marocki4
07.04.2003, 12:05 |
Interview mit Gunnar Heinsohn:"A fight for love and glory" [d]/ lesenswert! Thread gesperrt |
-->"A fight for love and glory"
Der Völkermordexperte Gunnar Heinsohn im Gespräch über Krieg und Demographie
Gunnar Heinsohn, 1943 in Gdynia (Polen) geboren, gründete das"Rafael-Lemkin-Institut für Völkermord- und Xenophobieforschung" in Bremen. Er versteht sich als Erforscher der Grundlagen der Zivilisation - in seinen Büchern versucht er zu erklären, wie das Eigentum (samt seinen Ableitungen Geld und Zins) und der Monotheismus (samt seinen Ableitungen: Verbot der Kindstötung und Kritik am Menschenopfer) in die Welt gekommen sind. Sein neuestes Interesse gilt der Demographie. Die Wissenschaft von den Bevölkerungszahlen liefert zwar plumpe Erklärungen, die er aber für richtig hält. Hannes Stein hat mit Gunnar Heinsohn in Berlin gesprochen.
DIE WELT: Warum führen die Amerikaner diesen Krieg?
Gunnar Heinsohn: Die Amerikaner rechnen damit, dass ungefähr 750 Millionen junge Männer in der Dritten Welt, die heute noch Knaben sind, in den kommenden 15 Jahren ins Kampfalter treten. 250 Millionen von ihnen werden zu Hause gesellschaftliche Positionen finden, mit denen sie zufrieden sein können. 150 Millionen weitere wird man im Westen unterbringen müssen, weil man hier Geburtenraten hat, die gegen ein Kind pro Frau tendieren. Das lässt etwa 350 Millionen junge Männer übrig, die keine Positionen finden.
DIE WELT: Mit welchen Folgen?
Heinsohn: Die werden ihre Heimatländer destabilisieren. Das heißt, sie werden sich aufteilen in"Kämpfer für die Gerechtigkeit" hier und"Kämpfer für Gesetz und Ordnung" dort und Bürgerkriege führen. Von den 70 Ländern mit überschüssigen jungen Männern führen schon heute 60 Bürgerkriege. Das ist entsetzlich, aber das Töten in diesen Ländern betrifft die Bürger des Westens nicht.
DIE WELT: Was geht es dann die Amerikaner an?
Heinsohn: Ungefähr zehn Prozent der Länder, die ihre Überschüsse an jungen Männern durch Bürgerkriege und Völkermorde abbauen, werden versuchen, über ihre Grenzen hinauszugehen und kleine Reiche zu bilden. Die Bildung von Imperien durch Krieg ist völkerrechtswidrig - das wissen die alle -, deswegen werden sie versuchen, das mit Hilfe von Massenvernichtungsmitteln zu erreichen. Die Amerikaner bereiten sich auf fünf bis sechs solch kleiner Reichsbildungen vor. Dabei fürchten sie nichts mehr, als dass sie gegen zwei Möchtegern-Imperien gleichzeitig kämpfen müssen.
DIE WELT: Warum wird also jetzt der Irak zum Ziel?
Heinsohn: Weil er der klassische Fall einer versuchten Reichsbildung ist. Seine Bevölkerung hat sich seit dem Machtantritt Saddam Husseins von zwölf auf 24 Millionen Menschen verdoppelt. Jetzt ist die Stunde gekommen, diesen Reichseroberer zu stoppen, bevor er Atomwaffen hat. Das müssen die Amerikaner so überzeugend tun, dass die nächsten fünf oder sechs Kriege vielleicht gar nicht stattfinden.
DIE WELT: Was aber, wenn diese Kriege doch stattfinden?
Heinsohn: Die Amerikaner haben 30 Millionen Knaben. Da draußen sind 300 Millionen, die keine Positionen finden. Die Amerikaner können ihren einzelnen Sohn nicht unaufhörlich nach draußen schicken, um dort zehn junge Männer vom Kämpfen abzuhalten. Deshalb hoffen sie, dass sie gegen die zehn dort draußen niemals gleichzeitig Krieg führen müssen - dass sich einen nach dem anderen vornehmen können. Der Plan ist also, einen Kandidaten auszuschalten (das nennt man"win"), dass man dann drei oder vier Jahre Ruhe hat (das nennt man"hold"), und dass erst dann der nächste Krieg kommt. Damit stünde man, was die Manpower betrifft, immer nur einer gegen einen. Der Irak-Krieg ist in dieser win-hold-win-Kette der erste.
DIE WELT: Gegen wen werden sich die nächsten Kriege richten?
Heinsohn: Syrien hat einen alten Reichsbildungsplan, der Israel, Palästina, Jordanien und Stücke des Irak einschließt. Iran hat einen schiitischen Reichsbildungsplan: Es will Teile des Irak und von Afghanistan haben. Pakistan würde sich gern Teile Aghanistans und Indiens herausschneiden. Auch in Afrika gibt es ein halbes Dutzend potenzieller Bürgerkriegsgebiete, bei denen aber viel weniger die Gefahr besteht, dass sie nach außen überschwappen.
DIE WELT: Ist dies ein einziger großer Krieg gegen den Islam?
Heinsohn: Islamische Länder haben zurzeit den höchsten Überschuss an jungen Männern. Von 1900 bis 2000 haben sich Moslems von 150 Millionen auf 1200 Millionen vermehrt - also um mehr als den Faktor acht. Diese Moslems stecken schon jetzt mitten im Blutvergießen durch Bürgerkriege. Dabei kämpfen Moslems, die gesellschaftliche Positionen haben, gegen andere, die keine Positionen haben und sagen:"Wir sind aber viel bessere Moslems!" In dem Moment, wo sie diesen Kampf nach draußen tragen, sind sie mit der demokratischen Führungsmacht konfrontiert.
DIE WELT: Gibt es keine unblutige Lösung?
Heinsohn: Bisher kennt die Geschichte keine. Jedenfalls nicht bei einem Überschuss zweiter, dritter und vierter Söhne, die keine Stellung finden. Wohlgemerkt, das Problem ist nicht, dass diese Söhne hungern, sondern dass sie gesellschaftliches Ansehen wollen. Es geht um Wichtigkeit -"It s still the same old story, a fight for love and glory." Wir haben es mit zornigen jungen Männern zu tun. Da gibt es nur die Alternative: entweder Bürgerkrieg oder transnationaler Krieg. Erst wenn wieder einigermaßen akzeptable gesellschaftliche Positionen da sind, tritt Frieden ein. Die Alliierten bekommen gerade jetzt zu spüren, dass Saddam eine Million frischer junger Männer ins Feuer schicken kann, die zu Haue eigentlich niemand braucht und die sich durch Heroismus beweisen wollen. Ob hingegen Amerika auch nur 1000 Gefallene aushalten kann, muss sich erst erweisen.
DIE WELT: Geht es den Amerikanern nicht um etwas viel Einfacheres, nämlich um Ã-l?
Heinsohn: Von 100 Tonnen Ã-l, die die Amerikaner verbrauchen, kommen nur noch zehn aus dem Nahen Osten. Aus dem Irak keine einzige. Die Amerikaner planen, sich etwa bis 2007 auch vom saudi-arabischen Ã-l zu trennen, um sich künftig aus dem atlantischen Becken und aus Russland zu versorgen.
DIE WELT: Warum sind amerikanische und britische Soldaten dann damit beschäftigt, die Ã-lfelder im Irak zu sichern?
Heinsohn: Die Amerikaner sind daran interessiert, dass ein befreiter Irak eine Wirtschaft hat, damit er seine schnell wachsende Bevölkerung ernähren kann.
DIE WELT: Wird dieser Krieg heimlich nur geführt, um den zionistischen Staat Israel und seine Politik zu schützen?
Heinsohn: In dieser Frage haben die Amerikaner eine ganz andere Sichtweise als die Europäer. Sie haben erkannt, dass gar nicht die Juden das Problem sind. Das Problem liegt vielmehr in Palästina selbst, das über 30 Jahre lang die höchste Geburtenrate der Welt hatte (vier Söhne pro Frau). Die vorgeschobene Rechtfertigung ist also nicht der wahre Grund für den Hass der Palästinenser. Wenn es keine Juden gäbe, wäre Palästina heute so etwas wie Algerien, wo Araber sich gegenseitig umbringen; dort sterben 50 Mal so viele Menschen wie im Palästinakonflikt.
DIE WELT: Ist dies ein völkerrechtswidriger Krieg?
Heinsohn: 1948 verabschiedete die Uno ihre Konvention gegen den Völkermord, die 140 Nationen einschließlich Deutschland unterschrieben haben. Sie verpflichtet dazu, jeden Völkermord entweder im Vorfeld zu unterbinden oder ihn wenigstens zu stoppen oder im nachhinein die Täter zu bestrafen. Allein der Artikel 1 dieser Konvention reicht als Legitimation für eine militärische Intervention vollkommen aus.
DIE WELT: Warum sagt George W. Bush das dann nicht?
Heinsohn: Er sagt es verdeckt. Jede seiner Reden enthält eine Liste der genozidalen Verbrechen Saddam Husseins mit einer Million Opfern - eine Million gefallener Soldaten ist dabei nicht gezählt.
DIE WELT: Wieso beruft er sich nicht offen auf die Konvention gegen den Völkermord?
Heinsohn: Dann würde er die Amerikaner in Zugzwang bringen. Sie müssten anschließend bei jedem Völkermord einmarschieren, was sie schlicht nicht können - ich erinnere noch einmal an die 30 Millionen gegen die 300 Millionen jungen Männer dort draußen.
DIE WELT: Warum steht Deutschland in diesem Konflikt gegen Amerika?
Heinsohn: Deutschland ist militärisch unfähig und verkauft nun seine Impotenz als Keuschheit. Regierung und Opposition sind einander in dieser Frage sehr nahe, weil ja beide auf der Basis der real existierenden Wehrlosigkeit agieren müssen. Deshalb bauen sie auf die Uno und auf Kofi Annan, der 1994 in verantwortlicher Stellung den Völkermord in Ruanda möglich gemacht hat. Das zeigt, wie verzweifelt Regierung und Opposition im Grunde sind.
Gunnar Heinsohn verfasste das weltweit erste
"Lexikon der Völkermorde" (Rowohlt, Reinbek 1998)
Im September erscheint bei Orrell Füssli in Zürich:
"Söhne und Weltmacht"
Artikel erschienen am 5. Apr 2003
<ul> ~ aus Welt am Samstag</ul>
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dottore
07.04.2003, 13:52
@ marocki4
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Re: Dazu Koran, Sure 4 ("Die Frauen"): |
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>Heinsohn: Islamische Länder haben zurzeit den höchsten Überschuss an jungen Männern. Von 1900 bis 2000 haben sich Moslems von 150 Millionen auf 1200 Millionen vermehrt - also um mehr als den Faktor acht. Diese Moslems stecken schon jetzt mitten im Blutvergießen durch Bürgerkriege. Dabei kämpfen Moslems, die gesellschaftliche Positionen haben, gegen andere, die keine Positionen haben und sagen:"Wir sind aber viel bessere Moslems!" In dem Moment, wo sie diesen Kampf nach draußen tragen, sind sie mit der demokratischen Führungsmacht konfrontiert.
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>DIE WELT: Gibt es keine unblutige Lösung?
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>Heinsohn: Bisher kennt die Geschichte keine.
Dazu der Koran:
"3. Und wenn ihr fürchtet, ihr würdet nicht gerecht gegen die Waisen handeln, dann heiratet Frauen, die euch genehm dünken, zwei oder drei oder vier; und wenn ihr fürchtet, ihr könnt nicht billig handeln, dann (heiratet nur) eine oder was eure Rechte besitzt. Also könnt ihr das Unrecht eher vermeiden."
