dottore
30.03.2003, 10:32 |
Das Desaster nimmt Gestalt an Thread gesperrt |
-->Hi,
in einem"modernen" Krieg gibt es diverse Fronten; an allen sieht die Koalition schlecht aus:
1. Die eigentliche Front selbst (Infantrie muss Territorium besetzen). Dort stockt es. Es fehlen frische Truppen. Die US-Soldaten zeigen Ermüdung und Demoralisierung.
2. Nachschub. Schwer gefährdet wg. zu langer Wege. Dazu die explodierenden Kosten. Fehlende Genehmigungen der Parlamente für weiteres Geld. Dazu Suicide-Aktionen.
3."Souveränität". Soll sie erhalten bleiben oder wird das Gebiet erobert? der von wem soll es nach der"Besatzung" verwaltet werden. Hier Streit zwischen UK und USA, von der UNO zu schweigen.
4. Kampfart des Gegners. Der Irak zieht alle Register. Dies wurden zwar in Sandkastenspielen eingeführt, aber die sich dann ergebenden Schwierigkeiten für die Angreifer wurden dadurch erledigt, dass der General a.D., der den"Irak" spielte und mit Low-Tech-Aktinen die Angreifer in Probleme brachte abgelöst wurde.
5. Patriotismus auf Seiten des Angegriffenen. Steigt traditionell mit Kriegsverlauf. Von"Ablösung" der Spitze oder deren Flucht keine Spur. Generalsputsch unwahrscheinlich (20. Juli funktioniert auch schon nicht).
6. Patriotismus auf Seiten der Angreifer. Lässt mit Kriegsverlauf, Toten usw. stark nach. Defaitismus greift um sich.
7. Befehlsstrang-Probleme. Nächste Woche im New Yorker üble Details, wie sich Rumsfeld gegen den Rat seiner Generäle auf"Wunderwaffen" allein verließ. Notwendige Ablösungen (Franks, Myers, Rumsfeld, usw.) werden nicht vollzogen, obwohl der Lage nach dringend erforderlich (siehe WKI-Probleme: Wechsel des Kanzlers, der Heeresspitzen, ähnlich WKII auf dt. Seite).
8."Weltmeinung". Schlägt immer stärker zu Ungunsten der Angreifer aus. Medientechnisches Extremproblem. Proteste inzwische schon ex China.
9. Zerbrechen der poltischen Einheitsmeinung der Angreifer. Sehr gut das Beispiel Cook in GB.
10. Freiwilligen-Problem. Aus der arabischen Welt streben neue Kämpfer in den Kampf. Das Kämpfer-Potential auch"out of Irak" ist unermesslich.
11. Aufstandsproblem in"neutralen" arabischen Ländern. Die Herrschaftssysteme dort destabilisieren sich zusehends. Schwerster Druck auf Ägypten usw.
12. Verbündeten-Probleme. Hier ist auf Pakistan zu achten. Auch Indonesien ist längst gekippt.
13. Verzweiflungs-Strategie. Man sagt, es wäre noch schlimmer den Krieg abzubrechen als ihn fortzusetzen (Schäuble).
14. Wirtschaftliche Folgen. Einmal Ã-l, und die Folgen eines weiteren Preisanstiegs, zum zweiten die nervösen Kapitalmärkte. Eindeutig Crash-Gefahren.
15. Endkampf-Syndrom. Der Häuserkampf ist eine Sache für sich. Grundsätzlich sind Millionen-Städte mit entschlossenen Verteidigern nicht zu erobern (war schon Inhalt diverser Postings hier).
16. Verschwimmendes Kriegsziel. Zuerst waren es die WMD, dann Saddams Verschwinden, dann seine Dekapitation. Jetzt nur noch Wischiwaschi à la"Freiheit" oder"Sieg".
Sub summa: Mit zunehmender Kriegsdauer schwindet die Möglichkeit, zu irgendeinem konkreten Erfolg zu kommen.
