernobyl usw. zeugen davon, dass auch die Technikreligion ihr Jenseits nicht beherrscht, eben weil sie es nicht kennt und nicht kennen kann. Bedürfte man eines weiteren Beweises dafür, hier ist er. Wer den Einsturz, oder besser gesagt die Implosion der Türme des World Trade Center verfolgt hat, hätte glauben können, sie wären für die Szene eines Horrorfilmes extra zu diesem Zweck erbaut worden. Offenbar war die Statik nicht auf das berechnet, was jeden Tag vorher durch einen zivilen Flugzeugunfall ähnlicher Art schon hätte passieren können (man denke an die Nähe zweier großer Verkehrsflughäfen). Die Frage nach den Schuldigen für diese Statik-Katastrophe wurde m. W. in diesem Falle nicht gestellt. Damit würde der Aspekt des Bösen zu sehr geteilt, und das passt nicht zu fundamentalistischen Schwarz-weiß-Weltbildern, die in der Psychiatrie als Borderline-Syndrom bekannt sind. Eine für mögliche Unfälle dieser Art ausgelegte Statik hätte die Zahl der Opfer des Terroranschlages vermutlich auf 1/10 begrenzt.
Damit haben die Terroristen von New York den Dogmatismus der Technikreligion offengelegt.
Teil zwei folgt
|
-->Teil 2: Fortsetzung
Viel wichtiger aber, als alle militärischen und sachlichen Betrachtungen sind die tiefenpsychologischen Aspekte, weil sie nicht nur das Problem verdeutlichen, sondern weil ihr Verstehen - anders als militärische Aktionen - auch Lösungsansätze aufzeigt. Weiters sind die tiefenpsychologischen Verständnisebenen so wichtig, weil sie die meisten Haltungen und Aktivitäten, die in der heutigen Zeit zur Kriegsmotivation dienen, als Symptome von Psychosen (Wahnkrankheiten) erkennen lassen. Da aber für Wahnsymptome das wesentlichste klassische Erkennungsmerkmal in ihrer Unkorrigierbarkeit liegt, kann natürlich auch militärische Gewalt keine Gesundung erzwingen.
Die folgende, kurzgefasste tiefenpsychologische Analyse unter Einschluss der Erkenntnisse aus der Gehirnevolution bestätigt die beschriebenen Zusammenhänge und fügt weitere Dimensionen hinzu.
Hier stellt sich zunächst die Frage nach dem „Woher“, „Warum“ und „Wozu“ von politischen und/oder religiösen sowie wissenschaftlichen Extremhaltungen und Alleinvertretungs- und Alleinseligmachungsansprüchen („Fundamentalismus“, Dogmatismus und andere Ismen), die unkorrigierbar mit allen Mitteln verfochten werden, bis hin zur Inkaufnahme des eigenen Untergangs.
Eng verbunden damit ist die Frage, warum Andersmeinende gewaltsam zu den eigenen Wahnvorstellungen hin bekehrt werden oder vernichtet werden müssen, ebenfalls mit allen Mitteln, inklusive Selbstvernichtung.
Und nicht zuletzt kann nach den pseudohumanistischen Masken und anderen wesentlichen Erkennungsmerkmalen gefragt werden, mit denen sich solche Ismen tarnen bzw. brüsten, und wie sie enttarnt und erkannt werden können.
Eine wesentliche Charakteristik der westlichen technikorientierten Zivilisation ist ihre Funktionsorientierung. Das Streben nach der besten Effektivität bzw. Funktion macht vor dem Menschen nicht Halt. Damit verbindet sich eine zwar kaum offen ausgesprochene aber doch allenthalben durchscheinende Bewertung des Menschen in Bezug auf seine Eigenschaften, die zu funktionalem und damit sozialem Erfolg führen. Die historische Begründung dieser Zivilisation auf der spätmittelalterlichen Kompetenzteilung zwischen der ehemals omnipotenten christlichen Kirche und dem Staat führt in der staatlich-sozialen Linie das Erbe der Politik der sich als „alleinseligmachend“ verstehenden Kirche fort. So sind auch die meisten heutigen „Demokratien“ getarnte Versionen des Feudalstaates. Die weitgehend entpolitisierte Masse überlässt „das Regieren“ den gewählten Feudalherren, ohne dass diese juristisch auf ihre Wahlversprechen verpflichtet sind. In der Folge kommt es regelmäßig zur Weiterführung der kapitalgesteuerten Politik durch gleich welche Parteien.
