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Wachsende Finanzierungsprobleme im Mittelstand
Frankfurt am Main (ots) - Für rund 45 % der Unternehmen in Deutschland haben sich die Finanzierungsbedingungen im vergangenen Jahr verschlechtert. Rund ein Drittel dieser Unternehmen hat Probleme, überhaupt noch einen Kredit zu erhalten. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Unternehmensbefragung zu Bankenverhalten und Finanzierung, die die KfW in Zusammenarbeit mit 16 Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft im Herbst 2002 durchgeführt hat. Zum Vergleich: In der Studie des Vorjahres hatten 32 % der Unternehmen über eine erschwerte Kreditaufnahme geklagt.
Die am Mittwoch in Berlin vorgestellte neue Studie mit dem Titel"Unternehmensfinanzierung in schwierigem Fahrwasser" identifiziert damit wachsende Probleme im Mittelstand. Die bereits in der Vorjahresuntersuchung festgestellte Tendenz zu einer restriktiveren und differenzierteren Kreditvergabepolitik der Banken hat sich 2002 fortgesetzt. An der Befragung haben sich mehr als 5.000 Unternehmen aller Größenklassen, Branchen, Rechtsformen und Regionen beteiligt.
Weitere zentrale Resultate der aktuellen Unternehmensbefragung können wie folgt zusammengefasst werden: Einem Achtel der befragten Unternehmen ist den letzten drei Jahren eine Kündigung der Bankverbindung zugestellt oder angedroht worden. Jeder fünfte Investitionskreditantrag wurde von der Bank abgelehnt. Als wichtigster Grund für die Ablehnung firmierte erstmals eine zu geringe Eigenkapitalquote.
"Die Ergebnisse der Befragung belegen eindrucksvoll, dass sich die Umbrüche auf den internationalen Finanzmärkten mittlerweile massiv in Form veränderter Finanzierungsbedingungen bei den kleinen und mittleren Unternehmen niederschlagen", sagte Hans W. Reich, Sprecher des KfW-Vorstands."Das bestätigt uns darin, unseren eingeschlagenen Weg zur Neuausrichtung der Mittelstandsförderung weiter zu verfolgen, um den Unternehmen auch in Zukunft den Zugang zur dringend benötigten Finanzierung zu sichern." Die KfW setzt dabei auf eine Doppelstrategie: Zum einen auf die Weiterentwicklung der klassischen Förderprodukte, zum anderen auf den Einsatz innovativer Instrumente wie Verbriefungen und Globaldarlehen. Reich betonte jedoch, dass auch die Unternehmen selbst gefordert seien, auf die veränderten Bedingungen zu reagieren."Der Mittelstand muss seine Eigenkapitalbasis stärken, sich anderen Finanzierungsquellen als dem Bankkredit öffnen und eine aktivere Informationspolitik gegenüber Banken betreiben - sonst wird er auf der Verliererseite stehen."
Ein Sonderteil der Unternehmensbefragung 2002 befasste sich mit der Unternehmensnachfolge, einem weiteren drängenden Problem des Mittelstandes: In den letzten fünf Jahren hat in 20 % aller Unternehmen ein Eigentümerwechsel im Zusammenhang mit einer Nachfolgelösung stattgefunden. Aber die Nachfolgewelle strebt ihrem Höhepunkt erst noch zu: In den nächsten fünf Jahren sollen nochmals rd. 30 % der Unternehmen an einen Nachfolger übergeben werden. Die Unternehmen erwarten dabei vor allem steuerliche Hemmnisse sowie Liquiditäts- und Finanzierungsprobleme.
Seitens des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) hob Arndt Kirchhoff, Vorsitzender des Mittelstandsausschusses hervor:"Wir müssen aufpassen, dass der Mittelstand im Zuge der Umstrukturierungen im Kreditgewerbe nicht unter die Räder kommt. Die Unternehmen brauchen die Banken als verlässlichen Partner, der sie auch in schwierigen Zeiten nicht hängen lässt. Mittelfristig stellt die Unternehmensnachfolge den eigentümergeführten Mittelständler vor große Herausforderungen. Die finanzielle Zusammenarbeit mit den Banken wird auch in diesem Bereich wichtiger denn je. Dreh- und Angelpunkt einer reibungslosen Mittelstandsfinanzierung ist die Stärkung des Eigenkapitals in den Unternehmen. Dies unterstreicht die vom BDI propagierte"Eigenkapitaloffensive", die nur im gemeinsamen Schulterschluss von Politik, Kreditwirtschaft und Unternehmen erfolgreich sein kann."
Der Präsident des Bundesverbandes des deutschen Groß- und Außenhandels, Anton F. Börner, appellierte an die Regierung"den Mittelstand als unverzichtbaren Motor für Wohlstand und Arbeitsplätze in Deutschland anzuerkennen. Denn in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahrzehnte liegen wesentliche Ursachen für die nunmehr chronische Eigenkapitalschwäche des deutschen Mittelstandes." Der Gesetzgeber müsse moderne Finanzierungsinstrumente für Publikumsfonds zulassen, um den hohen Eigenkapitalbedarf decken zu können. Mehr Mut und unternehmerische Initiative seien vom deutschen Hausbankensystem auf der Vertriebsseite gefordert. Förderkredite blieben Kredite und lösten die Eigenkapitalnot des Mittelstandes nicht. Stattdessen seien Eigenkapital und moderne Finanzierungsinstrumente dringender denn je. Der Mittelstand braucht Eigenkapital im dreistelligen Milliardenbereich. Wie kein anderes Institut wäre die KfW in der Lage, neue Instrumente der Eigenkapitalförderung mit einer hohen Breitenwirksamkeit zu entwickeln", erklärte Börner.
HDE-Vizepräsident Klaus Magnus kommentierte die Ergebnisse der Unternehmensbefragung aus Sicht des Handels."Die deutliche Verschlechterung der Kreditfinanzierung trifft den Einzelhandel mit bislang ungewohnter Härte. Der Zugang zu Fremdfinanzierung muss aber erhalten bleiben und erleichtert werden", betonte er. Deshalb gehe der Appell an die Kreditwirtschaft, ein kooperatives Verhältnis mit dem Einzelhandel zu pflegen."Die Kreditwirtschaft steht hier in der Mitverantwortung für den gesamten Mittelstand, die Arbeitsplätze und die Standorte." Der HDE setze große Hoffnungen in die Programmgestaltung der neuen Mittelstandsbank des Bundes, so Magnus weiter."Es geht hier vor allem darum, die Instrumente so auszugestalten, dass sie auch für kleinere Einzelhändler in Frage kommen. Dauerhaft wird der mittelständische Einzelhandel nur durch bessere Bedingungen, die zum Beispiel auch die Eigenkapitalbildung fördern, und eine Verbesserung der Konjunktur überleben können."
aus: http://www.bizzcontact.com/de/bizztips.jsp?f=109
<ul> ~ http://www.bizzcontact.com/de/bizztips.jsp?f=109</ul>
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