-->Montag, 17. März 2003 >
>"Wir Amerikaner handeln. Wir verschwenden unsere Zeit nicht mit > Gerede." > > von unserem Korrespontenten Bill Bonner > > In den letzten Tagen haben mir einige Leser des Investor's Daily per > Email geschrieben, dass Ihnen meine Einstellung gegenüber dem Thema
>"Irak" nicht gefällt und dass Sie deshalb den Investor's Daily > abbestellen. > > Einige Ausschnitte aus den Emails, die ich erhalten habe: >
>"Hoffentlich werden die Amerikaner auf ihrem Weg in den Irak ein paar > Bomben über ihrem Büro abwerfen..." >
>"Sie sollten besser zurück in die USA gehen (ich arbeite und lebe seit > ein paar Jahren in Frankreich)... die Sozialisten haben ihr Gehirn > beeinflusst... Sie Linker!" (Ich bin noch nie zuvor so betitelt > worden...) > > Zurzeit passieren verrückte und gefährliche Dinge. In der > Vergangenheit sind die Amerikaner widerwillig in den Krieg gezogen; > jetzt scheinen sie sich auf den Krieg zu freuen. Und fast der gesamte > Rest der Welt scheint gegen Krieg zu sein. > > Der Dollar ist zuletzt wieder gestiegen... und der Goldpreis fiel > deutlich zurück. > > Die Aktien sind abgehoben. Die Investoren sind in Panik verfallen - > aber in die falsche Richtung! Es gab Kaufpanik, Dow Jones und Nasdaq > zogen letzte Woche deutlich an. > > Die Entwicklung des Dow Jones hängt letztlich von der Wirtschaftslage > ab. Und die Wirtschaftslage hängt vom Dollar ab... und dem Vertrauen, > das der Rest der Welt in den Dollar hat. Zumindest kurzfristig scheint > der Dollarkurs an das Thema"Irakkrieg" geknüpft zu sein, weshalb es > kurzfristig durchaus etwas aufwärts gehen kann. Ich denke allerdings, > dass der Dollar langfristig fallen muss... und auf lange Sicht > untergehen wird. Schließlich sind alle Papierwährungen früher oder > später in der Wertlosigkeit untergegangen. > > Kurzfristig mag es überraschende Kurssprünge geben. Die > Kriegsnachrichten scheinen jetzt die Stimmung der Investoren zu > bestimmen. An einem Tag können schlechte News den Dollar und den Dow > Jones in den Keller schicken... am nächsten Tag können Gerüchte dazu > führen, dass beide nach oben schießen. > > Ob es uns gefällt oder nicht - wir haben einen Krieg vor uns, den man > bei der Analyse der Finanzmärkte berücksichtigen muss. > > Vertrauen in den Dollar zu haben, bedeutet, Vertrauen in die Zukunft > der USA zu haben... und Zukunft in die amerikanische Wirtschaft und > das amerikanische Wirtschaftssystem. Vor drei Jahren hatten die > Amerikaner fast unbegrenztes Vertrauen in diese Dinge und in den > Aktienmarkt; mir hingegen gefiel die Spekulationsblase am Aktienmarkt > schon vor ihrem Platzen nicht. Die Aktienkurse basierten damals auf > Illusionen und Lügen - das schrieb ich damals. Viele Investoren > wollten damals davon nichts hören. > > Auch damals bekam ich viele Beschwerdebriefe. > > Jetzt erhalte ich diese Beschwerdebriefe, weil die Investoren nichts > davon hören wollen, wenn man ihr grenzenloses Vertrauen in die > amerikanische militärische Überlegenheit, den Dollar oder den > amerikanischen Konsumentenkapitalismus ankratzt. Die Zuversicht der > Leute hat sich vom Aktienmarkt zu Waffen bewegt... von der Komödie > der Märkte zur Tragödie der Politik. Die Leute reden jetzt so gerne > über Krieg, wie sie vor 3 Jahren über Aktien geredet haben. Die > Amerikaner scheinen zu denken, dass die US-Militärmacht nicht nur ihr > Land beschützen kann, sondern auch den Dollar und ihre > Volkswirtschaft. > > Wird das Kriegsende zu einem Anstieg des Dollarkurses führen? Wird die > Welt ohne Saddam Hussein ein besserer Platz sein? Die Leute, die sich > jetzt bei mir beschweren, scheinen die Antworten zu wissen. Für sie > ist es offensichtlich, dass der Krieg gegen den Irak erfolgreich sein > wird - genauso wie es vor 3 Jahren offensichtlich zu sein schien, dass > die Aktienkurse immer steigen werden. > > Ich wünschte, auch ich könnte in die Zukunft sehen... aber bis jetzt > bin ich nicht hinter dieses Geheimnis gekommen. Deshalb muss ich mich > auf die Geschichte berufen, um Beispiele für vergleichbare > Entwicklungen zu finden... und alte Regeln und Richtlinien für mein > eigenes Verhalten aufstellen zu können. Die habe ich gefunden: Ich > kaufe keine Aktien, wenn sie