1 Mann, 4 Frauen. Knapp 50 % Söhne. 1 Frau schwanger, kommt nieder (Tochter). 2. Frau Sohn, 3. Frau Sohn, 4. Frau Tochter.
Das über 2 Jahre verteilt (alle 2 Jahre 2 Söhne) und einen gebärfähigen Zeitraum von nur 20 Jahren hat dann ein Mann 20 Söhne. Wie schnell das geht, hat der Kosovo bewiesen.
Geburtenrate in D rückläufig, in I und E noch stärker. Damit ist die Südflanke offen und über den Balkan läuft's dann auch.
Gruß!
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marocki4
07.04.2003, 14:30
@ dottore
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Zeitenwende: Die Hybris des Hegemonen (NZZ) |
-->da stoße ich doch gerade noch auf folgendes...
danke aber auch für die Koran-Verknüpfung...hatte sowas schon geahnt.
Gruß
Abschied von der Globalisierung: Der Krieg im Irak markiert eine Zeitwende
Der britisch-amerikanische Feldzug durch ein Kerngebiet der arabischen Zivilisation markiert eine Zäsur in den Beziehungen zwischen dem Okzident und den nichtwestlichen Kulturen, die seit längerem in Vorbereitung ist. Im scheinbaren Zenit seiner Macht leitet der amerikanische Hegemon, wie vor einem Jahrhundert die Briten, den Anfang vom Ende der von ihm angestrebten Weltordnung ein.
Von Urs Schoettli
Das 19. Jahrhundert war das Säkulum des britischen Imperialismus, das 20. Jahrhundert wurde durch die zwei Weltkriege, die in massgeblichem Sinne auch europäische Bürgerkriege waren, zum amerikanischen Zeitalter. Erst wenige Jahre alt, kündigt sich das 21. Jahrhundert bereits machtvoll als das Zeitalter der nichtwestlichen Zivilisationen an. Die dramatischen Ereignisse der letzten Wochen scheinen den Kassandren Recht zu geben, die schon seit längerem vor einem Krieg der Kulturen warnen. Gerade in düsteren Zeiten gilt es jedoch, die Option einer lichteren Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren. Nur wer dem Fehler verfällt, das Abendland als den Hort aller Kultur, aller Zivilisation, ja aller Menschlichkeit zu sehen, wird sich vor dem neuen Zeitalter fürchten müssen. Gelingt es dem Okzident, von seiner über ein Vierteljahrtausend gehegten Überheblichkeit gegenüber nichtwestlichen Kulturen auf friedlichem Wege zu einer ernsthaften Anerkennung der Gleichberechtigung aller Kulturen zu gelangen, so kann es zu einer wechselseitig fruchtbaren Koexistenz kommen, wie sie die Welt seit dem Anbruch des europäischen Kolonialismus nicht gekannt hat. Zuversichtlich muss stimmen, dass alle grossen nichtwestlichen Zivilisationen in ihrer Geschichte ihre Fähigkeit, den Okzident zu respektieren und mit ihm zusammenzuleben, sofern er sich weder als Konquistador noch als Kreuzritter gebärdet, unter Beweis gestellt haben.
Der Abschied vom Sahib
Als 1911 zum ersten und einzigen Mal mit George V ein King Emperor Indien, das Juwel des britischen Empire, besuchte und beim grossen Durbar in Delhi die Huldigung der versammelten Fürstenschaft des Subkontinents entgegennahm, schien die Zukunft des Weltreiches, in dessen Grenzen die Sonne nie unterging, auf alle Zeiten gesichert. Weniger als vier Jahrzehnte später sollte der Kampf gegen den British Raj, der massgeblich von einem schmächtigen Advokaten namens Mohandas Karamchand Gandhi, den Churchill als halb nackten Fakir abqualifiziert hatte, geführt wurde, in der Unabhängigkeit Indiens kulminieren. Der Wurm hatte sich schon seit einiger Zeit im Innersten einer Weltmacht festgesetzt, die sich von der Weltgeschichte dafür auserkoren hielt, das Schicksal von über einem Drittel der Menschheit zu bestimmen. Begonnen hatte es 1857 mit dem, was in britischer Version als «mutiny», Meuterei, bezeichnet wurde und was aus indischer Sicht der erste Unabhängigkeitskrieg war, und 1885 mit dem Tode Gordons bei der Belagerung von Khartum.
Seine monumentale, 1865 erschienene «Comprehensive History of India» beschliesst Henry Beveridge mit folgendem Ausblick: «Sollte dereinst der Tag kommen, dass Indien, als Folge der Entwicklung seiner Ressourcen durch britisches Kapital und als Folge der Erziehung seiner Menschen durch britische Philanthropie, seinen Platz wieder unter den Nationen als unabhängiger Staat einnehmen kann, dann lässt sich nicht mehr und nicht weniger feststellen, als dass die friedliche Beendung unseres indischen Imperiums unserem Land mehr Ruhm einbringen wird als jedes andere historische Ereignis.» Unverkennbar spiegelt sich in diesem Satz die Idee vom Empire als der «Bürde des weissen Mannes» wider. Weit über Beveridge hinaus bis in unsere Tage hinein hat sich dieses missionarische Selbstverständnis des weissen Sahib, in der nichtwestlichen Welt zum Rechten zu sehen, zu halten vermocht - von der Strafexpedition gegen die Boxer in China über die Harvardprofessoren, die 1997/98 während der Asienkrise den Thailändern, den Indonesiern und den Malaysiern die richtige Wirtschaftspolitik zu verordnen suchten, bis zu den heutigen selbsternannten Architekten einer völligen Neuordnung des Mittleren Ostens. Dabei schwang und schwingt auch weiterhin im Hinterkopf die Vorstellung vom selbstlosen und edlen weissen Ritter mit, der den rückständigen braunen, gelben und schwarzen Völkern nichts anderes als das verdiente Glück bescheren will.
Das britische Empire hatte seinen Ursprung in einem privaten Unternehmen, der East India Company. Es hatte mit kleinen Aussenposten, den sogenannten «factories», begonnen. Doch von Anfang an war der «Union Jack» mit dabei, und es sollte nur kurze Zeit dauern, bis der friedliche Austausch von Gütern um die gewaltsame Unterwerfung von Land und Leuten erweitert wurde. Auf den Schlachtfeldern Bengalens stieg Robert Clive zum «orientalischen Napoleon» auf. Europäische Rivalitäten drangen nach Asien vor, wo die Holländer bereits die Portugiesen marginalisiert hatten und ihrerseits von den Briten, die schliesslich mit den Franzosen ins Gehege gerieten, aus Indien vertrieben wurden. Der masslose Hunger nach stets mehr Kolonien markierte im 19. Jahrhundert die nahezu vollständige Aufteilung Afrikas unter den europäischen Imperialisten. Selbst eine zweitklassige nationalstaatliche Spätgeburt wie Belgien erhielt noch ihren Beuteanteil auf dem Schwarzen Kontinent. Als die weissen Mächte gegen Ende des 19. Jahrhunderts China ins Visier nahmen, hegten sie für das Reich der Mitte ähnliche Pläne, wie sie bereits in Afrika in die machtpolitische Realität umgesetzt worden waren. Wie tief das koloniale Denken und die imperialistische Arroganz sich verankert hatten, liess sich noch 1945 feststellen, als die Holländer, die in Asien eines der brutalsten Ausbeuterregime geführt hatten, nach der Vertreibung der Japaner aus Indonesien durch die Amerikaner es als selbstverständlich ansahen, sogleich wieder als Kolonialherren eingesetzt zu werden.
Von der Conquista in Mexiko und Peru über die Feldzüge nach Afghanistan und in den Sudan bis zur Eroberung des indonesischen Inselreichs und zu den Opiumkriegen in China, die Vorstösse der europäischen Kolonialmächte in alle Ecken und Enden der Welt zeichneten sich durch eine merkwürdige Kombination von Motiven und Rechtfertigungen aus. Auf der einen Seite mussten die eigenen Besitzungen und Verflechtungen aus Sicherheitsgründen stets weiter ausgeweitet werden. Das russisch-britische «great game» um Afghanistan ist ein klassisches Beispiel. Auf der andern Seite ging es darum, den «natives» die Errungenschaften der modernen Zivilisation zu bringen und sie aus der Tyrannei von barbarischen Herrschern und rückständigen Bräuchen zu befreien. Von zentraler Bedeutung war für die numerisch stets stark unterlegenen weissen Imperialisten die Taktik des «Teile und herrsche». In Indonesien banden die Holländer die chinesische Diaspora an sich, indem sie ihr gegenüber der einheimischen Bevölkerung wichtige materielle Privilegien verliehen. Besonders talentierte Meister des «divide et impera» waren die Briten. Die Welt leidet vom Mittleren Osten über den indischen Subkontinent bis nach Sri Lanka noch heute unter diesem Erbe.
Das Ende einer Weltordnung
Wie immer Washingtons geopolitische Ziele von den Politikern und Generälen beschrieben werden, als Krieg gegen den Terrorismus, als Feldzug gegen Tyrannen oder als präventive Warnung an die Exponenten der «Achse des Bösen», Tatsache ist, dass die USA seit dem Ende der Supermachtrivalität mit unterschiedlichen Strategien und einer breiten Palette von Instrumenten, die von der Wirtschaft über die Medien bis zur Diplomatie und Militärmacht reichen, an der Konsolidierung einer Pax Americana arbeiten. Es ist dieses Verhalten in der Geschichte nichts Neues und auch nichts spezifisch Amerikanisches. Jeder Hegemon strebt danach, die Welt nach seinen Vorstellungen und zu seinen Gunsten zu gestalten. Krieg gehört zwangsläufig zum Aufbau und zur Verankerung einer Weltordnung, Aufruhr und Chaos begleiten ebenso zwangsläufig ihren Niedergang. Gerade im Augenblick, da ein Hegemon auf dem Höhepunkt seiner Macht zu sein scheint, gilt es, darüber nachzudenken, wie der Niedergang verlaufen kann und was getan werden kann, um den Übergang zu einer neuen Weltordnung möglichst gewaltlos zu gestalten.
Woran wird die Pax Americana scheitern? Zwei Faktoren, die aus dem Untergang von früheren unilateralen Weltordnungen bekannt sind, stehen im Vordergrund: die Masslosigkeit des Machthungers und die unendliche Komplexität der Welt. Das Argument, dass eine so hoch entwickelte Gesellschaft wie die amerikanische eigentlich die Fähigkeit haben sollte, aus den offenkundigen Fehlern zu lernen, die den Sturz früherer Weltmächte verursachten, zielt an der wahren Natur des Sachverhalts vorbei. Das Streben nach Allmacht, nach Hegemonie hat eine Eigengesetzlichkeit, die sich dem vernünftigsten Planen entzieht. Es gleicht einem krebsartigen Geschwür, das sich auf einem Organismus ausbreitet und letztlich mit dessen Absterben selbst dem Untergang geweiht ist. Immer neue, echte oder eingebildete Sicherheitsbedürfnisse kommen hinzu, die es nötig werden lassen, über das bereits Erreichte, das bereits Eroberte hinauszugreifen. Indien war gross genug, doch der British Raj strebte nach Afghanistan, Burma und Tibet, stets im Bestreben, für seine Besitzungen ein Glacis der militärischen Sicherheit zu schaffen.
