silvereagle
07.04.2003, 00:24 |
noch mal zur 'Legitimationsthese' Thread gesperrt |
-->Hallo dottore,
Du schreibst weiter unten auf meinen Beitrag folgendes:
> Die Demokratie, auch das sei wiederholt, ist eine Macht- und Herrschaftsstruktur, gegen die als"Legitimierung" für alles kaum anzuargumentieren ist. Wie denn bitte?
Ich will's mal versuchen (bitte den etwas herablassenden Ton nicht persönlich nehmen, ich will's nur möglichst anschaulich gestalten):
"Mein lieber Freund, das Reich Gottes ist nun mal keine Demokratie. ER allein entscheidet, was gut und was falsch ist, und wir haben zu gehorchen. Genau deshalb wurde ja unser Gottesstaat gegründet. Unsere religiöse Führung empfängt ihre Befehle direkt von IHM, also gibt es keinen Grund, die Dinge in Frage zu stellen, wie Gott sie nun mal verlangt. Er verlangt, dass wir die Ungläubigen, die Frevler und alles Böse der gerechten Strafe zufügen. blah blah blah... Wer nicht für uns ist, ist gegen uns...."
Ich hoffe, es ist klar herausgekommen, was ich damit sagen will: Die"Demokratie" als"Legitmation" für was auch immer ist eine Art "westliche" Modeerscheinung. Es ist ein typisches Killerargument, welches entscheidend vom jeweilig vorherrschenden Mainstream abhängt: Einmal ist es die Religion, einmal das"Vaterland" - und ein andermal eben die"Demokratie" (die übrigens noch nie und nirgends auf direktdemokratischem Wege eingesetzt wurde, wenn es um Staatsgebilde geht...)
Conclusio: Wenn"Weltfriede und Schalmeienklänge" nichts als Brainwash sind, ist es"Demokratie" (im erwähnten Zusammenhang) und jedwede andere Form von"Legitimität" ebenso... Oder?
>> Und wer hat danach eigentlich die Auslegungshoheit, was denn unter"demokratisch legitimiert" falle? Sind 99,9 % schon zuviel des Guten - und warum?
> Demokratie legitimiert sich über die Mehrheit (relative, absolute) - das wars auch schon.
Sorry, das sollte als Anspielung auf die letzte Saddam'sche"Legitimationsaktion" mit Ergebnis"ca. 100 % Zustimmung" rüberkommen... ;-) Will sagen: Auch das Irak-Regime ist"demokratisch legitimiert" - oder?
>> Sorry, aber diese"demokratische Legitmation" erscheint mir - jedenfalls im Sinne der vorgestellten Weltgewalttheorie - so ziemlich als der gleiche Brainwash. ;-) Siehe auch mein Antwort auf Dein Erstposting zu Professor Hondrich (diesmal richtig geschrieben).
> Herr Prof. Hondrich beschreibt nur das, was ist. Das"innerstaatliche" Gewaltmonopol, das meiner Meinung nach durch nichts legitimiert ist,
Eben. Also"to hell with 'legitimation brainwash'!" ;-) Got me?
> wie oft genug geschrieben, wird nunmehr auch zwischenstaatlich angewendet. Oder stimmt die UNO nicht etwa nach"Mehrheiten" ab, wenn sie (siehe Kosovo, Afghanistan usw.) Gewalt anwendet?
Ist sie deshalb nicht trotzdem der zahnlose Papiertiger, was ihr immer wieder vorgeworfen wird? ;-) Siehe wieder ganz aktuell!
> Sich über Macht und Gewalt zu wundern oder ihren Einsatz zu empören, verkennt ganz einfach die seit 5000 Jahren offen zu Tage liegende Faktenlage der menschlichen Geschichte. Ob uns das"passt" oder nicht, ist schlicht irrelevant.
Stimme zu. Siehe aber bitte noch die Einwände von Galiani (siehe Link unten), der den Finger auf einen mE sehr wichtigen Punkt legt - noch dazu in zweifacher Hinsicht.
Gruß, silvereagle
<ul> ~ Bloße Gewalt allein ist womöglich zuwenig...</ul>
|
Baldur der Ketzer
07.04.2003, 01:14
@ silvereagle
|
Re: Demokackie, die Mutter aller Verhöhnung |
-->Hallo, Silberadler,
sehr richtig bemerkt von Dir, das.
