dottore
04.03.2003, 11:10 |
Staatsschulden und die 'nächste Generation' Thread gesperrt |
-->Also...
Was bedeutet Staatsverschuldung für die laufende Generation?
a)
Staatsverschuldung zu Konsumzwecken.
aa)
Staat nimmt dazu vorhandene Mittel aus der Kasse, also bereits eingelaufene Steuereinnahmen. Die Bevölkerung bezahlt den Staatskonsum so wie sie sonstige Konsumgüter auch bezahlen würde. Keinerlei Effekt außer dem, etwas verkonsumieren zu müssen, was sie sonst nicht konsumieren würde, z.B. verschossene Übungsmunition statt Brot.
ab)
Staat hat keine Mittel (cash in der Kasse) und muss sich am Geldmarkt finanzieren, der sich seinerseits kurzfristig bei der ZB bedienen kann (dies mit Hilfe der Hinterlegung früherer und bereits laufender Titel). Mit dem Geld kauft er Güter und verkonsumiert sie oder lässt sie verkonsumieren. Die Güter sind verschwunden, die Geldmarktschulden sind da und werden entweder im laufenden Haushaltsjahr über Steuern bezahlt, dann wie aa), allerdings plus GM-Zinsen.
Oder sie werden über den Kapitalmarkt refinanziert. Die Zeichner der Anleihen haben einen Titel gegen den Staat. Die Zeichner treten zu diesem Zweck liquide Mittel ab, diese kommen aus ihren laufenden Einkommen. Sie verzichten auf Konsum in Höhe dieser Mittel in der Hoffnung darauf, später in Höhe dieser Mittel plus der aufgelaufenen Zinsen konsumieren zu können.
Wird der Titel bezahlt, muss eine Steuererhöhung in Höhe der Schuld plus der inzwischen aufgelaufenen Zinsen stattfinden. Für die Steuererhöhung gibt es nichts, da der Konsum bereits stattgefunden hat.
b)
Staatsverschuldung zu investiven Zwecken.
ba)
Staat baut z.B. eine Straße, die er zunächst so finanziert wie eben.
bb)
Bürger haben dann die Straße ein Jahr lang zur freien Benutzung. Nach diesem Jahr hat sich die Straße zu 10 % abgenutzt und müsste entsprechend repariert werden. Die Abnutzung müsste über eine Steuer in Höhe von 10 % des Investitionswertes zusätzlich finanziert werden. Geschieht dies in Form von gleichzeitig erhobenen zusätzlichen Steuern (z.B. Maut als objektbezogene Steuer) bleibt die Straße erhalten. Die Abnutzung ist Konsum und wird über Steuern finanziert. Für die zusätzlichen Steuern gibt es nichts - außer dem Erhalt der bereits existierenden Straße, die sie zeitanteilig verkonsumiert haben.
Wird der Straßenerhalt wieder nicht über Steuern, sondern über Anleihen finanziert, wurde Konsum über Kredit finanziert. Damit hat die laufende Generation keinerlei zusätzliche Investition gewonnen, sondern nur die vorhandene erhalten.
Dies führt auf Dauer dazu, dass ein immer größerer Teil der Investitionen Ersatz- und nicht etwa Neuinvestitionen sind.
bc)
Die Bürger halten somit Titel, die sich schließlich gänzlich auf Ersatzinvestitionen (Konsum) beziehen. Die Ersatzinvestitionen können, die sie immer nur die bereits erfolgten Investitionen ersetzen, keinerlei zusätzlichen wirtschaftlichen Effekt haben, da eine zu 100 % ausgelastete und immer wieder zu 100 % erhaltene Straße immer nur zu 100 % genutzt werden kann.
Jetzt kommt die nächste Generation.
