-->bei diesem aufsatz dieses international tätigen publizisten fällt auf,daß er sich als us-bürger eigentlich vollkommen unwohl fühlt und dass er eigentlich längst begriffen hat, daß er auf der falschen straße fährt, aber „als richtiger Amerikaner“ bin ich blasiert genug, um lieber allen anderen globales fehlerverhalten vorzuwerfen.
er ist typisch: „ich weiß zwar, dass es nicht gut für die USA ausgehen kann - ist ABER EGAL - wir müssen so handeln in unserer grenzenlosen borniertheit, selbstüberschätzung und grössenwahn.“
anmerkung n.gardels ist redakteur von"Global Viwepoint" und"NPQ"
kneric
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Die Zukunft des Antiamerikanismus
von Nathan Gardels
Wie stark der Antiamerikanismus in den vor uns liegenden Jahren sein wird, hängt davon ab, ob die neue Weltordnung als legitim empfunden wird. Diese Ordnung, die durch den 11. September eingeläutet wurde, muss für das gleiche Maß an Sicherheit und Stabilität sorgen wie das kollabierende System der Vereinten Nationen und der Atlantischen Allianz in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Wenn sie hingegen nur amerikanischen Interessen dient, wird sie von Feind wie Freund Widerstand erfahren.
Die alte Ordnung zerfällt als Konsequenz des islamistischen Terrors und der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Die Falken haben hier Argumente, die man nicht so einfach hinwegwischen kann. Neokonservative Denker wie Richard Perle fragen: Wenn es darum geht, den Einsatz von Gewalt zu legitimieren, warum ist die UNO - in der das totalitäre China ein Vetorecht hat und Libyen der Menschenrechtskommission vorsitzt - dann besser als eine Koalition von freiheitlichen, demokratischen Staaten?
Auch die Nato kann schwerlich das Herzstück der neuen Ordnung sein. Die Hauptgefahr für Amerika geht nicht mehr von Europa aus, sondern von Terrorgruppen, die nach Waffen trachten, mit denen sie Zerstörungen in der Größenordnung von Hiroshima anrichten können. Deshalb wird ein"globales Staatennetzwerk", das dem alten europäischen Mächtekonzert nicht unähnlich ist, den amerikanischen Interessen am ehesten dienen.
Amerika sollte schon allein deshalb bemüht sein, Europa bei jeder globalen Kraftanstrengung an seiner Seite zu haben, weil beide für freiheitliche Werte stehen. Doch eine Europäische Union, die ein gutes Verhältnis zu Russland pflegt und in der Deutschland und Frankreich friedlich zusammenleben, braucht die Nato nicht mehr.
Unglücklicherweise hat die Art und Weise, wie Bush diese neue Ordnung schaffen wollte, mehr Feindseligkeit als Sympathie hervorgerufen. Im Zeitalter des Terrorismus ist das Recht auf Präventivkriege ein elementares Prinzip der Sicherheitspolitik. Aber Bushs Entscheidung, den Irak ohne zwingenden Beweis für eine unmittelbare Bedrohung anzugreifen, hat das Prinzip diskreditiert und Ängste geschürt, es könne als Vorwand genutzt werden, um ganz andere Ziele zu verfolgen.
Der Kollateralschaden ist beträchtlich. Dass die Bush-Administration den Militärschlag gegen den Irak in Wild-West-Manier betrieb, hat rund um den Globus den hässlichsten Antiamerikanismus sprießen lassen.
Und wem dieser Preis noch nicht zu hoch ist, sollte bedenken, dass die ökonomischen Kosten des Krieges ebenfalls immens sind. Welcher Staat ist schon jemals so schnell von riesigen Haushaltsüberschüssen auf gewaltige Defizite zurückgefallen? Während sich die USA darauf vorbereiten, Hunderte Milliarden Dollar für die Eroberung und den Wiederaufbau des Irak auszugeben, müssen Tausende Kriminelle aus kalifornischen Gefängnissen entlassen werden, weil die öffentlichen Kassen leer sind.
Die präventive Militäraktion gegen den Irak provoziert die entscheidende Frage: Wenn die einzige Supermacht einen Gewalteinsatz gegen andere für legitim erklärt, bedeutet das dann nicht, dass Macht vor Recht geht? Wer aber soll den Mächtigsten von allen kontrollieren? Wenn es eine globale Organisation kollektiver Sicherheit nicht vermag, dann vielleicht ein neues Gleichgewicht der Kräfte? Wird der Daseinszweck dieser Gegenmacht im Antiamerikanismus bestehen?
Darauf scheinen wir zuzusteuern. Trotz ihres bemerkenswerten Beitrags zum Kampf gegen Al Qaida haben sich Frankreich und Deutschland mit dem wenig freiheitlichen Russland und dem wenig demokratischen China zusammengetan, um die USA im Zaum zu halten. Ihrer Entscheidung lag die Überzeugung zu Grunde, dass eine ungebundene Supermacht - selbst wenn sie eine Demokratie ist - eine größere Bedrohung darstellt als Massenvernichtungsmittel in feindlichen Händen.
Dies war ein Verrat - nicht so sehr an Amerika, sondern an den internationalen Beziehungen, die unabdingbar sind, um eine freiheitliche Weltordnung aufrechtzuerhalten. Nur Tony Blair vermied diesen historischen Fehler - sogar auf das Risiko hin, Bushs Torheit mitzumachen.
Schröder und Chirac sehen die UNO als eine Arena, in der sie ihre eigene Schwäche kompensieren können, indem sie die Stärke Amerikas blockieren. Das Paradoxe daran ist, dass Glaubwürdigkeit und Durchsetzungsfähigkeit der UNO auf eben dieser amerikanischen Stärke beruhen.
A. d. Amerik. von Daniel Eckert -Gastbeitrag in der DIE WELT)
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