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Russischer Lagebericht vom 1. April 2003
von Quelle: Iraqwar.ru - 01.04.2003 17:00
Operative Information, 1. April 2003, 14 Uhr 04, [verm. 12 Uhr 04 MESZ]
Am Morgen des 1. April dauerten die aktiven Kampfhandlungen auf der ganzen Länge der amerikanisch-irakischen Front an.
Operative Information, 1. April 2003, 14 Uhr 04, [verm. 12 Uhr 04 MESZ]
Am Morgen des 1. April dauerten die aktiven Kampfhandlungen auf der ganzen Länge der amerikanisch-irakischen Front an.
Die Stadt Kerbela, einer der wichtigsten Knotenpunkte der irakischen Verteidigung befindet sich unter ständigem Artilleriefeuer, die Luftwaffe bombardiert die Vororte. Doch die amerikanischen Streitkräfte unternehmen bislang keinen Versuch, in die Stadt einzudringen. Die vorhandenen Informationen erlauben den Schluß, daß das amerikanische Kommando nach einer Einschätzung der Macht und der Dichte der Verteidigung von Kerbela sich dazu entschieden haben, die Erstürmung der Stadt zu verschieben und den Befehl gegeben hat, die Stadt von Osten her zu umgehen, wo jetzt versucht wird, das strategische Gebiet von Al’-Chilla, Al’-Chindija, Al’-Iskanderija einzunehmen. Durch dieses Gebiet verlaufen einige der wichtigsten Trassen und befinden sich drei strategische Brücken über den Euphrat. Die Einnahme dieses “Dreiecks” eröffnet den Koalitionstruppen schließlich den Weg auf das Land zwischen Euphrat und Tigris und einen Zugang zur Straße Babylon-Bagdad. Den gestrigen Tag hindurch und heute Nacht dauerten hier die heftigsten Kämpfe an.
In einer Nachtattacke gelang es einer amerikanischen Unterabteilung gegen 8 Uhr morgens in das Zentrum Al’-Chindijas vorzustoßen und auf das rechte Euphratufer zu gelangen, doch die weitere Vorwärtsbewegung wurde vom dichten irakischen Feuer vom anderen Flußufer aus aufgefangen. Die Stadtwird von bis zu 2 000 Soldaten und Milizionären verteidigt, die über 20 Panzer und etwa 250 verschiedene gepanzerte Fahrzeuge verfügen. Im Kampf fiel 1 amerikanischer Soldat, 2 werden vermißt, 7 wurden verletzt. Die irakischen Verluste können bislang nicht genau festgestellt werden. Die amerikanischen Befehlshaber berichteten in der Nacht von mindestens 100 getöteten und 30 gefangenen Soldaten und Milizionären. Doch schon am Morgen waren es nicht mehr als 15 Gefangene.
Versuche, die Stadt Al-Chilla im Sturm zu nehmen blieben erfolglos. Alle Versuche der Amerikaner, in die Stadt im Schutze der Dunkelheit einzudringen endeten im Mißerfolg. Beim Vordringen trafen sie auf dichtes Maschinengewehr- und Artilleriefeuer. Die Informationen des Abhördienstes erlauben die Behauptung, daß durch den Beschuß 1 amerikanischer Radpanzer zerstört und mindestens 5 Soldaten getötet und verletzt wurden.
Die Kämpfe an den Zugängen zur Stadt En-Nadjaf halten an. Derzeit ist die Stadt von drei Seiten durch Einheiten der US-Marineinfanterie eingekreist, doch es gelingt den Amerikanern nicht, in die Stadt einzudringen. Gegen die Positionen der Iraker werden Artillerie- und Bomben-Strum-Schläge (bombo-schturmovye udary) geführt. Es gibt bislang keine Informationen über Verluste in diesem Gebiet.