In einer Welt, deren begrenzte Ressourcen von einer unablässig wachsenden Milliardenbevölkerung beansprucht werden, kann auch die grösste Supermacht ihren Willen nicht mehr allein und vor allem nicht auf globaler Ebene durchsetzen. Die militärische, ökonomische und politische Logistik eines solchen Vorhabens müsste zwangsläufig in der völligen Überforderung enden. Wie dies abläuft, davon hat die Welt im Gefolge des Terrorangriffs vom 11. September 2001 einen Vorgeschmack bekommen. Die Solidarität und die Sympathie gegenüber den USA waren nach den feigen Attacken auf New York und Washington beispiellos. Es waren dies nicht nur flüchtige Emotionen, es stand dahinter auch viel Bewunderung für die amerikanischen Werte, die nun so offensichtlich durch die Emissäre des schlechthin Bösen bedroht wurden. Insbesondere in einer Welt, die seit dem Verschwinden der Sowjetunion vom Duopol der Abschreckung befreit war, war es die sogenannte «soft power», die Freiheit und Mobilität, der amerikanischen Gesellschaft, welche die Menschen in Amerikas Bann zog. All dies hat sich innert eineinhalb Jahren ins Gegenteil verkehrt. Der Hegemon hat auf die «hard power», im Ausland auf die Militärmacht, im Innern auf die Polizeimacht, gesetzt und ist damit in die Falle getappt, welche al-Kaida zum Zwecke der «Demaskierung des US-Imperialismus» gestellt hatte.
Mit der Hegemonie der USA wird endgültig die rund zweihundertjährige Vormacht des Okzidents zu ihrem Ende kommen. Es lässt sich keine andere westliche Macht ausmachen, die dereinst in Washingtons Fussstapfen treten könnte. Der offene Bruch zwischen den westlichen Alliierten in der Frage des Kriegs im Irak sollte auch nicht zur Annahme verführen, dass Kriegsgegner wie Frankreich und Deutschland bei der Entwicklung einer neuen internationalen Ordnung auf einen Sympathiebonus in der nichtwestlichen Welt werden zählen können. Insbesondere Paris dürfte sich durch seine Kriegsgegnerschaft bloss rasch vergänglichen Beifall geholt haben. Seine interventionistische Politik in Afrika, wo es sich gerne als Hegemon im Taschenformat aufführt, nährt ein weit verbreitetes Misstrauen über die wahren Absichten der französischen Aussenpolitik.
Dem Irak-Krieg zum Opfer gefallen sind die aussenpolitische Kompetenz und das internationale Ansehen der Europäischen Union. Die EU hätte eigentlich die Voraussetzung, dank ihrer inneren Vielfalt eine Alternative zum klassischen nationalstaatlichen Hegemonen zu sein. Sie hat diese Chance verpasst, indem es ihr nicht gelungen ist, eine gemeinsame Aussen- und Sicherheitspolitik zu entwickeln. In den Kapitalen Asiens ist seit der europäischen Zerstrittenheit über den Irak-Krieg der Gesichts- und Ansehensverlust der EU enorm. Auch angesichts der durch die Neubeitritte noch gewachsenen Komplexität der Organisation rechnet niemand mehr damit, dass die EU in absehbarer Zukunft auf der internationalen Bühne ein ernst zu nehmender Akteur sein können wird.
Auch wenn in den kommenden Monaten und Jahren intensiv daran gearbeitet werden wird, den durch den Irak-Krieg an den bestehenden internationalen Institutionen angerichteten Schaden zu beheben, so kann es kaum Zweifel geben, dass ein Kollateralschaden der amerikanischen Hegemonie die seit dem Zweiten Weltkrieg aufgebaute internationale Ordnung betreffen wird. Im neuen Jahrhundert der nichtwestlichen Zivilisationen werden die Institutionen, die unter dem massgeblichen Einfluss des Okzidents aufgebaut worden sind, von Grund auf überholt oder gar durch völlig neue ersetzt werden müssen. Es geht dabei zunächst um die Machtstrukturen innerhalb der Vereinten Nationen. Mehr denn je ist in Frage zu stellen, weshalb vier der fünf permanenten Sicherheitsratsmitglieder weisse Nationen sein sollen. Insbesondere im Falle Grossbritanniens und Frankreichs, Ländern von europäischem Mittelmass, geht es schlicht um die Verhältnismässigkeit, wenn man bedenkt, dass aussereuropäische Regionalmächte wie Indien, Japan und Brasilien mit dem Katzentisch vorlieb nehmen müssen. Problematisiert werden muss aber auch die Zusammensetzung der G-8, ebenfalls ein Organ, in welchem, von Japan abgesehen, alle Mitglieder der weissen Welt angehören. Vor dem Hintergrund des dramatischen wirtschaftlichen Strukturwandels, der in den letzten zwei Jahrzehnten in China und Indien realisiert worden ist, muss man sich fragen, nach welchen Kriterien die in der globalen Wirtschaft in die Zweitrangigkeit abgestiegenen Länder Kanada, Italien, Grossbritannien und Frankreich sich zur Crème de la Crème der Wirtschaftsmächte zählen können.
Rückkehr des Nationalstaats
Zum Kollateralschaden des Feldzugs durch Mesopotamien gehört auch der bereits zuvor angeschlagen gewesene Globalisierungsprozess. Diese ziemlich ahistorische und höchstwahrscheinlich sehr kurzlebige Entwicklung hatte voll und ganz auf dem Primat der Wirtschaft aufgebaut und auf die fortschreitende Marginalisierung des Nationalstaates gesetzt. Nun hat der Hegemon, dessen Schoss die entscheidend von der amerikanischen Unternehmenswelt geprägte Globalisierung entsprungen war, der Welt zu Luft, Land und Wasser demonstriert, dass für ihn wieder die Politik, insbesondere die Sicherheitspolitik, die absolute Priorität hat. Der Krieg gegen den Terrorismus und die damit einhergehende fortlaufende Expansion der amerikanischen Sicherheitsinteressen, zu denen auch der Kampf gegen Saddam und weitere Tyrannen gehört, nimmt vor allem auf kurzfristige Wirtschaftsinteressen keine Rücksicht. Es ist wohl kein Zufall, dass die neue Politik des präventiven Erstschlags nicht nur zum Zeitpunkt kommt, da die USA mit keiner anderen Militärmacht mehr zu rechnen haben, sondern auch zum Zeitpunkt, da nach Enron und anderen Skandalen die Manager in der amerikanischen Ã-ffentlichkeit diskreditiert sind und kein Wirtschaftsführer sich getraut, die wirtschaftliche Vernunft des Feldzuges in Mesopotamien zu hinterfragen.
Wenn der Hegemon selbst, dessen Hätschelkind die Globalisierung einst war, den absoluten Primat der Politik und der nationalstaatlichen Interessenwahrung praktiziert, so wird sich diese Haltung wie ein Lauffeuer durch die Welt ausbreiten. Zunächst wird man dies vor allem im Mittleren Osten und in der islamischen Welt sehen. Weitere Herde eines neuen nationalen Selbstbewusstseins werden folgen, vor allem auch in Ostasien, wo Japan und China ohnehin nie wirklich vom jahrtausendealten Selbstverständnis der kulturellen Einzigartigkeit Abschied genommen haben. Möglicherweise wird Europa, so es ein Mindestmass an Konsens innerhalb der EU zu bewahren vermag, dieser neuen Welle des nationalstaatlichen Partikularismus entgehen können, auch wenn derzeit nicht abzusehen ist, wie sich die auch in der Ã-ffentlichkeit spürbaren national geprägten Vorurteile und Ressentiments so rasch beheben lassen werden. Das 21. Jahrhundert hat mit dem amerikanisch-britischen Einmarsch im Irak die Wiedergeburt des Primats des Nationalstaates erlebt. Es ist auch diese Rückkehr zum nationalstaatlichen Denken, welche den Anbruch des nichtwestlichen Zeitalters vorantreiben wird. Wo die Nation wieder im Zentrum steht, da müssen individuelle Ansprüche auf Komfort und Bequemlichkeit hintanstehen, und es scheint zumindest wahrscheinlich, dass ein durch lange Jahrzehnte des Wohlstands verweichlichter Okzident diese Umpolung nicht so effizient wird meistern können wie nichtwestliche Zivilisationen, die erst an der Schwelle zur Wohlstandsgesellschaft stehen oder die, wie im Falle Japans, schon immer die Sparsamkeit hochgehalten haben.
Urs Schoettli ist NZZ-Korrespondent in Peking und Tokio.
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nereus
07.04.2003, 14:47
@ marocki4
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Re: Interview mit Gunnar Heinsohn:.. lesenswert! - ja, sehr lesenswert |
--> Der Völkermordexperte Gunnar Heinsohn im Gespräch über Krieg und Demographie
Das muß man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen.
Gunnar Heinsohn u. a.: .. Ungefähr zehn Prozent der Länder, die ihre Überschüsse an jungen Männern durch Bürgerkriege und Völkermorde abbauen, werden versuchen, über ihre Grenzen hinauszugehen und kleine Reiche zu bilden. Die Bildung von Imperien durch Krieg ist völkerrechtswidrig - das wissen die alle -, deswegen werden sie versuchen, das mit Hilfe von Massenvernichtungsmitteln zu erreichen. Die Amerikaner bereiten sich auf fünf bis sechs solch kleiner Reichsbildungen vor. Dabei fürchten sie nichts mehr, als dass sie gegen zwei Möchtegern-Imperien gleichzeitig kämpfen müssen.
Die Bildung von Imperien ist völkerrechtswidrig?
Gilt das auch für die Vereinigten Staaten die weltweit ihre Stützpunkte und Vasallen installieren?
Andererseits, gesetzt den Fall, wenn sich Kanada, die USA und Mexico zu einem Staatenbund per Volksabstimmung zusammenschließen, was wäre daran völkerrechtswidrig? Bitte zeigen Sie mir den Abschnitt im Völkerrecht wo derartiges untersagt wird.
Außerdem ist das eine ziemliche Unterstellung die erst einmal zu beweisen ist, Herr Völkermordexperte!
Alle Atommächte, außer einem Land, haben bisher vom Einsatz von Kernwaffen Abstand genommen.
Der Giftgaseinsatz kam sicherlich in der Vergangenheit vor, nur sollten die Dinge nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden.
Der Irak-/Iran Krieg wurde sehr zur Freude der Amerikaner geführt, wie gestern Hans-Jochen Vogel bei Sabine Christiansen nochmals unterstrich.
Die Kurdenvergasung war eine direkte Folge eines Aufstandes gegen das Irak-Regime und wurde von wem den Kurden in's Ohr geflüstert? Na, dämmerts?
Dreimal haben die Amis die Kurden bisher verraten und verkauft, mal sehen ob es diesmal Nr. 4 geben wird. Denken Sie an die Worte Henry Kissingers bezüglich der Missionstätigkeit.
DIE WELT: Warum wird also jetzt der Irak zum Ziel?
Heinsohn: Weil er der klassische Fall einer versuchten Reichsbildung ist. Seine Bevölkerung hat sich seit dem Machtantritt Saddam Husseins von zwölf auf 24 Millionen Menschen verdoppelt. Jetzt ist die Stunde gekommen, diesen Reichseroberer zu stoppen, bevor er Atomwaffen hat. Das müssen die Amerikaner so überzeugend tun, dass die nächsten fünf oder sechs Kriege vielleicht gar nicht stattfinden.
So ein Unsinn!
Pakistan ist Atommacht und hat ca. 250 Millionen Einwohner, Indien verfügt auch über Kernwaffen und besitzt mehr als 1 Milliarde Einwohner.
Und da sollen 24 Millionen Menschen mit einer darniederliegenden Wirtschaft plötzlich furchtbar gefährlich sein? Das ist geradezu hahnebüchen.
Man hat sich das schwächste Glied in der Kette ausgesucht.
Sie (die USA) werden es nicht wagen z.B. Indien anzugreifen. Da wird viel eher der Kaschmir-Konflikt heimlich geschürt bis sich Pakistan und Indien gegenseitig an die Gurgel gehen.
