-->Bomben auf Palästinenser
Im Schatten des Irak-Krieges macht sich Scharon
nicht nur im Westjordanland breit
Wenn die Völker dieser Erde neben dem Irak-Krieg eine weitere Sorge umtreibt, so ist es die Angst vor
einem möglichen Flächenbrand im Nahen Osten, ausgelöst durch die Strafaktionen des israelischen Militärs
gegen die Palästinenser. Zum ersten Mal haben jetzt Holocaust-Überlebende in den USA in einer
Zeitungsanzeige ihr Unbehagen gegenüber der Besatzungspolitik des Ariel Scharon ausgedrückt, mit der
Begründung, dass gerade die Lehren der Schoah sie zu dieser Haltung verpflichteten. Prompt kam die
Reaktion aus Tel Aviv: in New York (man höre und staune) mache sich Antizionismus breit. Erbost zeigte man
sich nicht nur über diese Anzeige, sondern auch über amerikanische Politiker und Publizisten. Der
demokratische Kongressabgeordnete James Moran sowie der ehemalige Präsidentschaftsbewerber Pat
Buchanan hatten"Amerikas Zionisten in der Bush-Regierung als die eigentlichen Kriegstreiber gegen den Irak"
bezeichnet. Die"Washington Times" gar machte"tollwütige Israel-Unterstützer" für den Überfall auf den Irak
verantwortlich.
Wie recht die Zeitung mit ihrer Feststellung hatte und wie richtig das Gespür der Israel-Kritiker selbst in New
York ist, kann man dort alle Tage verfolgen. So teilte"The Jerusalem Report" seinen Lesern am ersten Tag des
Irak-Krieges triumphierend mit:"Einige führende Bush-Berater wie Vizeverteidigungsminister Wolfowitz, Robert
Perle, Feith und Abrahams sind Juden und gleichzeitig Falken in Sachen Irak", es sei ganz klar, dass mit
diesem Krieg auch die Karten im Sinne Israels vollständig neu gemischt würden.
Gute Laune auf Gasmaskenbällen
In Tel Aviv herrscht seit dem 20. März besonders gute Stimmung. Für 2,2 Milliarden Dollar hat sich das Land
einen Hightech-Waffenwall zugelegt. Die Israelis sind überzeugt, dass keine Rakete ihr Land treffen kann. Die
Raketenabwehrsysteme vom Typ"Arrow 2" stehen über das ganze Land verteilt bereit, auch neue Batterien
der"Patriots" wurden aufgefahren, zwei davon hat Deutschland geliefert. Im arabischen Raum ist man sich
sicher: sollte Israel von Raketen getroffen werden, wird es seine Massenvernichtungswaffen einsetzen - ohne
Rücksicht auf die Meinung der Welt.
Der"Spiegel" schreibt:"Von Haifa bis Herzlija, von Tiberias bis Tel Aviv, Israel spielt Normalität. Keine
Anzeichen von Panik, Schulen, Lokale, Supermärkte sind geöffnet. Nur sollen die Israelis, wo immer sie auch
hingehen, Gasmaske und Atropin-Ampullen bei sich tragen. Neuester Trend: sogar für Hunde, Katzen und
Papageien wurden Gasmasken entwickelt." Auch Palästinenserkindern wurde eine Recht auf Gasmasken
zugesprochen. Aber nur, wenn ein Elternteil einen jüdischen Pass besitzt.
Bomben auf Wohnhäuser
Was aber den Bombenterror angeht, so hat die israelische Armee wie keine andere dieser Welt Erfahrungen
damit, durch Präventivschläge ein Höchstmaß an zivilen Opfern zu erzielen. Mehr als 1600 Palästinenser
wurden in den letzten beiden Jahren von israelischen Soldaten getötet. Keine Woche vergeht, ohne dass die
Welt mit solchen Nachrichten konfrontiert wird:"Zwei Tote und 16 Verletzte bei Panzervorstoß in die Ortschaft
Beit Chanun";"Bomben auf Wohnhäuser - erneut zivile Opfer durch israelische Armee". Meist aber heißt es
nur lakonisch"Wohnhaus eines Attentäters gesprengt".
Was in den Zeitungen dann klein gedruckt folgt und beinahe schon zur Routinemeldung des Alltags gehört, bei
diesen"präventiven Maßnahmen" sind regelmäßig unschuldige Opfer zu beklagen. Mal stürzt nach der
Bombardierung eines Wohnhauses das Nachbarhaus mit ein und begräbt ganze Familien unter sich. Oder eine
schwangere Frau konnte nicht schnell genug davonlaufen, als israelische Panzer ihr Wohnviertel niederwalzten.
Im vergangenen Sommer flogen israelische Kampfflugzeuge einen Angriff auf Gaza-Stadt. Der Einsatz galt
einem gesuchten Terroristen, wie die Regierung Scharon verlauten ließ. Bei dem Angriff kam jedoch nicht nur
der Gesuchte um, sondern 16 weitere Zivilisten, darunter zehn Kinder und Jugendliche.
Palästina im Würgegriff
Dass sich Ariel Scharon im Windschatten des Irak-Krieges im Westjordanland noch dreister breit macht und
den Bau seiner bombastischen Mauer eiligst vorantreibt, auch dies melden die Medien der Welt zunehmend
mit Erbitterung. In der"Neuen Zürcher Zeitung" wird das Monstrum entlang der"Bye-Pass-Road" vor allem
auch deshalb angeprangert, weil es"fast nirgends auf einer international anerkannten Grenze entlang führt".
Die Mauer diene zu nichts anderem, als den Palästinensern die Luft zum Atmen zu nehmen. Ein ganzes Volk
werde nicht nur eingemauert, sondern die hinter dem Wall lebenden Menschen von Arbeit, Einkommen, Brot
und Wasser fern gehalten.
Nicht einmal ihre Felder können palästinensische Bauern mehr erreichen. Felder und Olivenhaine, seit
Jahrhunderten von ihnen bewirtschaftet, sind überdies beschlagnahmt worden für den Bau jüdischer Siedlungen
oder Schnellstraßen. Damit die so genannten Siedler bequemer ins Kernland kommen, in die Discos, Cafe´s,
Bars und sonstigen Vergnügungszentren.
Dr. Richard
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