Ein letzter Ausweg wäre: Vorschlag einer Dreiteilung. Norden: Unabhängiger Kurdenstaat, Süden unabhängiger Schiiten-Staat, um die jeweiligen Bewohner zu mobilisieren. Damit Türkei- und Sunniten-Problem. Sollten Iran und Syrien eingreifen, wäre die Koalition schnell verloren. Militärisch ideal wäre ein syrischer Angriff auf Israel, ohnehin militärisch gestretcht und wirtschaftlichen-finanziell am Boden, und ein iranisches Backing Bagdads from behind. Ein iranischer Vorstoß nach Kuwait würde Union Jack und Stars & Stripes durch weiße Fahnen ersetzen.
Dieser Krieg läuft in der Tat ein wenig"anders" als gedacht. Schwerster Fehler der Angreifer, sich auf Hi-Tech und shock and awe zu verlassen, erinnert an ein versuchtes revival des IT-Booms. Bunker Buster auf immer die selben schon gebusteten Bunker abzuwerfen, sind Kinkerlitzchen.
Summary: Die Koalition dürfte sich über kurz oder lang aus dem Irak so trollen wie die Russen aus Afghanistan. Die Schäden für die sog."westlichen Ideen" sind irreperabal. Sämtliche bisherigen Allianzen sind geplatzt und werden sich kaum wieder flicken lassen.
Zeitenwende halt...
Gruß!
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QuertreiBär
30.03.2003, 10:56
@ dottore
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ausgezeichnete Analyse, aber... |
-->ich hätte da noch eine Anmerkung.
Zwar ich kann alle Deine Argumente nachvollziehen, dennoch glaube ich, daß sich die Amerikaner aufgrund eines drohenden Gesichtsverslustes nicht mehr zurückziehen bzw."trollen" (Dein Summary: Die Koalition dürfte sich über kurz oder lang aus dem Irak so trollen wie die Russen aus Afghanistan. ) und stattdessen den"absoluten Krieg" führen werden. Damit ist gemeint: Keine Rücksicht mehr auf"Kollateralschäden", also alles in Grund und Boden bomben, auch mit"dirty bombs".
Ich denke, daß sich die Bush-Krieger psychologisch dermaßen verrannt haben, daß sie nur noch weitermachen können wie bisher. Daß dies im Desaster enden wird, versteht sich von selbst, womit ich sagen will: Die Eskalation ist praktisch schon vorprogrammiert.
QTB
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ITOma
30.03.2003, 10:58
@ dottore
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Re: Das Desaster nimmt Gestalt an |
-->>Hi,
>in einem"modernen" Krieg gibt es diverse Fronten; an allen sieht die Koalition schlecht aus:
>1. Die eigentliche Front selbst (Infantrie muss Territorium besetzen). Dort stockt es. Es fehlen frische Truppen. Die US-Soldaten zeigen Ermüdung und Demoralisierung.
>2. Nachschub. Schwer gefährdet wg. zu langer Wege. Dazu die explodierenden Kosten. Fehlende Genehmigungen der Parlamente für weiteres Geld. Dazu Suicide-Aktionen.
>3."Souveränität". Soll sie erhalten bleiben oder wird das Gebiet erobert? der von wem soll es nach der"Besatzung" verwaltet werden. Hier Streit zwischen UK und USA, von der UNO zu schweigen.
>4. Kampfart des Gegners. Der Irak zieht alle Register. Dies wurden zwar in Sandkastenspielen eingeführt, aber die sich dann ergebenden Schwierigkeiten für die Angreifer wurden dadurch erledigt, dass der General a.D., der den"Irak" spielte und mit Low-Tech-Aktinen die Angreifer in Probleme brachte abgelöst wurde.
>5. Patriotismus auf Seiten des Angegriffenen. Steigt traditionell mit Kriegsverlauf. Von"Ablösung" der Spitze oder deren Flucht keine Spur. Generalsputsch unwahrscheinlich (20. Juli funktioniert auch schon nicht).
>6. Patriotismus auf Seiten der Angreifer. Lässt mit Kriegsverlauf, Toten usw. stark nach. Defaitismus greift um sich.