Und dann schaut man wieder aus der Ferne zu und wartet bis beide in die Knie gehen.
Das ist eine sehr beliebte Strategie von England und den Vereinigten Staaten.
Ich sage nur Iran-Contra-Affäre.
Heinsohn: Die Amerikaner haben 30 Millionen Knaben. Da draußen sind 300 Millionen, die keine Positionen finden. Die Amerikaner können ihren einzelnen Sohn nicht unaufhörlich nach draußen schicken, um dort zehn junge Männer vom Kämpfen abzuhalten. Deshalb hoffen sie, dass sie gegen die zehn dort draußen niemals gleichzeitig Krieg führen müssen - dass sich einen nach dem anderen vornehmen können...
Die enorme Luftüberlegenheit der Amis macht die personelle Schwäche allemal wieder wett. Wir werden ja gerade Zeuge dieser Dinge. Auf einen toten Aggressor kommen 10 oder 20 tote Angegriffene.
Heinsohn: Syrien hat einen alten Reichsbildungsplan, der Israel, Palästina, Jordanien und Stücke des Irak einschließt. Iran hat einen schiitischen Reichsbildungsplan: Es will Teile des Irak und von Afghanistan haben. Pakistan würde sich gern Teile Aghanistans und Indiens herausschneiden...
Vergessen Sie Israel nicht, das seit Jahrzehnten einen Krieg gegen die Araber führt.
Dort träumt man übrigens auch von einem Großreich. Doch derartiges paßt natürlich nicht in Ihr Weltbild und bleibt unerwähnt.
Heinsohn:.. Wohlgemerkt, das Problem ist nicht, dass diese Söhne hungern, sondern dass sie gesellschaftliches Ansehen wollen. Es geht um Wichtigkeit -"It s still the same old story, a fight for love and glory." Wir haben es mit zornigen jungen Männern zu tun. Da gibt es nur die Alternative: entweder Bürgerkrieg oder transnationaler Krieg. Erst wenn wieder einigermaßen akzeptable gesellschaftliche Positionen da sind, tritt Frieden ein. Die Alliierten bekommen gerade jetzt zu spüren, dass Saddam eine Million frischer junger Männer ins Feuer schicken kann, die zu Haue eigentlich niemand braucht und die sich durch Heroismus beweisen wollen.
Wenn die Amerikaner mit ihrem verdammten Arsch zu Hause geblieben wären, gäbe es auch keine zornigen jungen Männer.
Die Zuwendung zum fanatischen Glauben dürfte ja wohl stark mit der kolonialen Besetzung zu tun haben. Wer hat sich denn eigentlich zuerst in die Angelegenheiten des anderen eingemischt?
Von einem Aufmarsch der Beduinen am Missisipi ist mir übrigens nichts bekannt.
Heinsohn: Von 100 Tonnen Ã-l, die die Amerikaner verbrauchen, kommen nur noch zehn aus dem Nahen Osten. Aus dem Irak keine einzige. Die Amerikaner planen, sich etwa bis 2007 auch vom saudi-arabischen Ã-l zu trennen, um sich künftig aus dem atlantischen Becken und aus Russland zu versorgen.
Ah ja! Die komplett versammelte Ã-l-Industrie der USA wird sich nicht die Bohne für die größten und zweitgrößten Ã-llreserven der Welt interessieren.
Man steht praktisch vor der Haustür, sieht den Schatz durch's Fenster schimmern und zieht dann wieder seiner Wege. Heilige Einfalt!
Heinsohn: Die Amerikaner sind daran interessiert, dass ein befreiter Irak eine Wirtschaft hat, damit er seine schnell wachsende Bevölkerung ernähren kann.
Das hätte man ohne die UNO-Sanktionen schon vor 12 Jahren haben können. Und wäre der lange Krieg gegen den Iran nicht geführt worden, wäre der Irak heute ein blühendes Land wie er das auch Anfang 1980 war. Doch das will ja heute keiner mehr hören.
Wie kann man denn die Vergangenheit nur so verbiegen?
Heinsohn: In dieser Frage haben die Amerikaner eine ganz andere Sichtweise als die Europäer. Sie haben erkannt, dass gar nicht die Juden das Problem sind. Das Problem liegt vielmehr in Palästina selbst, das über 30 Jahre lang die höchste Geburtenrate der Welt hatte (vier Söhne pro Frau). Die vorgeschobene Rechtfertigung ist also nicht der wahre Grund für den Hass der Palästinenser. Wenn es keine Juden gäbe, wäre Palästina heute so etwas wie Algerien, wo Araber sich gegenseitig umbringen; dort sterben 50 Mal so viele Menschen wie im Palästinakonflikt.
Ich fasse es einfach nicht. Das ist wirklich der Hammer.
Da wird den Palästinensern das Land weggenommen, sie müssen in Lagern leben und jetzt sind sie auch noch selbst Schuld - weil sie so viel vögeln.
Und jetzt wird es geradezu bizarr:
DIE WELT: Ist dies ein völkerrechtswidriger Krieg?
Heinsohn: 1948 verabschiedete die Uno ihre Konvention gegen den Völkermord.. Sie verpflichtet dazu, jeden Völkermord entweder im Vorfeld zu unterbinden oder ihn wenigstens zu stoppen oder im nachhinein die Täter zu bestrafen. Allein der Artikel 1 dieser Konvention reicht als Legitimation für eine militärische Intervention vollkommen aus.
Von welchem Völkermord reden Sie denn nur um Himmelswillen!
Sind es schon wieder die niedergemetzelten Kurden?
Was ist denn mit den Millionen Toten in Vietnam, in Kambodscha, in Indonesien und die Abertausend Opfer in der restlichen Welt, die auf das Konto amerikanischer Kriege bzw. Willkür und Duldung gehen? Wie kann man denn nur so blind sein?
DIE WELT: Warum sagt George W. Bush das dann nicht?
Heinsohn: Er sagt es verdeckt. Jede seiner Reden enthält eine Liste der genozidalen Verbrechen Saddam Husseins mit einer Million Opfern - eine Million gefallener Soldaten ist dabei nicht gezählt.
Das habe ich mir gedacht.
Jetzt kommen auch noch die Iran-Krieger auf die schwarze Liste des Potentaten.
Komisch, vor 20 Jahren hat man das aber nicht so eng gesehen.
Nehmen wir doch einfach noch die 150.000 getöteten Zivilisten von 1991 dazu und die jetzigen Opfer des Bombenterrors auch noch.
Es ist doch völlig wurst wer die Bomben in der Luft ausklinkt!
Liebe Dresdner, seht das doch endlich mal ein und überweist Spenden und sendet Dankschreiben in die angloamerikanische Freiheitswelt.
Heinsohn: Dann würde er die Amerikaner in Zugzwang bringen. Sie müssten anschließend bei jedem Völkermord einmarschieren, was sie schlicht nicht können - ich erinnere noch einmal an die 30 Millionen gegen die 300 Millionen jungen Männer dort draußen.
Die Amis interessieren sich einen Dreck für Völkermorde, erzählen Sie doch nicht einen solchen Quark. Ich habe jetzt keine Lust alle Konflikte in den Amerika verwickelt war und heute noch ist, nacheinander aufzuzählen.
Und hören Sie auf von Völkerrecht zu schwadronieren, angesichts von Napalm-Opfern, Uran-Geschossen und Splitterbomben.
Das Schlimmste an der westlichen Demokratur ist ihre unglaubliche Verlogenheit.
ofG
nereus
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nereus
07.04.2003, 14:54
@ dottore
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Re: Dazu Koran, Sure 4 ("Die Frauen"): - dottore |
-->Hallo dottore!
Sie schreiben zur Geburtenrate u.a.: Das über 2 Jahre verteilt (alle 2 Jahre 2 Söhne) und einen gebärfähigen Zeitraum von nur 20 Jahren hat dann ein Mann 20 Söhne. Wie schnell das geht, hat der Kosovo bewiesen.
Ihr Hinweis auf den Kosovo ist völlig korrekt.
Nur in diesem Sinn hätte man (die Weltgemeinschaft) doch auf Seiten der Serben stehen müssen oder sehe ich das jetzt irgendwie falsch?
Die Bevölkerungsexplosion war doch u.a. die Ursache für den Jugoslawien-Konflikt. Sie bestätigen das auch gerade.
Warum ist dann die freiheitliche Welt einmal für die Gebärfreudigen und ein andermal wieder gegen sie?
mfG
nereus
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dottore
07.04.2003, 16:09
@ nereus
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Re: Dazu Koran, Sure 4 ("Die Frauen"): - dottore |
-->>Hallo dottore!
>Sie schreiben zur Geburtenrate u.a.: Das über 2 Jahre verteilt (alle 2 Jahre 2 Söhne) und einen gebärfähigen Zeitraum von nur 20 Jahren hat dann ein Mann 20 Söhne. Wie schnell das geht, hat der Kosovo bewiesen.
>Ihr Hinweis auf den Kosovo ist völlig korrekt.
>Nur in diesem Sinn hätte man (die Weltgemeinschaft) doch auf Seiten der Serben stehen müssen oder sehe ich das jetzt irgendwie falsch?
Ich vermute mal: Bodenschätze. Im Amselfeld und ringsum lagen die wichtigsten Minen der Osmanen.
>Die Bevölkerungsexplosion war doch u.a. die Ursache für den Jugoslawien-Konflikt. Sie bestätigen das auch gerade.
Ja,"Großalbanien" ist nur eine Frage der Zeit.
>Warum ist dann die freiheitliche Welt einmal für die Gebärfreudigen und ein andermal wieder gegen sie?
Welche"freiheitliche Welt"? Der Krieg gegen Serbien war ein klassischer Angriffskrieg ohne jegliche Deckung durch das sog."Völkerrecht".
Gruß!
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kingsolomon
07.04.2003, 16:11
@ marocki4
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ist ja interessant, aber die Amis sind unfähig längerfristig zu denken |
-->ihre Instant-Kultur ist schon quasi-genetisch verankert ; darum windet sich der Mann
auch so, wenn er gefragt wird, warum Bush und Co ihre"Ziele" nicht
deutlich offenlegen.
Weil sie schlicht nicht in der Lage zu solchen Plänen sind.
Ein John Chalmers hat wesentlich einleuchtendere Erklärungen.
Sie haben gar keinen Plan, sie stopfen lediglich notdürftig die Löcher
die ihre früheren von kurzfristigen Überlegungen bestimmten Aktionen
aufgerissen haben.
Mir fiele es erheblich leichter Heinsohn zu folgen, wenn es sich um
die Chinesen handelte.
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silvereagle
07.04.2003, 16:36
@ nereus
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lesenswert |
-->Hallo nereus,
das war jetzt ein besonderer Genuss, Dein Statement zu lesen. ;-) Was für eine Achterbahn, auf die Du meine Gefühle dabei schickst. ;-)
Herrn Heinsohn's Erkenntnis ist im Grunde ja nur dieses:
> Heinsohn: Die Amerikaner haben 30 Millionen Knaben. Da draußen sind 300 Millionen, die keine Positionen finden. Die Amerikaner können ihren einzelnen Sohn nicht unaufhörlich nach draußen schicken, um dort zehn junge Männer vom Kämpfen abzuhalten. Deshalb hoffen sie, dass sie gegen die zehn dort draußen niemals gleichzeitig Krieg führen müssen - dass sich einen nach dem anderen vornehmen können...
