Saint-Just
25.02.2003, 16:47 |
Staatsverschuldung als Popanz, 'Spar- und Konsolidierungsbestrebungen'... Thread gesperrt |
-->Aufgrund der immer wieder aufkeimenden Diskussionen im Kontext dieser Themen möchte ich bzgl. möglicher Hintergründe einige provokante Thesen zur Diskussion stellen.
Die sogenannten 'Spar- und Konsolidierungsbestrebungen' der letzten zehn Jahre führten zu wirtschaftlichem Niedergang, Verelendung breiter Bevölkerungsteile, einer Verschärfung des innenpolitischen Klimas und so weiter. Da dies alles wohl nicht ernstlich bestritten werden kann, ist zu fragen, warum - neben purer Ignoranz - der Popanz Staatsverschuldung erst aufgebaut und sodann ein solch dogmatischer wirtschaftspolitischer Kurs eingeschlagen wurde. Die Methoden der dabei angewandten Desinformation und Propaganda, möchte ich hier einmal vernachlässigen.
Wer könnte aber Nutznießer einer für die Mehrheit der Bevölkerung dermaßen schädlichen Wirtschaftspolitik sein? 'Spar- und Konsolidierungsumtriebe' sowie die einhergehenden Begleiterscheinungen erscheinen geeignet um Zustände wiederherzustellen, wie sie etwa Anfang des 19. Jahrhunderts bestanden. Bekämpft man durch Beförderung einer solchen Politik Massenbildung, Massengesundheit und Massenwohlstand, kehrt man gleichzeitig auch die gesellschaftlichen Machtverhältnisse um, und zwar von den Vielen hin zu den Wenigen. Nutznießer sind also nicht nur Personen, die nach billigen Dienstburschen und willigen Dienstmädchen dürsten, sondern auch jene, welche die Bevölkerungsmehrheit politisch dominieren wollen (Macht!).
Wer könnte weiterhin einen Nutzen aus einer derart schädlichen Wirtschaftspolitik ziehen? Nun, z.B. diejenigen, welche eine bestimmte Zivilisation schwächen wollen. Indem man einer konkurrierenden Zivilisation eine falsche Ideologie einflößt oder das Entstehen einer falschen Ideologie befördert, die zu bestimmten negativen Folgeerscheinungen führt, kann man sie langfristig schwächen und somit marginalisieren (wer dies schlichtweg für abwegig hält, dem sei das Studium der 'Kollaborationstheorie des Imperialismus' empfohlen!).
Wer an wirtschaftlichem Aufschwung interessiert ist, sollte auch Regionen der Welt betrachten (z.B. VR China), in denen eine situationsgerechte und somit erfolgreiche Wirtschaftspolitik betrieben wird. Man muss sich dann natürlich von liebgewordenen Dogmen lösen. Wie auch immer - folgendes scheint mir jedenfalls gewiss: Der Versuch, die Staatsverschuldung durch 'Spar- und Konsolidierungsumtriebe' abzubauen, wird weiterhin zu wirtschaftlichem Niedergang, Massenelend, Massenarbeitslosigkeit und letztlich innenpolitischer Repression führen. Eine Verbesserung der Situation kann nur durch staatliche Investitionen und steuersenkungsinduzierte private Investitionen erfolgen, wobei neben dem Abbau von Subventionen die einzige reale Möglichkeit der Finanzierung nun einmal jene durch staatliche Kreditaufnahme ist. Wachstum fällt eben nicht vom Himmel!
Gruß!
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dottore
25.02.2003, 18:03
@ Saint-Just
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Re: Aaaah, die nächste Verschwörungstheorie |
-->>Aufgrund der immer wieder aufkeimenden Diskussionen im Kontext dieser Themen möchte ich bzgl. möglicher Hintergründe einige provokante Thesen zur Diskussion stellen.
"Hintergründe"? Vermutlich noch nie im BFM gewesen - da herrscht blankes Chaos.
>Die sogenannten 'Spar- und Konsolidierungsbestrebungen' der letzten zehn Jahre führten zu wirtschaftlichem Niedergang, Verelendung breiter Bevölkerungsteile, einer Verschärfung des innenpolitischen Klimas und so weiter. Da dies alles wohl nicht ernstlich bestritten werden kann, ist zu fragen, warum - neben purer Ignoranz - der Popanz Staatsverschuldung erst aufgebaut und sodann ein solch dogmatischer wirtschaftspolitischer Kurs eingeschlagen wurde.
"Wir sind immer Sklaven von Wirtschaftstheorien, die schon 50 Jahre tot sind."
30er Jahre: Keynes. Der zog dann bis die Infla außer Kontrolle war. Dann Friedman 60er Jahre (Geldmenge --->"Preisniveau"), dann in Vollendung Maastricht usw. Jetzt Ratlosigkeit und Rückkehr zum"Altbewährten" (Keynes II à la Lafeau & der gewendete Eichel -"wir sparen nicht hinterher").