>7. Befehlsstrang-Probleme. Nächste Woche im New Yorker üble Details, wie sich Rumsfeld gegen den Rat seiner Generäle auf"Wunderwaffen" allein verließ. Notwendige Ablösungen (Franks, Myers, Rumsfeld, usw.) werden nicht vollzogen, obwohl der Lage nach dringend erforderlich (siehe WKI-Probleme: Wechsel des Kanzlers, der Heeresspitzen, ähnlich WKII auf dt. Seite).
>8."Weltmeinung". Schlägt immer stärker zu Ungunsten der Angreifer aus. Medientechnisches Extremproblem. Proteste inzwische schon ex China.
>9. Zerbrechen der poltischen Einheitsmeinung der Angreifer. Sehr gut das Beispiel Cook in GB.
>10. Freiwilligen-Problem. Aus der arabischen Welt streben neue Kämpfer in den Kampf. Das Kämpfer-Potential auch"out of Irak" ist unermesslich.
>11. Aufstandsproblem in"neutralen" arabischen Ländern. Die Herrschaftssysteme dort destabilisieren sich zusehends. Schwerster Druck auf Ägypten usw.
>12. Verbündeten-Probleme. Hier ist auf Pakistan zu achten. Auch Indonesien ist längst gekippt.
>13. Verzweiflungs-Strategie. Man sagt, es wäre noch schlimmer den Krieg abzubrechen als ihn fortzusetzen (Schäuble).
>14. Wirtschaftliche Folgen. Einmal Ã-l, und die Folgen eines weiteren Preisanstiegs, zum zweiten die nervösen Kapitalmärkte. Eindeutig Crash-Gefahren.
>15. Endkampf-Syndrom. Der Häuserkampf ist eine Sache für sich. Grundsätzlich sind Millionen-Städte mit entschlossenen Verteidigern nicht zu erobern (war schon Inhalt diverser Postings hier).
>16. Verschwimmendes Kriegsziel. Zuerst waren es die WMD, dann Saddams Verschwinden, dann seine Dekapitation. Jetzt nur noch Wischiwaschi à la"Freiheit" oder"Sieg".
>Sub summa: Mit zunehmender Kriegsdauer schwindet die Möglichkeit, zu irgendeinem konkreten Erfolg zu kommen.
>Ein letzter Ausweg wäre: Vorschlag einer Dreiteilung. Norden: Unabhängiger Kurdenstaat, Süden unabhängiger Schiiten-Staat, um die jeweiligen Bewohner zu mobilisieren. Damit Türkei- und Sunniten-Problem. Sollten Iran und Syrien eingreifen, wäre die Koalition schnell verloren. Militärisch ideal wäre ein syrischer Angriff auf Israel, ohnehin militärisch gestretcht und wirtschaftlichen-finanziell am Boden, und ein iranisches Backing Bagdads from behind. Ein iranischer Vorstoß nach Kuwait würde Union Jack und Stars & Stripes durch weiße Fahnen ersetzen.
>Dieser Krieg läuft in der Tat ein wenig"anders" als gedacht. Schwerster Fehler der Angreifer, sich auf Hi-Tech und shock and awe zu verlassen, erinnert an ein versuchtes revival des IT-Booms. Bunker Buster auf immer die selben schon gebusteten Bunker abzuwerfen, sind Kinkerlitzchen.
>Summary: Die Koalition dürfte sich über kurz oder lang aus dem Irak so trollen wie die Russen aus Afghanistan. Die Schäden für die sog."westlichen Ideen" sind irreperabal. Sämtliche bisherigen Allianzen sind geplatzt und werden sich kaum wieder flicken lassen.
>Zeitenwende halt...
>Gruß!
Hallo dottore,
Leider haben Sie recht.
Mögliche Folge aus Punkt 13, um Punkt 15 zu vermeiden: begrenzter atomarer Einsatz. In der Folge verschärfen sich die Punkte 8-12, es kommt zu terroristischen Racheakten, ein Teufelskreis, der sich immer mehr aufschaukelt.