Allzu doll ist diese Erkenntnis freilich nicht, auch wenn sie im Grunde zutrifft."Eins nach dem anderen" war wohl einer der Sprüche, die ich während meiner Kindheit am häufigsten zu hören bekam... ;-) Meine Theorie: Herr Heinsohn hat dies so richtig begriffen und meint nun, sich alles andere rund um diese Erkenntnis zusammenkonstruieren zu können. Ist kein Einzelfall... ;-)
> Heinsohn: Syrien hat einen alten Reichsbildungsplan, der Israel, Palästina, Jordanien und Stücke des Irak einschließt. Iran hat einen schiitischen Reichsbildungsplan: Es will Teile des Irak und von Afghanistan haben. Pakistan würde sich gern Teile Aghanistans und Indiens herausschneiden...
>Vergessen Sie Israel nicht, das seit Jahrzehnten einen Krieg gegen die Araber führt.
>Dort träumt man übrigens auch von einem Großreich. Doch derartiges paßt natürlich nicht in Ihr Weltbild und bleibt unerwähnt.
Nachdem es deutschsprachigen Autoren praktisch unmöglich ist, über Israel auch nur zu schreiben, wird es folgerichtig zu einem"Staat ohne Eigenschaften" - und spielt dann auch gar keine Rolle.
> Heinsohn:.. Wohlgemerkt, das Problem ist nicht, dass diese Söhne hungern, sondern dass sie gesellschaftliches Ansehen wollen. Es geht um Wichtigkeit -"It s still the same old story, a fight for love and glory." Wir haben es mit zornigen jungen Männern zu tun. Da gibt es nur die Alternative: entweder Bürgerkrieg oder transnationaler Krieg. Erst wenn wieder einigermaßen akzeptable gesellschaftliche Positionen da sind, tritt Frieden ein. Die Alliierten bekommen gerade jetzt zu spüren, dass Saddam eine Million frischer junger Männer ins Feuer schicken kann, die zu Haue eigentlich niemand braucht und die sich durch Heroismus beweisen wollen.
>Wenn die Amerikaner mit ihrem verdammten Arsch zu Hause geblieben wären, gäbe es auch keine zornigen jungen Männer.
>Die Zuwendung zum fanatischen Glauben dürfte ja wohl stark mit der kolonialen Besetzung zu tun haben. Wer hat sich denn eigentlich zuerst in die Angelegenheiten des anderen eingemischt?
>Von einem Aufmarsch der Beduinen am Missisipi ist mir übrigens nichts bekannt.
Dabei hast Du den größten Unsinn in dieser Passage von Herrn Heinsohn noch nicht mal angesprochen: Eine Million junge Irakis, nach Herrn Heinsohn offenbar gerade gut genug, sich gegenseitig abzuschlachten. Menschenverachtend.
Dann wieder mal das Uraltthema, erneut aufgewärmt:
> Heinsohn: Von 100 Tonnen Ã-l, die die Amerikaner verbrauchen, kommen nur noch zehn aus dem Nahen Osten. Aus dem Irak keine einzige. Die Amerikaner planen, sich etwa bis 2007 auch vom saudi-arabischen Ã-l zu trennen, um sich künftig aus dem atlantischen Becken und aus Russland zu versorgen.
>Ah ja! Die komplett versammelte Ã-l-Industrie der USA wird sich nicht die Bohne für die größten und zweitgrößten Ã-llreserven der Welt interessieren.
>Man steht praktisch vor der Haustür, sieht den Schatz durch's Fenster schimmern und zieht dann wieder seiner Wege. Heilige Einfalt!
Wirklich schade, in dieser Frage jemand wie Herrn Heinsohn auf der eigenen Seite zu haben (dialektisch gaaaanz unpassend ;-)). Vielleicht sind seine Zahlen und Verhältnisse ein wenig überzogen, aber im Grunde trifft das zu.
Dass die breite Masse an die Ã-l-Story (als Hauptgrund) glaubt, ist nicht zu verhindern. Bei hintergrundinteressierten Menschen wie Dir bin ich hingegen zunehmend sprachlos. Aber jedem seine Meinung! ;-)
> Heinsohn: Die Amerikaner sind daran interessiert, dass ein befreiter Irak eine Wirtschaft hat, damit er seine schnell wachsende Bevölkerung ernähren kann.
> Das hätte man ohne die UNO-Sanktionen schon vor 12 Jahren haben können. Und wäre der lange Krieg gegen den Iran nicht geführt worden, wäre der Irak heute ein blühendes Land wie er das auch Anfang 1980 war. Doch das will ja heute keiner mehr hören. > Wie kann man denn die Vergangenheit nur so verbiegen?
Und die Gegenwart. Nach den Ausführungen Heinsohns müsste das irakische Volk ja quasi froh sein, eine Million"Bevölkerungsüberschuss" durch Out-Sourcing im Schnellverfahren wieder entsorgen zu können. Man könnte wirklich nachzudenken beginnen, was Herrn Heinsohn zum"Völkermordexperten" macht... Vielleicht berät er ja alsbald so manche Regierung in dieser Frage...
Ansonsten halte ich mich nun besser auch ein wenig zurück.
Gruß, silvereagle
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nereus
07.04.2003, 16:44
@ silvereagle
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Re: lesenswert - silberadler |
-->Hallo Silvereagle!
Das mit dem Ã-l mußt Du mir nochmal haarklein auseinander dividieren.
Ich irre ja in der Ansicht, das Ã-l wäre u.a. ein Kriegsgrund.
Was spricht gegen das Ã-l und warum liegt hier Prof. Heinsohn näher an der Wahrheit?
Es kann sein, daß ich eine solche Behauptung von Dir schon mal gelesen habe, weiß aber jetzt Deine Begründung nicht mehr.
Daher meine Bitte an Dich dies nochmals zu erläutern.
Dümmer wird man davon ja wohl nicht werden, oder? [img][/img]
mfG
nereus
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marocki4
07.04.2003, 16:57
@ marocki4
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lesenswert auch deshalb, weil allein das Thema Bevölkerungswachstum bei der |
-->Betrachtung der Geschehnisse in der heutigen Zeit"mediologisch" eher in den Hintergrund gedrängt wird. Über die"wahren" Beweggründe der Kriegstreiber kann man ja streiten - mit oder ohne Krieg wird das Bevölkerungswachstum einer Re(li)gion zur Bubble - mit finalem Knall. EGAL ob"wilde junge islamische Männer" oder"emanzipatorische Amazonen Ostasiens". Und es gibt mit Sicherheit Kräfte, die diese Entwicklung MAßgeblich beobachten.
Unter anderem wird sich zukünftig schon der eine oder andere (christliche) Europäer fragen, ob er bleiben oder gehen muss...
times are changing
gruß
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Uwe
07.04.2003, 17:05
@ silvereagle
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Re: lesenswert |
--> Heinsohn: Von 100 Tonnen Ã-l, die die Amerikaner verbrauchen, kommen nur noch zehn aus dem Nahen Osten. Aus dem Irak keine einzige. Die Amerikaner planen, sich etwa bis 2007 auch vom saudi-arabischen Ã-l zu trennen, um sich künftig aus dem atlantischen Becken und aus Russland zu versorgen.
nereus:[i] Ah ja! Die komplett versammelte Ã-l-Industrie der USA wird sich nicht die Bohne für die größten und zweitgrößten Ã-llreserven der Welt interessieren.
Man steht praktisch vor der Haustür, sieht den Schatz durch's Fenster schimmern und zieht dann wieder seiner Wege. Heilige Einfalt!
Silvereagle:[i]... Dass die breite Masse an die Ã-l-Story (als Hauptgrund) glaubt, ist nicht zu verhindern. Bei hintergrundinteressierten Menschen wie Dir bin ich hingegen zunehmend sprachlos. Aber jedem seine Meinung! ;-)[/i][/i]
Hallo silvereagle!
Ist die Kontrolle, oder noch besser, der"Oberherr" über die Verteilung zu sein, nicht um etliches wichtiger, als die Qoute des eigenen Verbrauchs? Strategisch wichtige Ausgangsposition zu besetzen, ist wohl jedes Kriegsziel.
Gruß,
Uwe
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Zardoz
07.04.2003, 18:08
@ Uwe
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Nein. |
-->>Ist die Kontrolle, oder noch besser, der"Oberherr" über die Verteilung zu sein, nicht um etliches wichtiger, als die Qoute des eigenen Verbrauchs? Strategisch wichtige Ausgangsposition zu besetzen, ist wohl jedes Kriegsziel.
Das halte ich für eine Fehleinschätzung: Die billigste Kontrolle ist die über das Geld. Solange also die Ã-lbesitzer bereit sind ihr Produkt gegen Geld herauszugeben kann ich mir die teure"Kontrolle" sparen.
Diese Bereitschaft sicherzustellen erfordert natürlich von Zeit zu Zeit einen"Eingriff" in die"Willensbildung" der Ã-lbesitzer. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß der Verkauf des Ã-ls durchaus im Interesse der jeweiligen Bevölkerung liegt. Was sollten sie sonst damit anfangen?
Nice day,
Zardoz
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Uwe
07.04.2003, 19:03
@ Zardoz
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Re: Trotz des vehementen Neins, scheinen wir vielleicht... |
-->... in der Bewertung doch einig, wenn man bedenkt, das es natürlich im Interesse der"ölbesitzenden Länder" liegt, das Gut zu verkaufen und im Interesse des"Herrn", an wenn es zu welchen Bedingungen verkauft wird.
Wie die Kontrolle des Rohstoffes über das Instrument des Gelds in der jetzigen Zeit noch als"krisensicher" eingestuft wird, könnte eben mit ein Grund für die"Aktion" gewesen sein.
Gruß,
Uwe
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Jochen
07.04.2003, 19:41
@ nereus
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Re: Interview mit Gunnar Heinsohn:.. lesenswert! - ja, sehr lesenswert |
-->>Vergessen Sie Israel nicht, das seit Jahrzehnten einen Krieg gegen die Araber führt.
>Dort träumt man übrigens auch von einem Großreich. Doch derartiges paßt natürlich nicht in Ihr Weltbild und bleibt unerwähnt.
so wie in Toitschland auch manche noch vom"Reich" träumen...
>Ich fasse es einfach nicht. Das ist wirklich der Hammer.
>Da wird den Palästinensern das Land weggenommen, sie müssen in Lagern leben und jetzt sind sie auch noch selbst Schuld - weil sie so viel vögeln.
Und ich dachte immer, die Araber haben Israel angegriffen. So kann man sich täuschen.
Gruß
Jochen
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nereus
07.04.2003, 21:29
@ Jochen
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Re: Interview mit Gunnar Heinsohn:.. lesenswert! - Jochen |
-->Hallo Jochen!
Zunächst muß ich mein Posting in einem Fall korrigieren.
G. Heinsohn schrieb: Die Bildung von Imperien durch Krieg ist völkerrechtswidrig.
Da hatte ich wohl den Krieg übersehen und meinen theoretischen Zusammenschluss der Nordamerikaner nehme ich hiermit zurück, da dies damit keine sinnvolle Erwiderung auf Heinsohns Aussage ist.
Du schreibst: .. so wie in Toitschland auch manche noch vom"Reich" träumen...
Ich fühle mich damit nicht angesprochen, doch ich nehme an Du bezogst dies auch auf einige Unverbesserliche.
Das mag schon so sein, nur hat Heinsohn diversen Ländern derartige Pläne unterstellt und diesen müsste man militärisch entgegentreten.
Was in diversen Strategiepapieren geschrieben steht, vermag ich im Detail nicht zu sagen, doch wer sich am östlichen Mittelmeer Landstück für Landstück abzweigt, dürfte auch für Dich erkennbar sein.
Im SPIEGEL war vor Monaten einmal der palästinensische Flickenteppich zu sehen.
1950 gab es noch z.T. größere zusammenhängende Gebiete.
Inzwischen sieht die Karte aus als hätte man mit einer Schrotflinte drauf geschossen.