Sie erbt:
a)
Die immer wieder zu 100 % erhaltene Straße, die sie zu 100 % nutzen kann.
b)
Titel, die ein Vielfaches von dem verbriefen, was die Erstinvestition ausgemacht hat, die immer wieder mit Hilfe weiterer Investitionen auf 100 %-Zustand gebracht wurde, plus die in der Zwischenzeit aufgelaufenen Zinsen auf diese Erst- und Ersatzinvestitionen, die ebenfalls per Kredit vorgetragen wurden nach dem oben beschriebenen Procedere (Geldmarkt, Kapitalmarkt).
Durch die kreditfinanzierte Ersatzinvestition, die unter der Tarnkappe der Neuinvestition läuft, ergibt sich für die nächste Generation folgender Status:
Vermögen (Investition zu freien Nutzung) = 100 (die ein Mal gebaute und immer wieder ersetzte Straße).
Forderung gegen den Staat in Höhe von 200, 500 oder 1000 (je nach Laufzeit bzw. Wiederholung dieses Vorgangs).
c)
Würde der Staat die Forderungen gegen ihn bezahlen, hat er nur zwei Möglichkeiten:
ca)
Er verkauft die Straße an die Bürger. Diese zahlen für die Straße 100 und halten zusätzliche Forderungen gegen den Staat (z.B. 1000 minus 100), denen keinerlei Vermögenswerte des Staates mehr entsprechen.
Oder der Staat zwingt die Bürger die Straße (100) zu 200, 500 oder 1000 zu kaufen. Da sich die Straße aber nur zu 10 % rentiert (angenommene Maut, welche die dann private Straße einbringt) haben sie je nach Dauer des Vorgangs eine entsprechend geminderte Rendite (bei 1000 nur noch 1 %).
cb)
Der Staat erhebt eine Steuer in Höhe der gegen ihn lautenden Forderungen (200, 500, 1000 usw.), die von den Bürgern aus ihrem sonstigen Einkommen bezahlt werden müsste, da die Straße selbst nie mehr BIP zusätzlich erbringen kann (selbst wenn es zu 100 % weg gesteuert würde) als das, was die Erstinvestition der Straße bringt bzw. brachte (angenommene 10 %).
d)
Lässt der Staat die Forderungen offen und trägt sie aufgrund seines Status als stets passiv bebuchbarer Schuldner immer weiter vor, ergibt sich als Endeffekt: Die Investitionen bleiben noch eine Zeitlang Ersatzinvestitionen, bis der Staat auch diese Investitionen sich selbst über lässt (Verkonsumierung der Investition = Straßen verfallen mehr und mehr), schließlich werden zusätzliche Staatsschulden nur noch zu Konsumzwecken gemacht.
Die letzte Generation befindet sich dann inmitten gänzlich verfallener Staatsinvestitionen (verkonsumiert) und zahlt Steuern nur noch für den laufenden Staatskonsum (Gehälter, auch solche, die Folgekosten der früheren Investitionen waren, da jede Investition auch Personal benötigt, um sie als benutzbar zu halten und sonstigen Staatskonsum).
Die letzte Generation sieht sich einem gänzlich vermögenslosen Staat gegenüber („Unser Staat ist verarmt"), zahlt Steuern nur noch für staatserhaltenden Staatskonsum und hält die hochgebuchten Titel in der Hand.
Diese erreichen erst 20 % (70er Jahre BRD), dann 65 % (heute), schließlich >100 % (Italien, Belgien) und endlich 300 % und mehr des BIP (Japan). Sie können zunächst nicht mehr zurück gezahlt werden (mehr als 100 % des BIP sind nicht p.a. weg zu steuern) und schließlich ist das Staatsende erreicht, wenn die Zinsverpflichtungen aus den bereits vorhandenen Staatsschulden höher werden als das BIP, das maximal p.a. weg gesteuert werden könnte. Siehe Formeln für den Staatsbankrott.
