--><font size="5">"Grom" - Polens Donner</font>
Eine polnische Eliteeinheit kämpft im Irak an derSeite der Amerikaner. Die Nation ist stolz, grollt aber, dass sich ihre Kämpfer unter der amerikanischen Flagge fotografieren lassen.
Von RP-Korrespondent WOLFGANG HOLZ
WARSCHAU. Die Bilder in polnischen Zeitungen von der Spezialeinheit"Grom" (Donner) bei ihrem Einsatz im Irak-Krieg sorgen im Land für Aufregung. Sie zeigen, wie schwarz uniformierte Soldaten der Elitetruppe gefesselte Iraker mit rüdem Nackengriff misshandeln oder neben amerikanischen G.I.s mit dem"Stars-and-Stripes"-Banner dekoriert vor einem Saddam Hussein-Porträt posieren. Der Protest gegen den Einsatz der polnischen Sondereinheit am Golf wird immer lauter.
Selbst Verteidigungsminister Jerzy Smajdzinski hat es nicht gefallen, dass sich"Grom"-Soldaten öffentlich in Szene gesetzt haben - wenigstens hätten sie sich mit der polnischen Flagge drapieren sollen. Die Elitetruppe"Grom" ist ein militärischer Exportschlager Polens. Schon mehrmals agierte die"Grupa Reagowania Operacyjno Mobilnego" - eine Art polnische GSG 9 - als Aushängeschild in internationalen Einsätzen. Die Spezialeinheit mit dem martialischen Adler auf der schwarzen Uniform, die man auf 270 Mann schätzt, wurde 1990 durch Oberst Slawomir Petlicki gegründet und rekrutiert sich ausschließlich aus Sonder- und Antiterroreinheiten, die aus Berufssoldaten bestehen."Grom" war beispielsweise 1994 mit US-Spezialtruppen in Haiti zur"Wiederherstellung der Demokratie" im Einsatz - ebenso wie auf dem Balkan, in Afghanistan und zum Schutz des ehemaligen UN-Generalsekretärs Butros Gali.
"Grom" trainiert nur mit scharfer Munition und operiert stets in Vierergruppen. Zum Schluss der Ausbildung steht den"Grom"-Soldaten ein"Wahrheitstest" bevor, bei dem die Männer bis zum völligen Zusammenbruch strapaziert werden.
Insgesamt unterstützt Polen mit 200 Soldaten den Militärschlag der Vereinigten Staaten und Großbritanniens gegen den Irak. Die 50 Mann der Eliteeinheit"Grom" kämpfen dabei an vorderster Front Seite an Seite mit amerikanischen Invasionstruppen. Das Unterhaus in Warschau hat gestern mit deutlicher Mehrheit die polnische Beteiligung am Irak-Krieg gebilligt. Zuvor hatte Regierungschef Leszek Miller vor dem"Sejm" gesagt, die Teilnahme sei"durch die Solidarität mit den Verbündeten gerechtfertigt" und für Polen"eine Frage der Ehre und der Vernunft".
Die öffentliche Meinung in Polen ist allerdings ganz klar gegen den Irak-Krieg ausgerichtet. Nur ein Fünftel aller Bürger meint, Polen solle sich an kriegerischen Handlungen beteiligen. Andererseits unterstützen nicht wenige Polen die Warschauer Regierung, als"Amerikas bester Freund in Europa" künftig US-Truppenstationierungen im Land zu begünstigen. Angesichts einer hohen Arbeitslosigkeit von rund 20 Prozent verspricht man sich von solchen Plänen neue Arbeitsplätze. Slawomir Kowal, Bürgermeister des Provinzstädtchens Zagan, in dem jeder Dritte keinen Job hat und wo früher sowjetische Truppen stationiert waren, richtete sich vor laufender Kamera gleich direkt an die Amerikaner:"Wir tun, was Ihr wollt!"
http://www.rheinische-post.rp-online.de/zeitung-2003-03-28/politische_umschau/54.shtml
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