-->27-03-2003 Politik
US-Waffensysteme im Irak auf beiden Seiten
Von Gisbert Mrozek, Moskau. Sanktionen wegen Waffenlieferungen an den Irak müssten nicht gegen russische, sondern gegen namhafte amerikanische Rüstungskonzerne verhängt werden, heisst es in Moskauer Presseberichten. Demnach wird im Irak gegenwärtig auf beiden Seiten mit den Waffen der Konzerne Rockwell, Honeywell, Hewlett Packard u.a. gekämpft.
Anfang der Woche noch forderte das US-State Department Sanktionen gegen drei russische Firmen, die verbotenerweise Saddam beliefert haben sollen. In einem Telefongespräch mit George Bush drehte Wladimir Putin den Spieß um und erhob Vorwürfe gegen US-Konzerne, ohne das aber Einzelheiten bekannt wurden. Jetzt veröffentlich die Moskauer Tageszeitung „Gazeta“ Details - aus einem Bericht des amerikanischen Aussenministeriums selbst, den George Bush offenbar nicht gelesen hatte.
Demnach legte im Februar 2003 das State Department dem US-Kongress einen Bericht über illegale amerikanische Waffenexporte im Jahre 2002 vor. Im Jahre 2002 seien insgesamt 428 Exportgeschäfte überprüft worden. Dabei seien 50 Verstöße von 24 Konzernen gegen die Exportbestimmungen festgestellt worden. Es habe sich dabei um Lieferungen von Schusswaffen, Munition, Flugzeug- und Panzerersatzteilen, Artilleriegranaten und Bomben sowie Nachtsichtgeräte an sogenannte „Schurkenstaaten“ gehandelt.
In 17 Fällen seien im Jahre 2002 die Lieferungen an den Irak gegangen. Vermutlich seien dem Irak vor allem M-16-Gewehre mit Munition, Flugzeugwaffen, Kommunikationsmittel und Panzerabwehrraketen vom Typ TOW geliefert worden.
Die von den USA beschuldigten russischen Konzerne beharren derweil auf ihrer Unschuld. So teilt die Moskauer Firma „Aviakonversia“ mit, sie habe ihre Störsender, mit denen Flügelraketen vom Kurs abgebracht werden können, bereits 1997 auf einer Waffenschau in Moskau ausgestellt. Das Pentagon und einige amerikanische Firmen hätten Geräte erworben und festgestellt, dass sie äußerst effektiv seien. Die Moskauer US-Botschaft haben sich wegen unberechtigter Vorwürfen an „Aviakonversia“ bereits im vergangenen Herbst entschuldigt. Die offensichtlich im Irak eingesetzten Störsender stammten sicher nicht von „Aviakonversia“, sondern seien relativ primitive irakische oder auch serbische Eigenproduktionen.
Seit Beginn des Irak-Krieges werde jetzt „Aviakonversia“ mit Aufträgen aus aller Welt geradezu überschüttet.
Moskauer Militärexperten verweisen darauf, dass das US-Konzept des Krieges aus der Luft im Irak bereits offensichtlich gescheitert sei. Den USA sei es noch nicht einmal gelungen, die irakische Militärkommunikation auszuschalten. Die irakischen Anlagen seien so veraltet, dass sie auf die US-Angriffe nicht reagieren. Demgegenüber seien hochempfindliche US-Systeme unter den extremen Wüstenbedingungen nur bedingt einsetzbar. Ausserdem sei deutlich geworden, dass in der irakischen Wüste die veralteten sowjetischen Panzer durchaus standhalten können.
Zu erwarten sei deswegen, dass das Interesse an russischen Flug- und Panzerabwehrwaffen, aber auch an modernen russischen T-80 oder T-95 Panzern auf dem Weltmarkt sprunghaft ansteigen dürfte. Im vergangenen Jahr habe Russland einen Anteil von 12 bis 15 Prozent des Weltwaffenexportes verzeichnet und dabei 4,8 Mrd. US-Dollar verdient.
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