Galianis Argument, ein Schlaraffia müsse sich über mehr als nur die Knute beweisen, trifft den Nagel auf den Kopf, und stößt gerade aktuell an die Grenzen der Illusionen und offenbart den Witz des Huldigungsbegriffes, was diese aktuelle Affenveranstaltung betrifft:
- daß Blüms Rentenwitz sicher sei
- daß man Deutschlands Eierkuchen m Hindukusch verteidigen müsse
- daß es so was wie Errungenschaften netto gäbe
Mit Verlaub, alles reine Scheiße. Es bleiben hohle Phrasen und leere Begriffe, die man als positiv und unterstützendswert gefälligst zu fressen habe, basta.
Ob man die Leut nun für den Duce krakehlen läßt, oder für den Führer, den Imam, den Oberbefehlshaber, den großen Kürbis, den GröFaz, für Josef Stalin, für Pol Pot oder den Kim Il Sung, für den wahren Glauben, allgemein religionsspezifisch für Gott (besonders infam und per definitionem reine Blasphemie, natürlich immer den jeweilig richtigen seit x000 Jahren), für Irma la Duce oder Josefine Mutzenbacher, ob für den Gesslerhut oder ein Kruzifix an der Wand, ob für Brot und Spiele, ist letztlich egal.
Immer geht es darum, die Masse der unterwürfigen (sic) zu beherrschen, sie in Demut zu halten, sich auf eine unanzweifelbare Legitimation zu stützen und - die Rechnung für seine Herrschaftsmacht (sic) abzukassieren.
Demokratie ist kein anderes inhaltsleeres Gefasel als Solidarität, Freiheit, Sozialismus, wahren Glauben oder sexuelle Befreiung.
Wer sich vor lauter Promiskuität ne Syphilis eingefangen hat, hat sich fürderhin sexuell ausbefreit.
Wer pleite, zahnlos und runtergekommen ohne Krankenversicherung im Slum von Bronx vegetiert, dem hülft seine angebliche Freiheit nix.
Demokratisch, daß ich nicht lache - wo ist denn irgendwo irgendwas demokratisch?
Das ist nix anderes als das Gefasel von der Gottauserwähltheit erblicher Monarchen bzw. Dynastien.
Japan, Tibet, Gottkaisertum.
Prost und Mahlzeit.
Manche machten es früher mit schwarzen Ledermänteln und blinkenden Machtmarken, heute haben die eher graue Anzüge und schäbige Aktentaschen, bloß die Marke ist gleich (es steht bloß SteuFa drauf).
Ob man gegen den faschistischen Imperialismus die Leutchen zwangsbeschützt und an der Grenze abknallt oder ob man Ketzer vor der ewigen Verdammnis durch Verbrennen am Scheiterhaufen zu erretten gedenkt, ob man sie für die Zwecke sozialer Errungenschaften ausschmarotzt bis aufs Blut und sie dennoch unter Strafandrohung aussaugt, oder ob man meinungsunfreiheitliche Maulkörbe verpaßt - immer ist es die Macht gegen eine mögliche Bedrohung.
Aber keine Bedrohung von Leuten, sondern eine Bedrohung wider die Macht, ausgehend von einer anderen Macht - und wenn es nur die verzweifelte Ohnmacht der Machtlosen und Machtopfer ist.
dottore hat absolut Recht, wenn der die Demokackie als subtilste und unverschämteste Art von (moderner) Unterdrückung darstellt, denn mir leuchtet der demokackische Legitimierungsprozeß nicht ein, der dazu führt, uns zwischen einem Haarnichtfärber und einer Dumpftusse entscheiden zu sollen, samt den herumwuselnden SpeichelleckerInnen.
Wodurch wurde ein Pflüger, ein Struck demokratisch legitimiert?
Genauso, wie Honecker, Axen, Krenz und Co. - per Kasperltheater. Ditto Bush und Hussein.
Genaues nachzulesen das alles bei von Arnim.
Die Wirklichkeit ist unerbittlich, und die schaut so aus, daß die da unten eben die da unten sind, und die wenigen da oben sind durch die Macht auserlesen.
Es hat sich seit Jahrtausenden nix geändert. Bloß die Namen wechselten.
Das System der Ausbeutung des Normalverbrauchers hat sich NIE geändert. Lediglich der Grad an überlassener Wohlbefindensmöglichkeit.
beste Grüße vom Baldur (Ketzer und Realist)
|
Baldur der Ketzer
07.04.2003, 01:19
@ Baldur der Ketzer
|
Re: Demokackie, die Mutter aller Verhöhnung - Nachtrag |
-->eins hab ich noch vergessen:
was am dreckigsten ist, man mißbraucht ja den ehrlichen Willen der absoluten Bevölkerungsmehrheit, ein anständiges Leben zu führen und dem Guten zu dienen.