Gruß
ITOma
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Euklid
30.03.2003, 11:00
@ dottore
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Re: Das Desaster nimmt Gestalt an |
-->Hallo dottore
sehr schöne Zusamenfassung der momentanen Probleme in der amerikanischen Administration und auf dem Kriegsfeldzug.
Eine einzige Chance sehe ich jetzt noch mit blauem Auge für die Amerikaner davon zu kommen.
Man muß um jeden Preis Saddam Hussein erledigen.
Wie auch immer.
Es waren über Monate die Agenten im Irak die doch wissen müssen wo der Kerl steckt.
Ist er ausgeschaltet kann im Rahmen der UNO nur ein sofortiger Waffenstillstand helfen die Situation zu entschärfen.Nur wenn es gelingt daß man der Bevölkerung des Irak das Gefühl gibt nicht besetzt zu sein sehe ich die große Wende.Das Land dort unten hat genügend Ressourcen um sich nach einer Anschubfinanzierung ähnlich eines Marshall-Planes sehr schnell zu erholen.
Wenn allerdings die Amerikaner weiterhin auf alleinige Maßnahmen setzen, werden sie zum Weltfeind Nr1, und werden damit endgültig auf mittlere Sicht als einzige Weltmacht abdanken.
Bush hat die Stärke der Weltmacht Nr1 demonstrieren wollen und dabei gnadenlos die Trümpfe gezogen.
Wer hat nach diesem Desaster noch Angst vor Amerika?
Angst muß man eigentlich nur vor dem großen nuklearen Krieg haben der die gesamte Menschheit in den Orkus ziehen könnte was ich im Moment bei Eskalation oder einem Präsidenten vom Schlage eines Bush nicht auszuschließen vermag.
Ich traue Bush zu daß er den Kreuz-Buben auch noch zieht um Saddam zu töten.(Atombombenangriff)
Dieses Szenario würde Amerika aber nicht zum Sieger machen.
Auch die Türkei ist schon ganz geil auf die Ã-lfelder um Kirkuk.
Israel könnte sich durch die wirtschaftliche Lage destabilisieren.
Die katastrophal hohen Kosten der Palästina-Angelegenheit haben tiefste Löcher in den Etat gerissen.
Momentan läuft dort ein Sozialsparprogramm ab das zu großer Unzufriedenheit führt.
Kriegsjahre sind eben nie Aufbaujahre.
Ist es nicht denkbar daß durch die immensen Ausgaben die jetzt durch Überrüstung in aller Welt entstehen werden das Geld in seinem inneren Wert ausgehöhlt wird?
Werden wir etwa bald mit Preisfestschreibungen leben müssen um den Verfall der Währungen nicht sofort zu erkennen?
Ich meine das Muster der zurückgestauten Inflation das sich nach der Rüstung entlädt?
hier sehe ich 2 Szenarien.Entweder es knallt in spätestens 10 Jahren fürchterlich oder es kommt zur Währungsneuordnung in weltweiter Ausprägung.(weltweite Währungsreform mit festen Währungen unterlegt mit Goldstandard.)
Gruß EUKLID
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Diogenes
30.03.2003, 11:02
@ dottore
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Vielleicht sollten wir zusammenlegen |
-->...und dem Rumsfeld ein Exemplar von Clausewitz'"Vom Kriege" zukommen lassen. Ist zwar schon fast 200 Jahre alt, aber wenn ich mir den Irakfeldzug ansehe, dann fehlt es am Elementarsten.
Es ist halt wie immer: Soll etwas schief gehen, laß die Politik ran.
Erinnet mich an daran, wie ein Gefreiter im 2. WK den Gröfaz spielen wollte. Aber das darf man laut nicht sagen. ;-)
Laßt den Hut rumgehen!
Gruß
diogenes
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igelei
30.03.2003, 11:23
@ QuertreiBär
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Dann haben sie ein Problem an der Heimatfront. Die Wahrscheinl. von Terror-..mT |
-->>ich hätte da noch eine Anmerkung.