Diese Voraussetzungen bedingen einerseits eine Entmündigung des Menschen in den wichtigsten Lebensbereichen und andererseits eine dauernd drohende Entwertung bzw. Ablehnung, wo die geforderten Leistungskriterien nicht ausreichend erfüllt scheinen. Die Tradierung der entsprechenden offenen und unausgesprochenen Botschaften über Jahrhunderte führte zu ihrer selbstverständlichen unauffälligen und unhinterfragten Verankerung in unserem Sozialwesen. Nicht erst der Schüler bemerkt deutlich, dass seine Akzeptanz oder Nichtakzeptanz in Schule und Elternhaus in enger Korrelation mit seiner schulischen Wettbewerbssituation steht, bereits der Säugling und sogar der ungeborene Fetus spürt, wie die peri- und pränatale Psychologie nachgewiesen hat, die auf ihm lastenden „Ideal-Kind-Hoffnungen“ der Eltern, sowohl als Anforderungen, die er nicht erfüllen kann, als auch als Akzeptanzmangel.
Entgegen allen verbalen „humanistischen“ Ansprüchen unserer Gesellschaft respektiert sie das Leben nicht tatsächlich als unhinterfragbaren Grundwert an sich, auch nicht das menschliche Leben. So wie die Pflanzen in Nutzpflanzen und Unkraut eingeteilt werden und die Tiere in Nutztiere und Schädlinge, gibt es z. B. den Begriff der „kindlichen Indikation“ zur Abtreibung, nämlich z. B. beim Vorliegen eines Down-Syndroms oder anderer Behinderungen.
Insbesondere im intrauterinen Bereich und in der oralen bis hin zur analen Phase (1. - 3. Lj.) ist das Kind jedoch für seine gesunde seelische Entwicklung auf eine möglichst bedingungslose Akzeptanz angewiesen. Wo diese nicht ausreichend erfahren werden kann, z. B. aufgrund von wirtschaftlichen oder sozialen Ängsten oder überstarken Erwartungen der Mutter, entstehen schon beim Ungeborenen tief sitzende existentielle Ängste, die mitsamt ihren Ursachen meist in das Unbewusste abgespalten werden. Um die fehlende oder defizitäre Akzeptanz und Sicherheit zu kompensieren, versucht das Kind dann in der späteren Entwicklung, auf einer der sozial angebotenen Ersatzebenen Akzeptanz und Sicherheit zu erreichen, was aber immer dem Besteigen einer Leiter ohne Ende gleichkommt.
Die in unserem und in anderen leistungsorientierten sozialen Systemen (dazu gehört auch der Islam) angebotenen Ersatzebenen betreffen vorwiegend den „oralen“ und den „analen“ Bereich.
Im oralen Entwicklungsbereich (auf den Mund und andere „aufnehmende“ Symbolebenen bezogen) versuchen Mutter und Kind, die Akzeptanz über orale Zuwendung, z. B. besonders betonte Ernährung, zu vermitteln bzw. zu erfahren. Dies führt bei starker Ausprägung später oft zu entsprechenden Erkrankungen, wie Adipositas und anderen Suchtproblemen oder zu krankhaftem Konsumverhalten.
Im analen Entwicklungsbereich (auf den Anus und andere „abgebende“ Symbolebenen bezogen) versuchen Mutter und Kind, die Akzeptanz über anale Betonung, z. B. Leistung, Reinlichkeit, starke Differenzierung von „Gut und Böse“ usw. zu vermitteln bzw. zu erfahren. Da in die anale Entwicklung wesentliche Eigenbemächtigungsschritte fallen, begründet sie auch den späteren Umgang mit Gewalt.