Seit 7 Uhr morgens treffen Angaben über das Ausmaß der Angriffe der amerikanischen Marineinfanterie und der Luftlandetruppen auf En-Nasirja ein. Wie gestern bekannt wurde, begannen bis zu zwei Marine-Infanterie-Bataillons, die nördlich der Stadt auf das linke Ufer überführt wurden, von Norden den Angriff auf den Stadtteil links vom Fluß und versuchen jetzt, die irakische Verteidigung in den nördlichen Stadtteilen zu zerschlagen. Die Informationen des Abhördienstes geben darüber Auskunft, daß das Marineinfanterie-Kommando, das die Stadt strümt, den kategorischen Befehl erhielt, den Widerstand der Iraker zu brechen und diesen strategischen Knoten einzunehmen. Allein an diesem Morgen wurden gegen die irakischen Positionen mehr als 100 Bomben-Sturm-Schläge geführt, die Artillerie schießt praktisch pausenlos. All das spricht für die Entschlossenheit des amerikanischen Kommandos, den Befehl auszuführen. Doch bislang gelingt es den Marineinfanteristen und Luftlandetruppen weder, den Brückenkopf am linken Ufer zu verbreitern, noch die irakische Verteidigung zu durchbrechen. Nach Informationen des Abhördienstes hat es allein heute Morgen in diesem Bereich fünf Flüge der Santitätshubschrauber zur Evakuierung der Verwundeten gegeben. Mindestens 3 amerikanische Soldaten wurden getötet.
Eine weitere amerikanische Kolonne, die auf das linke Euphratufer überführt wurde, gelangte heute Morgen vor die Stadt Ash-Shatra 40 Kilometer nördlich von En-Nasirja, wo sie in den Vororten in den Kampf eintrat. Es gibt bislang keine Nachrichten über ihr weiteres Vordringen und und Verluste in diesem Gebiet.
Bei Basra dauern die lokalen Kämpfe an. Am Stadtrand von Basra versuchten die Briten im Lauf des gestrigen Abends und der Nacht die Vorortsiedlungen Az-Zubejr und Suk-El’-Shujuch einzunehmen, doch trotz massiver Artillerie- und Luftwaffenunterstützung waren sie gezwungen, sich in die Ausgangsstellungen zurückzubegeben. Im Lauf dieses Kampfes wurde 1 britischer Soldat getötet, 1 wird vermißt und bis zu 5 wurden verletzt. Über irakische Verluste gibt es bislang keine Angaben. Doch nach den Berichten der Engländer vernichteten sie mindestens 200 irakische Soldaten und Offiziere und nahmen mindestens 50 Gefangene. Doch sind im Lager der Briten bislang erst 10 Gefangene eingetroffen, von denen nur 4 eine Uniform tragen. Das teilte ein amerikanischer Reporter, der hier arbeitet, telefonisch seiner Redaktion mit.
Im Norden des Irak setzten die Parteien ihre Erkundungs- und Aufklärungstätigkeit fort. Es treffen Nachrichten ein, daß bei El’-Buadsh irakische Unterabteilungen in der Stärke von fast einer Bataillon die Position einer Luftlande-Kompanie der 82. Luftlande-Division der USA attackierten. Es wird mitgeteilt, daß sie die Positionen der Amerikaner von hinten umgingen und sie früh morgens angriffen. Derzeit gibt es dort heftiges Kreuzfeuer. Kampfflieger sind gestartet, um den Amerikanern zu Hilfe zu kommen.