Dieses Finale kann der Staat mit Hilfe der ZB „strecken", siehe Japan, indem zunächst die Renditen der laufenden Titel gegen Null gedrückt werden. Neue Staatsschulden könnten dann aber letztlich wiederum nur gegen null Prozent erscheinen, wonach niemand mehr den Staat kreditiert, da er sein Geld zu null Prozent gleich selbst behalten bzw. aufbewahren oder aufbewahren lassen kann.
Zu null Prozent kann der Staat weder prolongieren noch gar Kredite für Ersatz- oder Neuinvestitionen aufnehmen. Die Vermögensseite des Staates geht gegen null (alle Investitionen verkonsumiert) und die Passivseite des Staates besteht aus der Summe der aufgenommenen Titel, denen keinerlei „Gegenwert" (funktionierende und deshalb Steuern generierende Investitionen) mehr gegenüber steht.
So führen Staatsschulden, die nicht laufend durch zusätzliche Steuern bedient werden, zur gänzlichen Verelendung zunächst des Staates und dann der gesamten Bevölkerung. Die säkulare Krise ist da.
Und die nächsten Generationen freuen sich ein Loch in den Bauch.
Gruß!
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Euklid
04.03.2003, 11:48
@ dottore
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Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' |
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>Dieses Finale kann der Staat mit Hilfe der ZB „strecken", siehe Japan, indem zunächst die Renditen der laufenden Titel gegen Null gedrückt werden. Neue Staatsschulden könnten dann aber letztlich wiederum nur gegen null Prozent erscheinen, wonach niemand mehr den Staat kreditiert, da er sein Geld zu null Prozent gleich selbst behalten bzw. aufbewahren oder aufbewahren lassen kann.
>Zu null Prozent kann der Staat weder prolongieren noch gar Kredite für Ersatz- oder Neuinvestitionen aufnehmen. Die Vermögensseite des Staates geht gegen null (alle Investitionen verkonsumiert) und die Passivseite des Staates besteht aus der Summe der aufgenommenen Titel, denen keinerlei „Gegenwert" (funktionierende und deshalb Steuern generierende Investitionen) mehr gegenüber steht.
>So führen Staatsschulden, die nicht laufend durch zusätzliche Steuern bedient werden, zur gänzlichen Verelendung zunächst des Staates und dann der gesamten Bevölkerung. Die säkulare Krise ist da.
>Und die nächsten Generationen freuen sich ein Loch in den Bauch.
>Gruß!
Hallo dottore
Besten Dank für diese einleuchtende Zusammenfassung.
Den letzten Punkt habe ich stehen lassen weil ich diesen noch nicht verdaut habe.
Sie sagen daß niemand zu Null Prozent an den Staat das Geld hergibt für Staatsanleihen.
Das kann ich nachvollziehen.
Aber jetzt denke ich noch mal weiter an die Nummer mit der Lizenz für UMTS.
Gäbe es nicht Wege durch die Zentralbank via Staat alles mögliche zu veräußern was da wäre:
1.) Das Parkrecht vor ihrem Haus muß von den Hausbesitzern angekauft werden um die Bestimmung im Baurecht mit dem unsäglichen Parkplatznachweis zu beenden.
Dazu ist jeder PKW-Besitzer verpflichtet (nicht nur die Hausbesitzer)
Der Hausbesitzer darf die Finanzierungskosten des von ihm letztendlich zu finanzierenden Betrages vom Mieter wieder per Mietzahlung als Nebenkosten verlangen.
Jetzt schätze ich mal 50 Millionen PKWs in Deutschland.
1,15 Billionen Euro dividiert durch 50 Millionen ergibt ungefähr 20 000 Euros je PKW-Besitzer.
Da kein Bürger über soviel Moneys aus der Hosentasche verfügt dürfen die Staatsanleihehalter ihren Anteil gleich tilgen durch Verzicht auf Auszahlung.
Der Rest der nicht so begüterten Bürger (immerhin haben sie ja eine Karre und wenn der Rost noch so durchschlägt) kann den Parkplatz über monatlich laufende Gebühren beim Vermieter zahlen.