hoch bewertet sind; ich sage bitte und > danke; und ich greife niemals als erster an. > > Aber wir leben in verrückten Zeiten. Sogar diese drei Richtlinien > werden von vielen Leuten derzeit als Verrat bezeichnet. > > Ein Amerikaner schrieb mir:"Wir Amerikaner handeln. Wir verschwenden > unsere Zeit nicht mit Gerede, wie die Franzosen." > > Aber die Bevorzugung von schnellem Handeln gegenüber"Gerede" ist > wahrscheinlich nicht genetisch bedingt, sondern temporär. Auch die > Franzosen gaben einmal dem sofortigen Handeln den Vorzug - in der > Napoleonischen Ära."Kühnheit, mehr Kühnheit, immer Kühnheit", so > Danton zu den französischen Generälen 1792. Innerhalb weniger Jahre > waren die Leichen kühner französischer Soldaten überall in Europa > verstreut. Dann kam der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 - und > die Franzosen bevorzugten immer noch das"schnelle Handeln". Es waren > die Franzosen, die angriffen - nicht die Preußen. Und wieder einmal > lagen ihre schönen Leichen verstreut auf dem Weg von Paris bis zur > belgischen Grenze. Die Preußen umzingelten innerhalb relativ kurzer > Zeit Paris; die Pariser mussten Katzen, Hunde und Ratten essen, bevor > sie schließlich kapitulierten. > > Was haben die Franzosen daraus gelernt? Die Doktrin des"Elan" kam > auf. Colonel Granmaison schrieb dazu:"In der Offensive ist die > Dummheit die beste Versicherung." > > Zu Beginn des 1. Weltkriegs konnten die Franzosen diese neue Taktik > ausprobieren. Ich habe vor ein paar Monaten mit einem alten Franzosen > zu Abend gegessen - Monsieur Junot -, der von seinem Onkel erzählte: >
>"Er attackierte hoch zu Pferd mit gezogenem Säbel... die deutschen > Reihen mit Maschinengewehren!" > > Alistair Horne schrieb über die Geschichte dieser Periode:"Niemals > zuvor hielten die Maschinengewehre so reiche Ernte. Die französischen > Schlachtfelder tränkten sich blutrot. Die imposanten Kürassiere zu > Pferd, mit golden glänzenden Brustplatten, wurden einfach hoffnungslos > niedergemäht. Es war fürchterlich, und fürchterlich vorhersehbar... > dieser grandiose, wahnsinnige Mut von 1914..." > > Im ersten Kriegsjahr verloren die Franzosen mehr Soldaten als die USA > in beiden Weltkriegen zusammen. Die Franzosen begannen > nachzudenken... und zu reden... > > Eines Tages werden das auch die Amerikaner tun. Natürlich werden bis > dahin noch viele Jahre vergehen... > > *** George Soros schrieb in der Financial Times: >
>"Ich sehe eine Parallele zwischen dem Machtstreben der > Bush-Administration und dem Boom und Untergang der Spekulationsblase > am Aktienmarkt. Spekulationsblasen wachsen nicht nur durch Luft. Sie > haben in der Realität eine solide Basis, aber diese Basis wird durch > Fehleinschätzungen überbewertet. In diesem Fall ist die Realität die > dominante Position der USA, aber das Streben nach umfassender > Weltherrschaft ist das falsche Konzept. Die Realität kann die > Fehleinschätzung korrigieren, aber genauso kann auch die Lücke > zwischen der Realität und der Fehleinschätzung untragbar werden. Je > später die Korrektur der Fehleinschätzung kommt, desto verheerender > sind die Konsequenzen." >
>"Dieser Ablauf der Ereignisse scheint unausweichlich zu sein, (...) > aber je früher dieser Prozess der Korrektur der Fehleinschätzungen > beendet wird, desto besser. Präsident Bush kam an die Macht, und bis > zum 11. September 2001 hatte er keinen klar definierten Feind. Die > Attacke vom 11. September veränderte alles. Terrorismus ist der ideale > Feind. Er ist unsichtbar und kann deshalb niemals verschwinden. Ein > Feind, der eine ernste und anerkannte Bedrohung darstellt, kann eine > Nation zusammenhalten. (...) Die Bush-Administration fördert diese > Angst noch, weil sie die Nation hinter dem Präsidenten zusammenreiht. > Seit Franklin D. Roosevelt hat sich viel geändert. Roosevelt meinte: > 'Wir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst.'" > > *** Willkommen in der Zukunft. Ein argentinischer > Präsidentschaftskandidat hat vorgeschlagen, den argentinischen Peso > weder an den Dollar noch an den Euro zu koppeln - sondern ans Gold.
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Quelle: Investors Daily
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