Und ich dachte immer, die Araber haben Israel angegriffen. So kann man sich täuschen.
Das macht doch nichts und deswegen gehen wir noch mal zurück in die Geschichte.
1882 beginnt einer Auswanderungswelle von Juden aus Osteuropa in das unter osmanischer
Herrschaft stehende Palästina.
1897 findet der erste Zionistenkongress in Basel statt. Theodor Herzl erklärt dort, der von ihm im Jahr zuvor in seiner Schrift geforderte Judenstaat werde in weniger als 50 Jahren existieren
Die britische Regierung bietet 1903 den Zionisten Uganda als Siedlungsort an.
Um 1914 lebten ca. 100.000 Juden in Palästina, die Mehrheit davon in Jerusalem.
1917 erfolgt die"Balfour-Deklaration" die eine Zustimmung Großbritanniens zur"Errichtung einer nationalen Heimstätte" für die Juden in Palästina war.
Chaim Weizmann entwickelte als Chemiker für die Briten synthetisches Azeton zur Munitionsherstellung. Außerdem erhofften die Engländer im ersten Weltkrieg den Einfluß jüdischer Kreise auf die US-Regierung, weil ihnen die Felle wegschwammen.
Hoppla! Klingt ja fast schon nach Verschwörung. ;-)
Im Jahr 1939 betrug die Anzahl der Juden in Palästina 450.000.
Vor allem die nationalsozialistische Politik vertrieb Hundertausende aus Europa nach dem zuvor der Besiedelungstraum der Zionisten sich nicht zu erfüllen schien.
Die Juden fanden es nämlich in Europa und Amerika in den Zwanzigern gar nicht so schlecht und wollten nicht unbedingt in die dürre Wüste ziehen.
Erst die NS-Rassenpolitik brachte die erhoffte Einwanderungswelle.
Übrigens, Jochen, gewisse zionistische Kreise fanden die Politik Hitlers gar nicht so übel denn er spielte ihnen gewissermaßen in die Hände.
Schau mal in's Spinnennetz und es muß ja nicht so eine absolut ätzende Seite wie ostara.org sein.
Doch das ist heute natürlich tabu und will niemand mehr wissen, genauso wie manch anderes Abschweifen vom rechten Weg der herrschenden Lichtgestalten.
Nur fanden die einheimischen Araber die Besiedelung weniger lustig, denn ihnen wurde zunehmend der Lebensraum verengt.
Neben der verständlichen jüdischen Flucht vor dem NS-Exzess darf man auch die Bedenken der Araber nicht vergessen.
Daher gab es 1920/21, 1929/30 und 1936 immer wieder blutige Auseinandersetzungen zwischen denen die kamen und denen die schon da waren.
Die Engländer spielten, wie so oft, eine wenig rühmliche Rolle und neigten mal den Zionisten und mal den Arabern ihr Haupt zu, je nach Interessenlage.
Nach dem 2.Weltkrieg wurde die Lage unerträglich zwischen den Arabern, den Juden und den Engländern. Es entstand eine jüdische Terrorbewegung die schließlich die Briten zur Mandatsaufgabe zwangen. Am 15. Mai 1948 erlosch das britische Mandat. Am gleichen Tag rief der Nationalrat der Juden in Palästina den unabhängigen Staat Israel aus, der 77% von Palästina umfasste.
Der erste Krieg brachte die Vertreibung von etwa 850.000 Palästinensern aus ihrer angestammten Heimat. Nur etwa 160.000 Araber verblieben im Land.
Schon damals wurde der UN-Sicherheitsrat sabotiert und Israel scherte sich einen Dreck um die Resolution. Dieser Krieg endete im Januar 1949.
Das soll genügen und ist garantiert keine einseitige Betrachtung der damaligen Ereignisse.
Neben der Hoffnung vertriebener Juden eine sichere Heimat zu finden, steht der berechtigte Wunsch der Araber die seit vielen Jahrhunderten bewohnte Gegend als Heimstatt zu behalten.
Oder wie fändest Du es wenn sich nach und nach fremde Leute Deiner Wohnung oder Deines Hauses bemächtigen würden? Nehmen wir doch gleich eine ausgebombte Familie aus Bagdad, der zweifellos große Not unterstellt werden darf.
mfG
nereus
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silvereagle
07.04.2003, 21:43
@ nereus
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'Es geht ja nur ums Ã-l!' |
-->Hallo nereus,
den Spruch kennst Du ja! ;-) Wahlweise auch zu ersetzen durch"Es geht ja nur ums Geld", oder gar"es geht ja nur um die Macht".
Ich weiss nicht, zum wievielten Male ich nun schon schreibe, dass all das, sprich: Geld, Gold, Ã-l, usw., nichts anderes als Mittel zum Zweck sind - absolut unabhängig davon, was dieser Zweck auch immer sein mag. Auch Macht ist ein solches Werkzeug - auch wenn es in den heutigen Zeiten kaum noch zu erkennen ist, weil es zum unumstrittenen Mainstream gehört (selbst in allerlei"hoch-intellektuellen Kreisen"), dass"die Macht" das höchste aller Gefühle sei. Wozu man diese"Macht" alles einsetzen kann, ist dann offenbar nebensächlich. Es scheint nur noch eine Frage zu sein von"Haben - oder nicht haben".
So wurde das Mittel irgendwann zum Zweck. Aber selbst wenn das sechs Milliarden Menschen so sehen - es bleibt für meine Begriffe falsch, nachvollziehbar falsch. Selbstverständlich können Mittel auch das Ziel sein - wer dem anderen Geld stielt, dessen Ziel ist das Geld, dem"geht's nur ums Geld", keine Frage. Aber selbst dann könnte man sich fragen: Was macht er dann eigentlich damit?
Meistens wird er es für allerlei Dinge ausgeben, die er gerne haben möchte. Vielleicht will er es auch einfach nur behalten, es tagein tagaus durch seine Finger gleiten lassen, oder sich schlicht und einfach am Kontostand erfreuen. Man kann sich vielleicht zur Not auch an irgendwelchen Papierschnitzeln aufgeilen, aber manche tun sich da mit Geldscheinen leichter.
Will damit sagen: Was immer das eigentliche Ziel ist, hat mit dem angewandten Mittel zu seiner Erreichung nicht das Geringste zu tun. Jedes Mittel ist recht, so es nur den erwünschten Zweck sicherstellt. Deshalb heisst es ja so schön - oder unschön:"Der Zweck heiligt die Mittel." (es sei denn, es gibt mehrere Zwecke, wobei der Einsatz eines Werkzeugs zur Erreichung des einen Ziels das andere gefährden kann)
Das"höchste Ziel" ist mE wohl schlicht und einfach so zu leben, wie einem dies gerade hier und jetzt am schönsten erscheint. Der eine ist glücklich, wenn er auf seiner Veranda den Sonnenuntergang erleben darf, der andere ist glücklich, wenn er sein"Reich" errichten kann, und wieder ein anderer ist selig vor Glück, wenn er im Kampf für seinen Glauben sterben darf. Wie und was auch immer.
Das wird Dir jetzt sicher wieder alles zu abstrakt und abgehoben vorkommen. Damit muss ich wohl leben. ;-)
Auch wenn sich unser Leben fast ständig um dieses oder jenes"zentrale Werkzeug" dreht - das ist nur die Oberfläche. Es geht um mehr - viel mehr. Wer an nichts anderes denkt, als ein bestimmtes Werkzeug zu bekommen - sagen wir z.B. Geld - der wird früher oder später verhungern, verdursten oder verblöden, wenn es ihm letztlich doch nur um dieses alberne Zeugs geht!
Aber das ganze Theater ums"Geld" oder ums"Ã-l" hat schon seinen Sinn: Wenn irgendwann dieser Stumpfsinn nur lange genug wiederholt worden ist, weil es"ja so auf der Hand liegt" (Wer arbeitet heute nicht für Euro? Wer fährt heute kein Auto mit Erdölderivaten?... Heute!), dann kommt man uU gar nicht mehr auf die Idee, dass genau mit diesen Werkzeugen vielleicht ganz andere Ziele verfolgt werden. Um dem auf den Grund zu gehen, ist es - wie dottore so schön sagt - interessant,"immer schön aufs Herz zu zielen". Geld bzw. GZ ist dafür zumindest ein heisser Kandidat, aber nicht der einzige. Es ist einer der Hauptäste des Baumes der Erkenntnis.
> Ich irre ja in der Ansicht, das Ã-l wäre u.a. ein Kriegsgrund.
Sorry, ich schrieb Hauptgrund. Natürlich wird man den Sprudel dankend mitnehmen, aber Uwe liegt doch schon ein wenig näher, wenn er meint, die Kontrolle über das Ã-l sei das Entscheidende. Und wozu braucht man die Kontrolle? Was kann man mit Ã-l alles machen? Und was kann man alles nicht machen, wenn man kein Ã-l hat? -!!!- Andererseits: Selbst,wenn jemand alles Ã-l der Welt unter Kontrolle hat (wovon beim Irak, Syrien usw. nun keineswegs die Rede sein kann), ist der dann"completely in charge of the world"? Oder braucht es da nicht auch (oder in erster Linie) anderer Dinge? Und wozu kann man diese wiederum so alles gebrauchen?
Vielleicht ist es besser, sich den Irakkrieg folgendermaßen vorzustellen: Hier werden Spielfiguren aufgestellt, Trümpfe eingesammelt und potentielle Gegner getäuscht. Wofür? Das kann ich beim besten Willen nicht sagen."Sie" werden schon wissen, was sie tun.
> Was spricht gegen das Ã-l und warum liegt hier Prof. Heinsohn näher an der Wahrheit?
Vielleicht ein Zufallstreffer. Möglicherweise ist er persönlich auf der Seite der US-Regierung und will sie gegen Angriffe verteidigen. Oder aber es passt ganz einfach nicht zu seiner eigenen Theorie - dem Herrn Völkermordexperten.
Gruß, silvereagle
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JeFra
07.04.2003, 21:44
@ marocki4
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Heinsohn schreibt Schwachsinn, wie er es meist zu tun pflegt. |
-->Zuerst sollte man sich die Frage stellen, warum die Amerikaner überhaupt daran interessiert sein sollen, die Bildung eines Imperiums durch den Irak zu verhindern. Schliesslich sind die USA ja nicht direkt und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht indirekt betroffen. Direkt betroffen sind die USA vor alem von einer Einwanderungswelle nicht assimilationswilliger Mexikaner, die über kurz oder lang den englischsprachigen Amerikanern im Süden ihren Willen diktieren sowie diesen Teil der USA abspalten und einem mexikanischen Imperium zuschlagen können. Heinsohn hat sicher recht mit seiner Feststellung, daß eine solche Entwicklung die `Bürger des Westens' (in diesem Falle der USA) `betrifft'. Folgt man der Logik seiner Gedanken, müßten die USA (oder wenigstens der englischsprachige Teil der US-Bevölkerung) daran interessiert sein, die männlichen jungen Mexikaner zu zwingen, ihren Tatendrang durch Bürgerkrieg abzureagieren. Das wäre zwar, um Heinsohn zu zitieren, `entsetzlich', aber das Töten in einer solchen Bürgerkriegsregion `betrifft die Bürger des Westens nicht' (jedenfalls nicht in der Art, daß sie zwangsweise Bürger eines mexikanischen Imperiums werden). Bis jetzt sind aber keine Versuche der USA erkennbar, die Reichsbildung auf ihre Kosten durch ein demographisch stärkeres Volk vor der eigenen Haustür zu unterbinden. Warum nicht?