Der Vermieter erhält dafür eine vom Staat gegebene Zwangsanleihe dessen Zinsen er zu zahlen hat.
Die Gesamtheit der Grundstückseigentümer muß dieses Parkrecht erwerben und erhält dafür die Lizenz von Papa Staat für seine eigenen oder vermieteten Wohnungen.
Auch eine Garage befreit nicht von dem Ankauf des Parkrechts da nicht ausgeschlossen werden kann daß man ebenfalls das Parkrecht auf der Straße nutzt.
Ich wüßte da noch mehrere Dinge um den Staat auf einen Schlag zu sanieren.
Und ich fürchte das wird auch getan werden.
Man kann das Ding noch viel subtiler anpacken z.B mit der Empfangsbereitschaft der Satellitenschüssel durch eine Sonderabgabe.
Eine weitere Abschöpfung wäre die Gartensteuer für größere Grundstücke usw.
Also sogar ohne Verantwortungssteuer läßt sich der Staat ruck zuck entschulden
Ein Heulen und Jaulen ginge durch die Bevölkerung aber es wäre durchaus zu machen.
Solange der Euro-Club aber erheblich mehr Schulden in Bip gemessen hat macht das jetzt noch keinen Sinn.
Der Befreiungsschlag wird meiner Meinung erst geführt wenn die 4 großen Länder kompatible Schuldenquoten haben.
Gruß EUKLID
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dottore
04.03.2003, 12:04
@ Euklid
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Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' |
-->
>Hallo dottore
>Besten Dank für diese einleuchtende Zusammenfassung.
>Den letzten Punkt habe ich stehen lassen weil ich diesen noch nicht verdaut habe.
>Sie sagen daß niemand zu Null Prozent an den Staat das Geld hergibt für Staatsanleihen.
>Das kann ich nachvollziehen.
>Aber jetzt denke ich noch mal weiter an die Nummer mit der Lizenz für UMTS.
>Gäbe es nicht Wege durch die Zentralbank via Staat alles mögliche zu veräußern was da wäre:
>1.) Das Parkrecht vor ihrem Haus muß von den Hausbesitzern angekauft werden um die Bestimmung im Baurecht mit dem unsäglichen Parkplatznachweis zu beenden.
Ja, neue Steuer. Das Geld müssten sich die Nutzer beschaffen: entweder Verzicht auf andere Ausgaben oder Neuverschudlung.
>Dazu ist jeder PKW-Besitzer verpflichtet (nicht nur die Hausbesitzer)
>Der Hausbesitzer darf die Finanzierungskosten des von ihm letztendlich zu finanzierenden Betrages vom Mieter wieder per Mietzahlung als Nebenkosten verlangen.
>Jetzt schätze ich mal 50 Millionen PKWs in Deutschland.
>1,15 Billionen Euro dividiert durch 50 Millionen ergibt ungefähr 20 000 Euros je PKW-Besitzer.
>Da kein Bürger über soviel Moneys aus der Hosentasche verfügt dürfen die Staatsanleihehalter ihren Anteil gleich tilgen durch Verzicht auf Auszahlung.
Gute Idee. Nur sind Staatsanleihen kein GZ, da noch nicht fällig. Zahlt Staat zurück (gleichzeitig neue Schulden, was aber keine Rolle spielt), kann man das Geld gleich an ihn zurückgeben (steigert Steuern bzw. mindert Neuschuldenaufnahme).
>Der Rest der nicht so begüterten Bürger (immerhin haben sie ja eine Karre und wenn der Rost noch so durchschlägt) kann den Parkplatz über monatlich laufende Gebühren beim Vermieter zahlen.
Mindert andere Konsumausgaben.
>Der Vermieter erhält dafür eine vom Staat gegebene Zwangsanleihe dessen Zinsen er zu zahlen hat.
Mit Zwangsanleihen geht alles. Ideal: Die laufenden offenen Titel in Zwangstitel verwandeln (à la Telekom) und laufzeitfrei stellen. Dann wären sie wie Cash.
