-->hier die Einleitung einer neuen DB-Studie zu Russland:
Die vorliegende Studie skizziert und erläutert Szenarien der wirtschaftlichen Entwick-lung
Russlands bis 2010. Durch eine neue Methode, die Szenario-Technik und empi-rische
Wachstumstheorie verbindet, werden politische und institutionelle Aspekte bei
der Bestimmung des russischen Potentialwachstums berücksichtigt und quantifiziert.
Eine realistische Einschätzung der politischen, ökonomischen und institutionellen Trieb-kräfte
legt ein Basis-Szenario nahe, in dem die russische Investitionsquote nur relativ
langsam steigen wird. Vor dem Hintergrund verbreiteter optimistischer Wachstums-prognosen,
ruft unser Basis-Szenario zu mehr Realismus auf.
Zwar sind andere Szenarien ebenfalls denkbar, aber weniger wahrscheinlich: Eine
dynamischere Entwicklung könnte dann eintreten, wenn politische und ökonomische
Faktoren einen zweiten Transformationsprozess möglich machen würden. Pessimis-tische
Szenarien sind allerdings auch nicht auszuschließen.
Kernpunkte des Basis-Szenarios
In unserem Basis-Szenario rechnen wir mit einem Potentialwachstum der russischen
Volkswirtschaft von 2-3% p.a. Dies liegt deutlich unter den Prognosen der russischen
Regierung und internationaler Organisationen, die ein Trendwachstum von 5-8% für
möglich halten. Dennoch könnte Russland auch mit geringen, aber stetigen Wachs-tumsraten
viele seiner heutigen Probleme hinter sich lassen.
Die weitere Liberalisierung der russischen Volkswirtschaft wird nicht in großen Schrit-ten
erfolgen. Die weitreichenden ökonomischen und politischen Konsequenzen der
Liberalisierung im Energiesektor spielen hier eine Schlüsselrolle. Faire Wettbewerbs-bedingungen
für in- und ausländische Unternehmen im Rahmen einer echten WTO-Mitgliedschaft
sind in den nächsten Jahren nur bedingt zu erwarten. Auch dürfte eine
schnellere Liberalisierung - auf mittlere Sicht - nicht notwendigerweise zu einer hö-heren
durchschnittlichen Wachstumsrate führen. Dies dürfte den politischen Anreiz für
einen raschen Liberalisierungskurs deutlich verringern.
Die Diversifizierung der russischen Volkswirtschaft wird länger dauern als vielfach
angenommen. In unserem Basis-Szenario wird die russische Volkswirtschaft auch
weiterhin von volatilen Ã-l- und Gasexporten abhängig bleiben. Obwohl die Rating-Agenturen
Russland schon bald den Status „Investment grade“ verleihen könnten,
ist aus volkswirtschaftlicher Sicht in den nächsten Jahren eher Zurückhaltung ange-bracht.
Die Integration Russlands in die Europäische Union ist in absehbarer Zukunft unwahr-scheinlich.
Die heutige EU wäre mit einer solchen Aufgabe überfordert, und auch
Russland wird kaum in der Lage sein, die Beitrittsvoraussetzungen zu erfüllen. Russ-land
wird daher auf absehbare Zeit seinen Transformationsprozess nicht wie die Bei-trittsländer
Mittel- und Osteuropas in Europa verankern können.
Seit Peter dem Großen sind alle russischen Versuche, den Westen einzuholen und
das Land zu modernisieren, mehr oder weniger gescheitert. Präsident Putin hat zwar
den weiteren Abstieg des Landes aufgehalten. Aber auch Putin wird viel Zeit für die
Modernisierung des Landes benötigen. Der russische Bär hat begonnen, sich in die
richtige Richtung zu bewegen. Aber Bären hasten selten - sie kommen gemächlich
voran.
Inhaltsverzeichnis
Russland 2010: Szenarien für die Wirtschaftsentwicklung
Anhang: Die vier zentralen Faktoren für Russlands Entwicklung
Die Zukunft des „Systems Putin”: innenpolitische Entwicklungstendenzen bis 2010
Internationale Integration: Russlands außenpolitische Zukunft
Institutionelle Reformen: der Weg zur Marktordnung
Diversifizierung der Wirtschaft und Investitionssteigerung
Literatur
<ul> ~ hier 40 pdf-Seiten einer interessanten Studie</ul>
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