dottore
03.04.2003, 10:00 |
Springer-BlÀtter unter BetriebsratsfeuerThread gesperrt |
-->Drei leitende BetriebsrĂ€te des Springer-Verlages hatten in einem"offenen Brief" scharfe Kritik an der Irak-Berichterstattung bzw. -Meinungsmache der BlĂ€tter des Hauses geĂŒbt.
Darauf antworten die CRs von BILD und WELT:
Liebe Frau BrÀnzel, liebe Frau Pulver, lieber Herr Kruschak,
wir wissen nicht, welche Zeitungen Sie jeden Tag lesen. Unsere Zeitungen jedenfalls können es nicht sein, wenn wir Ihren gestrigen
offenen Brief zugrunde legen. Sie schreiben nĂ€mlich von einer angeblich"einseitigen Berichterstattung" unserer BlĂ€tter ĂŒber den Irak-
Krieg.
Nun sind wir doch etwas ratlos, was Sie damit meinen.
Etwa den Kommentar von Peter Boenisch am 29. MĂ€rz in der BILD-Zeitung, in dem er unter der Ăberschrift"Gewaltlos gegen Gewalt" die
jugendlichen Friedensdemonstranten in Deutschland lobt? Boenisch:"Diese Jugend will Menschenrecht und Menschlichkeit. Und sie will
es friedlich."
Oder den Beitrag des erklÀrten Kriegsgegners Peter Gauweiler in der BILD vom 24. MÀrz, in dem er schreibt:"PrÀsident Bush junior lobt
die völkerrechtswidrigen Bombardements irakischer StÀdte wie einen Gottesdienst. Zu Recht haben die Regierungen Frankreichs,
Russlands und Deutschlands dem Protest der europĂ€ischen Völker gegen diese AnmaĂung Ausdruck und Form verliehen." Inzwischen
hat sich die CDU/CSU- Bundestagsfraktion bereits massiv mit Gauweilers wiederholten Kolumnen gegen den Krieg auseinandergesetzt.
Vielleicht meinen Sie ja die Reportage ĂŒber die MĂŒnchener SchĂŒlerin Anna Grube (16) in der BILD vom 22. MĂ€rz, die ausfĂŒhrlich ĂŒber
ihren Friedensprotest Auskunft geben darf:"Tausende Iraker werden sterben, weil Oberegoist George W. Bush diesen Krieg unbedingt
will."
Vielleicht ĂŒbersehen haben Sie den Beitrag von JĂŒrgen Todenhöfer in der BILD am SONNTAG vom 16. Februar, in dem dieser warnt:"Der
Krieg wĂŒrde unzĂ€hlige Zivilpersonen das Leben kosten. Jede vierte Bombe trifft WohnhĂ€user, tötet unschuldige Kinder, MĂŒtter und VĂ€ter."
Möglicherweise haben Sie ja auch die Analyse von Peter Scholl-Latour in der WELT am SONNTAG vom 23. MÀrz gemeint, in der er von
einer"fatalen Expansion des globalen Kampfes gegen den Terror" spricht.
Oder aber DIE WELT vom 19. MĂ€rz, in der der ehemalige UN-Beamte Alfred de Zayas auf der Forum-Seite schreibt:"Dieser Krieg ist
völkerrechtswidrig."
Vielleicht ist es ja auch das Interview in der WELT vom 2. April, in dem der GeneralsekretÀr der Islamischen Aktionsfront, Hamsa
Mansur, sagt:"Das ist kein Krieg, das ist kein Waffenkonflikt. Das nenne ich einen feindlichen Ăberfall, und zwar ohne die geringste
Berechtigung, auf ein Land der Dritten Welt."
Lohnenswert ist sicherlich ein Blick in DIE WELT von heute, in der die GrĂŒnen-Politikerin Christa Nickels fĂŒr einen gerechten
Wiederaufbau des Irak wirbt:"Es ist inakzeptabel, dass Hilfsorganisationen nicht tÀtig werden können, wenn sie sich nicht bei
amerikanischen Stellen registrieren und ihre Arbeit nach deren Vorgaben reglementieren lassen wollen."
Dass Sie das alles"einseitig" finden, finden wir wiederum einseitig.
Wir hĂ€tten uns gewĂŒnscht, Sie hĂ€tten mit uns eine so offene Diskussion gesucht, wie sie in unseren Zeitungen schon lange stattfindet.
Ihr
Kai Diekmann
Chefredakteur BILD
und
Jan-Eric Peters
Chefredakteur DIE WELT/BERLINER MORGENPOST
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Baldur der Ketzer
03.04.2003, 10:33
@ dottore
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Re: Springer-BlÀtter unter Betriebsratsfeuer - was hinten rauskommt, zÀhlt |
-->Hallo, dottore,
vielen Dank fĂŒr die Info.
