-->Die Baisse macht auch die sehr Reichen ärmer
Kapitalabflüsse bei den Vermögensverwaltern
von Peter Herkenhoff
London - Die Börsenbaisse ist auch an den Superreichen, den so genannten High Net Worth Individuals, nicht spurlos vorüber gegangen. Nach Berechnungen der Vermögensberatungsfirma Scorpio Partnership sind die verwalteten Vermögen der 26 größten Banken, die sich auf diese besonders wohlhabende Klientel spezialisiert haben, im vergangenen Jahr um durchschnittlich acht Prozent gesunken. Scorpio macht dafür den lang anhaltenden Bärenmarkt aber auch hohe Abflüsse verantwortlich. Die Folge seien merkliche Verschiebungen unter den großen Vermögensverwaltern, heißt es im Fazit der jetzt vorgelegten Studie.
Mit weitem Abstand an der Spitze der Private-Banking-Anbieter steht demnach allerdings weiterhin die Schweizer Großbank UBS, die als besonders gute Adresse für große Vermögen gilt. Ende 2002 verwalteten deren Töchter UBS Wealth Management und Paine Webber ein Vermögen von 920 Mrd. Dollar. Dies ist gegenüber 2001 zwar ein leichter Rückgang, doch dieser ist allein auf die schlechte Entwicklung der Börsen zurückzuführen. Denn entgegen dem Markttrend erhielten die Eidgenossen im vergangenen Jahr von ihren Kunden mehr neues Kapital als abgezogen wurde. Dies gilt auch für die Nummer der Branche, Merrill Lynch. Auch hier blieb unter dem Strich aber ein kleiner Rückgang beim verwalteten Vermögen - von 804 auf 778 Mrd. Dollar. Den dritten Platz belegt die Credit Suisse First Boston (CSFB). Die"Assets under Management" sind hier im vergangenen Jahr zwar um knapp 97 auf 644 Mrd. Dollar gesunken. Doch auch CSFB verzeichnete unterm Strich mehr Zu- als Abflüsse.
Aufsteiger des Jahres ist die Citigroup, die nun auf Platz vier rangiert. Die Amerikaner haben das Kunststück fertig gebracht, das verwaltete Vermögen trotz hoher Kursverluste an den Weltbörsen von 159 auf 164 Mrd. Dollar zu steigern. Die Deutsche Bank ist dafür von der vierten auf die fünfte Position abgerutscht. Nach den Berechnungen von Scorpio musste der einzige deutsche Vertreter in dieser Studie einen Abfluss von drei Mrd. Euro verkraften. Insgesamt fiel das Vermögen binnen Jahresfrist von 167 auf 148 Mrd. Dollar.
Auch im Geschäft mit den Superreichen haben die Banken laut Studie zunächst einmal mit Entlassungen auf das schwieriger gewordene Marktumfeld reagiert. Im vergangenen Jahr wurden vier Prozent der Arbeitsplätze im Private Banking abgebaut. Und Besserung ist nicht in Sicht."Weitere Entlassungen sind wahrscheinlich", so Adam Green, Personalberater bei TMP Worldwide.
Daneben erwarten Experten eine umfassende Konsolidierung der Branche."Das auf hohen Managementgebühren basierende traditionelle Modell der Vermögensverwaltung hat sich als untauglich erwiesen", konstatiert Bruce Weatherill, Partner bei Price Waterhouse Coopers. Es funktioniere nur bei steigenden Kursen und permanenten Kapitalzuflüssen.
Besonders die vielen kleinen Schweizer Privatbanken stehen unter Druck. Nachdem im vergangenen Jahr bereits Lombard Odier mit Darier Hentsch und Union Bancaire Privée mit Discount Bank & Trust Company fusioniert haben, rechnet Weatherill für das laufende Jahr mit weiteren Zusammenschlüssen. UBS-Chef Peter Wuffli hatte Anfang März durchblicken lassen, dass sein Haus ständig auf der Suche nach kleineren"Geldboutiquen" sei.
Und auch die Ratingagentur Moody s rechnet mit einer Konzentration in der bislang zersplitterten Branche. Überlebenschancen hätten insbesondere die kleineren Anbieter nur dann, wenn sie verstärkt Finanzprodukte von Dritten anbieten und das Beratungsgeschäft intensivieren würden.
|