Da die Erfahrung der Ursicherheit in der Symbiose eine für immer erworbene Lebensgrundlage bleiben sollte, kann ein symbiotisches Sicherheitsdefizit weder durch orale noch durch anale Ersatzhandlungen aufgefüllt werden. Die orale und die anale Erlebnisebene sind nämlich naturgemäß auf Wiederholung angelegt: Der suchtkranke Mensch kann durch keine Essmenge; Alkoholmenge usw. endgültig befriedigt werden, im Gegenteil: der Konsum führt zur stetig steigenden Bedarfssteigerung, bis er schließlich sein Ende im suchtbedingten Tod des Kranken findet. Das Suchtverhalten erweist sich daher als autoaggressives Geschehen, was für seine unbewusste Absicht, wie auch beim Gewaltverhalten, sehr wichtig ist.
In seinem unbewussten Akzeptanzdefizit letztlich immer unbefriedigt bleibt auch der anal gestörte Mensch, selbst durch die größtmögliche Steigerung seines Ersatzverhaltens: Seine besten Leistungen genügen ihm nicht, die schärfste Gut-Böse-Differenzierung ist unzureichend; hat er einen Waschzwang fühlt er sich nach 2 Stunden unter der Dusche immer noch nicht sauber, und ständig muss er alles in seinen Augen Unperfekte, Schmutzige oder gar Böse verbessern, verfolgen oder am besten vernichten, bis er sich schließlich selbst vernichtet hat. Selbstverständlich gilt bei ihm Sartres Wort „Die Bösen sind immer die Anderen.“ Die Tiefenpsychologie kann leicht aufzeigen, dass hierbei das eigene in das Unbewusste abgedrängte tatsächlich oder vermeintlich Böse auf den anderen projiziert wird.
Wie angeführt wurde, spielt bei solchen krankhaften Verhaltensweisen ein hohes, meist unbewusstes autoaggressives Potential eine wichtige Rolle. Dieses führt in der Regel zu einer Art von indirekten Suizid. Die Terroristen des World Trade Center sind dafür ein gutes Beispiel (ebenso wie der pathologische Vergleich Stockhausens des WTC-Terrorakts mit der Kunst). Es wäre falsch anzunehmen, dass derart Kranke, zu denen auch solche Selbstmordattentäter gehören, ihren Tod lediglich „billigend in Kauf nehmen“, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, gegen die waffenstarrende „Zivilisation“ wirksam zu agieren. Vielmehr ist ihnen dieser Tod eine äußerst bedeutende Komponente ihres Handelns, der als ehrenvolles und letztes Opfer im Dienste eines höheren Zieles erscheint (Symbolik auch des Kreuzestodes von Christus und des Opfertodes der Märtyrer). Diese Art von Tod trägt dann die zusätzliche und ultimative Symbolik des Sich-wieder-Vereinigens mit dem höchsten Urgrund, sei es je nach Glaubenssystem Gott, Allah, die Mutter Erde oder auch das Nichtsein. In der tiefenpsychologischen Symbolik würde damit schließlich auch die Regression in den vorsymbiotischen Paradieszustand erreicht, die Wiedervereinigung mit der sicheren und all-guten, all-liebenden Urmutter. Das Akzeptanzdefizit erscheint in dieser Sehnsucht endlich als geheilt.
Ein weitere wichtige unbewusste Motivation von Gewalt, vor allem mit Missionierung, Verurteilung, Bestrafung und/oder Tötung Anderer verbundener Gewalt, ist die damit verbundene Symbolik der Missionierung, Verurteilung, Bestrafung und/oder Vernichtung der entsprechenden in das Unbewusste verdrängten eigenen „Böse-Anteile“. Und zugleich werden damit die eigenen bewussten „Gut-Anteile“ (diese gehören tiefenpsychologisch zum Über-Ich bzw. auch zum „Falschen Selbst“) als „Sieger“ empfunden und erfahren eine Bestätigung, die vorübergehend das defizitäre Sicherheitsgefühl stärkt. Je mehr Tote Andere, desto mehr Ersatzsicherheit wird vorübergehend empfunden, ähnlich wie beim Suchtkranken. Und wie bei diesem besteht die Tendenz zur ständigen „Dosissteigerung“.