>Die Gesamtheit der Grundstückseigentümer muß dieses Parkrecht erwerben und erhält dafür die Lizenz von Papa Staat für seine eigenen oder vermieteten Wohnungen.
>Auch eine Garage befreit nicht von dem Ankauf des Parkrechts da nicht ausgeschlossen werden kann daß man ebenfalls das Parkrecht auf der Straße nutzt.
>Ich wüßte da noch mehrere Dinge um den Staat auf einen Schlag zu sanieren.
>Und ich fürchte das wird auch getan werden.
Kann sein. Kommt auf die Vakoofe an. Siehe Puviani: Am besten jenen besteuern (hier: in Zwangsanleihen-Haft nehmen), die ohnehin verhasst sind ("Reiche","starke Schultern" usw.). Nur: Das bringt nicht viel. Die Masse machts, siehe MWSt. - die muss und wird wohl raufgehen (Steuer"angleichung" in der EU).
>Man kann das Ding noch viel subtiler anpacken z.B mit der Empfangsbereitschaft der Satellitenschüssel durch eine Sonderabgabe.
Auch gut. Prozesse wg. bereits bezahlter GEZ-Steuer vorprogrammiert.
>Eine weitere Abschöpfung wäre die Gartensteuer für größere Grundstücke usw.
Sehr schön.
>Also sogar ohne Verantwortungssteuer läßt sich der Staat ruck zuck entschulden
>Ein Heulen und Jaulen ginge durch die Bevölkerung aber es wäre durchaus zu machen.
Zu machen ist alles, Hauptsache die Polizei funktioniert noch.
>Solange der Euro-Club aber erheblich mehr Schulden in Bip gemessen hat macht das jetzt noch keinen Sinn.
Ja, erst Mal abwarten, bis jeden Tag der Blaue Brief kommt und dann keine Sanktionen bezahlen (bis 14 Mrd. € stehen im Feuer).
>Der Befreiungsschlag wird meiner Meinung erst geführt wenn die 4 großen Länder kompatible Schuldenquoten haben.
Okay, warten wir es ab.
Gruß!
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Adalbert
04.03.2003, 13:51
@ dottore
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Wie wäre es mit der Zwangsarbeit? |
-->Der Staat kann nicht mehr seine Bedienstete bezahlen. Also zahlt er sie in Naturalien und in zinslosen Anleihen aus. Die Staatsbediensteten müssen das akzeptieren, weil der Staat für Sie ein Kündigungsverbot verhängt.
Ausserdem gib er sich das Recht, Arbeitslose zu noch schlechteren Konditionen zwangszuverpflichten (das geschieht ansatzweise bereits sei einiger Zeit -"gemeinnützige" Zwangsarbeit der Sozialhilfeempfänger).
Noch eine Möglichkeit: die private Unternehmen werden verpflichtet Staatsaufträge gegen zinslose Anleihen und Naturalien anzunehmen. Dafür dürfen sie ihre Angestellten auch damit entlohnen. Diese wiederum dürfen während der Staatsauftrag läuft nicht kündigen. Die Unternehmen könnten sich davon mit cash loskaufen.
Ich glaube, die Lösungen, die man im späten Rom unter Diokletian und Konstantin fand, waren ähnlicher Natur: erbliche Bindung der Kolonnen an die Scholle, obligatorische und erbliche Mitgliedschaft in den Handwerksgilden, Naturalienabgaben für die Versorgung der Legionen, Zwangsdekurionat.
Das alles, damit der insolvente Staat weiter funktionieren kann.