>Zwar ich kann alle Deine Argumente nachvollziehen, dennoch glaube ich, daß sich die Amerikaner aufgrund eines drohenden Gesichtsverslustes nicht mehr zurückziehen bzw."trollen" (Dein Summary: Die Koalition dürfte sich über kurz oder lang aus dem Irak so trollen wie die Russen aus Afghanistan. ) und stattdessen den"absoluten Krieg" führen werden. Damit ist gemeint: Keine Rücksicht mehr auf"Kollateralschäden", also alles in Grund und Boden bomben, auch mit"dirty bombs".
>Ich denke, daß sich die Bush-Krieger psychologisch dermaßen verrannt haben, daß sie nur noch weitermachen können wie bisher. Daß dies im Desaster enden wird, versteht sich von selbst, womit ich sagen will: Die Eskalation ist praktisch schon vorprogrammiert.
>QTB
... anschlägen würde auf nahe 100% steigen, denn ein solches Verhalten dürfte von den 1,2 Milliarden Moslems mindestens die Hälfte zu potenziellen Terroristen machen.
MfG
igelei
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dottore
30.03.2003, 11:41
@ QuertreiBär
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Re: Dirty Bombs auf Bagdad? Never! Eher Suicide-Marines am Tigris |
-->Sorry,
das mögen sich zwar manche wünschen, um das Debakel zu vermeiden, aber das funktioniert in einem Angriffskrieg nicht. No way, dirty bombs durch irgendwelche Instanzen (Generalität, Kongress) zu bringen. Die müsste Rumsfeld dann schon selbst per von ihm gemieteten Privatflugzeug abwerfen.
"Totaler Krieg" = immer Krieg jener, die in der verzweifelten Defensive sind. Der Aggressor hat eine ganz einfache Möglichkeit, den Krieg zu beenden, ohne eigenes Territorium zu verlieren: Er zieht ab.
Da ist ja das Teuflische an diesem Feldzug: Er ist nur noch durch ein Wunder vom Angreifer zu gewinnen, d.h. das gesamte gegnerische Territorium zu besetzen und dauerhaft zu befrieden.
Ansonsten: Sämtliche Marines ziehen Kaftan an, holen sich einen Taxi-Schein in Nassarija, laden Sprengstoff und bomben sich selbst mitten in Bagdad in die Luft. Purple hearts posthum.
Gruß!
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QuertreiBär
30.03.2003, 11:49
@ dottore
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Re: Dirty Bombs auf Bagdad? Never! Eher Suicide-Marines am Tigris |
-->>Sorry,
>das mögen sich zwar manche wünschen, um das Debakel zu vermeiden, aber das funktioniert in einem Angriffskrieg nicht. No way, dirty bombs durch irgendwelche Instanzen (Generalität, Kongress) zu bringen. Die müsste Rumsfeld dann schon selbst per von ihm gemieteten Privatflugzeug abwerfen.
>"Totaler Krieg" = immer Krieg jener, die in der verzweifelten Defensive sind. Der Aggressor hat eine ganz einfache Möglichkeit, den Krieg zu beenden, ohne eigenes Territorium zu verlieren: Er zieht ab.
>Da ist ja das Teuflische an diesem Feldzug: Er ist nur noch durch ein Wunder vom Angreifer zu gewinnen, d.h. das gesamte gegnerische Territorium zu besetzen und dauerhaft zu befrieden.
>Ansonsten: Sämtliche Marines ziehen Kaftan an, holen sich einen Taxi-Schein in Nassarija, laden Sprengstoff und bomben sich selbst mitten in Bagdad in die Luft. Purple hearts posthum.
>Gruß!
sehe ich nicht so, das mit den"dirty bombs".
immerhin haben Mitglieder der US-Regierung oder des Militärs schon angekündigt,
daß Mini-Nukes eingesetzt werden, sobald der Irak mit Chemischen Waffen anfängt.
Und bisher haben sie ja fast alles wahr gemacht, was sie schon einmal angedroht hatten.