Ein letzter wichtiger Aspekt des Gut-Böse-Mordens ist die Symbolik, dass im Unbewussten des Mörders jeder durch ihn Getötete in eine „ewige“ und sichere symbiotische Vereinigung mit ihm eingeht. Damit scheint eine weitere unbewusste Art der „Heilung“ im ursprünglichen Sinne von Ganzwerdung erreicht: die abgespaltenen und auf den Getöteten projizierten eigenen Böse-Anteile werden in dieser Symbiose wieder „integriert“.
Das dabei entstehende Paradox hat bereits Hölderlin treffend erkannt, als er sagte, dass die Menschen, die die Erde zum Himmel machen wollen, sie mit größter Sicherheit zur Hölle machen. Das „Gute“ agiert ganz offensichtlich „böse“, der „Gott der Liebe“ wird zum strafenden Rächer der Verstöße gegen die von seinen selbsternannten irdischen Stellvertretern selbstgemachten, meist wahnhaften Regeln, und so weiter. Dass diese Zusammenhänge von vielen machtorientierten Institutionen auch bewusst genutzt werden, sei hier nur am Rande erwähnt und kann nachgelesen werden in meinem großen Handbuch der Hypnose [2].
Dass gegen derartige Störungen vom Schweregrad einer Psychose keine Waffen erfolgversprechend eingesetzt werden können, ist offensichtlich. Dies wäre die komplementäre Antwort auf die Aktionen der Terroristen und einem Elefanten vergleichbar, der alle Viren umbringen will, die ihn je befallen könnten. Der gigantomanische Militärwahn würde zudem den Wahn der Terroristen und ihren Fundamentalismus nähren und weiter polarisieren. Beide Systeme würden sich nur durch ihren Untergang „heilen“.
Diese Analyse abschließend kann festgehalten werden, dass Krieg (= „militärische Mittel“), tiefenpsychologisch und. gehirnphysiologisch gesehen, auf phylogentisch und onotogenetisch archaische Gehirnentwicklungsstufen zurückgreift, eine Art regressive Massenhypnose [3].
Das durch Schlüsselreize aktivierte Feindverhaltensprogramm der 500 Millionen Jahre alten Reptil-Hirnstufe (Hirnstamm, noch ohne Ethik und Gewissen) wird dominant und verselbständigt sich. Ist dies schon schlimm genug, wird es dadurch noch schlimmer, dass ihm nicht nur die Reptil-Klauen und der Reptil-Rachen zur Verfügung stehen, sondern das hochtechnisierte Vernichtungspotential unserer Zivilisation. Wenn der Mensch nicht lernt, seine Reptilhirn-Vergangenheit mit dem ethischen Potenzial seiner Hirnrinde zu dominieren, wird er sich selbst vernichten.
Wie könnte tatsächlich Heilung unterstützt werden, auch im Bewusstsein, dass es den „Himmel auf Erden“ nicht geben und das Böse nie völlig besiegt werden kann?
* Bewusstseinsförderung auf allen Ebenen und Förderung der individuellen Toleranz.
* Förderung der kreativen Individualität in Familien, Ausbildung und Gesellschaft, da Gewalt durch deren Unterdrückung entsteht.
* Ermahnung aller intoleranten Vereinigungen, die Alleinseligmachungsansprüche erheben, diese aufzugeben, widrigenfalls Verbot der betreffenden Vereinigungen.
* Förderung ökumenischer Diskurse zwischen allen Kirchen (auch „Sekten“) auf allen Ebenen, von der Kirchenführung über die Kanzel bis zu den Gläubigen. Politische Einforderung von öffentlichen Stellungnahmen der Kirchen zur gegenseitigen Achtung, Toleranz und Gewaltverurteilung. Einforderung von entsprechenden öffentlichen Stellungnahmen v. a. aller christlichen und islamischen Kirchen zu im Namen einer Religion begangenen Gewaltverbrechen, wie in Nordirland und New York usw.
