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Anleihenmärkte auf Kriegskurs
Eine Einschätzung von Gregor Schwinning,
Wertpapier Research, Hamburgische Landesbank
Hamburg - Bereits die zweite Woche in Folge wurden die Kurse der internationalen Staatsanleihen nahezu komplett von der politischen Entwicklung im Irak bestimmt. Hatten die Marktteilnehmer zum Ausklang der Vorwoche noch auf einen raschen Sieg der Alliierten im Irak gesetzt, waren diese Hoffnungen zum Wochenauftakt zerstoben. Entsprechend gesucht waren erneut Staatsanleihen als sicherer Hafen für die Mittel, die aus Aktien und Unternehmensanleihen abgezogen wurden.
Die Bereitschaft der Marktteilnehmer, Positionen einzugehen, die auf einer durch neue Wirtschaftsdaten bestimmten Neueinschätzung der Konjunktur beruhten, war gering, denn im Wochenverlauf folgten die Notierungen der Staatstitel dann den - oft widersprüchlichen - Nachrichten aus dem Kriegsgebiet. So blieb die Halbierung des Steuerentlastungspakets von US-Präsident Bush an den Kapitalmärkten ebenso folgenlos wie die Ankündigung der US-Notenbank, die Leitzinsen vorerst unverändert zu lassen. Indikatoren, die üblicherweise kursformend wären - beispielsweise der Rückgang der Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter, der schwache Philadelphia-Fed-Index -, verpufften gleichsam im Nachrichtenstrudel. In Euroland ließ sich dies an der ausbleibenden Reaktion auf den Ifo-Geschäftsklimaindex beobachten, der die schwache Wirtschaftslage in Deutschland bestätigte. Diese Marktverfassung wird sich in der kommenden Woche fortsetzen, sofern keine nachhaltige Lageänderung im Irak eintritt.
Dabei stehen zumindest in den USA durchaus wichtige Daten auf dem Kalender. Ein Zuwachs bei den Aufträgen im verarbeitenden Gewerbe würde vor dem Hintergrund jüngst gestiegener Investitionstätigkeit als Anzeichen für eine deutliche Konjunkturbelebung gelten. Die erneut schwach erwarteten Stimmungsindikatoren ISM für den gewerblichen und der Verbrauchervertrauens-Index für den privaten Bereich geben das Stimmungsbild in den USA korrekt wieder, sofern sich die aktuelle Lage im Irak fortschreibt. Dann können europäische und US-Staatsanleihen sich auf ihren hohen Kursniveaus halten.
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