QTB
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dottore
30.03.2003, 12:06
@ QuertreiBär
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Re: Schröder mit Irak-Fotos vorm Bundestag - ideal! |
-->Warum sollte der Irak zu Gas greifen, so gewinnt er viel kommoder... außer er macht dieses Kalkül:
1. Wir nehmen WMD (kleine Dose irgendwo,"zufällig" usw.).
2. Die Kolation antwortet mit Nukes.
3. Damit haben wir dann >99 % der Weltöffentlichkeit pro Irak.
So oder so: Das ist nicht durchzustehen.
Oder mal krass: Hätte es schon 1941 ff. TV gegeben und jeden Tag die enormen Bilder von Churchills Flächen-Brandbomben-Strategie auf wehrlose deutsche Städte mit Zehntausenden von verbrannten, verkohlten Zivilisten - die Alliierten wären nie zur Invasion gekommen.
Ein weiteres Problem: Fast alles kann geschaut werden diesmal. Als Schröder würde ich vor den Bundestag treten, Foto mit toten Iraki-Kindern in der Hand. Text:
"Sehen Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, deshalb war und bin ich gegen diesen Krieg - im Gegensatz zu Ihnen."
Das anschließende Handgemenge liefe auch noch live auf allen Sendern.
Gruß!
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Euklid
30.03.2003, 12:13
@ dottore
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Re: Schröder mit Irak-Fotos vorm Bundestag - ideal! |
-->>Warum sollte der Irak zu Gas greifen, so gewinnt er viel kommoder... außer er macht dieses Kalkül:
>1. Wir nehmen WMD (kleine Dose irgendwo,"zufällig" usw.).
>2. Die Kolation antwortet mit Nukes.
>3. Damit haben wir dann >99 % der Weltöffentlichkeit pro Irak.
>So oder so: Das ist nicht durchzustehen.
>Oder mal krass: Hätte es schon 1941 ff. TV gegeben und jeden Tag die enormen Bilder von Churchills Flächen-Brandbomben-Strategie auf wehrlose deutsche Städte mit Zehntausenden von verbrannten, verkohlten Zivilisten - die Alliierten wären nie zur Invasion gekommen.
>Ein weiteres Problem: Fast alles kann geschaut werden diesmal. Als Schröder würde ich vor den Bundestag treten, Foto mit toten Iraki-Kindern in der Hand. Text:
>"Sehen Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, deshalb war und bin ich gegen diesen Krieg - im Gegensatz zu Ihnen."
>Das anschließende Handgemenge liefe auch noch live auf allen Sendern.
>Gruß!
Die Emotionen würden hochschlagen.
Wenns ein Handgemenge gäbe würde ich vorschlagen daß er dies tun sollte.
Sämtliche Ohrfeigen müssen zwangsläufig die Richtigen treffen;-))
Unter Richtigen verstehe ich alle Abgeordneten des Hohen Hauses.
Auch die Scheinheiligen würde es mal kräftig erwischen.
Jede Ohrfeige wäre ein Gewinn;-))
Gruß EUKLID
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PuppetMaster
30.03.2003, 12:36
@ dottore
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Zum totalen Krieg |
-->>"Totaler Krieg" = immer Krieg jener, die in der verzweifelten Defensive sind.
allerdings nicht ausschliesslich:
"Wenn man vorgibt, einen Krieg im Namen der «Menschenrechte» zu führen, also einen humanitären Krieg, dann beraubt man sich der Möglichkeit, mit dem Feind über ein Ende der kriegerischen Handlungen zu verhandeln. Wenn der Feind ein Folterer ist, ein Feind der menschlichen Gattung, dann kann es nur die Entscheidung für den totalen Krieg bis zum bitteren Ende und die bedingungslose Kapitulation geben."
Paul Virilio in «Die Strategie der Täuschung»
gruss
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QuertreiBär
30.03.2003, 13:21
@ dottore
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sorry, muß nochmal nachhaken |
-->auch auf die Gefahr hin, daß schon wieder zuviel über den Irak-Krieg gepostet wird, möchte ich doch noch eines anfügen:
natürlich wird Saddam Hussein kein Giftgas einsetzen. Da wäre er ja dumm, schließlich würde er damit doch den Bonus, den er jetzt hat, kaputt machen.