* Schaffung einer übernationalen Legislative, Exekutive und Judikative, speziell gegen Gewalt und Terrorismus, d. h. einer entsprechenden Gesetzgebung (nicht nur Konventionen), Stärkung bzw. Etablierung einer speziellen internationalen Polizei und eines internationalen Gerichtshofes unter Beteiligung ausnahmslos aller Staaten (Verzicht auf „Schurkenstaaten“-Klauseln, diese führen lediglich zur pathologischen Borderline-Fixierung). Es muss möglich sein, solche Gewalt übernational zivilisiert juristisch und wirksam zu verfolgen (selbstverständlich auch entsprechende Ausschreitungen der westlichen Zivilisation und ihre Verantwortlichen).
* Gezieltes Bestreben, ausschließlich Täter bzw. Tatverdächtige festzunehmen (ohne „Kollateralschäden“) und sie an die Justiz zu überstellen, wie dies bei anderen Straftaten auch geschieht. Dazu gehören auch alle Drahtzieher, Mittelsmänner und Hintermänner, nicht nur die Täter vor Ort (z. B. auch Waffenhändler, die die politische Propaganda gewaltbereiter Psychopathen unterstützten).
* Gewaltpropagierende und in Waffengeschäfte verwickelte Politiker sollten der Justiz bzw. der Psychiatrie zugeführt werden und keine Möglichkeiten zu entsprechenden Betätigungen erhalten. Ein politisch verpflichtender Ehrenkodex zum Gewaltverzicht wäre eine wichtige Grundlage.
* Wahlversprechen sollten juristisch verpflichtend sein.
* Eigene Gut-Böse-Schablonen, sowohl beim Einzelnen als auch in unserer Gesellschaft. müssten bewusster gemacht werden. Es ist ein absoluter Hohn, wenn wie in diesen Tagen öfter gehört, Kommentatoren von der „Verteidigung der Gewaltlosigkeit als eines Wertes der westlichen Zivilisation“ sprechen. Da hat wohl kein Geschichtsunterricht stattgefunden. Verteidigung der Gewaltlosigkeit könnte vielleicht das buddhistische Tibet für sich beanspruchen. Wer nicht sieht, dass unsere Zivilisation in der Verfolgung angeblich guter Ziele über Jahrtausende schlimmste Gewalt ausgeübt hat und es noch tut, ob an Menschen, anderen Kulturen oder an der Umwelt (wenn auch oft „nur“ mit der Macht des Geldes), und immer zum größten Schaden und Leiden der Wehr- und Schuldlosen, muss blind sein.
* Die polarisierende Wettbewerbserziehung in Elternhaus und Schulen sollte zu einem fördernden Miteinander verändert werden.
* Die Friedensinstitute an den Universitäten sollten gefördert werden. In Deutschland wurden ihnen politisch Gelder entzogen. Auch die Friedensuniversität der Vereinten Nationen in Costa Rica konnte nur aufgrund privater Spenden realisiert werden und krankt unter Geldmangel, während jedes militärische Projekt Unsummen verschlingt und ohne Widerstand genehmigt wird.
* Gewaltvorführung in den Medien verringern (ein 16-jähriger hat durchschnittlich 60.000 TV-Morde gesehen).Â
* Säuberung der polarisierenden Mediensprache, die z. B. über die Verbrechen im Kosovo als „ethnische Säuberungen“ berichtete, und nicht etwa als Untaten an Mitmenschen infolge völkischer Verhetzungen. Nicht die Amerikaner, Christen, Muslims usw., sondern die eigentlichen Täter und betroffenen Menschen sollten bezeichnet werden.
* Herdentriebverhaltensweisen sollten bewusst gemacht und nicht gefördert werden.
* Gigantomanische Projekte sollten eingestellt werden (z. B. AKWs, Genmanipulation „Biologische“ (!) Waffen usw.). Ihre „Fachleute“ sind keine, sie sind Zauberlehrlinge, die mit Bereichen umgehen, die sie weder in ihren jetzt bekannten Dimensionen vollständig erklären noch in ihren zukünftigen Auswirkungen vorhersagen können. Gigantomanische Projekte sind zudem höchst terrorismusanfällig und werden dann zur Rechtfertigung eines uniformierenden Polizeistaates herangezogen.