Gruß
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Galiani
04.03.2003, 13:57
@ dottore
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Richtig! Obwohl Sie natürlich Akzelerator- & Multiplikator-Effekte ausblenden. |
-->Hallo
Wie schrieb schon der preußische Staatsminister Struensee vor über 200 Jahren:
"Ein Staat muß nicht ohne dringende Noth und ohne weise Absichten Schulden machen. Nimmt er Kapitalien auf, um in Pracht auszuschweifen, um einem nachtheiligen Luxus Nahrung zu verschaffen, um widersinnige und dem Land gar nicht angemessene Entwürfe auszuführen; so verfährt er als ein Verschwender, und allgemeines Elend ist die unausbleibliche Folge. Anfangs scheint zwar das Land in den besten Umständen; besonders wenn man bloß in der Hauptstadt und deren Umgebung stehen bleibt, bemerkt man alle Anzeichen eines blühenden und zunehmenden Wohlstandes. Richtet man aber seine Augen auf die Provinzen, oder wartet man den endlichen Erfolg dieses scheinbaren Wohlstandes ab, so erblickt man nichts als Jammer. Diese Wahrheiten sind so evident, sind so oft von Moralisten und Staatslehrern gepredigt, und durch die traurige Erfahrung alter und neuer Zeiten so überzeugend bestätigt worden, daß es ganz vergeblich wäre noch mehr darüber zu sagen..."
Carl August v. Struensee, Abhandlungen über wichtige Gegenstände der Staatswirthschaft, erster Band, Berlin 1800; S. 267
Gruß
G.
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Zardoz
04.03.2003, 14:54
@ Galiani
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Und tut er es doch... |
-->>"Ein Staat muß nicht ohne dringende Noth und ohne weise Absichten Schulden machen."
... so kommt er genau in diese"dringende Noth". Ab dann darf er"Schulden machen in der weisen Absicht", die Not zu lindern.
Nice day,
Zardoz
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MC Muffin
04.03.2003, 14:57
@ Euklid
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Re: Staatsschulden und die 'nächste Generation' |
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>>Dieses Finale kann der Staat mit Hilfe der ZB „strecken", siehe Japan, indem zunächst die Renditen der laufenden Titel gegen Null gedrückt werden. Neue Staatsschulden könnten dann aber letztlich wiederum nur gegen null Prozent erscheinen, wonach niemand mehr den Staat kreditiert, da er sein Geld zu null Prozent gleich selbst behalten bzw. aufbewahren oder aufbewahren lassen kann.
>>Zu null Prozent kann der Staat weder prolongieren noch gar Kredite für Ersatz- oder Neuinvestitionen aufnehmen. Die Vermögensseite des Staates geht gegen null (alle Investitionen verkonsumiert) und die Passivseite des Staates besteht aus der Summe der aufgenommenen Titel, denen keinerlei „Gegenwert" (funktionierende und deshalb Steuern generierende Investitionen) mehr gegenüber steht.
>>So führen Staatsschulden, die nicht laufend durch zusätzliche Steuern bedient werden, zur gänzlichen Verelendung zunächst des Staates und dann der gesamten Bevölkerung. Die säkulare Krise ist da.
>>Und die nächsten Generationen freuen sich ein Loch in den Bauch.
>>Gruß!
>Hallo dottore
>Besten Dank für diese einleuchtende Zusammenfassung.
>Den letzten Punkt habe ich stehen lassen weil ich diesen noch nicht verdaut habe.
>Sie sagen daß niemand zu Null Prozent an den Staat das Geld hergibt für Staatsanleihen.
>Das kann ich nachvollziehen.
>Aber jetzt denke ich noch mal weiter an die Nummer mit der Lizenz für UMTS.
>Gäbe es nicht Wege durch die Zentralbank via Staat alles mögliche zu veräußern was da wäre:
>1.) Das Parkrecht vor ihrem Haus muß von den Hausbesitzern angekauft werden um die Bestimmung im Baurecht mit dem unsäglichen Parkplatznachweis zu beenden.
>Dazu ist jeder PKW-Besitzer verpflichtet (nicht nur die Hausbesitzer)
>Der Hausbesitzer darf die Finanzierungskosten des von ihm letztendlich zu finanzierenden Betrages vom Mieter wieder per Mietzahlung als Nebenkosten verlangen.