Nein, nein: Wenn Giftgas eingesetzt wird, dann kommt das natürlich von den Amis, und es wird den Irakern dann in die Schuhe geschoben. Damit kann dann Bush sagen: Seht Ihr, wir haben es doch schon die ganze Zeit gesagt, Saddam ist ein Teufel und wir müssen ihn daher beseitigen, und zwar schnell, weil er sonst noch mehr Schaden mit seinen Chemiewaffen anrichtenwird. Also bleibt uns nur der Einsatz von Nukes.
So oder so ähnlich hab ich es gemeint.
Und dann liest sich der nachfolgende Absatz, der heute schon einmal hier gepostet wurde ganz anders:
Franchetti beschreibt"ein kleines Mädchen, nicht älter als fünf, mit einem hübschen Kleid in Orange und Gold, in einem Graben, tot, neben der Leiche eines Mannes, der vielleicht sein Vater war. Sein halber Kopf fehlte." Die US-Soldaten empfänden zum Teil keine Reue über ihr Vorgehen:"Die Iraker sind kranke Leute, und wir sind die Chemotherapie", wurde ein namentlich genannter Unteroffizier zitiert. Er fange an,"dieses Land zu hassen."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,242715,00.html
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dottore
30.03.2003, 13:55
@ PuppetMaster
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Re: Zum totalen Krieg |
-->>>"Totaler Krieg" = immer Krieg jener, die in der verzweifelten Defensive sind.
>allerdings nicht ausschliesslich:
>"Wenn man vorgibt, einen Krieg im Namen der «Menschenrechte» zu führen, also einen humanitären Krieg, dann beraubt man sich der Möglichkeit, mit dem Feind über ein Ende der kriegerischen Handlungen zu verhandeln. Wenn der Feind ein Folterer ist, ein Feind der menschlichen Gattung, dann kann es nur die Entscheidung für den totalen Krieg bis zum bitteren Ende und die bedingungslose Kapitulation geben."
>Paul Virilio in «Die Strategie der Täuschung»
Das scheint zunächst richtig und sehr gut beobachtet. Nur bleibt der Begriff"Feind" unklar, da er nicht präzisiert und schon gar nicht nummeriert ist: Der OBH, eine"Clique", größere militärische Verbände, Paramilizen, Bevölkerungsteile, schließlich die gesamte Bevölkerung? Überhaupt: Welche"Folterer"? Die können in jedem Kaff in jeder Polizeistation sitzen.
Was wäre 1944 gewesen, wenn AH getötet worden wäre? Zweifellos ein Waffenstillstand im Westen, um den es den Generälen vor allem ging.
Waffenstillstand und unconditional surrender schließen einander aus. Bedingungslose Kapitulation aber war damals alliiertes Kriegsziel. In welchem Namen man einen Krieg führt, bringt nichts, da der sich immer findet.
Sollte es tatsächlich ein Kriegsziel"Menschenrechte" geben, dann kommt der all-out-War, deshalb wird hier"im Namen" mit"Ziel" vertauscht. Bushs"ultmatives" Kriesgziel (Saddam weg) war schon deshalb Schwachsinn, weil der ja hätte abdampfen können (Übergabe an irgendeinen"General" oder gar"Mullah" - und dann?).
Jetzt ist keinerlei Kriegsziel mehr auszumachen - außer Saddam-Statuen zu beballern.
Wie's ausschaut, geht die ganze Nummer schief. Desaster in full progress. Ein irakischer General spricht schon von Terroranschlägen mit 5000 Toten to come.
Die bedingungslose Kapitulation muss keineswegs den totalen Krieg bedeuten, da nur reguläre Truppen kapitulieren können, aber nicht jeder einzelne eines ganzen Volkes. Der"totale Krieg" lässt sich von 1,2 Mrd. Muslimen ad libitum weltweit fortsetzen.
Gruß!
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Toby0909
30.03.2003, 14:24
@ QuertreiBär
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eben - da sehe ich das geringste"Problem" |
-->erst erzählen, daß man bei einem ABC-Angriff mit A antwortet, dann irgendeinen ABC-Angriff selbst stricken und dann SH hinstellen und sagen: Wie blöd bist du eigentlich, wir haben dir doch gesagt, was jetzt kommt - und dann mit A antworten.