Die Kurden dehnen ihre Kampfhandlungen nicht weiter aus, nachdem sie unter amerikanischem Schutz einige Gegenden “gesäubert” haben, die von ihren unversöhnlichen Gegnern der islamischen Gruppierung “Ansar al’ Islam” gehalten wurden. Trotz amerikanischer Ermunterung beeilen sich die Kurden nicht, den Kampf mit der regulären irakischen Armee aufzunehmen und sind stattdessen damit Beschäftigt, die Beute verteilen, die sie in diesem Gebiet gemacht haben. Die Führung der Kurden beeilt sich ebensowenig, die Angriffskräfte “anzuführen”. Die kurdischen Führer fordern die Amerikaner auf, die Militärgruppierung der USA in diesem Gebiet um mindestens 2 000 Luftlande-Soldaten zu verstärken und die Iraker “stärker zu bombardieren”. Man kann den Schluß ziehen, daß die Kurden Angst haben, ihre Einheiten zu weit von ihren Ausgangspositionen zu entfernen, weil sie sich davor fürchten, die Türken könnten ihnen in den Rücken fallen. Diese Befürchtungen werden durch die wiederholten Erklärungen der Garantieerklärungen der USA für die territoriale Integrität der Türkei nach Kriegsende verstärkt. Unter den Begriff der “territorialen Integrität” fallen auch fast 40% des Territoriums Nordkurdistans, das derzeit “de facto” sowohl von der Türkei wie vom Irak unabhängig lebt. Vermutlich werden die Kurden ihre Vorwärtsbewegung erst im Falle eines völligen militärischen Zusammenbruch der Iraker wiederaufnehmen, wenn die Gier nach Kriegstrophäen und -beute über die Vorsicht die Oberhand gewinnt...
Die Analyse der Situation der im Irak kämpfenden Gruppierungen der anglo-amerikanischen Koalition erlaubt den Schluß, daß eine weitere aktive Phase der Koalitionsoffensive noch etwa vier bis fünf Tage andauern wird. Danach werden die Truppen eine weitere Pause für Umgruppierungen, Reperaturen und Ergänzungen benötigen. Nach Meinung der Mehrheit der Analytiker wird diese Pause außerdem länger sein müssen als die letzte, als die Truppen sich einfach nur schnell mit dem Nötigsten versorgten und den Kampf wiederaufnahmen, um die Initiative nicht aus der Hand zu geben und dem Gegner nicht zu erlauben, zu sich zu kommen. Der Preis dieses “Ausquetschens” der Truppen ist eine Übermüdung und ein substanzieller Verschleiß der Technik, deren Wartung längst überfällig ist. Außerdem können die aus Kuweit, Europa und den USA eintreffenden frischen Einheiten nicht vor Montag, dem 7. April in den Kampf eintreten, weil die Umgruppierung der Truppen mit großen Verrenkungen und überaus desorganisiert vonstatten geht. Für die bereits eingetroffenen Unterabteilungen steht keine Standardtechnik bereit, während die entladene Technik bislang auf ihre Unterabteilungen wartet.
In Verbindung damit gab das Kommando der Koalition den angreifenden Gruppierungen den Befehl, möglichst entschlossen vorzugehen, noch innerhalb dieser aktiven Phase den Widerstand der Iraker auf der ganzen Front zu brechen, um schließlich am Ende der Offensive die Ausgangspositionen für den Sturm auf Bagdad einzunehmen, wo die Truppen ihre Positionen verstärken und die planvolle Vorbereitung zum Sturma auf Bagdad beginnen könnten. In diesem Befehl wird vor allem die strategische Bedeutung der Einnahme der Städte En-Nasirja, En-Nadjaf und des “Dreiecks” Kerbela - Al’-Chilla - Al’-Iskanderija unterstrichen. Genau hier werden sich die wesentlichen Kämpfe der nächsten Tage abspielen.
Außerdem kann man erwarten, daß ein Teil der Koalitionstruppen sich auf die Straße Amman-Bagdad begeben wird, die hier nur von einem kleinen Teil amerikanischer Luftlandeeinheiten und “Spezialtruppen” kontrolliert wird, um hier im Gebiet von Al’-Chabbanija die westliche Front der Blockade Bagdads einzurichten. Außerdem befinden sich in der Gegend von Al’-Chabbanija drei strategische Flugplätze und viele Waffenlager, die die Koaltion äußerst beunruhigen.
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