Die militärische Intervention in Nahost als Mittel gegen die Herausbildung eines mächtigen islamischen Reiches hat nur dann Sinn, wenn sie begleitet wird von innenpolitischen Maßnahmen, die auf die Behebung der inneren Schwäche des Westens gerichtet sind. Davon kann keine Rede sein, weder in den USA selbst noch in den anderen Staaten der `Koalition der Willigen' noch gar im übrigen Westeuropa. Es sind lediglich Schritte in Richtung auf die Umwandlung der USA oder auch Spaniens in einen Polizeistaat zu erkennen. Von einer Bekämpfung der 68iger Ideolgie oder wenigstens derjenigen Komponenten dieser Ideologie, deren praktische Realisierung die Schwäche des Westens verursacht hat, kann keine Rede sein.
Die demographische Schwäche des Westens war übrigens bereits in den späten vierziger Jahren leicht vorhersagbar. Man muß sich nur vor Augen führen, gegen welche Tugenden und Ideale beispielsweise ein Stück wie `Das Haus in Montevideo' von Curt Goetz gerichtet war. Im großen und ganzen war in den späten vierziger Jahren die Kulturszene schon weitgehend, wenn auch vielleicht nicht so ausschließlich wie heute, in den Händen von Kräften, die alles in Dreck zu ziehen strebten, was uns einst groß gemacht hat.
Man sollte also bei der Spekulation über die Motive für den Irak-Krieg vor allem an die Interessen einer religiösen Minderheit in den USA denken, deren Vertreter teilweise sogar exprissis verbis behaupten, dass der Krieg für ihre Interessen geführt wird und überhaupt der liebe Gott die Welt nur für sie geschaffen hat.
|
Jochen
07.04.2003, 21:51
@ nereus
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Re: Interview mit Gunnar Heinsohn:.. lesenswert! - Nereus |
-->Hi Nereus,
>Du schreibst: .. so wie in Toitschland auch manche noch vom"Reich" träumen...
>Ich fühle mich damit nicht angesprochen,
Hab ich auch nicht gemeint, sorry, sollte nicht so rüberkommen.
> Und ich dachte immer, die Araber haben Israel angegriffen. So kann man sich täuschen.
>Das macht doch nichts und deswegen gehen wir noch mal zurück in die Geschichte.
>1882 beginnt einer Auswanderungswelle von Juden aus Osteuropa in das unter osmanischer
>Herrschaft stehende Palästina.
Yep.
>Im Jahr 1939 betrug die Anzahl der Juden in Palästina 450.000.
>Vor allem die nationalsozialistische Politik vertrieb Hundertausende aus Europa nach dem zuvor der Besiedelungstraum der Zionisten sich nicht zu erfüllen schien.
>Die Juden fanden es nämlich in Europa und Amerika in den Zwanzigern gar nicht so schlecht und wollten nicht unbedingt in die dürre Wüste ziehen.
Die meisten Juden sahen sich als vollwertige Mitbürger, leider wurden sie bitter enttäuscht.
>Erst die NS-Rassenpolitik brachte die erhoffte Einwanderungswelle.
>Übrigens, Jochen, gewisse zionistische Kreise fanden die Politik Hitlers gar nicht so übel denn er spielte ihnen gewissermaßen in die Hände.
Leider haben sich manche fatal geirrt, ich weiß, daß manche jüdischen Organisationen die Nürnberger Gesetze sogar begrüßten, welch schrecklicher Irrtum.
>Nur fanden die einheimischen Araber die Besiedelung weniger lustig, denn ihnen wurde zunehmend der Lebensraum verengt.
Die Juden zogen vorwiegend in Gebiete, in denen kein Mensch leben wollte.
>Nach dem 2.Weltkrieg wurde die Lage unerträglich zwischen den Arabern, den Juden und den Engländern. Es entstand eine jüdische Terrorbewegung die schließlich die Briten zur Mandatsaufgabe zwangen. Am 15. Mai 1948 erlosch das britische Mandat. Am gleichen Tag rief der Nationalrat der Juden in Palästina den unabhängigen Staat Israel aus, der 77% von Palästina umfasste.
Ups, wars nicht eher so:
Am 29. November 1947 beschliesst die UNO die Teilung
Britsch-Palaestinas in einen juedischen und in einen arabischen Staat.
Die Juden nehmen an. Die Araber lehnen ab. Am naechsten Tag, dem 30.
November 1947, greifen »Freischaerler des Grossmufit bei Lydda(Lod)
den Bus Netania-Jerusalem an und ermorden fuenf Juden. Der ersten
Terrorwelle, die sich mehr oder weniger systemlos gegen einzelne Juden
in gemeinsam bewohten Grossstaedten auf Strassen und entlegenen
Siedlungen richtet, fallen bis zum 31.Dezember 1947 205 Juden zum
Opfer«. Daraufhin nun setzt rechtszionistischer Gegenterror ein: Eine
Autobombe explodiert am 5. Januar 1948 in Jaffa (18 Tote) und das
Massaker einer von Menachem Begin gefuehrten Gruppe vom 9.April 1948
in Dir Jassin kostet 254 Arabern das Leben.
Ungeachtet des am 30. November von den Palaestinensern begonnen
Krieges innerhlab des britischen Madatsgebiets, den auf juedischer
Seite die Haganah und Palmach sehr viel erfolgreicher fuehrten als el-
Husseinis Truppe »Heiliger Krieg im Heiligen Land« und die bereits in
Palaestina operierende syrisch-irakische »Arabische Befreiungsarmee«,
wird am 15.Mai 1948 die Republik Israel ausgerufen. Am 15. Mai greifen
die regulaeren Armeen Aegyptens, Jordaniens, Syriens, Libanons und
Iraks das neu gebildete Israel an. Es verspricht ein Blitzkireg zu
werden. Man hat es lediglich mmit 600.000 Juden (etwa die
Einwohnerschaft Frankfurts) zu tun, von denen gerade 30.000 bewaffnet
sind. Assam Pascha Abdar Rachmann, Generalsekretaer der Arabischen
Liga, verkuendet deshlab am 15.Mai: »Dies wird ein Ausrottungskrieg
und ein gewaltiges Massaker, ueber das man sprechen wird wie ueber die
mongolischen Massaker und die Kreizzuege«. Die engere
palaestinensische Fuehrung unter dem Grossmufti el-Husseini, der sich
schliesslich schon erfolgreich an der Ermordung von bald 6 Millionen
Juden in Europa beteiligt hatte, ist ebenfalls ueberzeugt, dass
weitere 600.000 Juden doch im Spaziergang erledigt werden koennten.
Der alte Kamarad wendet sich an seine Palaestinenser und an die
gesamte islamische Welt: »Ich erklaere den Heiligen Krieg, meine
moslemischen Brueder! Schlagt die Juden tot! Bringt sie alle um!« Der
Ausrottungsabsicht entspricht die Ausrottungsfaehigkeit noch nicht.
Die da alle umgebracht werden sollen, gehen zur Offensive ueber,
erringen sogar ein Territorium, das sie fuer Verteidigbar halten und
aus dem nun auch jene Araber fliehen oder vertrieben werden, von denen
viele bis heute in Fluechtilinslagern leben muessen.
Die da drei Jahre nach Auschwitz bei der Vollendung des Voelkermords
an den Juden vorerst scheiterten, nennt der deutsche Antizionist
»Opfer der Opfer«."(G.Heinsohn, Was ist Antisemitismus, 101ff)
Gruß
Jochen
|
silvereagle
07.04.2003, 22:31
@ JeFra
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interessanter Beginn, seltsamer Schluss |
-->Hallo JeFra,
vielen Dank für diese interessanten Ansichten. Abgesehen von einem bisschen zu viel an"DIE Amerikaner" etc. ein mE erfrischend-realistischer Kommentar.
> Bis jetzt sind aber keine Versuche der USA erkennbar, die Reichsbildung auf ihre Kosten durch ein demographisch stärkeres Volk vor der eigenen Haustür zu unterbinden. Warum nicht?
Kann mich täuschen, aber mir scheint, dass der für hiesige Verhältnisse unglaubliche Patriotismus in den USA nach wie vor eine solche Integrationswirkung ausübt, dass die beschriebene Gefahr insgesamt wohl nur gering eingeschätzt wird. Die USA waren immer schon ein Einwanderungsland - es gibt Theorien, die behaupten, dass gerade das den Erfolg dieses Projekts ausgemacht hat. Warum sollte sich das geändert haben?
> Es sind lediglich Schritte in Richtung auf die Umwandlung der USA oder auch Spaniens in einen Polizeistaat zu erkennen. Von einer Bekämpfung der 68iger Ideolgie oder wenigstens derjenigen Komponenten dieser Ideologie, deren praktische Realisierung die Schwäche des Westens verursacht hat, kann keine Rede sein.
Interessante Beobachtung.
> Die demographische Schwäche des Westens war übrigens bereits in den späten vierziger Jahren leicht vorhersagbar. Man muß sich nur vor Augen führen, gegen welche Tugenden und Ideale beispielsweise ein Stück wie `Das Haus in Montevideo' von Curt Goetz gerichtet war. Im großen und ganzen war in den späten vierziger Jahren die Kulturszene schon weitgehend, wenn auch vielleicht nicht so ausschließlich wie heute, in den Händen von Kräften, die alles in Dreck zu ziehen strebten, was uns einst groß gemacht hat.
"Uns"? Ich war damals jedenfalls noch nicht auf der Welt. ;-) Und meine Vorfahren waren allesamt nicht gerade sehr groß. Keiner über 1,75 m! ;-)
> Man sollte also bei der Spekulation über die Motive für den Irak-Krieg vor allem an die Interessen einer religiösen Minderheit in den USA denken, deren Vertreter teilweise sogar exprissis verbis behaupten, dass der Krieg für ihre Interessen geführt wird und überhaupt der liebe Gott die Welt nur für sie geschaffen hat.
Diesen Schluss finde ich viel zu abrupt, da fehlt der Übergang, da fehlen die (allfälligen) Zusammenhänge, sorry. Klingt fast schon wie ein"ceterum censeo". Und die pauschale Andeutung einer"religiösen Minderheit" halte ich für schlichtweg"Marke Holzweg". Wenn schon, dann Einzelne. Die Mehrheit (selbst innerhalb der"Minderheit") müsste über die eigentlichen Ziele im unklaren gelassen werden - das Risiko wäre viel zu hoch.
Umgekehrt kann der Appell an den zweifellos in jedem vorhandenen"Vereinfachungs- und Pauschalierungstrieb" wichtiges Werkzeug zur Zielerreichung sein. Wir sollten also bei den Fakten bleiben.
Gruß, silvereagle
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nereus
07.04.2003, 23:10
@ Jochen
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Re: Interview mit Gunnar Heinsohn:.. lesenswert! - Jochen |
-->Hallo Jochen!
Du schreibst: Am 29. November 1947 beschliesst die UNO die Teilung Britsch-Palaestinas in einen juedischen und in einen arabischen Staat. Die Juden nehmen an. Die Araber lehnen ab.
Das stimmt wohl.
Am naechsten Tag, dem 30. November 1947, greifen"Freischaerler des Grossmufit bei Lydda(Lod) den Bus Netania-Jerusalem an und ermorden fuenf Juden.
Es wurden sogar 7 Juden ermordert.
Der ersten Terrorwelle, die sich mehr oder weniger systemlos gegen einzelne Juden in gemeinsam bewohten Grossstaedten auf Strassen und entlegenen Siedlungen richtet, fallen bis zum 31.Dezember 1947 205 Juden zum Opfer". Daraufhin nun setzt rechtszionistischer Gegenterror ein: Eine Autobombe explodiert am 5. Januar 1948 in Jaffa (18 Tote) und das Massaker einer von Menachem Begin gefuehrten Gruppe vom 9.April 1948 in Dir Jassin kostet 254 Arabern das Leben.