>Jetzt schätze ich mal 50 Millionen PKWs in Deutschland.
>1,15 Billionen Euro dividiert durch 50 Millionen ergibt ungefähr 20 000 Euros je PKW-Besitzer.
>Da kein Bürger über soviel Moneys aus der Hosentasche verfügt dürfen die Staatsanleihehalter ihren Anteil gleich tilgen durch Verzicht auf Auszahlung.
>Der Rest der nicht so begüterten Bürger (immerhin haben sie ja eine Karre und wenn der Rost noch so durchschlägt) kann den Parkplatz über monatlich laufende Gebühren beim Vermieter zahlen.
>Der Vermieter erhält dafür eine vom Staat gegebene Zwangsanleihe dessen Zinsen er zu zahlen hat.
>Die Gesamtheit der Grundstückseigentümer muß dieses Parkrecht erwerben und erhält dafür die Lizenz von Papa Staat für seine eigenen oder vermieteten Wohnungen.
>Auch eine Garage befreit nicht von dem Ankauf des Parkrechts da nicht ausgeschlossen werden kann daß man ebenfalls das Parkrecht auf der Straße nutzt.
>Ich wüßte da noch mehrere Dinge um den Staat auf einen Schlag zu sanieren.
>Und ich fürchte das wird auch getan werden.
>Man kann das Ding noch viel subtiler anpacken z.B mit der Empfangsbereitschaft der Satellitenschüssel durch eine Sonderabgabe.
>Eine weitere Abschöpfung wäre die Gartensteuer für größere Grundstücke usw.
>Also sogar ohne Verantwortungssteuer läßt sich der Staat ruck zuck entschulden
>Ein Heulen und Jaulen ginge durch die Bevölkerung aber es wäre durchaus zu machen.
>Solange der Euro-Club aber erheblich mehr Schulden in Bip gemessen hat macht das jetzt noch keinen Sinn.
>Der Befreiungsschlag wird meiner Meinung erst geführt wenn die 4 großen Länder kompatible Schuldenquoten haben.
>Gruß EUKLID
Ich kann mir nicht vorstellen das es so funktioniert.Ob nun mehr Steuern oder die Steuern erhöhen es hat immer den gleichen Effekt, die Wirtschaft wird erdrosselt = es kommt unter dem Strich weniger raus.
Der Mensch hat in sich die Eigenschaft bei Problemen Innovativ zu werden.
Beispiele
Steuererhöhung=Innovation= Schattenwirtschaft Gebrauchtwaren siehe Ebay
Zwangsanleihen=Innovation= Leistung senken so wenig wie möglich leisten Schattenwirtschaft.
Zwangsanleihen als Zahlungsmittel =Innovation= Tauschhandel Leistungskürzung Akzeptanz nur wenn es nicht anders geht, der Rest über Schattenwirtschaft.
Es gibt immer einen Weg und wie wir aus der DDR gelernt haben liefen viele Dinge dort so ab. Interessant auch das sich dort keiner für Schwarzarbeit interessiert hat( Staat) weil es irgend wie total normal war, sein Geld nach Feierabend zu verdienen ( gibt viele Beispiele usw.)
MFG
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Euklid
04.03.2003, 15:12
@ Zardoz
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Re: Und tut er es doch... |
-->>>"Ein Staat muß nicht ohne dringende Noth und ohne weise Absichten Schulden machen."
>... so kommt er genau in diese"dringende Noth". Ab dann darf er"Schulden machen in der weisen Absicht", die Not zu lindern.
>Nice day,
>Zardoz
Ein Staat wird wohl immer Not haben wenn es um das Geld anderer Leute geht.
Das dürfte schon direkt nach der Währungsreform so sein wenn gerade die ersten Zettel über den Tresen geschoben werden;-)
Man schaue sich das irreale Gezeter um die Pflegeversicherung an.