Toby
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QuertreiBär
30.03.2003, 14:39
@ Toby0909
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genau! |
-->die Info, daß SH C-Waffen einsetzen will, kommt ja nicht vom Irak, sondern von westlichen Geheimdienstlern, die sagten, daß sie wüßten, daß der Irak sowas vorhat. Hier wird also schon wieder der massenpsychologische Boden dafür bereitet, daß man dem Feind wieder locker etwas unterschieben kann.
Wenns dann wirklich so passiert, wird Bush seinen Geheimdiensten sogar noch auf die Schulter klopfen und sie für ihr Vorauswissen loben.
Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr bin ich überzeugt, daß es so kommt.
QTB
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Firmian
30.03.2003, 23:22
@ Diogenes
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Re: Vielleicht sollten wir zusammenlegen |
-->>...und dem Rumsfeld ein Exemplar von Clausewitz'"Vom Kriege" zukommen lassen.
xxx Wem schicken wir dann Crevelds"Die Zukunft des Krieges"?
Zitat
"Das gegenwärtige"strategische" Denken über... [Das Was, Warum, Wie des Krieges]
geht schon im Ansatz fehl und gründet zudem in einem"Clausewitzschen"
Weltbild, das teils veraltet, teils falsch ist.
...
Wenn diese Gesellschaften [im"Westen" wie im"Osten"] nicht bereit sind,
ihr Denken und Handeln den sich rasch wandelnden Realitäten anzupassen,
werden sie eines Tages zum Einsatz organisierter Gewalt wohl überhaupt nicht
mehr fähig sein. Sollte es soweit kommen, steht auch ihr weiteres Überleben
als einheitliche politische Gebilde in Frage."
aus dem Vorwort (Jerusalem, April 1990)
Gruß Firmian
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Cujo
31.03.2003, 00:51
@ Euklid
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Re: Das Desaster nimmt Gestalt an |
-->>Hallo dottore
>sehr schöne Zusamenfassung der momentanen Probleme in der amerikanischen Administration und auf dem Kriegsfeldzug.
>Eine einzige Chance sehe ich jetzt noch mit blauem Auge für die Amerikaner davon zu kommen.
>Man muß um jeden Preis Saddam Hussein erledigen.
>Wie auch immer.
>Es waren über Monate die Agenten im Irak die doch wissen müssen wo der Kerl steckt.
>Ist er ausgeschaltet kann im Rahmen der UNO nur ein sofortiger Waffenstillstand helfen die Situation zu entschärfen.
ähm, was ist denn wenn saddam hussein selbst auf der cia-gehaltsliste steht bzw. ein vitales mitglied ist?
gruß
Cujo
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Diogenes
31.03.2003, 08:50
@ Firmian
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Wir wollen Rumsfeld nicht gleich überfordern ;-) |
-->deswegen sollte er erstmal klein anfangen, Nachschublienien z.B.
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monopoly
31.03.2003, 11:26
@ Cujo
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Re: Das Desaster nimmt Gestalt an |
-->>>Hallo dottore
>>sehr schöne Zusamenfassung der momentanen Probleme in der amerikanischen Administration und auf dem Kriegsfeldzug.
>>Eine einzige Chance sehe ich jetzt noch mit blauem Auge für die Amerikaner davon zu kommen.
>>Man muß um jeden Preis Saddam Hussein erledigen.
>>Wie auch immer.
>>Es waren über Monate die Agenten im Irak die doch wissen müssen wo der Kerl steckt.
>>Ist er ausgeschaltet kann im Rahmen der UNO nur ein sofortiger Waffenstillstand helfen die Situation zu entschärfen.
>
>ähm, was ist denn wenn saddam hussein selbst auf der cia-gehaltsliste steht bzw. ein vitales mitglied ist?
>gruß
>Cujo
Hab ich mich auch schon gefragt, in welcher Loge ist eigentlich Saddam?
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