Nun, die arabische Gewalt ist genauso zu verurteilen wie die zionistische.
Doch die Teilung Palästinas war der Stich in's Fleisch der Araber. Die UNO, die das britische Problem nun am Hals hatte, musste irgendeine Lösung finden und die ging klar zu Lasten der Einheimischen, zumal der östliche Teil Palästinas Jordanien einverleibt wurde. Palästina hörte praktisch auf zu existieren. Sollten die Araber jetzt auch noch Freudenfeste veranstalten?
Ungeachtet des am 30. November von den Palaestinensern begonnen Krieges innerhalb des britischen Mandatsgebiets, den auf juedischer Seite die Haganah und Palmach sehr viel erfolgreicher fuehrten als el- Husseinis Truppe"Heiliger Krieg im Heiligen Land" und die bereits in Palaestina operierende syrisch-irakische"Arabische Befreiungsarmee", wird am 15.Mai 1948 die Republik Israel ausgerufen.
Nochmals zum Mitschreiben bitte.
Am 29.11. empfahl die UNO die Zweiteilung des Landes. Das war ein schwerer Schlag in das Gesicht der Araber. Erst wird das Land nach und nach in Besitz genommen und dann schneidet man sich auch noch eine große Hälfte davon heraus. Diese Entscheidung sorgte letztlich für den palästinensischen Terror.
Am 15. Mai greifen die regulaeren Armeen Aegyptens, Jordaniens, Syriens, Libanons und
Iraks das neu gebildete Israel an.
Weil die Araber diesen Staat als Fremdkörper empfanden und das bis heute noch tun. Er wurde ihnen einfach auf's Auge gedrückt ohne sie groß zu fragen.
Imperiale Politik hatte sich wieder mal durchgesetzt und Du darfst bei Deiner Darstellung auch nicht den Rest des Orients vergessen.
Die Zerfall des Osmanischen Reiches (Frieden von Sevres), die Kolonisierung des Irak, die Abzweigung von Kuwait, die französischen und englischen Machtgelüste in Syrien, Libanon usw..
Die Araber, auch wenn sie selbst keine Waisenknaben waren, wurden von den Europäern und Amerikanern belogen und betrogen das die Schwarte kracht.
Die engere palaestinensische Fuehrung unter dem Grossmufti el-Husseini, der sich schliesslich schon erfolgreich an der Ermordung von bald 6 Millionen in Europa beteiligt hatte..
Jochen, Du weißt das die Zahlen der ermordeten Juden permanent gesenkt werden.
Das sollte nun wirklich kein Geheimnis mehr sein. Einige Hundertausend oder knapp eine Millionen tote Juden sind auch eine schreckliche Zahl. Wo und wie sie umgekommen sind, lassen wir jetzt mal dahingestellt.
mfG
nereus
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Zardoz
07.04.2003, 23:19
@ Uwe
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Ja... ;-) (owT) |
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JeFra
08.04.2003, 00:11
@ silvereagle
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Re: interessanter Beginn, seltsamer Schluss |
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Warum sollte sich das geändert haben?
Weil keinerlei Assimilation der Einwanderer stattfindet und die Werte der für den Aufbau der USA als moderne Industrienation ausschlaggebenden Bevölkerungsgruppe (der WASPs) auf zunehmend aggressive Weise bekämpft werden (political correctness). Sehen Sie sich doch mal einen US-Film aus den 30iger Jahren an und dann die Filme aus den 90igern dagegen! Welche Filme richten sich an Menschen mit einem Mindestmaß an Anstand, Fleiß und Werten, ohne die keine Gesellschaft über längere Zeit bestehen kann? Und welche Filme verherrlichen Gewalt, Rauschgiftsucht, und sexuelle Zügellosigkeit? Klar gibt es da Ausnahmen, aber der Trend ist unverkennbar & über die Folgen kann nicht der geringste Zweifel bestehen.
Klingt fast schon wie ein"ceterum censeo".
Ist es auch. Ich gehe mit meiner Meinung nicht hausieren wie die Zeugen Jehovas und äußere mich in diesem Forum, wie auch in anderen Foren, meist nur als Antwort auf andere Beiträge. Ich sehe auch keinen Grund, mich mit Ihnen endlos über diese Frage zu streiten. Aber trotzdem ist meine Meinung in dieser Angelegenheit sehr dezidiert. Lesen Sie beispielsweise den `Jud Süß' und ziehen Sie Ihre Konsequenzen, ganz persönlich. Sie können zwar Ihre Augen schließen vor den Zusammenhängen zwischen der Tagespolitik und dem Bild, das Feuchtwanger von den Verhältnissen im Württemberg des 17. Jhdts zeichnet. Aber dadurch verschwinden diese Zusammenhänge mit der aktuellen Tagespolitik nicht aus der Welt, sondern nur aus Ihren Augen. Und auch an den Folgen dieser Politik für Sie ganz persönlich wird sich nicht das Geringste ändern.
Wenn schon, dann Einzelne. Die Mehrheit (selbst innerhalb der"Minderheit") müsste über die eigentlichen Ziele im unklaren gelassen werden - das Risiko wäre viel zu hoch.
Sicher ist die große Masse der Juden in den USA nicht mit allen Details der Pläne ihrer politischen Führung vertraut. Es reicht, wenn sie prinzipiell bereit ist, diese Pläne zu decken. Meiner Meinung nach ist diese Bereitschaft selbst bei sehr radikalen Plänen gegeben, denn die jüdische Religion ist eine aggressive Religion (AT lesen!).
MfG
JeFra
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nereus
08.04.2003, 11:32
@ silvereagle
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Re: 'Es geht ja nur ums Ã-l!' - silvereagle |
-->Hallo Silberadler!
Ich habe Deine Zeilen gelesen, meine nun etwas klarer zusehen, doch es klemmt halt immer noch ein wenig. ;-)
Du schreibst: dass all das, sprich: Geld, Gold, Ã-l, usw., nichts anderes als Mittel zum Zweck sind - absolut unabhängig davon, was dieser Zweck auch immer sein mag. Auch Macht ist ein solches Werkzeug - auch wenn es in den heutigen Zeiten kaum noch zu erkennen ist, weil es zum unumstrittenen Mainstream gehört (selbst in allerlei"hoch-intellektuellen Kreisen"), dass"die Macht" das höchste aller Gefühle sei. Wozu man diese"Macht" alles einsetzen kann, ist dann offenbar nebensächlich. Es scheint nur noch eine Frage zu sein von"Haben - oder nicht haben".
Nun, wenn das Ã-l oder die Macht das Mittel zum Zweck sind, muß man diese eben an sich reißen bzw. gebrauchen.
Nehmen wir mal an wir kennen beide das"große Endziel" nicht.
Wichtig ist doch dabei nur zu wissen, daß die Macht oder das Ã-l wesentliche Voraussetzungen dafür sind.
Wer z.B. schöne Musik hören will, der eigenen Befriedigung wegen, muß sich eine CD kaufen und dafür benötigt man wiederum Geld, weil es CD's in Musikgeschäften nur gegen Geld gibt. Die Klau- und Selbstsing-variante lassen wir jetzt mal weg. ;-)
Doch ist das nicht eigentlich trivial?
Es geht doch nicht darum warum jemand die Bank ausraubt, um sich was schönes zu kaufen oder mit den erbeuteten Zetteln die Wände zu tapezieren, sondern das die Bank ausgeraubt wird.
Im Objekt Bank gibt es eben noch andere Interessenlagen, z.B. das Konto von silvereagle.
Und der wird wenig erfreut sein über den Raubzug, vorausgesetzt er steckte nicht selber unter der Strumpfmaske. [img][/img]
Die Motive des Diebes werden Dich weniger interessieren, die Tatsache das Dein Geld"fujiyama" ist, dürfte durch Dich höher zu bewerten sein.
Doch dem Räuber ging es um das Geld und Dir auch. Wozu der Dieb bzw. Du das Geld am Ende benötigen ist sekundär.
Wenn ich diese Überlegungen jetzt auf den Irak-Konflikt übertrage, finde ich schon das es dort u.a. um's Ã-l geht. Denn der direkte Zugriff auf die Ã-lvorkommen läßt erheblich mehr Gestaltungsspielraum hinsichtlich der Macht zu als der indirekte, z.B. über Handelsbeziehungen.
Verfügung über Ã-l bedeutet wirtschaftliche Macht. Wirtschaftliche Macht ist die direkte Voraussetzung für militärische Macht usw..
Ich hoffe Deine Abstraktion verstanden zu haben, nur kann ich nicht erkennen wie diese mir bei der Erklärung der Weltkonflikte weiterhelfen kann.
Vielleicht ist es besser, sich den Irakkrieg folgendermaßen vorzustellen: Hier werden Spielfiguren aufgestellt, Trümpfe eingesammelt und potentielle Gegner getäuscht. Wofür? Das kann ich beim besten Willen nicht sagen."Sie" werden schon wissen, was sie tun.
Das mag ja alles sein.
Doch ich bleibe dabei, es geht um's Ã-l, direkte Kontrolle des Nahen und Mittleren Ostens und dies sind direkte Voraussetzung für irdische Macht. Was hinter den Wolken passiert, entzieht sich meines Verstandes und ist nur nebenbei diskutabel.
Das ist auch der Grund warum ich z.B. die Bibeltexte hinsichtlich der Beschreibung von vergangenen Ereignissen, trotz wahrscheinlicher Übersetzungsfehler, einigermaßen wörtlich nehme.
Fange ich an zu interpretieren, habe ich schon verloren und beginne mir die Welt so zu basteln wie ich sie gerne hätte. Zumindest sehe ich diese Gefahr.
Das ist immer sehr schön zu beobachten wenn Psychologen im Fernsehen über diese und jene Motive von Leuten reden.
Nichts gegen die Psychologie, doch wenn es nicht"greifbares" gibt, kann man sich die Erklärung auch sparen.
Das sage ich meinen Kunden auch immer, wenn sie fragen was sie in unserer Software im Feld Schadensursache eintragen sollen, wenn sie nicht herausgefunden haben warum die Maschine steht.
Ich antworte dann: Wenn Sie die Ursache nicht kennen, dann verschwenden Sie keine Zeit diese um jeden Preis zu benennen. Dann bleibt das Feld eben leer.
Eine falsche Erklärung, nur um die Daten komplett zu haben, führt noch viel tiefer in den Wald.
mfG
nereus
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Luigi
08.04.2003, 12:04
@ nereus
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Re: Spitzenkommentar! MACHT! Da fällt mir auch der Vergleich Bush+Gates und Micr |
-->Spitzenkommentar! MACHT! Da fällt mir auch der Vergleich Bush+Gates und USA+Microsoft ein!
Bezüglich MACHT
Hier wird gerne über Microsoft/Gates gelästert! Ich gehöre auch dazu!
Wie umgeht man die Aktivierung, Registrierung, das nach Hause telefonieren des Windows XP etc etc etc
Aber: Die meisten kaufen/nutzen Microsoft-Produkte! Das ist Macht. Microsoft verlangt ja nicht, dass wir ihre Produkte lieben. Solange wir Microsoft als Betriebssystem/Officesoftware No. 1 akzeptiern!
Genauso ist es mit USA und Bush! Kein Ami der Welt verlangt von uns, die USA zu mögen!
Aber: Wir sollen niemals die USA als Weltmacht No.1 in Frage stellen.
Der Irak/Saddam hat es aber getan: Ã-l auf €uro-Basis verkaufen. Wenn das einreißt! Der Iran will folgen. Die Deutschen und Franzosen maulen nicht im Stillen über die USA! Nein, ganz offiziell.
Sogar Firmen wie EADS(Airbus) denken laut darüber nach, ihre Produkte auf €uro-Basis zu verkaufen!
MFG
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