Auf den Gedanken daß man vor Blüms sozialem Tag dieses Problem auch gelöst hat kommt schon gar keiner mehr.
Irgend jemand mußte halt die Pflege übernehmen von den Anhehörigen.
Da heute aber oft zwei Personen arbeiten muß das Problem wieder sozialisiert werden auf die Allgemeinheit.
Die Pflegerversicherung hat man geschaffen als die kommunalen Kassen wegen der Sozialhilfe von Asylanten am Zusammenbrechen waren.
Damals hat man dann natürlich politisch geschickt diese Kommunen durch die Pflegerversicherung von den Lasten der zu Pflegenden befreit.
Wären die Politiker bei der Wahrheit geblieben hätte man dies dem Volk nicht aufschwatzen können.
Das Verschiebebahnhofprinzip ist uralt und natürlich leichter zu handeln.
Hoffentlich stampfen die den Mist endlich ein.
Sonst gibt es überhaupt nie eine Senkung der Lohnnebenkosten.
Gruß EUKLID
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Galiani
04.03.2003, 16:59
@ Zardoz
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@Zardoz: Ein herzerfrischender Kommentar von Dir! Danke! Gruß! - Auch an Euklid! (owT) |
-->
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Euklid
04.03.2003, 17:36
@ Galiani
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Einen schönen Gruß zurück und nicht vergessen Fastnacht zu feiern. (owT) |
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ocjm
04.03.2003, 17:52
@ Adalbert
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Re: Wie wäre es mit maut je kilometer autobahn für pkw's |
-->das schönste daran, die infrastruktur ist schon im entstehen und wird von db und co erstellt und verwaltet. die bekommen für das inkasso von den lkw's (ab 12 tonnen zugmaschine) ab sept 2003 per anno 660 mio.
ist doch ein leichtes, die gebühren auch von pkw's einzutreiben. beispiel: die maut für das befahren von londons city.
nur leider werden diese zusätzlichen abgaben nicht für die tildung von schulden verwandt sondern versickern im staatshaushalt. eu prüft derzeit die zulässigkeit.
was dabei rauskommt dürfte wohl klar sein.
der staat benötigt die mittel um eine immer geringer werdende alimentierung der unbeschäftigten vorzunehmen. ist ja wohl klar, das die unbeschäftigten erst mal ihre rücklagen wie riester rente, altersversorgung usw. verbrauchen müssen, damit sie dann auch im alter die sozialsysteme belasten.
zur zeit geht es doch nur noch darum, zeit zu schinden, bis das system zusammen bricht.
ocjm1[img][/img]
>Der Staat kann nicht mehr seine Bedienstete bezahlen. Also zahlt er sie in Naturalien und in zinslosen Anleihen aus. Die Staatsbediensteten müssen das akzeptieren, weil der Staat für Sie ein Kündigungsverbot verhängt.
>Ausserdem gib er sich das Recht, Arbeitslose zu noch schlechteren Konditionen zwangszuverpflichten (das geschieht ansatzweise bereits sei einiger Zeit -"gemeinnützige" Zwangsarbeit der Sozialhilfeempfänger).
>Noch eine Möglichkeit: die private Unternehmen werden verpflichtet Staatsaufträge gegen zinslose Anleihen und Naturalien anzunehmen. Dafür dürfen sie ihre Angestellten auch damit entlohnen. Diese wiederum dürfen während der Staatsauftrag läuft nicht kündigen. Die Unternehmen könnten sich davon mit cash loskaufen.
>Ich glaube, die Lösungen, die man im späten Rom unter Diokletian und Konstantin fand, waren ähnlicher Natur: erbliche Bindung der Kolonnen an die Scholle, obligatorische und erbliche Mitgliedschaft in den Handwerksgilden, Naturalienabgaben für die Versorgung der Legionen, Zwangsdekurionat.
>Das alles, damit der insolvente Staat weiter funktionieren kann.
>Gruß > >
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