Man benutzt, nein, mißbraucht das gut-naivgläubige hoffnungsvolle Bestreben der Leute, von sich auf andere zu schließen.
Und was sich zeigt, ist die Fratze der Welt von Täuschung und Lüge.
Egal, welche Maske sie sich umhängt. Ob eine weltliche, kirchliche, staatliche oder politische.
beste Grüße vom Baldur
|
Zardoz
07.04.2003, 01:35
@ Baldur der Ketzer
|
Tja, und nu'? (owT) |
-->
|
Der Husky
07.04.2003, 15:26
@ Baldur der Ketzer
|
Jo Baldur - Volle Zustimmung!!!!!! (owT) |
-->
|
dottore
07.04.2003, 16:35
@ silvereagle
|
Re: noch mal zur 'Legitimationsthese' |
-->Hi Adler,
>Ich will's mal versuchen (bitte den etwas herablassenden Ton nicht persönlich nehmen, ich will's nur möglichst anschaulich gestalten):
>"Mein lieber Freund, das Reich Gottes ist nun mal keine Demokratie. ER allein entscheidet, was gut und was falsch ist, und wir haben zu gehorchen. Genau deshalb wurde ja unser Gottesstaat gegründet. Unsere religiöse Führung empfängt ihre Befehle direkt von IHM, also gibt es keinen Grund, die Dinge in Frage zu stellen, wie Gott sie nun mal verlangt. Er verlangt, dass wir die Ungläubigen, die Frevler und alles Böse der gerechten Strafe zufügen. blah blah blah... Wer nicht für uns ist, ist gegen uns...."
>Ich hoffe, es ist klar herausgekommen, was ich damit sagen will: Die"Demokratie" als"Legitmation" für was auch immer ist eine Art "westliche" Modeerscheinung. Es ist ein typisches Killerargument, welches entscheidend vom jeweilig vorherrschenden Mainstream abhängt: Einmal ist es die Religion, einmal das"Vaterland" - und ein andermal eben die"Demokratie" (die übrigens noch nie und nirgends auf direktdemokratischem Wege eingesetzt wurde, wenn es um Staatsgebilde geht...)
Ja, das ist bestens rübergekommen. Es war halt früher so: Gottes Wille manifestierte sich in den Herrschern (Gottesgnadentum usw.), heute manifestiert er sich im"Volk", das den (gottgewollten) Herrscher per"Wahlen" einsetzt."Auserwählte" Völker können sich in der Wahlkabine nicht irren, sie gehen jeden Sonntag in die Kirche und auch die zu Wählenden sind gottesfromm (USA).
In Deutschland ist das subtil kaschiert. Die Regierung muss nicht"so wahr mir Gott helfe" schwören, aber wehe, wenn sie auf ihr Parteiprogramm schriebe: Die Kirchensteuer schaffen wir ab und die sonstigen Subventionen an die Kirche auch. Tony Blair ist von seiner"Sendung" prall gefüllt, den spanischen König krönt der Erzbischof von Toledo. Der Palazzo Chigi liegt unweit des Vatikans. Und das"säkulare" Frankreich ist Tünche. Putin lässt sich mit dem Patriarchen zum Tete-à -Tete nieder - also was mehr?
>Conclusio: Wenn"Weltfriede und Schalmeienklänge" nichts als Brainwash sind, ist es"Demokratie" (im erwähnten Zusammenhang) und jedwede andere Form von"Legitimität" ebenso... Oder?
So ist es (und in früheren Postings noch und noch nachzulesen). Aber das Problem ist das fehlende Gegenargument gegen"one man one vote".
>Will sagen: Auch das Irak-Regime ist"demokratisch legitimiert" - oder?
Ja, das war ein Schachzug Saddams, aber der ging schief.
>> Herr Prof. Hondrich beschreibt nur das, was ist. Das"innerstaatliche" Gewaltmonopol, das meiner Meinung nach durch nichts legitimiert ist,
>Eben. Also"to hell with 'legitimation brainwash'!" ;-) Got me?
Jede Macht braucht heute irgendeine Legitimation und sei sie noch so fadenscheinig. Da hatten es die Jungs früher einfacher, vgl. den Melier-Dialog bei Thukydides.
>> wie oft genug geschrieben, wird nunmehr auch zwischenstaatlich angewendet. Oder stimmt die UNO nicht etwa nach"Mehrheiten" ab, wenn sie (siehe Kosovo, Afghanistan usw.) Gewalt anwendet?