Und, angeregt durch ein Gespräch mit Herrn Falin, dem ehemaligen Botschafter der UdSSR in der Bundesrepublik, der beobachtet hatte, dass der erste Hoheitsakt der BRD nach der Wiedervereinigung im Hissen der BRD-Flagge in den ehemaligen DDR-Kasernen bestand (welch perverser und trauriger Einfall):
Vielleicht könnte sich die deutsche Politik, wenn sie in der Welt wieder eine eigenständige Rolle spielen will, statt auf ihre unrühmliche militaristische Tradition auf andere traditionelle und unter denkenden Menschen beliebtere Eigenschaften des deutschen Wesens besinnen. Einstmals galten wir als Volk der Dichter und Denker. Um an diese Tradition anzuknüpfen, hätte der erste Staatsakt des wiedervereinigten Deutschland in einer entsprechenden Feier und Ansprache in Weimar bestehen können.
Deutschlands Hilfe beim Problem des Terrorismus könnte in der Arbeit an angemessenen zivilen Antworten liegen, wie es Bundespräsident Rau so treffend gefordert hat. Militärische Maßnahmen beherrschen die USA selbst sehr gut, deutsche Beteiligung ist hier weder vonnöten noch sinnvoll. Auch vielleicht unbewusst vorhandene Wünsche, den militärischen Glanz der Großmacht mitzugenießen, sollten in ihrer Pathologie erkannt und aufgegeben werden. Statt der Waffenindustrie sollten friedliche Güter und Dienstleistungen gefördert werden.
Friedensförderung aus Deutschland. Ein Wunschtraum?
------------------------------------------------------------------------
[1] Am 28. Juni 1914 wurden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin in Sarajevo von einem serbischen Attentäter erschossen.
Der deutsche Kaiser Wilhelm II sicherte dem österreichischen Kaisers Franz Joseph unbedingte Bündnistreue zu und vertrat die Ansicht, dass „mit den Serben aufgeräumt werden“ müsse.
Ein mit dem Interesse zur Veränderung der Machtverhältnisse auf dem Balkan so formuliertes Ultimatum, dass es die Serben nicht annehmen konnten/wollten, führte zur Kriegserklärung. Der Versuch des deutschen Reichskanzlers Bethmann Hollweg, ein Einlenken Franz Josephs zu erreichen, wurde unter Berufung auf die Blankovollmacht Wilhelms zurückgewiesen. (Quelle: Ereignisse die Deutschland veränderten, Stuttgart 1996).
Am 20. September 2001 lautet die Titelzeile der Frankfurter Rundschau:
"Bundestag sagt den USA militärischen Beistand zu / Schröder: Zu Risiken bereit...."
Dass weitere Parallelen ausbleiben, bitte ich alle Politiker zu ihrem ersten Ziel zu machen. Nibelungentreue ist hier nicht angemessen, sondern zivile und zivilisierte Aktion und Reaktion. Bitte sprechen Sie, Herr Schröder, mit Herrn Bin Laden oder anderen Verdächtigen. Ich kenne niemand, der wegen Ihrer „Risikobereitschaft“ einen Krieg führen will, bei dem viele unschuldige Menschen sterben müssten und die Gewaltspirale weiter rotieren würde. Solche Aufträge hat der erste Souverän nicht erteilt. Hier ist eine Volksbefragung angebracht.
[2] Werner J. Meinhold: Das große Handbuch der Hypnose. Theorie und Praxis der Fremd- und Selbsthypnose. München 1997.
[3] Ebda.
Wer mit den Anliegen dieses Briefes übereinstimmt, wird gebeten, sich der
„Bewegung Menschenschutz und Friedenskultur“
anzuschließen. Interessierte können Ihre Anschrift an meine anfangs genannten Post- oder e-mail Adresse übermitteln.
<ul> ~ da stehts</ul>
|