Sagte nicht der Digge immer, nur, was hinten herauskomme, zĂ€hle? (bei ihm war das ja entsprechend gröĂer, mein Opa sagte immer, >i> viel freĂ, groĂe Hauf [/i].
Wenn jetzt sogar betriebsintern ganz offensichtlich der Eindruck von einseitiger Berichterstattung entstanden ist, dann liegt das ja vielleicht auch an der mengenmĂ€Ăigen Verteilung der pro- / contra- BeitrĂ€ge, an deren Plazierung, an deren SchriftgröĂe, Aufmacher, usw.
Jedenfalls hat sich ein Eindruck gebildet, und der ist entscheidend, selbst wenn das immer an ein paar Gegenargumenten entkrÀftet werden soll.
Oder handelt es sich (BetriebsrÀte) vielmehr um, ja, um gewerkschaftlich-sozialistische Hetze, indem unbedingt Schröders einseitig-festgezurrte Linie durchgepaukt werden soll gegen die vielmehr objektive Berichterstattung der genannten Zeitungen?
Wie verstehst Du das?
beste GrĂŒĂe vom Baldur
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monopoly
03.04.2003, 10:43
@ dottore
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Re: Heute 11 Uhr BILD- Chat mit Möllemann Strategiewechsel? wie kommts? |
-->>Drei leitende BetriebsrĂ€te des Springer-Verlages hatten in einem"offenen Brief" scharfe Kritik an der Irak-Berichterstattung bzw. -Meinungsmache der BlĂ€tter des Hauses geĂŒbt.
>Darauf antworten die CRs von BILD und WELT:
>Liebe Frau BrĂ€nzel, liebe Frau Pulver, lieber Herr Kruschak, > wir wissen nicht, welche Zeitungen Sie jeden Tag lesen. Unsere Zeitungen jedenfalls können es nicht sein, wenn wir Ihren gestrigen > offenen Brief zugrunde legen. Sie schreiben nĂ€mlich von einer angeblich"einseitigen Berichterstattung" unserer BlĂ€tter ĂŒber den Irak- > Krieg. > Nun sind wir doch etwas ratlos, was Sie damit meinen. > Etwa den Kommentar von Peter Boenisch am 29. MĂ€rz in der BILD-Zeitung, in dem er unter der Ăberschrift"Gewaltlos gegen Gewalt" die > jugendlichen Friedensdemonstranten in Deutschland lobt? Boenisch:"Diese Jugend will Menschenrecht und Menschlichkeit. Und sie will > es friedlich." > Oder den Beitrag des erklĂ€rten Kriegsgegners Peter Gauweiler in der BILD vom 24. MĂ€rz, in dem er schreibt:"PrĂ€sident Bush junior lobt > die völkerrechtswidrigen Bombardements irakischer StĂ€dte wie einen Gottesdienst. Zu Recht haben die Regierungen Frankreichs, > Russlands und Deutschlands dem Protest der europĂ€ischen Völker gegen diese AnmaĂung Ausdruck und Form verliehen." Inzwischen > hat sich die CDU/CSU- Bundestagsfraktion bereits massiv mit Gauweilers wiederholten Kolumnen gegen den Krieg auseinandergesetzt. > Vielleicht meinen Sie ja die Reportage ĂŒber die MĂŒnchener SchĂŒlerin Anna Grube (16) in der BILD vom 22. MĂ€rz, die ausfĂŒhrlich ĂŒber > ihren Friedensprotest Auskunft geben darf:"Tausende Iraker werden sterben, weil Oberegoist George W. Bush diesen Krieg unbedingt > will." > Vielleicht ĂŒbersehen haben Sie den Beitrag von JĂŒrgen Todenhöfer in der BILD am SONNTAG vom 16. Februar, in dem dieser warnt:"Der > Krieg wĂŒrde unzĂ€hlige Zivilpersonen das Leben kosten. Jede vierte Bombe trifft WohnhĂ€user, tötet unschuldige Kinder, MĂŒtter und VĂ€ter." > Möglicherweise haben Sie ja auch die Analyse von Peter Scholl-Latour in der WELT am SONNTAG vom 23. MĂ€rz gemeint, in der er von > einer"fatalen Expansion des globalen Kampfes gegen den Terror" spricht. > Oder aber DIE WELT vom 19. MĂ€rz, in der der ehemalige UN-Beamte Alfred de Zayas auf der Forum-Seite schreibt:"Dieser Krieg ist > völkerrechtswidrig." > Vielleicht ist es ja auch das Interview in der WELT vom 2. April, in dem der GeneralsekretĂ€r der Islamischen Aktionsfront, Hamsa > Mansur, sagt:"Das ist kein Krieg, das ist kein Waffenkonflikt. Das nenne ich einen feindlichen Ăberfall, und zwar ohne die geringste > Berechtigung, auf ein Land der Dritten Welt." > Lohnenswert ist sicherlich ein Blick in DIE WELT von heute, in der die GrĂŒnen-Politikerin Christa Nickels fĂŒr einen gerechten > Wiederaufbau des Irak wirbt:"Es ist inakzeptabel, dass Hilfsorganisationen nicht tĂ€tig werden können, wenn sie sich nicht bei > amerikanischen Stellen registrieren und ihre Arbeit nach deren Vorgaben reglementieren lassen wollen." > Dass Sie das alles"einseitig" finden, finden wir wiederum einseitig. > Wir hĂ€tten uns gewĂŒnscht, Sie hĂ€tten mit uns eine so offene Diskussion gesucht, wie sie in unseren Zeitungen schon lange stattfindet.