>Die Methoden der dabei angewandten Desinformation und Propaganda, möchte ich hier einmal vernachlässigen.
Besser so.
>Wer könnte aber Nutznießer einer für die Mehrheit der Bevölkerung dermaßen schädlichen Wirtschaftspolitik sein? 'Spar- und Konsolidierungsumtriebe' sowie die einhergehenden Begleiterscheinungen erscheinen geeignet um Zustände wiederherzustellen, wie sie etwa Anfang des 19. Jahrhunderts bestanden. Bekämpft man durch Beförderung einer solchen Politik Massenbildung, Massengesundheit und Massenwohlstand,
Alles auf Pump. Die Massen hatten keine Gelegenheit, auf die Passivseiten zu blicken. Verständlich, denn wer tut das schon?
>kehrt man gleichzeitig auch die gesellschaftlichen Machtverhältnisse um, und zwar von den Vielen hin zu den Wenigen.
Ja, viele Überschuldete (oder hatten alle ihre Häuser, Autos, Einrichtungen, Ferienreisen bar bezahlt?) führen automatisch dazu, dass sich ihre Zahl ausdünnt.
>Nutznießer sind also nicht nur Personen, die nach billigen Dienstburschen und willigen Dienstmädchen dürsten, sondern auch jene, welche die Bevölkerungsmehrheit politisch dominieren wollen (Macht!).
Wie nießen die denn Nutz? Indem sie die Mehrheit politisch abkassieren (Steuern) und mit dem Geld in die Karibik abdampfen?
>Wer könnte weiterhin einen Nutzen aus einer derart schädlichen Wirtschaftspolitik ziehen? Nun, z.B. diejenigen, welche eine bestimmte Zivilisation schwächen wollen.
Jede"Zivilisation" auf Pump ist Blendwerk. Kommt der payday, hat sie fertig (historische Beispiele in Massen!).
>Indem man einer konkurrierenden Zivilisation eine falsche Ideologie einflößt oder das Entstehen einer falschen Ideologie befördert, die zu bestimmten negativen Folgeerscheinungen führt, kann man sie langfristig schwächen und somit marginalisieren (wer dies schlichtweg für abwegig hält, dem sei das Studium der 'Kollaborationstheorie des Imperialismus' empfohlen!).
Ich bin auch so'n Kollaborateur und schlichter Benutzky der Imperialkapitalisten. Schäm...
>Wer an wirtschaftlichem Aufschwung interessiert ist, sollte auch Regionen der Welt betrachten (z.B. VR China), in denen eine situationsgerechte und somit erfolgreiche Wirtschaftspolitik betrieben wird.
Klar, China steht finanziell blendend da. Und hat auch keine Deflation, neinneinnein.
>Man muss sich dann natürlich von liebgewordenen Dogmen lösen. Wie auch immer - folgendes scheint mir jedenfalls gewiss: Der Versuch, die Staatsverschuldung durch 'Spar- und Konsolidierungsumtriebe' abzubauen, wird weiterhin zu wirtschaftlichem Niedergang, Massenelend, Massenarbeitslosigkeit und letztlich innenpolitischer Repression führen.
Das schafft die Überschuldung ganz allein mit Links.
>Eine Verbesserung der Situation kann nur durch staatliche Investitionen und steuersenkungsinduzierte private Investitionen erfolgen,
Klar, alles BIP gehört dem Staat (über Steuern) und alles, was unter 100%-Steuersatz liegt, ist eine"Hilfe" für die Wirtschaft (sog."Subvention").
>wobei neben dem Abbau von Subventionen
Jede Steuersenkung ist eine Subvention, nicht wahr?
>die einzige reale Möglichkeit der Finanzierung nun einmal jene durch staatliche Kreditaufnahme ist.
Richtig. Schulden bis es nimmer geht.
>Wachstum fällt eben nicht vom Himmel!
Wie der Name schon verrät, hat es in der Tat nichts mit coelestinen Vorgängen zu tun. Kinder, Tiere, Bäume wachsen - die Wirtschaft als sondersame Fischart, vielleicht piscis oeconomis crescens communis L.?
Gruß! |
Galiani
25.02.2003, 18:08
@ Saint-Just
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So ein Unsinn! Danke dottore für die Zeit, die Sie der Widerlegung widmen! (owT) |
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R.Deutsch
25.02.2003, 18:21
@ Saint-Just
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Sag ich doch die ganze Zeit.... |
-->Jedem 20.000 Euro aufs Konto gebucht und die Not hat ein Ende. Dann wird auch wieder investiert.
Gruß
R
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ottoasta
25.02.2003, 18:42
@ dottore
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Re: Dottore, Kopfschütteln! |
-->hallo,
ich lese ja schon eine graume Zeit hier mit und schreibe sehr selten.
Nun, dottores Ausführungen werden immer schärfer und sarkastischer.
Nun aber allen Ernstes:
Wie stellst du dir eine richtige Wirtschafts und Finanzpolitik vor?
