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Kriegsgewinnler und Aktienkurse
Wer verdient am Krieg?
Hintergrund
Unser Schwerpunkt: Krieg im Irak
Die Auswirkungen des Irak-Krieges auf die Weltwirtschaft hängen vor allem von der Dauer und dem Ergebnis ab. Bisher haben Ã-lkonzerne und Rüstungsfirmen schon gut mit dem seinerzeit nur drohenden Krieg verdient.
Die Nummer eins im Rüstungsgeschäft, die Firma Lockheed Martin, entwickelt und baut gerade zwei neue, teure Kampfjets. Durch den Irak-Krieg ist das zwar eine Chance, aber auch ein Risiko. Denn noch ist unklar, wie viele Flugzeuge davon tatsächlich verkauft werden. Fixer Bestandteil vieler Streitkräfte ist dagegen die F16.
Für den Aufmarsch am Golf sind bereits 30 Milliarden US-Dollar ausgegeben worden. Die Gesamtkosten des Krieges könnten sich auf bis zu 100 Milliarden US-Dollar belaufen. Je nachdem, wie lange er dauert.
Doch die amerikanische Rüstungsindustrie wird ganz sicher von diesem Krieg profitieren. Das beginnt mit dem Ersatz von Waffensystemen, Munition über verschossene Raketen bis hin zu panzerbrechender Munition. Wertet man anschließend die im Krieg gemachten Erfahrungen aus, erhält man einen Schub an Innovationen für die weiteren Entwicklungen neuer Waffensysteme.
Führende Rüstungskonzerne konnten nach den Einsätzen in Afghanistan und im Golfkrieg 1991mit dem Argument, die Ware sei"krisenerprobt", besser verkaufen. Die Firma Raytheon hatte für den Golfkrieg Patriot Missiles entwickelt, die sehr gut funktionierten und nachher auch sehr gut verkauft wurden.
Das hat der Aktie des Unternehmens zwar sehr geholfen. Es ist nur vorab nicht vorhersehbar, welche Aktie das sein wird. Ganz gleich, wie die Irakkrise ausgehen wird, Experten gehen schon jetzt davon aus, dass die Regierung Bush das finanziell vernachlässigte Militär wieder ausbauen wird. In diesem Jahr wurde das Pentagon-Budget bereits auf mehr als 360 Milliarden Dollar aufgestockt.
2007 soll es bei 450 Milliarden Dollar liegen. Damit ist es auf dem gleichen Niveau wie zuletzt in den hochgerüsteten achtziger Jahren. Die Rüstungskonzerne werden genau in dem Bereich profitieren, in dem die USA die größte Überlegenheit haben.
Das betrifft den Bereich der Präzisionswaffensysteme einerseits und andererseits jenen Bereich, den man als elektronische Kampfführung beziehungsweise Aufklärungs- und Kommunikationssysteme bezeichnet. Die Aktien der Rüstungskonzerne selbst haben sich bereits seit dem Terrorangriff auf das World Trade Center gut entwickelt. Lockheed Martin und Raytheon haben mit Minus sechs oder Minus 13 Prozent wesentlich weniger verloren als der Gesamtmarkt - zusammengefasst im S&P-Index.
Schaut man allerdings genauer hin, hat sich das Bild in den letzten Monaten drastisch verändert. Während sich der breite Index noch am besten gehalten hat, sind die Rüstungsaktien am Vorabend des Krieges massiv gefallen. Das liegt zum einen daran, dass die Anleger vor dem Krieg das Gefühl hatten, viel mehr passiere da nicht.
Zum anderen liegt es aber wahrscheinlicher daran, dass es kaum eine reine Rüstungsaktie gibt und das Vertrauen in die zivile Luftfahrt und die Raumfahrt seit der Columbia-Katastrophe Schaden erlitten hat. Die US-Präsidentenwahlen im nächsten Jahr dürften zusätzlich auf die Kurse drücken.
Vorübergehend könnte die Regierung mehr Geld in Steuererleichterungen und andere Wahlversprechen schießen. Auch wenn die Soldaten, Reservisten und Beschäftigten in der Rüstungsindustrie plus Angehörige mehrere Millionen Wählerstimmen bringen könnten.
Gespräch
Zum Thema sprachen wir mit Prof. Rudolf Hickel, dem Leiter des Instituts für Europäische Wirtschaft in Bremen.
31.03.2003
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