> > Ihr > Kai Diekmann > Chefredakteur BILD > und > Jan-Eric Peters > Chefredakteur DIE WELT/BERLINER MORGENPOST
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marocki4
03.04.2003, 11:05
@ monopoly
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Strategiewechsel? nee! BILD schreibt:"gefeuert wegen ANTISEMITISCHEM Flugblatt" (owT) |
-->
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Tempranillo
03.04.2003, 11:44
@ Baldur der Ketzer
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Re: Springer-Presse, blind auf nicht nur einem Auge |
-->Hallo Baldur,
"Wir sind eine perfekte Demokratie", sagte Saddam,"ich wurde nur mit 99 Prozent gewĂ€hlt. Von Einseitigkeit kann bei uns ĂŒberhaupt nicht die Rede sein."
Auf dieser Schiene wollen die Chefredaktionen den Vorwurf parteiischer Berichterstattung entkrÀften. Das Tolle ist ja, es gibt doch eine hausinterne Vereinbarung, eine ErgÀnzung der ArbeitsvertrÀge, wonach die Journalisten des Springer-Verlags eine pro-amerikanische und pro-israelische Haltung zu beachten hÀtten; war schon mehrfach Thema. Wie man auf beiden Augen blind sein kann, und trotzdem tÀglich eine Zeitung rausbringt - der Springer-Verlag macht es vor.
Mit Einseitigkeit hat diese Praxis natĂŒrlich ĂŒberhaupt nichts zu tun, und erst recht nicht, wenn die beiden fraglichen LĂ€nder direkt oder indirekt in einen Krieg verwickelt sind, und exakt dieser Krieg das Thema der monierten Berichterstattung ist.
Wenn schon GehirnwÀsche, dann bitte etwas geschickter.
Tempranillo
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dottore
03.04.2003, 12:42
@ Tempranillo
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Re: VV Mathias Döpfner antwortet |
-->Hi,
zu diesem:
>Auf dieser Schiene wollen die Chefredaktionen den Vorwurf parteiischer Berichterstattung entkrÀften. Das Tolle ist ja, es gibt doch eine hausinterne Vereinbarung, eine ErgÀnzung der ArbeitsvertrÀge, wonach die Journalisten des Springer-Verlags eine pro-amerikanische und pro-israelische Haltung zu beachten hÀtten; war schon mehrfach Thema. Wie man auf beiden Augen blind sein kann, und trotzdem tÀglich eine Zeitung rausbringt - der Springer-Verlag macht es vor.
>Mit Einseitigkeit hat diese Praxis natĂŒrlich ĂŒberhaupt nichts zu tun, und erst recht nicht, wenn die beiden fraglichen LĂ€nder direkt oder indirekt in einen Krieg verwickelt sind, und exakt dieser Krieg das Thema der monierten Berichterstattung ist.
>Wenn schon GehirnwÀsche, dann bitte etwas geschickter.
darf der Brief des Springer-CEO - ebenfalls an den BR - zitiert werden:
"Wie viele Mitarbeiter in unserem Hause beschÀftigt Sie der Krieg und die Berichterstattung unserer BlÀtter.
Ihre VorwĂŒrfe an die Redaktionen unseres Hauses, eine einseitige Berichterstattung ĂŒber den Krieg im Irak zu
betreiben, kann ich aber so nicht stehen lassen, denn sie sind falsch und ungerecht.