>Ist sie deshalb nicht trotzdem der zahnlose Papiertiger, was ihr immer wieder vorgeworfen wird? ;-) Siehe wieder ganz aktuell!
Ja, sie macht sich lächerlich, weil sie keine Kampftruppen hat, sondern sich für ihre"Einsätze" Soldaten mühsamst zusammenkratzen muss.
Zwischen Galiani und mir liegen entweder ein Missverständnis oder Welten.
Gruß!
|
Euklid
07.04.2003, 16:54
@ dottore
|
Re: noch mal zur 'Legitimationsthese' |
-->>Hi Adler,
>>Ich will's mal versuchen (bitte den etwas herablassenden Ton nicht persönlich nehmen, ich will's nur möglichst anschaulich gestalten):
>>"Mein lieber Freund, das Reich Gottes ist nun mal keine Demokratie. ER allein entscheidet, was gut und was falsch ist, und wir haben zu gehorchen. Genau deshalb wurde ja unser Gottesstaat gegründet. Unsere religiöse Führung empfängt ihre Befehle direkt von IHM, also gibt es keinen Grund, die Dinge in Frage zu stellen, wie Gott sie nun mal verlangt. Er verlangt, dass wir die Ungläubigen, die Frevler und alles Böse der gerechten Strafe zufügen. blah blah blah... Wer nicht für uns ist, ist gegen uns...."
>>Ich hoffe, es ist klar herausgekommen, was ich damit sagen will: Die"Demokratie" als"Legitmation" für was auch immer ist eine Art "westliche" Modeerscheinung. Es ist ein typisches Killerargument, welches entscheidend vom jeweilig vorherrschenden Mainstream abhängt: Einmal ist es die Religion, einmal das"Vaterland" - und ein andermal eben die"Demokratie" (die übrigens noch nie und nirgends auf direktdemokratischem Wege eingesetzt wurde, wenn es um Staatsgebilde geht...)
>Ja, das ist bestens rübergekommen. Es war halt früher so: Gottes Wille manifestierte sich in den Herrschern (Gottesgnadentum usw.), heute manifestiert er sich im"Volk", das den (gottgewollten) Herrscher per"Wahlen" einsetzt."Auserwählte" Völker können sich in der Wahlkabine nicht irren, sie gehen jeden Sonntag in die Kirche und auch die zu Wählenden sind gottesfromm (USA).
>In Deutschland ist das subtil kaschiert. Die Regierung muss nicht"so wahr mir Gott helfe" schwören, aber wehe, wenn sie auf ihr Parteiprogramm schriebe: Die Kirchensteuer schaffen wir ab und die sonstigen Subventionen an die Kirche auch. Tony Blair ist von seiner"Sendung" prall gefüllt, den spanischen König krönt der Erzbischof von Toledo. Der Palazzo Chigi liegt unweit des Vatikans. Und das"säkulare" Frankreich ist Tünche. Putin lässt sich mit dem Patriarchen zum Tete-à -Tete nieder - also was mehr?
Der war gut;-))
Wahrscheinlich hat bin laden schon längst mit bush um die Wette gesoffen.;-))
Wir haben eine Entwicklung in allen Ländern die eine Demokratie installiert haben die unbewußt an uns vorübergezogen ist.
Nämlich die Entwicklung der Steueraufkommen in % des BSP-Produkts.
Ob das Amerika,Europa oder sonstwo ist.
Die heutigen Machthaber (Politiker ) haben es fertiggebracht still und lautlos in den letzten 100 Jahren die Steuern und Abgaben auf unerhörte Niveaus zu treiben und dadurch den Bürger nach Staatsknete lechzen zu lassen.
Sie haben den Bürger abhängig gemacht wie einen Drogenkranken.
Sie haben den Bürger glauben lassen daß der Staat für ihn sorgt.
Aufgrund dieses Zustandes und des Bevölkerungswachstums in den Jahren von 1900 bis ca 1970 wurden Versicherungen aller Art erschaffen und den Menschen Versprechungen um Versprechungen gemacht.
Der Wohlstand kommt aber lediglich daher weil der Staat das Geld verpulvert hat und keine Rücklagen bildete.
Die Crux liegt in den Jahren vor dem WK I.
Und die Macht folgt durch diese abartig hohen Lasten die in den letzten 100 Jahren aufgetürmt und immer weiter aufgebaut wurde.
Der Bürger hat seinen wirtschaftlichen Spielraum in aller Regel verloren.
Wir müssen wieder zum Zehnten.
Und das geht nur über Krieg oder Revolutionen.
Ich bedaure kein günstigeres Bild zeichnen zu können.
Gruß EUKLID
|