Also, wie sollen sich Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Politiker verhalten?
Ist überhaupt noch an Rettung zu denken?
Ich sehe es ja hier im Kleinen, bei unserer Gemeinde, beim Landratsamt wie geld teilweise sinnlos verausgabt wird! Reine politische Geschenke, damit bestimmte Leute wieder gewählt werden.
Wir haben ja hier z.Zt. eine Krankenhausdebatte dass einem schlecht werden könnte! Sogar ein Bürgerentscheid ist angefangen worden. Unser Landkreis mit ca. 140 000 Einwohnern leistet sich 3 Kreiskrankenhäuser, ein städtisches Krankenhaus und eine Akutklinik in einem privaten Krankenhaus. Eine Narretei sondergleichen! Dies im Kleinen!
Wie aber soll die Politik ganz oben aussehen? Bitte real, ohne Sarkasmus! Danke!
Gruss Otto
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Saint-Just
25.02.2003, 18:44
@ dottore
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Das ist ein Missverständnis... |
-->Keineswegs wollte ich behaupten, dass hier eine koordinierende Hand vorliegt. Die Dinge entwickeln sich, gemäß den entsprechenden Interessenkonstellationen und ihren Möglichkeiten, ganz einfach im Zeitablauf.
Aber: Die Bezeichnung unliebsamer Gedanken als Verschwörungstheorie verstehe ich als platte Polemik. Darauf muss man wohl nicht weiter eingehen.
Gruß!
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Saint-Just
25.02.2003, 19:00
@ ottoasta
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Tja, wer schlechte Argumente hat, flüchtet in Sarkasmus. (owT) |
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dottore
25.02.2003, 19:04
@ ottoasta
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Re: Leider war's das wohl mit diesem 'Durchlauf', sorry! |
-->>hallo,
>ich lese ja schon eine graume Zeit hier mit und schreibe sehr selten.
>Nun, dottores Ausführungen werden immer schärfer und sarkastischer.
Tut mir leid, Otto, Du hast Recht. Fast 20 Jahren lang war ich nicht müde geworden, noch und noch und noch vor der <b<Staatsverschuldung[/b] und ihren verheerenden Folgen zu warnen. Das erste Buch ("Wann kommt der Staatsbankrott") hatte 17 Auflagen, das letzte, die"Krisenschaukel" immerhin auch > 30.000 Exemplare.
Jetzt da alles einzutreffen scheint (ich formuliere behutsam), was noch und noch und noch (vorher)gesagt wurde (Börsencrash, Baisse, Deflation, Rezession, Double-Dip-Rezession, Depression, Massenarbeitslosigkeit, soziale Unruhen, Verteilungsprobleme, Stressphänomene, usw., usw.) - soll ich weinen? Jubeln?
>Nun aber allen Ernstes:
>Wie stellst du dir eine richtige Wirtschafts und Finanzpolitik vor?
JETZT ist nichts mehr zu machen. Ich glaube nicht an"demokratische Wunder".
>Also, wie sollen sich Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Politiker verhalten?
Siehe eben.
>Ist überhaupt noch an Rettung zu denken?
Nein. Die (sarkastischen?) Vorschläge hatte ich sämtlich abgelaicht (Goldkauf durch ZBs, noch mehr Schulden à la Japan, aber im Vielfachen, Hubschrauber, etc.).
>Ich sehe es ja hier im Kleinen, bei unserer Gemeinde, beim Landratsamt wie Geld teilweise sinnlos verausgabt wird! Reine politische Geschenke, damit bestimmte Leute wieder gewählt werden.
Sag' ich doch - ein unheilbares, unlösbares Demokratieproblem.
>Wir haben ja hier z.Zt. eine Krankenhausdebatte dass einem schlecht werden könnte! Sogar ein Bürgerentscheid ist angefangen worden. Unser Landkreis mit ca. 140 000 Einwohnern leistet sich 3 Kreiskrankenhäuser, ein städtisches Krankenhaus und eine Akutklinik in einem privaten Krankenhaus. Eine Narretei sondergleichen! Dies im Kleinen!
Ich kann Dir nur beipflichten.
>Wie aber soll die Politik ganz oben aussehen? Bitte real, ohne Sarkasmus!
Offen erklärter Staatsbankrott! Dann Abrechnung (im doppelten Sinn des Wortes) - und Neubeginn mit Staatsquote < 5 %. Sollte sie jemals wieder überschritten werden, die Athener Lösung (Antike): Jeder, der einen Vorschlag macht, der den Status quo in den Staatsfinanzen ändert - Exitus.
Sehr herzlichen Gruß zurück! Und ich verspreche Besserung.
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dottore
25.02.2003, 19:11
@ Galiani
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Re: Herzlichen Dank für das Lebenszeichen! We shall overcome... (owT) |
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Saint-Just
25.02.2003, 20:04
@ Galiani
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Hallo Galiani, und vielen Dank auch für die Blumen! ;-) (owT) |
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