-->Die schärfsten Kritiker der Elche
Der Fernsehsender CNBC war einst Kult an Wall Street. In den zahlreichen Bars rund um die New Yorker Börse flimmerte der Finanzkanal, in Frisiersalons und an fast jeder Ecke in den mit Computern voll gestopften Handelssälen der Banken. Moderatoren des Senders waren gefragte Berühmtheiten, eine Band schrieb über schöne Anchorwoman Maria Bartiromo sogar ein Lied.
CNBC versorgte die informationshungrigen Investoren mit allem was sie brauchten - heiße Tipps, Aktienkurse, Gewinnprognosen. Doch mit dem Platzen der aufgeblähten Aktienblase ging auch CNBC die Luft aus, die Zahl der Zuschauer sinkt dramatisch. Und die Moderatoren drehen den Spieß jetzt radikal um.
Statt grenzenlos zu jubeln und jede neue Aktie mit freudigem Hurra zu begrüßen, beschimpft der Sender nun konsequent die Akteure an der Börsen, allen voran die beim Anlegervolk ohnehin in Ungnade gefallenen Banken. James Cramer und Lawrence Ludlow - sie moderieren eine nach ihnen benannte Abendshow - sind dabei die lautesten Anti-Marktschreier. Wie mit Schaum vor dem Mund dreschen sie oft auf die Banken ein. Lieblingsopfer des Duos ist Merrill Lynch, dessen Chefs in ihren Augen gnadenlos gefeuert gehörten. Immerhin stehe das Investmenthaus wegen Enron am Abgrund.
Merrill Lynch ist das Verbalgewitter der beiden nun zu dumm: Von kommender Woche an wird CNBC von der Senderliste genommen. Bislang wurde der Sender ins hausinterne Netz eingespeist und konnte auf jedem Computer gesehen werden. Künftig werden die Banker Bloomberg TV sehen. Mit der Tatsache, dass Merrill Lynch zweistellig an Bloomberg beteiligt ist, habe dies nichts tun, sagt ein Firmensprecher. Man sei einfach das ständige Herummosern satt. Martin Halusa
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