Ich unterstelle jedem Redakteur im Hause, dass er grundsÀtzlich gegen Gewalt und Krieg ist. Es ist eine
schwierige Frage, ob und wann Krieg und Gewalt zur Beendigung von Gewalt und Terror als letztes Mittel
eingesetzt werden mĂŒssen. Die Beantwortung dieser Frage macht sich kein verantwortlicher Mensch leicht. Auch
unsere Redakteure leben mit diesem inneren Zwist und stehen in der Verantwortung, jeden Tag in unseren
Zeitungen und Zeitschriften Antworten darauf zu finden. Diese Antworten fallen sehr unterschiedlich aus. Jeden
Tag finden sich in den Zeitungen Kommentare, Meinungen und Zitate von Kriegsgegnern. Leichtfertigkeit und
Einseitigkeit kann ich insgesamt nicht erkennen. Im Gegenteil wird das FĂŒr und Wider Ă€uĂerst pluralistisch
erwogen. Oft pluralistischer und ausgewogener als in anderen Medien, die es sich bei der Beantwortung dieser
Frage manchmal vielleicht zu leicht machen.
Ăberall passieren im TagesgeschĂ€ft Fehler. Solche Fehler herauszugreifen und zur Generallinie zu erklĂ€ren, ist
ebenso unrichtig wie ungerecht. Und fĂŒr die Behauptung, dass Kriegsgegner in unserem Hause durch den dritten
Unternehmensgrundsatz mundtot gemacht werden, gibt es keine Grundlage. Im Gegenteil habe ich bei der
Berliner Betriebsversammlung ausdrĂŒcklich darauf hingewiesen, dass das dritte Essential keinerlei Verpflichtung
zu einer bestimmten Haltung in der Kriegsfrage enthÀlt, sondern eine grundsÀtzliche SolidaritÀt in der
freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist kein Bekenntnis zum Krieg,
sondern gegen Antiamerikanismus.
Sie verurteilen pauschal unsere Redakteure und Chefredakteure, die insgesamt in dieser schwierigen Zeit eine
hervorragende Arbeit leisten. Es gibt Menschen, die - oft mit dem RĂŒckenwind der guten Absicht - auf alles eine
schnelle und einfache Antwort haben und fĂŒr die es nur eine Wahrheit gibt. Zu diesen gehören unsere Redakteure
nicht. Und darĂŒber sollten wir uns freuen.
Mit dem Vorwurf der Einseitigkeit produzieren Sie ein Klischee, das unsere Zeitungen auch wirtschaftlich
beschÀdigt.
In diesem Zusammenhang verstehe ich Ihre Andeutung nicht,"wirtschaftliche Probleme unserer Zeitungen"
wĂŒrden mit"politischen Inhalten zusammenhĂ€ngen".
Erwarten Sie, dass wir aus wirtschaftlichen ErwĂ€gungen und aus RĂŒcksicht auf populistische Stimmungstrends
die Meinungsfreiheit einschrÀnken?"
GruĂ!
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Baldur der Ketzer
03.04.2003, 13:23
@ dottore
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Re: VV Mathias Döpfner antwortet - so kann man es auch probieren |
-->dass das dritte Essential keinerlei Verpflichtung > zu einer bestimmten Haltung in der Kriegsfrage enthÀlt, sondern eine grundsÀtzliche SolidaritÀt in der > freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist kein Bekenntnis zum Krieg, > sondern gegen Antiamerikanismus.
Hallo, dottore,
und das Flugblatt von Mölli war ja auch antisemitisch, wobei ich bis jetzt nicht verstehe, aufgrund welcher BegrĂŒndung.
Das erinnert mich an den alten Witz vom Bus in Johannesburg, als es noch Apartheid gab:
im Bus mĂŒssen die WeiĂen vorne und die Schwarzen hinten sitzen.
Es gibt aber Krawall, weil ein paar Schwarze partout vorne sitzen möchten, so daĂ der Fahrer sich nicht mehr anders zu helfen weiĂ, anhĂ€lt, die TĂŒren öffnet, und alle FahrgĂ€ste rausschmeiĂt.
Dann hĂ€lt er ihnen eine Standpauke und frĂ€gt sie, was denn das ganze Geschmarr soll, von wegen Rassen und so, man sei schlieĂlich jeweils nur ein Mensch wie der andere.
Stellt Euch jetzt alle vor, ihr wĂ€rt nicht mehr schwarz oder weiĂ, sondern - grĂŒn!
Ihr seid jetzt alle GRĂN!
Habt ihr verstanden? G R Ă N!
Und jetzt steigt ihr alle wieder ein, die hellgrĂŒnen vorn und die dunkelgrĂŒnen hinten......
Man kanns plump machen, oder subtil.
beste GrĂŒĂe vom Baldur
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